Handball-Manager Hanning im Interview - "Kiel kämpft wie ein angeschlagener Löwe"

Sa 18.11.23 | 13:49 Uhr
Mamager Bob Hanning während eines Spiels der Füchse Berlin. Quelle: imago images/eu-images
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Es sind wilde Wochen für die Füchse: Der erfolgreichen Klub-WM und einem Auftritt im Europapokal folgt das Topspiel beim THW Kiel. Manager Bob Hanning beschreibt im Interview, was das Team derzeit so stark macht und worauf es gegen Kiel ankommt.

Der rbb überträgt das Handball-Topspiel am Sonntag ab 14 Uhr im Fernsehen und in einem rbb|24-Livestream.

rbb|24: Bob Hanning, Sie sind zurück von der Klub-WM. Werden die Füchse Berlin jetzt in der Handball-Bundesliga endlich Meister?

Hanning: (lacht) Ich glaube, dass wir gut daran tun, die momentane personelle Situation nicht damit zu befeuern, noch mehr von der Mannschaft zu erwarten und zu verlangen. Deswegen halte ich mich mit der Aussage entspannt zurück.

Also sind Sie zufrieden mit der bisherigen Saison?

Ich bin mehr als zufrieden, ich bin sehr glücklich. Die Art und Weise, wie wir in den letzten Wochen aufgetreten sind und wie wir mit dem Verletzungspech durch Moral und Bereitschaft entgegengetreten sind und wie wir aus den Fehlern des letzten Jahres gelernt haben, stimmt mich schon sehr zufrieden.

Das so knapp verlorene Finale bei der Klub-WM ist kein Malus?

Nein. Wir haben uns mit einer überragenden Leistung bis ins Finale gekämpft. Wir haben Barcelona, eine der besten Vereinsmannschaften der Welt, geschlagen. Im Endspiel gegen Magedeburg - immerhin der amtierende Champions-League-Sieger - haben wir uns in die Verlängerung gerettet. Ich müsste also schon krankhafte Züge haben, das Turnier in unserer Situation als Malus zu bezeichnen.

Aber die Reise und das anschließende Europapokalspiel zwei Tage später haben wahrscheinlich viel Kraft gekostet?

Ja, da habe ich die größte Sorge. Wir sind jetzt etwas zur Ruhe gekommen. Den Motor jetzt wieder anzuschmeißen, wird eine ganz neue Herausforderung.

Sie haben selber viel Erfahrung als Trainer, vielleicht können Sie beschreiben, wie man da die Mannschaft auf ein Topspiel wie gegen Kiel vorbereitet.

Die große Aufgabe wird sein, die Spieler in die körperliche Situation zu bringen, von Beginn an auf dem Feld präsent zu sein. Kiel kämpft wie ein angeschlagener Löwe. Da wird einiges auf uns zukommen.

Angeschlagener Löwe ist ein gutes Stichwort: Beim THW herrscht viel Unruhe, Hendrik Pekeler wurde zuletzt sehr deutlich: "Vorne habe wir keine Männer, Kinder haben wir da", sagte er. Warum läuft es nicht bei Kiel?

Das Kernthema ist, dass sie die Abgänge von Niklas Landin und Sander Sagosen nicht einfach so auffangen können. Sie haben das Selbstverständnis, mit dem sie zuvor gespielt haben, etwas verloren.

Nun fehlen den Füchsen derzeit auch sehr wichtige Spieler. Was macht Ihre Mannschaft denn besser als Kiel?

(lacht) Von "besser machen" zu sprechen, liegt mir fern. Ich glaube, dass wir eine sehr gute mannschaftliche Geschlossenheit und mit Dejan Milosavljev einen überragenden Torwart haben. Ich nenne ihn in Kombination mit Miloš Vujović und Marko Kopljar immer liebevoll die "Balkan-Connection". Kopljar erlebt gefühlt seinen zehnten Frühling, trotz seines hohen Alters. Wir stehen hinten im Moment einfach sehr stabil. Hinzu kommt Mathias Gidsel, dem man in jedem Spiel anmerkt, dass er gewinnen will. Die jungen Spieler wie Nils Lichtlein und Matthes Langhoff machen es derzeit ebenfalls sehr gut. Auch die Außenspieler Jerry Tollbring und Tim Freihöfer muss ich loben. Vergessen dürfen wir nicht, dass der älteste Spieler auf dem Platz, Hans Lindberg, im Moment spielt wie ein 16-Jähriger. Diese Kombination ist also der Grund für den derzeitigen Erfolg.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Till Oppermann, rbb sport.

Sendung: rbb Handball Live, 19.11.23, 14 Uhr

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