Wahlkampf der Berliner CDU - Buhrufe begleiten Merkel-Auftritt in Lichterfelde

Mi 14.09.16 | 21:03 Uhr
Video: rbb aktuell | 14.09.2016 | Florian Eckhardt und Agnes Taegener

Eigentlich ist Lichterfelde-Ost eine CDU-Hochburg in Berlin. Vielleicht auch deshalb haben Berlins Christdemokraten die Gegend für eine ihrer letzten Wahlkampf-Veranstaltungen ausgewählt. Doch der gemeinsame Auftritt von Spitzenkandidat Henkel mit Bundeskanzlerin Merkel wurde immer wieder von einer Gruppe Rechter gestört.

Der Wahlkampf in Berlin geht in seine entscheidende Phase: Bei einem Wahlkampfauftritt der Berliner CDU in Berlin-Lichterfelde warb der Berliner CDU-Spitzenkandidat Frank Henkel für eine starke politische Mitte in Berlin. Unterstützt wurde er dabei von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die ebenfalls eine Rede hielt. Nur die CDU könne bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus am Sonntag diese Mitte mit ihrem gesellschaftlichen Zusammenhalt garantieren, sagten beide am Mittwoch.

Die Abschlussveranstaltung wurde allerdings immer wieder gestört. Eine Gruppe von rund 30 Rechten quittierte Merkels Rede mit Pfiffen und "Hau ab"-Rufen. Die anwesenden CDU-Anhänger hielten dagegen und skandierten etwa "Angie, Angie" oder "Wir schaffen das". Auf mitgebrachten Transparenten der Merkel-Gegner stand etwa "Merkel muss weg" und "Mutti gib den Führerschein ab". Am Ende der Veranstaltung riefen einige "AfD, AfD". Andere in der Störergruppe betonten, sie gehörten keiner Partei an, sondern wollten nur gegen die Politik der etablierten Parteien protestierten und ihrem Ärger Luft machen.

Henkel grenzt sich scharf von AfD ab

Henkel richtete sich in seiner Rede auf dem Kranoldplatz direkt an die Störer: "Ich kann keine Partei ertragen, die Rassisten an ihrer Spitze duldet, die zum Beispiel gegen unsere deutsche Nationalmannschaft hetzt und die offensichtlich in ihrem Spitzenpersonal überhaupt kein Problem mit dem Gedanken hat, an der Grenze auf Kinder und Frauen zu schießen. Pfui Deibel", rief ein aufgebrachter Innensenator unter dem Beifall von gut 1.500 Zuhörern.

Mit Blick auf die Störer sagte Henkel: "Diese Krakeeler geben einen Vorgeschmack darauf, was uns erwarten würde, wenn wir Berlin dem rechten oder linken Pöbel überlassen." Henkel warnte auch vor einer Stimmabgabe für die AfD, die nur eine Stimme für Rot-Rot-Grün wäre. "Rot-Rot-Grün wäre ein Alptraum für Berlin und diesen Alptraum gilt es am 18. September zu verhindern. Das geht nur mit Stimmen für die CDU."

Merkel verteidigt Flüchtlingspolitik als "humanitäre Verantwortung"

Neben einer scharfen Abgrenzung zur AfD griff Henkel den Regierenden Bürgermeister und "SPD-Wohnungsbausenator" Michael Müller an, der 2011 zu spät erkannt habe, dass in Berlin neue Wohnungen gebaut werden müssen. Merkel lobte widerum Henkels Arbeit in Berlin und forderte gesellschaftlichen Zusammenhalt. "Wir brauchen Lösungen für Ältere und Jüngere, für diejenigen, die schon lange hier leben, mit denen, die jetzt zu uns gekommen sind. Der gesellschaftliche Zusammenhalt ist das Credo der bürgerlichen Mitte, der CDU und des Spitzenkandidaten Frank Henkel", sagte Merkel in ihrer Rede.

Ihre Flüchtlingspolitik verteidigte Merkel erneut als "humanitäre Verantwortung" gegenüber Menschen, die vor Krieg und Not fliehen würden. Genauso klar sei aber auch die Linie der Union, die Zahl der Flüchtlinge zu begrenzen und diejenigen konsequent nach Hause zu schicken, die hier keinen legalen Aufenthaltsstatus bekämen.

Nach den Umfragen drohen der Berliner CDU, die derzeit noch Juniorpartner in der SPD-geführten Regierung ist, bei der Abgeordnetenhauswahl am Sonntag deutliche Verluste und ein Abrutschen unter die 20-Prozent-Marke.  

Mit Informationen von Florian Eckart

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