Märkisch-Oderland - Erster Brandenburger Landkreis teilt Bezahlkarte für Asylbewerber aus

Mo 06.05.24 | 08:14 Uhr
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Archivfoto: Bayerische Staatsregierung stellt am 20.03.2024 die Bayerische Bezahlkarte für Asylbewerberinnen und Asylbewerber in München vor (Quelle: dpa / Frank Hörmann / Sven Simon).
Video: rbb|24 | 07.05.2024 | Material: rbb24 Brandenburg aktuell | Bild: SVEN SIMON

Als erster Landkreis in Brandenburg gibt Märkisch-Oderland an diesem Montag seine neuen Bezahlkarten an Geflüchtete aus. Der Kreis ging das Projekt im Alleingang an. Die Kreisverwaltung wollte nicht auf ein bundes- und landesweites Verfahren zur Ausgabe der Bezahlkarten warten.

Damit erhalten die Asylbewerber in Märkisch-Oderland staatliche Leistungen zum Lebensunterhalt nicht mehr als Scheck, sondern als Guthaben auf der Karte.

In dem Landkreis sollen rund 1.000 Menschen die Karte bekommen, damit können sie Waren und Dienstleistungen des täglichen Lebens bezahlen. Zudem sollen sie mit der bundesweit einsetzbaren Karte monatlich bis zu 50 Euro in bar abheben können. Dabei orientiert sich Märkisch-Oderland an Bayern, wo in einigen Kommunen bereits Pilotprojekte laufen.

"Als Landkreis sind wir zuständig und für uns gibt es keinen Grund auf eine bundeseinheitliche Lösung zu warten", hatte der Sozialdezernent des Landkreises, Friedemann Hanke, Mitte April dem rbb gesagt. "Da sehen wir jetzt keinen großen Vorteil, wenn man es bundesweit ausschreibt." Hanke hatte versichert, dass das angestrebte System in Märkisch-Oderland mit denen der anderen Bundesländer kompatibel sein wird.

Kommunen dürfen selbst bestimmen

Mit der Karte soll unter anderem verhindert werden, dass Migranten Geld an Schlepper oder Familie und Freunde im Ausland überweisen. Auch die anderen Landkreise in Brandenburg wollen das System einer Bezahlkarte einführen. Die Landesregierung stimmt sich derzeit darüber ab. Die Höhe des Taschengelds beziehungsweise der maximalen Bargeldabhebung brachte in der rot-schwarz-grünen Koalition Konflikte.

Der Bundestag hatte im April die gesetzliche Grundlage für die Einführung der Bezahlkarte beschlossen. In dem Gesetz ist festgehalten, dass die zuständigen Behörden vor Ort selbst entscheiden können, wie viel Bargeld die Karteninhaber innerhalb eines bestimmten Zeitraums abheben können. Das Parlament stimmte mit der überwiegenden Zahl der Stimmen der Ampel-Fraktionen sowie der AfD und der Gruppe Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) dafür.

Sendung: rbb|24 Brandenburg aktuell, 06.05.2024, 19:30 Uhr

41 Kommentare

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  1. 41.

    Mit Bargeld haben uns die Banken erst recht in der Hand. Man muss es schließlich erstmal bekommen. Bei immer weniger Filialen und Geldautomaten wird es schwieriger.

  2. 40.

    Es mag sein das der Trend zum Bargeldlosen verkehr zunimmt, aber ohne Bargeld haben die Banken uns in der Hand. Das ist auch der Knackpunkt dieser Karten, die hohen Kosten. Alle Befürworter beantworten die Fragen zu den Kosten und Gebühren nicht. Dann klappt das Haus der Polemik eben zusammen. Es fallen auch Kosten für die Händler an und auch für Kunden die elektronisch bezahlen. Die Bankenwirtschaft lehnte kürzlich die Forderung der Händler die über ihre Kassen Bargeldauszahlen die Gebühren zu erlassen ab. Wo bleibt hier auch die Einsparung von Verwaltungsaufwand wenn Betroffene persönlich vorsprechen müssen? Zudem jene die jetzt klatschen müssen aufpassen nicht plötzlich selbst solch eine Karte zu erhalten, Sozialhilfeempfänger sollten skeptisch werden. Weshalb sind auch Flüchtlinge aus der Ukraine ausgenommen? Dortige Transfers sind also legitim, bei gleicher Rechtlicher Grundlage? Zweiklassengesellschaft bei Flüchtlingen? Das könnte für die Verfassung interessant werden!

  3. 39.

    Nun:
    "Mal ganz pragmatisch. Der Trend geht zum bargeldlosen Bezahlen."

    Das mag der Trend sein. Aber vom flächendeckenden bargeldlosem Bezahlen sind wir noch sehr sehr sehr weit entfernt, und viele wünschen sich das auch nicht.

    Nun:
    "Wenn nun für Sozialleistungen keine Überweisung möglich ist, weil Empfänger eh kein Konto bekommen, dann ist die Karte eine gute Sache. Einfach ein Schritt in Richtung Modernität."

    Es ist kein Schritt in Richtung Modernität, wenn man kein Bargeld hat, es aber an vielen Stellen braucht, man also viel viel viel weniger flexibel ist!

  4. 38.

    Was für ein Euphemismus, die Bezahlkarte dient offensichtlich ganz anderen Zwecken. Wie hoch ist der Anteil der rechtsextremen AfD im Landkreis MOL?

    Da haben sie die Antwort auf die wahren Hintergründe.

  5. 37.

    "Hass und Grausamkeit kann ich nicht erkennen, wenn Menschen eine Bezahlkarte bekommen. "

    Bewußte Ausgrenzung vom öffentlichen Leben beinhaltet Hass und Grausamkeit.

  6. 36.

    Mal ganz pragmatisch. Der Trend geht zum bargeldlosen Bezahlen. Wenn nun für Sozialleistungen keine Überweisung möglich ist, weil Empfänger eh kein Konto bekommen, dann ist die Karte eine gute Sache. Einfach ein Schritt in Richtung Modernität. Und die Leute müssen kein Bargeld herumtragen. Die Karte wie wiederaufladbar. Es muss kein Bargeld in öffentlichen Kassen vorgehalten und ausgezahlt werden. Ich find es einfach nur einen logischen Schritt in Sachen Digitale Welt. Und da war der Staat bisher sehr sehr veraltet.

  7. 35.

    Joachim Witusch:
    "Antwort auf [boomer] vom 06.05.2024 um 15:47
    Am besten gar kein Bargeld."

    Entweder der Kommentator hat keinerlei Wissen über Deutschland, dass man ohne Bargeld nicht weit kommt, oder er denkt menschen(rechts)verachtend, dass Flüchtlinge in Deutschland nicht leben können sollen, oder beides!

  8. 32.

    Und wieder wird eine Gruppe gegen die andere ausgespielt. Menschenverachtung ist übrigens etwas anders, beinhaltet Hass und Grausamkeit. Hass und Grausamkeit kann ich nicht erkennen, wenn Menschen eine Bezahlkarte bekommen.
    Populismus.

  9. 31.

    Menschenverachtend. Würde ein Nicht-Geflüchteter - zum Beispiel ein Beamter, ein typisch deutscher, lebensferner Bürokrat - derart unwürdig bevormundet und an Selbstbestimmung beraubt, wäre das Geschrei groß in der Gesellschaft. Mit den finanziell Schwachen und Abhängigen kann man's ja machen. Schäme mich für dieses (Bundes)land.

  10. 30.

    Wie viele, die in Flüchtlingsheimen leben, schicken denn tatsächlich Geld ins Ausland? Es gibt zwar Statistiken, wie viele Migranten Geld ins Ausland schicken, aber es wird nicht erfasst, ob es aus Arbeitseinkommen bereits anerkannter Personen stammt oder von welchen ohne Aufenthaltsstatus. Sie haben überhaupt nicht verstanden, worum es mir in meinem Beitrag geht. Die Leute brauchten keine Sozialleistungen, wenn sie hier arbeiten dürften. Dann, aber erst dann, könnte man darüber diskutieren, ob die Sozialleistungen zu hoch sind. Menschen ohne Arbeitserlaubnis vorzuwerfen, dass sie nicht arbeiten wollen, ist absurd.

  11. 29.

    Ich kenne auch Menschen, die auch Bürgergeld beziehen, ja, sie leben, da haben Sie vollkommen recht.

  12. 27.

    Bibi:
    "Antwort auf [fragen] vom 06.05.2024 um 09:02
    Nö, aber die unbestreitbaren Pull-Faktoren unattraktiver machen."

    FALSCH!
    Denn genau das wird bestritten und ist daher umstritten, ob tatsächlich weniger Flüchtlinge nach Deutschland kommen, nur weil es hier nun nur noch teilweise Bargeld und teilweise Bezahlkarten statt nur Bargeld gibt.

    Denn die Flüchtlinge kennen unser System überhaupt nicht. Sie fliehen, weil sie dort, wo sie herkommen, nicht mehr leben können, und nicht, um hier Bargeld zu bekommen, das sie nach Hause schicken. Deshalb kommen sie nach Europa. Und innerhalb Europas gehen sie dorthin, wo sie Verwandte oder Bekannte haben oder wo sie am wenigsten drangsaliert werden. Und deshalb gibt es dann in Europa den Wettbewerb, wer die Flüchtlinge am schlechtesten behandelt, um sie in ein europäisches Nachbarland zu vergraulen. Das ändert aber nichts an den europäischen Flüchtlingszahlen, sondern nur etwas an der innereuropäischen Verteilung.

  13. 26.

    Wie kann denn eine Bezahlkarte "die unbestreitbaren Pull-Faktoren" Frieden, Demokratie und Rechtstaatlichkeit "unattraktiver machen"?

  14. 25.

    Genau! Deutsche Wohnungssuchende beziehen ALLE Bürgergeld. Herrlich. Danke für den Lacher!

  15. 24.

    „Klären Sie uns doch einfach auf, wie Flüchtlinge von dem noch geringeren Satz leben können und davon noch Geld ins Ausland überweisen.“

    Das ist faktisch nicht entkräften.

    Keiner wird Ihnen das erklären können.

    Ergo dürften Sozialleistungen zu hoch sein.

  16. 23.

    Hallo, ich habe vor ca. 6 Monaten an eine Ukrainerin vermietet, sie ist vor dem Krieg geflohen und hat - Bürgergeld - bekommen.

    Jetzt hat sie die Kündigung ausgesprochen und mitgeteilt, sie verlasse Deutschland - auf eigene Kosten - wieder Richtung Ukraine.

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