BFC Dynamo gegen Energie Cottbus - 155 verletzte Polizisten bei Regionalliga-Spiel - Widersprüche zu Bedrohung an Trainerbank

So 05.05.24 | 14:20 Uhr
Polizisten während der Regionalliga-Partie von Energie Cottbus beim BFC Dynamo. Quelle: imago images/Beautiful Sports
Video: rbb24 | 05.05.2024 | Dennis Wiese | Bild: imago images/Beautiful Sports

Eine lange Spielunterbrechung, zahlreiche verletzte Polizisten und Festnahmen: Die Regionalliga-Partie zwischen dem BFC Dynamo und Energie Cottbus ist am Samstag aus dem Ruder gelaufen.

  • Krawalle und Spielunterbrechung bei Regionalliga-Partie
  • 155 Polizisten verletzt, die meisten durch eingesetztes Reizgas
  • Gästetrainer Wollitz: "Wurde mit Steinen beschmissen" - BFC widerspricht
  • 74 Menschen vorläufig festgenommen

Rund um die Regionalliga-Partie von Energie Cottbus beim BFC Dynamo hat es Ausschreitungen und Krawalle gegeben. Wie die Polizei am Sonntagmorgen dem rbb mitteilte, wurden insgesamt 155 Polizistinnen und Polizisten verletzt.

Ein Großteil davon, nämlich 116, nach Polizeiangaben durch den Einsatz von Reizgas, das die Einsatzkräfte zur Beruhigung der Lage einsetzten. 28 Beamten wurden durch körperliche Angriffe verletzt, 11 weitere durch Pyrotechnik.

Wie die Polizei am Sonntagnachmittag mitteilte, wurden insgesamt 74 Personen vorläufig festgenommen. Außerdem seien 62 Strafanzeigen gestellt worden.

Zwei Fans durch Hundebisse verletzt

Nach dem Spiel hätten beide Fanlager im und um das Stadion herum immer wieder versucht, aufeinander loszugehen, heißt es in einem Statement der Polizei. Währenddessen seien im Cottbuser Block Fanutensilien des Gegners verbrannt worden sowie Flaschen und andere Gegenstände von beiden Lagern geworfen worden. Daraufhin habe die Polizei immer wieder Reizgas eingesetzt. "Darüber hinaus wurden Diensthunde eingesetzt, wobei zwei Fans der Heimmannschaft gebissen und verletzt wurden", heißt es in der Mitteilung. Auch Wasserwerfer seien zum Einsatz gekommen.

Gegen 19 Uhr habe sich die Lage beruhigt und gegen 20 Uhr habe die Polizei keine gewaltbereiten Fans im Umfeld des Stadions mehr feststellen können.

Wollitz nach eigenen Angaben massiv bedroht

Claus-Dieter Wollitz, Trainer von Energie Cottbus, hatte sich bereits kurz nach Abpfiff des Spiels über die hasserfüllte Stimmung und Bedrohungen beschwert.

"Dass ich bepöbelt werde, bin ich ja gewohnt, speziell hier. Aber, dass man Angst haben muss, dass man mit Steinen schon während des Spiels beschmissen wird, dass man bedroht wird, ist in meinem System 2024 nicht vorstellbar. Das ist nicht mehr Aggression, das ist weit drüber", sagte der Trainer gegenüber dem rbb. Wollitz kritisierte die Sicherheit im Stadion und nahm dabei auch den Verband in die Pflicht.

"Wenn wir zehn Spieltage vor Schluss beim BFC gespielt hätten, wäre ich hier niemals mitgefahren, weil mein Leben und meine Verantwortung gegenüber meiner Familie, meinen Spielern und meinen Freunden ist mir wichtiger, weil, wenn man so bedroht wird, weiß man nicht, wie weit diese Menschen gehen", so der 58-Jährige.

BFC widerspricht entschieden

Der BFC Dynamo widersprach dem Energie-Trainer am Sonntagnachmittag. "Die Behauptung, während der Partie mit Steinen beworfen worden zu sein, entbehrt jeglicher Grundlage", heißt es in der Pressemitteilung, "sowohl während der Erwärmungsphase als auch im Verlauf des Spiels wurde die Trainerbank der Gäste zusätzlich von zwei Ordnern abgesichert."

Der DDR-Serienmeister beruft sich zudem auf einen Verantwortlichen des Nordostdeutschen Fußball-Verbands (NOFV) sowie dessen Geschäftsführer Till Dahlitz, die keine angeblichen Steinwürfe bestätigten. Zugleich kritisierte der Verein das Verhalten von Wollitz: "Herr Wollitz ist für sein teilweise überemotionales und provokantes Verhalten am Spielfeldrand gegenüber Schiedsrichtern und Vertretern anderer Vereine bekannt. Warum er jetzt und in der Vergangenheit regelmäßig den BFC Dynamo und seine Fans diskreditiert, als auch das Sicherheitskonzept und den Verband im Vorfeld der Partie kritisiert hat sowie Ordnungskräfte und Mitarbeiter des BFC Dynamo beleidigte, irritiert uns sehr."

Lange Spielunterbrechung im ersten Durchgang

Die Begegnung zwischen dem BFC Dynamo und Energie Cottbus war wegen der großen Rivalität der beiden Klubs im Vorfeld als Hochrisikospiel eingestuft worden. Die Fanlager sind seit langer Zeit verfeindet, immer wieder kam es in den letzten Jahren zu Ausschreitungen.

Während der 90 Minuten am Samstag im Sportforum Hohenschönhausen gab es auf den Rängen immer wieder Provokationen und Anfeindungen. So verbrannten BFC-Fans Fanutensilien von Energie Cottbus und von Fans, die dem Cottbuser Anhang nahestehen. Daraufhin versuchten einige Energie-Fans in Richtung des Heimblocks zu gelangen. Die Polizei stellte sich schließlich vor die Cottbuser Fans und positionierte sich im Innenraum. Die Partie wurde daraufhin in der ersten Halbzeit für fast 20 Minuten unterbrochen, die Spieler warteten in den Kabinen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 05.05.24, 19:30 Uhr

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