DEL-Halbfinale - Eisbären schlagen Straubing im drittlängsten Spiel der Liga-Geschichte

Do 04.04.24 | 07:08 Uhr
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Die Eisbären Berlin gewinnen gegen die Straubing Tigers. (Foto: IMAGO / Eibner)
Audio: rbb24 Inforadio | 04.04.2024 | Andreas Wenleder | Bild: IMAGO / Eibner

Die Eisbären Berlin haben das zweite Spiel der Halbfinalserie bei den Straubing Tigers durch ein Tor in der dritten Verlängerung gewonnen. Ty Ronning traf nach 111 Minuten zum 4:3 für den Rekordmeister. Es war das drittlängste Spiel der DEL-Geschichte.

  • Eisbären Berlin verewigen sich im Playoff-Halbfinale in Eishockey-Rekordlisten
  • 111 Minuten Spielzeit in Straubing bedeuten drittlängstes Duell der DEL-Historie
  • Berliner verspielen in regulärer Spielzeit 3:1-Führung
  • Für Finaleinzug braucht der Klub noch zwei Siege

Die Eisbären Berlin haben am Mittwochabend mit 4:3 (0:1, 2:0, 1:2, 0:0, 0:0, 1:0) bei den Straubing Tigers gewonnen. Mit diesem zweiten Sieg in den Halbfinal-Playoffs der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) machen sie einen wichtigen Schritt in Richtung Finale.

Zum Rekord aus dem Jahr 2008, als die Kölner Haie und die Adler Mannheim 168 Minuten auf dem Eis gestanden hatten, fehlte noch ein gutes Stück, und doch hätte es in Straubing kaum dramatischer laufen können. Die Eisbären hatten bereits mit 3:1 geführt, gaben den Vorsprung aber noch aus der Hand. Dank US-Stürmer Ty Ronning verbesserte Berlin dennoch seine Ausgangslage ungemein und nimmt das Finale in den Blick.

Das erste Spiel hatten die Eisbären mit 3:1 gewonnen, vier Siege sind zum Finaleinzug nötig. Das dritte Spiel der Best-of-Seven-Serie steht bereits am Freitag (19:30 Uhr) in Berlin an.

Eisbären fangen konzentriert an, doch Straubing ist zu dominant

Die Eisbären Berlin wurden zu Beginn ihrem Status als ligaweit bestes Auswärtsteam gerecht – zumindest in der Abwehr. Straubing war zwar sichtlich bemüht, kam offensiv aber nicht zum Zug, da die Hauptstädter einmal mehr defensiv exzellent geordnet auftraten. Zwar blieben die Eisbären offensiv blass, doch das oberste Ziel, erst einmal keinen Gegentreffer zu kassieren, wurde vorerst erfüllt - Straubings Puckbesitz blieb zunächst ohne durchschlagenden Erfolg. Auch weil Berlins Keeper Jake Hildebrand in der siebten Minute seine erste starke Parade zeigte und somit seine überragende Playoff-Form unterstrich.

Doch Straubing blieb tonangebend und spielte sich in einen regelrechten Rausch. In der 15. Minuten folgte die Belohnung – Straubing ging verdient in Führung. Philip Samuelsson erhielt den Puck im rechten Bullykreis und brachte ihn scharf an den Torraum. Dort fand er zwar keinen Mitspieler, aber dafür den Schlittschuh von Berlins Korbinian Geibel. Von dort prallte das Spielgerät unhaltbar für Hildebrand ins Netz. Mit dem 1:0 für die Hausherren ging es in die erste Pause. "Es war ein guter Start, wir kamen sofort offensiv aufs Eis, auch wenn bei meinem Treffer viel Glück dabei war", resümierte Straubings Samuelsson gegenüber "Magenta Sport".

Berlin übersteht doppelte Unterzahl und dreht das Spiel aus dem Nichts

Das zweite Drittel begann mit einer doppelten Unterzahl für die Eisbären, da sich Manuel Wiederer kurz vor der Sirene eine kleine Strafe einhandelte und zu Beginn des neuen Spielabschnitts Kai Wissmann sich ebenfalls für zwei Minuten zu ihm auf die Bank gesellte. Eine immense Drucksituation, die die Eisbären aber tatsächlich ohne Gegentreffer überstanden und in der 22. Minute sogar beinahe zum Ausgleich nutzten. Ohne Gegenspieler scheiterte der durchgebrochene Tobias Eder aus dem Slot an Florian Bugl, der das rechte Eck zumachte.

In Folge blieben die Tigers aber weiter das deutlich bessere Team - immer wieder musste Goalie Hildebrand sein Team durch starke Paraden retten. Seine Vordermänner agierten hingegen äußerst passiv und stellten Straubing vor wenige Herausforderungen. Zu diesem Zeitpunkt führten die Hausherren die Torschuss-Statistik mit 29:9 an. Doch dann kam sie, die berüchtigte Effizienz - plötzlich erzielten die Eisbären den Ausgleich. Nach einem offensiven Bullygewinn warf Jonas Müller die Scheibe von der Blauen einfach mal aufs Tor. Der Puck ging durch die Beine von Marcel Müller, zudem nahmen zwei Eisbären Bugl die Sicht. Und schon schlug der Puck unhaltbar in der Fanghandecke ein. Das 1:1 in der 38. Minute aus dem Nichts.

Und nur zwei Minuten später drehten sie die Partie komplett. Berlin setzte sich vorne fest und hielt die Scheibe gegen sehr aggressiv verteidigende Tigers. Wissmann hatte im Rückraum mal Platz, legte quer für Leonhard Pföderl und der knallte den Onetimer aus dem linken Bullykreis unter den Querbalken. "Sie haben uns dominiert, aber wir haben den Glauben, nur diese eine Chance zu brauchen. Das erste Tor hat uns sehr geholfen und war auch für Hildebrand, der uns im Spiel gehalten hatte", analysierte Berlins Blaine Byron.

Eisbären können 3:1-Führung nicht halten

Und als wäre das nicht des Wahnsinns genug gewesen, setzten die Eisbären in der 44. Minute das nächste Ausrufezeichen. Frederik Tiffels behauptete sich in der Rundung stark, schlug einen Haken und kurvte vor das Tor. Bugl parierte den Abschluss aus kurzer Distanz noch, doch das Hartgummi fiel Byron vor die Schlittschuhe und aus kurzer Distanz schob dieser dann ganz locker ein. Das 3:1, dasdas Momentum gänzlich drehen sollte. Berlin war 37 Minuten lang unsichtbar und spielte nun plötzlich wie aus einem Guss. Die Tigers waren hingegen nach zwei überragenden Dritteln völlig frustriert und von der Rolle.

Doch Straubing gab sich nicht auf fing sich nach einigen Minuten wieder - mit der Belohnung in der 50. Minute. Joshua Samanski brachte den Puck ins Angriffsdrittel, nahm rechts Connolly mit und bekam den Puck dann am linken Pfosten zurück. Aus kurzer Distanz schob er an Hildebrand vorbei zum 2:3-Anschlusstreffer ein. Damit leiteten sich emotionale Schlussminuten ein, der Treffer hatte Straubing und dem Publikum den Glauben zurückgegeben. Die Tigers drückten nun mit aller Macht auf den Ausgleich, doch die Eisbären zementierten ihre Abwehr einmal mehr - auf Kosten eigener Befreiungsschläge.

Der Druck wurde aber zu groß, die Tigers kamen in der 56. Minute tatsächlich zum 3:3-Ausgleich. Cole Fonstad arbeitete sich nach einem Scheibengewinn in der neutralen Zone links stark gegen zwei Eisbären durch und jagte die Scheibe dann aus dem Bullykreis über Hildebrands Schulter ins Netz. Eine bemerkenswerte Einzelleistung, die das Spiel in die Overtime führte.

Zwei Verlängerungen bringen keine Entscheidung

Berlin präsentierte sich um Schlussakt deutlich aggressiver und offensiver als in den den 60 Minuten zuvor. In der 62. Minute brach Eisbär Zach Boychuk von halbrechts gegen zwei Tigers durch und knallte die Scheibe an den Querbalken - Pech für die Hauptstädter, die auf die Entscheidung drängten. Es wurde ein offener Schlagabtausch mit hohem Tempo und den besseren Abschlüssen für die Berliner.

In der 67. Minute die nächste Großchance: Tiffels eroberte den Puck vorne stark und setzte Byron ein, der vor dem Tor auftauchte und wieder nur knapp am überragend reagierenden Goalie der Hausherren scheiterte. Die Eisbären wirkten frischer und im Angriffsspiel strukturierter, die Tigers hingegen wurden nur über Einzelaktionen gefährlich - das Kräfteverhältnis hatte sich gedreht, das Ergebnis blieb nach der ersten Overtime aber das 3:3.

Auch in der zweiten Verlängerung wirkten die Eisbären aktiver, bei Straubing schwand die Kraft merklich schneller. Insgesamt nahm das Tempo der Partie aufgrund der großen Strapazen ab, beide Teams ließen es nun ruhiger angehen, kamen aber weiterhin zu Chancen, sodass sich niemand allzu sicher sein konnte. Es wurde zum unendlichen, ausgeglichenen Kampf zweier Teams, die auf höchstem Niveau auf dem Zahnfleisch gingen. Und auch jener eher taktischerer Schlagabtausch blieb ohne Treffer, es ging tatsächlich in die dritte Overtime.

Die Eisbären beenden das schier unendliche Spiel

Spätestens in der dritten Verlängerung bewegten sich beide Teams im letzten Prozent des Leistungsvermögens und hatten viel eher die Vermeidung des spielentscheidenden Fehlers im Blick als einen Treffer. Zwar gab es noch vereinzelt ansehnliche Angriffe, doch folgten sie immer weniger einer klaren Struktur.

Um die 105. Minute herum kratzte Straubing seine letzten Körner zusammen, um letzte Vorstöße zu wagen. Doch die Eisbären hielten stand - und beendeten das drittlängste Spiel der Ligageschichte in der 111. Minute mit dem Treffer zum 4:3. Ty Ronning bekam den Puck von Wissmann vorgelegt, drückte aus dem Bullykreis ab und trafins kurze Eck. Auch der überragende Bugl kann da nichts machen. Der Siegtorschütze nach Spielende: "Es war ein Kampf. Straubing ist ein harter Gegner und das nächste Spiel wird noch enger." Kaum vorstellbar.

Sendung: rbb24 Inforadio, 04.04.2024, 10:20 Uhr

3 Kommentare

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  1. 2.

    Oft machen meine Nerven sowas nicht mit...

  2. 1.

    Welch ein Kraftakt, Glückwunsch Dynamo!

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