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René Wadas ist Gärtnermeister und als beliebter Pflanzenarzt bekannt. In seinem neuen Buch widmet er sich den Zimmerpflanzen. 78 Prozent der Deutschen haben mindestens eine von ihnen in ihren vier Wänden stehen. Bei zibb erklärt er, wie jeder von uns zum "Pflanzenversteher" wird und die perfekte Pflanze für sein Zuhause findet.
Sie erleben spätestens seit Corona ihr Comeback: Zimmerpflanzen. Und das zu Recht: Erst mit ihnen wird es doch so richtig wohnlich und: sie tun uns Menschen einfach gut. Doch welche Pflanze passt wohin? Welche ist pflegeleicht? Und: Was tun, damit der Ficus fit bleibt? In seinem neuesten Buch gibt der Pflanzenarzt René Wadas Antworten. Der Mann, dem die Menschen ihre Pflanzen anvertrauen, weiß auch, was ganz natürlich gegen Blattlaus und Mehltau hilft. In seiner Pflanzenklinik und durch seine zahlreichen Beratungen hat er schon so manch totgeglaubtem Topf neues Leben eingehaucht. Auch im zibb Studio gibt der grüne Doktor Tipps rund um Zimmerpflanzen, damit sie uns länger als nur ein paar Wochen erfreuen.
Warum tun uns Zimmerpflanzen gut?
Pflanzen lassen das Zuhause schöner, wohnlicher, interessanter aussehen. Und sie können dabei tatsächlich beruhigend wirken, alleine durchs Anschauen, aber auch noch auf andere Weise. René Wadas Tipp, wenn man in stressigen Zeiten schwer zur Ruhe kommt: eine Jasminpflanze ins Schlafzimmer stellen. Der Duft kann Ängste abbauen, beruhigten und den Schlaf fördern.
Darüber hinaus sind Pflanzen sehr gute Luftreiniger, sie filtern tatsächlich auch Schadstoffe wie Nikotin oder Formaldehyd. Zu den Hochleistungsluftfiltern zählen z.B. das Einblatt, der Efeu, die Grünlilie. Außerdem wandeln die Pflanzen 80 Prozent des Gießwassers in Luftfeuchtigkeit um, das ist auch gut fürs Raumklima.
Sprache der Pflanzen
Was sind häufige Merkmale, an denen man erkennt, dass es der Pflanze nicht gut geht?
Braune Flecken, weißliche Belege oder schwarze Verfärbungen auf Blättern können z.B. auf Pilzerkrankungen hindeuten. Gelbe Blätter, abgeworfene Blätter: da kann die Ursache eine Standortveränderung sein. Pflanzen mögen es nicht, wenn man sie von einen Raum in den nächsten trägt oder wenn man sie plötzlich nach einem Winter nach draußen in die Sonne stellt. Blätter können auch abfallen, wenn die Pflanze zu viel oder zu wenig gegossen wird.
Die Pflanze wächst nicht/blüht nicht: das kann auf Nährstoffmangel hindeuten. Pflanzen müssen regelmäßig gedüngt werden. Und zwar die meisten Zimmerpflanzen nur den Sommer über, bis zur Uhrumstellung.
Also: Genau hinschauen. Pflanzen zeigen sehr deutlich, wenn es ihnen nicht gut geht. Und: machen Sie sich schlau, was die Pflanze braucht.
Richtig gießen
Die größte Unsicherheit beim Umgang mit Pflanzen gibt’s wohl beim Gießen, wie geht’s richtig?
Faustregel: besser zu wenig, als zu viel. Denn wenn ich länger zu viel gegossen habe, wird die Pflanze krank und ist nicht mehr zu retten, sagt René Wadas. Am besten ist immer noch die Fingerprobe: einmal den Finger beherzt in den Topf stecken und fühlen, ob die Erde noch feucht ist oder nicht. Bei den meisten Pflanzen sollte zumindest die Oberfläche abgetrocknet sein. Tägliches Gießen ist oft zu viel, im Winter reicht oft einmal wöchentlich. Dabei unbedingt Staunässe verhindern.
Das Wasser sollte nicht direkt aus der Leitung kommen und zimmerwarm sein. Hartes, also stark kalkhaltiges Wasser ist meist schlecht, weil wir ja meist tropische Pflanzen haben, dann bekommen die evt. braune Flecken besser ist Regenwasser. Falls das nicht möglich ist: einen Eimer mit Wasser mit zwei Handvoll Moos mischen, das macht weiches Wasser. Auch mit kaltem Kaffee kann man Pflanzen schon mal gießen, empfiehlt René Wadas. Kaffeesatz gehört hingegen nicht auf Zimmerpflanzen, hier besteht die Gefahr der Schimmelbildung.
Weitere Pflegemaßnahmen
Viele tropische Pflanzen mögen es feucht und freuen sich, wenn sie besprüht werden und/oder wenn wir für feuchte Umgebung sorgen. Große Blätter sollten ab und zu mit einem feuchten Tuch von Staub befreit werden. Einige Pflanzen mögen es auch, wenn man sie hin und wieder im Bad komplett abduscht, die Erde sollte dann mit einer Plastiktüte abgedeckt sein. Regelmäßiges Düngen nicht vergessen, außer im Winter. Trockene Blätter abschneiden und dabei die Pflanze auch mal nach möglichen Schädlingen absuchen.
Pflanzenschädlinge
René Wadas verzichtet auf chemische Pflanzenschutzmittel, stattdessen setzt er auf natürliche Mittel, hier einige Beispiele:
Die schlimmsten Schädlinge:
Trauermücken: das sind kleine Fliegen, ähnlich wie Fruchtfliegen, die Larven leben in der Erde und können Wurzeln und Pflanze schädigen. Sie lieben es feucht. Da hilft es also, die Erde auszutrocknen. Ein Hausmittel sind Streichhölzer (Schwefel), einfach in die Erde stecken. Auch eine Behandlung mit Neem kann helfen, außerdem: Klebe-Gelbtafeln nicht aus Plastik, sondern aus Papier aufstellen.
Spinnmilben: Sie lieben es warm und trocken, oft zu erkennen an Spinnfäden und Gespinsten. Bei Spinnmilben empfiehlt der Pflanzenarzt die Pflanze mit Wasser zu besprühen und/oder einen Knoblauchsud.
Blattläuse: Einzelne Blattläuse absammeln, sind es zu viele kann man sie mit Wasser und Schmierseife vertreiben.
Schildlaus: Gegen die Schildlaus, die gern an der Blattunterseite haftet, kann im frühen Stadium ein Abwischen der Blätter mit einem Lappen, der in Efeutee getränkt wurde helfen.
Wolllaus: Gut zu erkennen an ihrem watteartigen Gespinst. Mit Wolllaus befallene Pflanzen behandelt der Pflanzenarzt mit Orangenöl.
Aber glückliche Pflanzen, die man gut und richtig pflegt, sind auch unanfälliger gegen Schädlinge. Man kann auch mit einigen pflanzlichen Mitteln gut vorbeugend behandeln und stärken, meint René Wadas.
Die richtige Erde, das richtige Gefäß
Gute Erde sollte torffrei, nicht klumpig sein, sonst bekommt man schnell Trauermücken, Wurzelfäule und Staunässe, meint der Pflanzenarzt. Möglichst lockere Erde sollte es sein. Die Prüfung geht so: eine Hand voll Erde nehmen und fest pressen, sie darf dann nicht klumpen. In guten Gartencentern ist immer ein Sack Erde offen, sagt René Wadas. Ein Tontopf ist besser als ein Plastiktopf.
Pflegeleichte Anfänger-Pflanzen:
Äußerst unkompliziert ist z.B. die schnellwachsende Grünlilie, sie lässt sich auch gut vermehren. Mit ihr hat man schnelle Erfolgserlebnisse. Die Ableger sind ein tolles grünes Geschenk, meint der Pflanzendoktor. Sie mag einen hellen Standort, keine direkte Sonne. Steht sie zu dunkel, verliert sie u.U. ihre helle Färbung. Sie ist recht unempfindlich gegen Schädlinge. Im Trend die Sorte Bonnie, mit gedrehten Blättern.
Bei der Glücksfeder darf man schon mal das Gießen vergessen. Ihre dickfleischigen Blätter sind ideale Wasserspeicher, sie verträgt sowohl helle als auch dunklere Standorte. Schädlinge meiden sie, einzig wenn man sie zu viel gießt ist Ende, meint der Pflanzen-Doktor.
Mit wenig Licht kommt der rankende Efeu zurecht, er wird nur mäßig gegossen und gedeiht so richtig gut, wenn man ihn gleich nach dem Kauf in einen größeren Topf umpflanzt.
Auch das dekorative Einblatt benötigt nicht viel Licht, es blüht sogar nur, wenn es nicht zu hell ist, weiß der Pflanzenarzt.
Sehr genügsam ist auch der Ficus Elastica, der großblättriger Gummibaum war mal in Verruf geraten, als langweilige Büropflanze, erlebt sein Comeback, gibt’s jetzt auch schattiert, mit Muster (panaschiert). Er ist widerstandfähig, braucht nur mäßig Wasser, mag es hell und warm, aber keine direkte Sonne.
Trend-Zimmerpflanzen
Auch Zimmerpflanzen sind ja Trends und Moden unterworfen, hier haben wir einmal einige, die gerade angesagt sind:
Früher als „Schwiegermutterzunge“ bespöttelt, gilt der Bogenhanf jetzt als Trendpflanze.
Wegen ihrer ungewöhnlichen Form ist die Ufopflanze oder Pilea sehr beliebt. Ihre Form erinnert an Ufos aber auch an Münzen, daher gilt sie in ihrer Heimat China auch als Glücksbaum. Achtung: Die Pilea mag nicht wie viele andere Zimmerpflanzen besprüht werden, darauf kann sie mit Flecken reagieren.
Beeindruckend durch ihre ungewöhnlichen Blüten ist die Leuchterblume.
Und äußerst beliebt ist schon seit einiger Zeit die Monstera, Egal ob als junges Minimonster. Oder als gefleckter wertvoller Riese („Variegata“). Solche Raritäten können mehrere Hundert Euro kosten. Und der Pflanzenarzt weist daraufhin, dass solche „panaschierten“ Exemplare
ihren Glanz der gemusterten Blätter verlieren können, wenn wie zu dunkel stehen. Nur bei ausreichend Licht bleibt die weiße Farbe auf den Blättern erhalten. Das gilt im Übrigen auch für viele andere weiß gemusterte Pflanzen.
Pflanzen fürs Schlafzimmer
Pflanzen fürs Schlafzimmer, rauben die uns im Schlaf nicht den Sauerstoff?
Ja, das wird immer wieder diskutiert, aber in der Regel geben die tagsüber mehr Sauerstoff ab, als sie nachts benötigen, man muss sich ja auch nicht das ganze Schlafzimmer vollstellen. Wer aber ganz sicher gehen möchte, dem kann der Pflanzenarzt sogenannte CAM Pflanzen empfehlen, das sind Pflanzen, die nachts CO2 aufnehmen. Sie stammen meist aus der Wüste und schützen sich so vor Verdunstung tagsüber. Dazu zählen z.B. Kakteen, sukkulenten Dickblattgewächse. Als Pflanzen z.B. der Geldbaum, die Aloe Vera, Elefantenohr.
Beitrag von Susanne Stein