1. FC Union nach dem Klassenerhalt - "Ich habe noch nie solche Gefühle gespürt"

Sa 18.05.24 | 20:35 Uhr
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Benedict Hollerbach jubelt nach 1:0 1. FC Union Berlin vs SC Freiburg am 18. Mai 2024. (Quelle: Imago Images/O. Behrendt)
Audio: rbb24 Inforadio | 18.05.2024 | Jakob Rüger | Bild: Imago Images/O. Behrendt

Der 1. FC Union hat am letzten Spieltag einer insgesamt verkorksten Saison den Klassenerhalt gesichert. Nach dem Sieg in der Nachspielzeit gegen Freiburg sprachen Spieler und Trainer über Ekstase und Erleichterung - fanden aber auch kritische Worte.

Die Interviews nach Schlusspfiff - auch bei der ARD -Sportschau - sind Pflichttermine für die Spieler der Fußball-Bundesligisten. Es gibt drei oder vier kurze Fragen, ebenso viele Antworten. Rund drei Minuten dauert das Ganze in aller Regel. Das kann nach Siegen ein ganz unterhaltsames Ping-Pong-Spiel sein. Für die Profis des 1. FC Union waren diese Gespräche in der nun vergangenen Saison hingegen oftmals wenig erfreulich. Immer wieder mussten sie erklären, wieso es - mal wieder - nicht geklappt hatte: mit der erhofften Leistung, den drei Punkten, ja dem Umschwung. Ganz anders war die Stimmungslage nach dem 2:1-Sieg gegen Freiburg, der am letzten Spieltag den Klassenerhalt sicherte.

Kapitän Christopher Trimmel über ...

... die Szenen nach dem Schlusspfiff:

"Es war sehr emotional. Heute haben sich tatsächlich weniger die Spieler feiern lassen. Wir haben vielmehr die Mitarbeiter, die Angestellten und auch die Fans gefeiert. Wir können als Mannschaft nämlich wirklich nicht sagen, dass es eine gute Saison war. Also haben die restlichen Mitarbeiter und Fans fast schon alleine die Klasse gehalten. Ohne sie wäre es nicht gegangen."

... die Ekstase nach dem 2:1 in der Nachspielzeit:

"Aufgeben gibt es bei uns nicht. Wir haben uns die letzten Wochen unter Marco Grote wieder dieses Selbstverständnis und den absoluten Glauben erarbeitet. Das hat man heute auch wieder gesehen. Wir haben in der ersten Hälfte einen Elfer verschossen und machen trotzdem weiter. Das war das Wichtigste. Und dass es am Ende so knapp ist, ist wieder typisch Union."

... eine Achterbahn-Saison:

"Wir haben es selten hinbekommen, konstant über mehrere Spiele hinweg gute Leistungen zu zeigen. Wir haben uns als Mannschaft auch nie richtig gefunden. An was das liegt, wissen wir selber nicht. Wir haben absolut alles versucht - auch schon unter Urs Fischer. Ich glaube, es gibt solche Spielzeiten. Man will dann natürlich schnell raus aus so einem Negativtrend. Das ist uns nie gelungen. Am Ende hatten wir drei Trainer in der Saison und das spricht jetzt auch nicht unbedingt für eine gute Mannschaft. Da sind wir sehr selbstkritisch. Und das gefällt mir auch, wenn wir intern so denken. Aber man muss auch sagen, dass es in der Vergangenheit anderen Teams genauso ging, wenn sie international gespielt haben. Es ist einfach eine schwierige Saison gewesen und jetzt bin ich erstmal froh, dass wir das geschafft haben."

Ich gehe davon aus, dass wir das in der nächsten Saison wieder positiv angehen und wieder mehr die Union-Tugenden zeigen, die wir doch alle ein bisschen haben vermissen lassen.

Christopher Trimmel

... die nächste Erstliga-Spielzeit, in der er nach seiner Verlängerung erneut dabei ist:

"Ich gehe davon aus und weiß natürlich auch, dass der Verein diese Saison sehr genau analysieren wird. Das Schöne im Fußball ist: Wenn du mal eine so negative Phase überstehst, hast du die Chance, daraus zu lernen. Das zeigt sehr, sehr viel auf. Ich gehe davon aus, dass wir das in der nächsten Saison wieder positiv angehen und wieder mehr die Union-Tugenden zeigen, die wir doch alle ein bisschen haben vermissen lassen. Ich habe Lust auf nächste Saison."

Torschütze Benedict Hollerbach über ...

... seine Emotionen nach dem Abpfiff:

"Ich habe noch nie solche Gefühle gespürt. Ich habe schon viel erlebt. Ich bin aufgestiegen. Aber so eine Lautstärke, so ein Gefühlschaos habe ich noch nie erlebt. Ich bin extrem dankbar, dass ich das miterleben durfte - und im Nachhinein auch sehr dankbar, dass es so einen Showdown gab. Das erlebt man nämlich wenn dann einmal im Leben."

... die Entschlossenheit der Mannschaft bis in die Nachspielzeit:

"Ich habe so eine Geschlossenheit wie heute noch in keinem anderen Spiel von uns gesehen. Jeder war heute wirklich hundertprozentig motiviert. Auch die ganze Bank. Jeder wollte es unbedingt. Ich muss tatsächlich sagen: Ich habe zwischenzeitlich nicht mehr ganz so daran geglaubt. Dann kriegen wir diesen Elfmeter. Der Torwart hält ihn gut von Volli [Kevin Volland, Anm. d. Red.]. Janik ist zum Glück da und macht ihn rein. Ich kann gar nicht sagen, was für eine emotionale Achterbahn das war. Und dass wir es dann am Ende auch noch über die Linie gebracht haben: Unfassbar. Besser geht es nicht."

Ich bin extrem dankbar, dass ich das miterleben durfte - und im Nachhinein auch sehr dankbar, dass es so einen Showdown gab.

Benedict Hollerbach

... seinen Treffer zum 1:0:

"Es gibt dieses Momentum. Da weiß man, dass der Ball reingeht, wenn er den Fuß verlässt. Ich kann Ihnen sagen: Ich trainiere sehr viel Abschluss, nach jedem Training. Da geht nicht jeder so rein. Dass der erste heute so reingeht, ist unfassbar."

... die geplanten Feierlichkeiten am Abend:

"Wir haben wirklich eine beschissene Saison gehabt mit kleinen Höhe, aber hauptsächlich Tiefpunkten. Das wird jetzt alles rausgelassen. Wir haben jetzt Urlaub und müssen nicht in diese Relegation. Da wird richtig eskaliert heute."

Trainer Marco Grote über ...

... die letzten Minuten nach dem Elfmeter:

"Das war noch einmal ein bisschen aufregend und stressig. Da fliegt nochmal das ein oder andere Bällchen in unseren Strafraum rein. Da würde man die Uhr ganz gerne schneller drehen. Das ist ja klar. Aber am Ende ist alles gut gewesen. Von daher alles fein."

... die nötige Coolness in solchen Spielen:

"Grundsätzlich bin ich schon eher ruhig. Dann gibt es in dem Job natürlich den ein oder anderen Moment, in dem es ganz gut ist, wenn du ein bisschen lauter und emotionaler werden kannst - und auch energiehaltiger. Das gehört alles mit dazu. Logisch: In der Situation war was drauf auf dem Kessel. Das war spürbar. Während des Spiels habe ich ohnehin immer die Tendenz, den ein oder anderen Meter zu machen. Vielleicht waren es heute ein paar mehr."

... den emotionalen Moment des Klassenerhalts nach der harten Saison:

"Auf jeden Fall sind jetzt erstmal alle erleichtert. Es freuen sich unfassbar viele Menschen, die sich Gedanken und Sorgen gemacht haben, die mitgefiebert, unterstützt und alles versucht und getan haben. Alle schnaufen gerade durch. Was war das da am Ende bitte noch für ein Alarm und eine gemeinsame Freude. Das ist einfach schön zu sehen."

Niemand kann in diesem Sport irgendetwas alleine schaffen.

Marco Grote

... den Stolz, etwas zum Klassenerhalt beigetragen zu haben:

"Damit habe ich nicht viel am Hut, ehrlich nicht. Da habe ich keinen Blickwinkel drauf. Das ist Union. Das sind viele Menschen, jeder in seiner Aufgabe. Niemand kann in diesem Sport irgendetwas alleine schaffen. Das ist ein Zusammenspiel von vielen Faktoren, die zueinander passen müssen. Ich freue mich wirklich mit allen zusammen. Es ist ein krasses Ding und wahrscheinlich auch ein Ende, wie es nur hier an der Alten Försterei denkbar ist."

... seine persönliche Zukunft:

"Gleich geht's zum nächsten Interview. Dann zwischendurch irgendwo mal einen Happen schnappen und vielleicht finde ich auch ein Getränk. Ich gucke, was der Abend noch so bringt. Dann schaue ich mal die nächsten Tage. Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Irgendwie hatte ich meinen Kopf woanders." (lacht)

Sendung: rbb24, 18.05.2024, 21:45 Uhr

8 Kommentare

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  1. 8.

    Wenn ich die Hertha Typen immer jammern höre ..Unioner sind ja alles nur Köpenicker und nur Herthaner (Westend)sind Berliner
    Wie lächerlich und absolut Provinzial.
    Jeder macht sich so lächerlich wie er kann.

  2. 7.

    Was bitte ist den falsch an meiner Aussage?
    Hertha spielt in Liga 2 und Union ist mit Riesendusel gerade so nicht abgestiegen.
    Großartige Vereine, also Fußballmannschaften, sind für mich fußballerisch Stuttgart und Leverkusen!
    Hut ab noch vor Heidenheim, die als Kleinstadt(!) dem großartigen .... zeigen, wie Fußball geht.
    Das ist die Realität!

  3. 6.

    Ja genau Herr Schulz, sie sind genau einer dieser Angesprochenen. Das Wichtigste ist, etwas Negatives zu kommentieren, egal über welches Thema zu den Berliner Vereinen geschrieben wird. Kann man gut drauf verzichten.

  4. 5.

    "BERLIN HAT PLATZ FÜR ZWEI GROßARTIGE VEREINE IM PROFIFUßBALL"
    Platz ja, aber großartige Vereine nicht.
    Dies zeigt die jahrelange Praxis.

  5. 4.

    Lieber Waldberliner, ja es ist unverständlich. Umgekehrt ist das aber leider auch so. Ein knapper Aufstieg der Hertha würde hier auch von einigen Unionern schlecht geredet werden. Es ist aber eine Minderheit. Das sind dann aber auch oft keine echten Fans ihrer Mannschaft, sondern einfach Leute, die ihren Frust irgendwo ablassen müssen.
    Glückwunsch an Union.
    BERLIN HAT PLATZ FÜR ZWEI GROßARTIGE VEREINE IM PROFIFUßBALL
    HAHOHE

  6. 3.

    Wie kam es eigentlich dazu, dass sich manche Herthaner mehr um ihre Abneigung kümmern als um ihre Liebe zum eigenen Verein?

  7. 2.

    Komm schon, das wäre verdient.
    Ich erinnere an den Zigarre paffenden Dardai.
    Da würde der Klassenerhalt auch wie der Pokalsieg gefeiert.
    Ich kann sehr gut verstehen, dass sich die Köpenicker jetzt freuen.
    Was soll der Neid.
    Außerdem: Derby hin oder her...
    Für Hertha BSC ist es ein ernster Konkurrent um den Aufstieg weniger.

  8. 1.

    Macht doch noch ne Sondersendung, ey.

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