Union Berlin zu Gast in Mönchengladbach - Ein Schlüsselspiel im Abstiegskampf

Fr 26.04.24 | 17:48 Uhr
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Gladbachs Florian Neuhaus (l.) und Unions Mikkel Kaufmann im Zweikampf. (Foto: IMAGO / Contrast)
Bild: IMAGO / Contrast

Union Berlin steht nach drei Niederlagen infolge wieder knietief im Abstiegskampf. Am 31. Spieltag reisen die Eisernen zu Borussia Mönchengladbach. Die Fohlen stehen tabellarisch kaum besser da - eine Schlüsselpartie im Ringen um den Klassenerhalt.

Fünf Fakten zum Spiel

  • Union Berlin hat sieben der bisher zehn Aufeinandertreffen mit M’Gladbach gewonnen
  • Union-Trainer Nenad Bjelica feierte im Hinspiel sein Debüt und holte den ersten Sieg seit über drei Monaten
  • Union-Leihgabe Jordan wird der Borussia am Sonntag verletzungsbedingt fehlen
  • Die "Fohlen" haben mit 53 Ligatoren doppelt so viele erzielt wie die "Eisernen" mit 26 Treffern
  • Gladbach hat noch keines seiner Rückrunden-Heimspiele gewinnen können

Der Gegner-Experte

Kevin Schulte ist seit frühester Kindheit Fan von Borussia Mönchengladbach, was vor allem an seiner Herkunft im Sauerland liegt. Mittlerweile wohnt der 30-Jährige in Berlin, die Heimdauerkarte lässt er sich dennoch nicht nehmen. Seit 2019 betreibt er zusammen mit zwei Freunden den Fan-Podcast "Pfostenbruch", der vor allem einen ganzheitlichen Blick auf den Verein wirft. "Die Spiele der Borussia sind seit jeher ein Sehnsuchtsort für mich – sie halten mich in einer normalen Woche auf Trapp", so Schulte. "Es ist – trotz der auch vielen negativen Gedanken – Urlaub im Kopf."

So läuft es sportlich bei Gladbach

Borussia Mönchengladbach gegen den 1. FC Union Berlin - dass jene Begegnung am 31. Spieltag der Fußball-Bundesliga ein Duell im Abstiegskampf sein könnte, hätten vor der Saison wohl die wenigsten gedacht. Vier Spieltage vor Saisonende trennen Gladbach vier Punkte vom Relegationsrang, die "Eisernen" sogar nur zwei Zähler. Am Sonntag (15:30 Uhr) treffen die Krisenteams in Mönchengladbach aufeinander.

Die Gastgeber wollten eigentlich eine "stabile Saison" spielen, erklärt Kevin Schulte gegenüber rbb|24. Der 30-Jährige ist Fohlen-Fan und begleitet den Verein seit 2019 auch durch den Podcast "Pfostenbruch". Doch genau jene Stabilität wurde nie erreicht. "Bedingt durch die Abgänge zahlreicher Leistungsträger wie Marcus Thuram, Jonas Hofmann oder Ramy Bensebaini, für die man kaum Geld einnahm, hatte man einen großen Aderlass", erklärt Schulte. "Es brauchte also diesen Umbruch, doch der hatte eine große Inkonstanz zur Folge: Man konnte in dieser Saison kein einziges Mal zwei Spiele infolge gewinnen."

Kritik geht dabei vor allem an Trainer Gerardo Seoane, der vor Saisonbeginn das Amt übernommen hatte. Schulte wirft dem Schweizer vor, der Mannschaft bis heute keine klare Spielidee vermittelt haben zu können. "Das führt dazu, dass wir jedes Spiel sehr viele Tore schießen müssen, um zu gewinnen, da wir andersherum sehr viele kassieren. Das beste Beispiel war das 3:4 am letzten Spieltag gegen Hoffenheim, in welchem ein Dreierpack von Robin Hack nicht ausreichte und das an Dämlichkeit nicht zu überbieten war."

Gladbach - das ist diese Saison Spektakel: Die Elf vom Niederrhein hat mit 53 Toren den sechstbesten Angriff der Liga, gleichzeitig aber auch mit 60 Gegentoren die mit zwei weiteren Teams geteilte zweitschlechte Abwehr. Ein Ergebnis von wilden Spielverläufen und wenig durchdringendem Konzept.

Das bewegt die Fans

Dass die Borussia in der Saison 2023/24 gegen den Abstieg spielt, ist das Ergebnis von gleich mehreren enttäuschenden Jahren. Fan- und Podcaster Schulte gibt der Vereinsführung die Schuld für den Verfall. Sie umgibt der "Geist des Provinziellen, weil man sich externen Einflüssen überhaupt nicht hingibt. Es wäre eigentlich an der Zeit, doch der Verein lebt es so vor, als sei der Weg mit der internen Lösung Roland Virkus alternativlos und kein Hereinholen eines Externen mit echter Expertise für seine Rolle möglich." So baue der Klub aktuell eine Wagenburg auf, in der aber die falschen Leute säßen.

Roland Virkus ist der sportliche Geschäftsführer des Vereins, er folgte vor zwei Jahren auf Max Eberl und konnte bislang keinen sportlichen Umschwung einleiten. "Ich fühle mich in meiner Perspektive von vor zwei Jahren bestätigt: Es war nach dem plötzlichen Abgang von Max Eberl eine hektische Entscheidung, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Es gelingt Virkus nicht, inhaltlich stark zu argumentieren, er macht eine schwache Figur", so Schulte deutlich.

"Die Fans ärgern sich derzeit darüber, dass der Verein sehenden Auges in die Katastrophe rennt. Viele ziehen Vergleiche zu Werder Bremen, die Jahr für Jahr schwächer wurden", berichtet der 30-Jährige. "Dadurch, dass man finanziell gar kein Risiko eingeht, wird der Kader von Jahr zu Jahr schwächer. Auch das wird von den Verantwortlichen als alternativlos betrachtet." So drohe, dass selbst die festgeglaubte Rolle im Mittelfeld der Liga verloren gehe. "Viele Fans machen sich Sorgen, dass es spätestens nächste Saison in die zweite Liga geht, weicht der Verein vom bisherigen Kurs nicht ab."

Auf diesen Spieler muss Union achten

"Da würde ich ganz klar Robin Hack nennen. Er ist wohl der Mann der Saison, auf jeden Fall aber der der Rückrunde", führt Schulte aus. "Im neuen Jahr hat er alle seine acht Saisontore geschossen. Er ist in überragender Form und ein Transfer, den man Virkus positiv anrechnen muss, da er für nur eine Million Euro von Zweitligaabsteiger Arminia Bielefeld kam."

Schulte fällt aber noch ein Name ein: Torhüter Moritz Nicolas, der von 2019 bis 2020 an Union Berlin verliehen war. "Da Stammtorhüter Jonas Omlin lange ausfiel, hat Nicolas weite Teile der Saison zwischen den Pfosten gestanden und eine sehr gute Saison spielt. Es sieht so aus, dass er auch gegen Union im Tor stehen wird, da Omlin angeschlagen ist", so Schulte.

Das sagen die Trainer

Gerardo Seoane (Gladbach): "Es sind nur noch wenige Spiele und wir treffen auf einen direkten Konkurrenten. Deswegen hat das Spiel eine große Bedeutung, zumal es ein Heimspiel ist. Wir gehen das Spiel maximal konzentriert an. Der volle Fokus gilt den anstehenden Aufgaben."

Nenad Bjelica (Union Berlin): "Egal, was in diesem Spiel passiert, wir werden noch lange nicht gerettet sein. Wir werden so oder so vor den letzten drei Spielen weiter alles in der eigenen Hand haben. Die Mannschaft soll fokussiert, aber auch mit einer gewissen Lockerheit ins Spiel gehen."

So könnte Union spielen

Nach drei Niederlagen in Serie und der zuletzt deutlichen 1:5-Pleite gegen den FC Bayern hätten Union-Coach Bjelica eigentlich allen Grund, seine Startelf im großen Stile umzubauen - zumal der Kroate auf keinen Spieler durch Sperren oder Verletzungen verzichten muss. Unions zweite Reihe bietet sich derzeit allerdings ebenfalls kaum an, sodass mit wenigen Wechseln zu rechnen ist.

Gut möglich ist, dass Yorbe Vertessen, der gegen Bayern ein Joker-Tor erzielte, für Benedict Hollerbach in die Anfangself rückt. Auch Janik Haberer hat als etwas robustete Alternative zu Andras Schäfer Chancen auf einen Startelf-Einsatz.

Unions mögliche Startelf: Rönnow - Trimmel, Doekhi, Vogt, Leite, Gosens - Tousart, Schäfer - Aaronson - Volland - Vertessen

Die Prognose

Der Tipp des Gegner-Experten: "Ich habe viel Respekt vor dem Spiel, da Unions Trainer Bjelica die Mannschaft erreicht und einen pragmatischen Ansatz für das Spiel finden wird. Gladbach-Trainer Seoane ist allerdings auch ein pragmatischer Typ, sodass ich von einem Höhepunkt-armen Spiel und einem 1:1 ausgehe."

Der Redaktionstipp: Es passiert nicht oft, dass Gegner-Experte und Redaktion dasselbe tippen, aber Gladbachs Heimschwäche gepaart mit Unions geringer Torausbeute lassen kaum einen anderen Schluss zu, als ein 1:1. Ein Ergebnis, welches das Kräfteverhältnis passend abbildet, den beiden Mannschaften im Abstiegskampf aber kaum helfen wird.

Sendung: Der Tag, 26.04.2024, 18 Uhr

25 Kommentare

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  1. 25.

    Haben Sie zu Ihrem, sorry, Wirrwarr bzgl. eines stillen, dem Wunsch Zinglers entsprechenden Abgang Urs Fischers sowie zu Entlassungen aller 'guten Begleiter' auch etwas mehr als bisher beizutragen, Sigi?

  2. 24.

    Da ist jemand (Sigi) im Besitz von Wahrheiten, die wohl nur er kennt.
    Behauptungen in die Welt zu setzen ist einfach, sie zu beweisen schon nicht mehr.

    Sie verbreiten hier alternative Fakten. Schauen Sie sich die aktuelle Führungsetage von Union an.
    Ja, einige wenige sind fort. Die Gründe hält Union intern, was vollkommen richtig ist. Und was über Jahre hinweg das Normalste der Welt ist,
    Aber viel mehr sind noch da.

    Womit Sie Ihre Thesen begründen, würde mich schon interessieren.


  3. 23.

    Haben Sie zu Ihrem Wirrwarr bzgl. eines stillen, dem Wunsch Zinglers entsprechenden Abgangs Urs Fischers sowie zu Entlassungen aller 'guten Begleiter' auch etwas mehr als bisher beizutragen, Sigi?

  4. 22.

    Es ist Urs allerhöchs anzurechnen dass er aus Loyalität zum Verein still dem Wunsch entsprochen hat. Herr Z. hatte gute Begleiter, die hat es nun alle gefeuert!

  5. 21.

    Falls Sie sich noch erinnern können: Nach den Auftaktsiegen gegen Mainz und Darmstadt gabs neun BL-Klatschen infolge und den 18. Tabellenplatz für den FCU. In einem 4-Augen-Gespräch, also szn. eines 'unter Männern', die sich freundschaftlich verbunden sind, kamen Zingler und Fischer zu dem Entschluss, dass der Trainer sein Amt niederlegt. Dem Vernehmen nach hat Zingler Fischer angeboten, das anstehende Heimspiel gegen Augsburg zu leiten und dann eine Entscheidung zu treffen. Das hat Fischer ausgeschlagen und sein Amt mit sofortiger Wirkung zur Verfügung gestellt.
    Und man hat es doch schon in den Interviews zuvor gesehen, dass Urs Fischer zunehmend am Ender seiner Weisheit war, inwieweit er der Mannschaft noch helfen kann. Er hat dann einen ehrlichen Schlussstrich gezogen, was ich ihm sehr hoch anrechne.

    Bjelica hat die stark verunsicherte Mannschaft dann (einigermaßen) stabilisiert und überm Strich gehalten und immerhin 22 der 29 Punkte für den FCU geholt.

  6. 20.

    Das solltest Du mal belegen. Fischer selbst hat sich dazu auch ganz anders geäußert. Aber Wunschdenken ist eben beständig, da verblasst jede Realität.

    Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie Zeiten des Erfolges Menschen wie Zingler aufs goldene Podest gehoben werden und dann, wenn es mal nicht so läuft, als Schuldige verdammt werden.
    Ja, Zingler ist eine charismatische und dominante Figur. Damit noch lange kein Alleinherrscher. Ohne ihn würde Union weiterhin in Liga 3 oder der RL vor sich hindümpeln.

  7. 19.

    Naja, Urs ist von dem Möchtegern Alleinherrscher Herrn Z. freiwillig wegkomplimentiert worden

  8. 18.

    Erstaunlich, wie viele Kommentare es schon vor einem "Ereignis" gibt.
    Jedoch aufschlussreich, mich aber nicht überraschend, ist die Tatsache, dass der Artikel zu GOSENS' Auszeichnung für sein soziales Engagement gerade mal DREI Kommentare generieren konnte! Soziales Engagement, eher selten im Profifussball - mir fällt dahingehend Subotic als Vorbild ein - interessiert(e) die hier üblichen "Expert*innen nicht.
    Glückwunsch an Gosens!

  9. 17.

    Die Idee, dass Urs Fischer zurückkehrt, ist was für Nostalgiker. Sie ignoriert, dass UF selbst zum Schluss kam, dass er die Mannschaft nicht mehr erreicht. Er täte sich selbst und auch Union keinen Gefallen, solchen Rufen nachzukommen.
    Was mal war, lässt sich nicht neu auflegen, nicht wiederholen.
    Dazu haben sich die Umstände zu sehr verändert, auch der Verein selber.

    Ich traue Union zu, den Klassenerhalt locker und aus eigener Kraft zu schaffen. Wenn es Bjelica gelingt, die Angst vor der eigenen Courage aus den Köpfen zu entfernen. Er ist weitaus besser, als er hier schlecht geschrieben wird.

    Und das Unken über Derbys in der BL2 - träumt mal schön weiter.

  10. 16.

    Ja, vor dem Spieltag noch in eigener Hand. Sollte M 05 gewinnen und Union verlieren, ändert sich alles. Ich bin mir nicht sicher ob alle Union Spieler den Abstieg verhindern wollen. Das sieht uns spürt normalerweise das Trainerteam. Kann das jetzige Team das ? Nett und logisch, was du schreibst, Berlin braucht Bundesliga. Sollte es mit Ligaverbleib klappen, plädiere ich für die verrückte Planung mit Rückkehr von Urs Fischer.

  11. 15.

    Sehr guter Kommentar von der anderen Seite.Bin der gleichen Meinung ( Derby)Aber wenn's nicht reichen sollte, sehen wir uns nächstes Jahr. Von der Wiege bis zur Bahre.U.N.V.E.U.

  12. 14.

    Bei einigen Vereinen gibt es Nichtabstiegsprämien,und bei anderen Nichtaufstiegsprämien.

  13. 13.

    Als Herthaner hoffe ich auf einen Erfolg der Unioner. Aber sie haben es auch in den restlichen Spielen ja noch in der eigenen Hand. Berlin braucht eine Mannschafft in der Bundesliga.
    Den ganzen Derbyquatsch brauche ich nicht.

    HaHoHe - Grüße nach Köpenick

  14. 12.

    Nun, dann gibt es da wie gewohnt die Klatschen für Hertha, die den Wiederaufstieg dieser Truppe verhindern. Während Union den Aufstieg schafft.
    Leider liegt davor die Unfähigkeit der Trainer.
    Gut, für Hertha reicht das Niveau des Jojo-Trainers und Vorstand und Mannschaft haben sich daran gewöhnt, entspricht es auch dem Leistungsniveau.
    Aber Union hat besseres verdient, als den jetzigen Trainer.

  15. 11.

    Dazu müsste Hertha aufsteigen und das wird Gott sei Dank nicht passieren .

  16. 10.

    Bochum ist schon vorbei. Gibt es eigentlich "Nichtabstieg - Prämien" oder nur "CL- Prämien" ?

  17. 9.

    Ach,würde es nur eins geben.Bei Interesse am Sonntag in der AF.Bei den Männern,daß dauert noch ein paarJahre.Ihr wollt,oder könnt ja nicht aufsteigen.

  18. 8.

    Ich freue mich auf das Lokalderby in der nächsten Saison.

  19. 7.

    Den Borussen ist da alles zuzutrauen,
    2:0 und fitte Düsseldorfer warten schon.

  20. 6.

    Ach, Skeptiker, im Gegensatz zu Hertha, die nicht aufsteigen, ist bei Union noch alles drin.
    Abgerechnet wird am Schluß.

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