
Claudius Dreilich & Bernd Römer -
"Über sieben Brücken musst du gehn" ist die erfolgreichste deutsch-deutsche Rockballade - eine Metapher für die getrennten Staaten im Kalten Krieg. 1977 hat Karat das Lied aufgenommen. Drei Jahre später überqueren die Zeilen den eisernen Vorhang: Peter Maffay macht es in der Bundesrepublik zum Hit. Die Geschichte der Rock-Hymne erzählt ein Film mit den Musikern Bernd Römer und Claudius Dreilich am Dienstagabend im rbb-Fernsehen.
In der DDR spielte Karat netten Radio-Pop - bis der erste Sänger Hans-Joachim Neumann zur NVA eingezogen wurde und sich Gitarrist Herbert Dreilich mit dem Mikro in der Hand zum König der DDR-Rock-Welt krönte. Romantischer, manchmal melancholischer Rock mit großen Melodiebögen gab dem Karat-Sound später einen eigenen Charakter und bald auch Kult-Status: Selbst ein obligatorischer "Rock-für-den-Frieden"-Song klang bei Karat eben nicht peinlich.
Nachdem in der DDR eine kleine deutsch-polnische Liebesgeschichte erschienen war, sollte Regisseur Hans Werner diese 1977 verfilmen. Weil er unbedingt mit einer Rockband arbeiten wollte, landete der Job schließlich bei den Karat-Urgesteinen. Der Musikmanager Peter Schimmelpfennig entdeckte die "7 Brücken" schließlich im Autoradio und brachte den Song und die Band auf die andere Seite der Mauer. Das Lied entwickelte eine Magie, die die Menschen in beiden Deutschlands zueinander kommen ließ.
Hit folgte auf Hit und der "Schwanenkönig" starb im Westen ebenso schön wie in der DDR. Die Kategorie "Ost-Rock" war noch gar nicht erfunden, da hatten Karat sie schon beerdigt. Sie füllten die Waldbühne vor und nach der Wende. Für den Frontmann Herbert Dreilich schlug die letzte Stunde schon kurz nach dem 62. Geburtstag. Sohn Claudius löste ihn ab, obwohl er nie im Leben daran gedacht hatte, mit Musik einmal sein Geld zu verdienen.
Ein Beitrag von Ralph Stolle