Kooperation mit Berlin endet - Brandenburg gründet neues Institut für Lehrer-Fortbildung

Fr 01.03.24 | 14:05 Uhr
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Symbolbild: Eine Lehrerin im Unterricht. (Quelle: dpa/Westend61)
Audio: Antenne Brandenburg | 01.03.2024 | Nico Hecht | Bild: dpa/Westend61

Praxisnäher, innovativer und digitaler soll die Aus- und Weiterbildung für Lehrer künftig in Brandenburg werden: Dafür gründet das Land ein neues und eigenes Institut. Eine bisherige Zusammenarbeit mit Berlin endet.

Brandenburgs Regierungskabinett hat beschlossen, ein neues Landesinstitut für die Aus- und Weiterbildung von Lehrern aufzubauen. Es soll zum 1. Januar 2025 das Landesinstitut für Schule und Medien (Lisum) ersetzen und mit zusätzlichen Aufgaben betraut werden.

Hauptstandort wird Ludwigsfelde (Teltow-Fläming) bleiben. Darüber hinaus sollen in Bernau, Cottbus, Potsdam und Neuruppin neue regionale pädagogische Zentren errichtet werden. Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) erklärte, das neue Institut werde künftig das Komplettangebot der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften leisten.

Hoffnung auf hohe freiwillige Nachfrage

Bisher müsse jede Schule einzeln Weiterbildungen über ein Beratersystem der Schulämter organisieren, so Freiberg. Ab dem nächsten Jahr werde es dafür ein zentrales Angebot geben. Das werde sich auf die tatsächlichen Bedarfe bei den grundlegenden pädagogischen Qualifikationen konzentrieren. Schwerpunkte würden die Bereiche Deutsch, Mathematik, die emotional-soziale Entwicklung sowie digitale Kompetenzen werden.

Ein verpflichtendes Weiterbildungsprogramm soll es nicht geben. Freiberg sagte, er gehe vielmehr davon aus, dass das Institut den Lehrkräften ein so gutes Angebot machen könne, dass es eine hohe freiwillige Nachfrage geben werde.

Landesinstitut soll Unterrichtsqualität sichern

Dafür solle unter anderem die sogenannte Transfer- und Clearinghouse-Abteilung sorgen, eine Vermittlungsabteilung zwischen Wissenschaft und Praxis, erklärte der Bildungsminister. Die Mitarbeiter sollen hier die Ergebnisse wissenschaftlichen Studien für den Unterrichtsalltag nutzbar machen. Es gebe in der Bildungsforschung viele wertvolle Erkenntnisse. Deutschlandweit gelinge es aber viel zu selten, diese Erkenntnisse in praxistaugliche Werkzeuge und Handlungsanweisungen für die Lehrer zu übersetzen. Im Austausch mit der Universität Potsdam sollen die Mitarbeiter in dieser neuen Abteilung des Landesinstituts an dieser Aufgabe arbeiten, um die Lehrer in Brandenburg zu unterstützten.

Weiteres Kernelement des neuen Landesinstituts soll die Sicherung und Steuerung der Unterrichtsqualität sein. Es werde dafür die Rahmenwerkzeuge liefern, heißt es. Dazu zählten zum Beispiel Instrumente, um die Lernausgangslagen von Schülern und ihre Entwicklung zu ermitteln, die Rahmenlehrpläne sowie Arbeitsmaterialien für den Unterricht.

Weiterbildungen auch digital

Weiteres wichtiges neues Aufgabengebiet sei die digitale Schule. Auch dafür solle das Institut zentraler Akteur im Land werden. Die Abteilung soll verantwortlich sein für den Aufbau von digitalen Infrastrukturen aber auch für die Entwicklung von Online-Anwendungen. Auch am bisherigen Lisum sei das Thema "Medienbildung" bereits betreut worden, erklärt Lisum-Direktor Matthias Iffert. Jetzt würde das Aufgabenspektrum aber deutlich vergrößert. Die Mitarbeiter des neuen Institutes würden digitale Werkzeuge für das Online-Schulportal-Brandenburg sowie die Schulcloud weiterentwickeln, kündigte Iffert an.

So solle zum Beispiel auch eine "Bildungsmediathek" entstehen. Das Institut solle gleichzeitig für die digitale Vernetzung aller Bildungsakteure in Brandenburg sorgen. Dafür wird ein sogenannter E-Campus aufgebaut werden. Der werde zum Beispiel Weiterbildung online möglich machen. Auch das werde die Angebote attraktiver machen. Bisher sei Weiterbildung oft daran gescheitert, dass die Wege zum Seminarort nach der Unterrichtsarbeit für Lehrer oft zu lang gewesen seien.

Berlins und Brandenburgs Bildung auf getrennten Wegen

Die Neuaufstellung des Landesinstitutes war nötig geworden, weil die Länder Brandenburg und Berlin bei der Bildung künftig getrennte Wege gehen werden. Das bisherige Lisum war ein gemeinsames Institut. 2022 hatte der alte Senat der Hauptstadt aber angekündigt, das Abkommen dafür zum Dezember 2024 zu kündigen.

Brandenburgs Bildungsminister Freiberg sagte, es habe auch ohne das Ausscheiden Berlins ein neues Konzept für ein Bildungsinstitut gebraucht, das nach neuen Erkenntnissen der Bildungswissenschaften und angepasst an die gesellschaftlichen Entwicklungen agieren müsse. Freiberg sagte, er habe nach seiner Amtsübernahme im Mai 2023 vergeblich versucht, für ein gemeinsames Institut mit Berlin zu werben. Ziel sei es gewesen, die Kosten gemeinsam zu tragen und mehr Kapazitäten einbinden zu können, wie etwa Bildungs-Experten aus beiden Ländern.

Sendung: Antenne Brandenburg, 01.03.2024, 16:06 Uhr

8 Kommentare

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  1. 8.

    Laut Planung für das nächste Schuljahr sind an unserer Schule alle Abordnungen wie in diesem Schuljahr.
    Eine Anpassung zum 01.01.2025 verkennt den Unterschied zwischen Schul- und Kalenderjahr.

  2. 7.

    Das nächste Schuljahr beginnt nach den Sommerferien 2024.

    Das neue Institut soll bis zum 1. Januar 2025 aufgebaut sein.
    Dann beginnen Aus- und Weiterbildungen.

    Verstehe Ihren Hinweis "aus der Schulleitung" nicht so ganz ...

  3. 6.

    Hallo zusammen,

    bei uns an der Schule ändert sich bezüglich dieser Abordnungen im nächsten Schuljahr nichts. Nicht mal eine Reduzierung der LWS. Eine Chance, die vertan wurde.

    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende

  4. 5.

    Ich glaube, dass es neben Online- und Präsenzformaten vor allem kleine, mobile FoBi-Teams geben sollte, die in die Schulen gehen und die dortigen Verhältnisse bei den Weiterbildungsangeboten direkt dynamisch berücksichtigen. Meine Erfahrungen mit dieser Methode belegen, dass das die größte Wirkung erzielt.

  5. 4.

    Anstatt sich zu freuen, dass endlich mal strukturiert in die Aus- und Fortbildung von Pädagoginnen und Pädagogen investiert wird, ist das auch wieder nicht recht. Zum Vorredner Wossi, der alle Lehrerinnen und Lehrer an die Schule schicken möchte, welcher mit diesem Move anscheinend alles löst, dem sei gesagt, dass es keine Abordnungen in dieser Form mehr geben wird.
    Es ist Zeit dass Schule und auch die Lehrerfort- und ausbildung ändert. Also einfach mal positiv bleiben und nicht mit halbgaren Wissen um sich schmeißen und alles schlecht machen.

    Allen ein erholsames Wochenende

  6. 3.

    Fortbildung für Lehrkräfte ist unerlässlich und wichtig. Die direkte Arbeit mit dem Schüler ist das A und O vor Ort. Der unmittelbare vertraute Ansprechpartner ist für Lernende von großer Bedeutung. Digital ist unverzichtbar, das Direkte ist das was den Lehrer ausmacht. Man verzeihe mir meine bescheidene Sichtweise.

  7. 2.

    Fortbildung und Austausch sind wichtig, aber ich stimme der Meinung von Wossi zu: wir brauchen in erster Linie ausgebildete Lehrer an den Schulen. Das neue LISUM sollte erst einmal auf Sparflamme arbeiten. Und Herr Freiberg sollte sich mehr um die Verbesserung der Rahmenbedingungen an den Schulen kümmern. Was nutzen neue wissenschaftliche Erkenntnisse, wenn an den Schulen Fachlehrer, Sonderpädagogen Psychologen, Administratoren usw. fehlen ...

  8. 1.

    Ist es nicht besser, angesichts fehlender Lehrer, das LISUM aufzulösen und die Lehrer zurück an die Schulen zu schicken, die da abgezweigt wurden? Die Flyererstellung und Anwerbung von externen Dozenten gegen Honorar ist doch eher eine Sachbearbeitertätigkeit. Die Uni kann viel besser weiterbilden?
    Lehrer sind digital soweit vorne, weil sie selber Konzepte und Lehrmaterial auf privaten Geräten entwickeln. Ist es da nicht besser, wenn das Ministerium ein digitales Gesamtkonzept erstellt? Mit erforderlichen Administratoren? Mit einheitlichen Lehrmitteln bei den Verlagen verhandelt und eingekauft? Von Lehrern und Schulleitern Konzepte einsammeln und bewerten ist eher etwas für???

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