Berliner Gewässer - Sumpfkrebs konnte bisher nicht ausgerottet werden

So 05.05.24 | 13:40 Uhr
  6
Archivbild: Ein Mitarbeiter des Fischeiamtes holt in einem Teich im Tiergarten nordamerikanische Sumpfkrebse aus einer Reuse. (Quelle: dpa/Zinken)
Bild: dpa/Zinken

Der invasive Rote Amerikanische Sumpfkrebs (Procambarus clarkii) wurde befischt und landete als Delikatesse auf Tellern in Berliner Restaurants. Doch bisher ist er nicht aus den Berliner Gewässern verschwunden - ausgerottet ist er noch nicht.

"Ein ausschließlich mit Reusen vorgenommener Fang führte in den meisten Fällen zu keiner oder nur einer geringen Bestandsreduzierung", erklärte Wildtierexperte Derk Ehlert von der Umweltverwaltung mit Verweis auf ein Gutachten.

Aale sollen Sumpfkrebse fressen

Insbesondere junge Krebse seien mit dieser Fangmethode kaum zu entnehmen. In verschiedenen Gewässern würden daher bereits seit einigen Jahren junge Aale ausgesetzt, die auch Sumpfkrebse fressen. Bislang werde dies aber vor allem in Gewässern mit Zu- und Abläufen umgesetzt, die den Aalen eine Wanderung ermöglichten.

Die Verwaltung prüfe nun, ob man Aale auch in geschlossenen Gewässern, etwa im Britzer Garten, einsetzen kann. Dann müsse man aber alle fünf bis zehn Jahre ältere, wanderungsbereite Tiere abfischen und junge Aale einsetzen, so Ehlert weiter.

Für den Fall eines stärkeren Massenvorkommens des Sumpfkrebses wurde laut Ehlert auch für das laufende Jahr eine Vereinbarung mit Dienstleistern geschlossen, die mit Sofortmaßnahmen wie etwa einer Befischung eine weitere Ausbreitung verhindern sollen.

31 nachgewiesene Vorkommen des Sumfkrebses

Ein Monitoring des Fischereiamts hatte im Jahr 2022 in Berlin 31 nachgewiesene Vorkommen des Sumfkrebses ergeben. Darunter sind etwa der Teltowkanal, die Unterhavel und der Landwehrkanal. An bisherigen Hotspots - Gewässer im Britzer Garten und im Tiergarten - wurden demnach voriges Jahr rund 840 Kilo Sumpf- und Kamberkrebse gefangen. Im Gegensatz zu den flachen Seen und Wasserläufen dort gelten viele andere Gewässer nicht als geeigneter Lebensraum. Die Krebse nutzen diese vielmehr zum Wandern.

Als Allesfresser hat der Sumpfkrebs laut Senatsverwaltung "ernsthaft nachteilige Auswirkungen" auf Amphibien, Gewächse und Wirbellose und die gesamte Artenzusammensetzung eines Gewässers. Die etwa handtellergroßen Sumpfkrebse sind vermutlich Nachkommen ausgesetzter Tiere, etwa aus Aquarien. Sie gelten als extrem gefräßig und vermehren sich zügig. Ihr Vorkommen blieb in Berlin lange weitestgehend unbemerkt, bis im August 2017 im Tiergarten wandernde Sumpfkrebse gesichtet wurden.

Die Tiere kommen eigentlich im Süden der Vereinigten Staaten und in Nordmexiko vor. Ihre Eindämmung ist EU-weit geboten. Da die Krebse essbar sind, wurden sie in Berlin in den vergangenen Jahren auch als regionale Delikatesse vermarktet.

Sendung: rbb24 Inforadio, 5.5.2024, 17:15 Uhr

6 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 6.

    Das Kind ist bereits so tief in den Brunnen gefallen. Die Aussetzung des Sumpfkrebs in unsere Gewässer ist bereits der schlimmste anzunehmende Fall (Worts Case Szenario). Nur Biologen wissen welche Konsequenz damit zukünftig verbunden sind, während wir weiter durch die rosarote Brille schauen, wenn man den Sumpfkrebs nicht hinreichend dezimiert.
    Da sind Kollateralschäden sowieso unvermeidbar.

  2. 5.

    Aha, Aale, ich hoffe diese werden hinlänglich geschult damit diese wissen, über was sie sich herzumachen haben.
    Nicht das sie noch heimische bzw. gewollte Wasserbewohner als Nahrung betrachten.

  3. 4.

    Solange die Krebse nur von 2 (ZWEI) Berliner Fischern gehoben werden dürfen, können wir das doch vergessen. Es gäbe bestimmt mehr Menschen, die sie essen würden, aber man kann sie nirgends kaufen, und es gibt so viele fischende BerlinerInnen, da ginge mehr.

    Die Südstaaten Küche kennt unzählige crawfish Gerichte :-)

  4. 3.

    ... aber lecker sind die schon.

  5. 2.

    Tja der Mensch!!! Mit einem der invasivsten Neozoe, wie dem nordamerikanischen Sumpfkrebs, wird man wahrscheinlich hier nicht fertig werden, weil er ein bestens an ein sehr breitbandiges Biotop (aerob, anaerob, Süß- bis salziges Brackwasser) angepasster Allesfresser (Prädator) mit hoher Vermehrungsrate und zudem tödlicher Überträger der Krebspest ist.

    Ein größeres Eigentor hätte man wirklich nicht schießen können und man kann nur hoffen, dass Aale und Fischer die Population so stark dezimieren, dass der Sumpfkrebs nicht das gesamte Wasserbiotop kippt. Sonst wird man sich an das Werk der Goldalge in der Oder noch „wohlwollend“ zurückerinnern.

  6. 1.

    Es ist schon skurril, das der Sumpfkrebs einerseits zurückgedrängt werden soll, andererseits aber dem Schutz des Fischereirechts unterliegt. Hier sollte die Rechtslage an die Bedürfnisse des Naturschutz angepasst werden.

Nächster Artikel