Das Hören eines Kunstkopfhörspiels ermöglicht ein ungewohnt räumliches, gewissermaßen ein 3-D Hörerlebnis. Man befindet sich als Zuhörer nämlich mitten im Geschehen, dieakustischen Informationen kommen nicht nur von links und rechts, sondern auch von oben und unten und von vorne und hinten. Einzige Voraussetzung: Um in den vollen Genuss dieses Erlebnisses zu kommen, muss man das Hörspiel mit Kopfhörern hören.
Kunstkopfhörspiele gibt es eigentlich schon seit den Siebziger Jahren. Allerdings versanken sie nach einem kurzen Hype in der Versenkung. Der Grund: Seinerzeit saß man mit seinem Kopfhörer vor einem Receiver und war wegen der Kabel an diese Position gefesselt.Heutzutage hingegen, im Zeitalter des mobilen Hörens ist diese Technologie zeitgemäßer denn je. Deshalb erschien es uns
als das Gebot der Stunde, sie – nach Jahrzehnten Pause – wieder aus ihrem Dornröschenschlaf zu erwecken. So produzieren wir im rbb seit 2013 jedes Jahr eine Kunstkopfproduktion und gerade die Fantasy-Anmutung des „Rings“ war in diesem Zusammenhang eine besonders reizvolle Herausforderung.
Aufnahmequelle eines Kunstkopfhörspiels ist in der Tat ein dem menschlichen Kopf nachgebildeter “Kopf“ mit zwei Ohrmuscheln, hinter denen sich Mikrophone befinden. Diese spezielle Anordnung ermöglicht eine extreme Räumlichkeit der Aufnahme. Das hat allerdings auch Konsequenzen für den Aufnahmevorgang selbst. Man kann nicht – wie sonst üblich beim Hörspiel - die einzelnen Zutaten im Nachhinein dazumischen, es muss bei der Aufnahme schon alles „da“ sein. Ein vom Aufwand her also durchaus fast filmisches Aufnahmeverfahren, Räume und Schauspielerbewegungen werden nicht nachträglich hinzugemischt, sondern alles muss „vor Ort“ geschehen. Das erfordert eine genaue Choreographie der Abläufe und natürlich auch entsprechend „aufregende“ Räumlichkeiten, die dies erlauben. Im vorliegenden Fall wurde das gesamte historische Haus des Rundfunks in der Berliner Masurenallee „bespielt“: der kleine Sendesaal, die Katakomben im Heizungskeller und der große Lichthof . Für die beteiligten Schauspieler ist diese Art der Aufnahmetechnik jedes Mal eine tolle Erfahrung. Denn im Unterschied zur Arbeit im Studio, wo sie in der Regel statisch vorm Mikrophon sprechen, können sie hier vollkommen natürlich agieren.
Regine Ahrem, rbbKultur