1:5-Heimniederlage - 1. FC Union Berlin geht gegen abgezockte Bayern unter

Sa 20.04.24 | 21:56 Uhr
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Union-Spieler Robin Gosens sitzt enttäuscht auf dem Spielfeld (Bild: Imago Images/Matthias Koch)
Audio: rbb24 Inforadio | 20.04.2024 | Guido Ringel | Bild: Imago Images/Matthias Koch

Union Berlin hat im Abstiegskampf eine klare Klatsche kassiert. Gegen Bayern München verloren die Köpenicker mit 1:5. Der Tabellenzweite zeigte eine routinierte Leistung - und der 1. FC Union muss weiter mit seiner Offensivschwäche hadern.

  • 1:5 gegen Bayern München war Unions dritte Niederlage in Folge
  • Erstes FCU-Tor nach 387 Minuten verkam zur Randnotiz in der Nachspielzeit
  • Köpenicker rutschen vier Spieltage vor Schluss auf Platz 14 ab
  • Nun warten Duelle gegen die direkte Konkurrenz im Tabellenkeller: Gladbach, Bochum und Köln

Die Überraschung ist ausgeblieben: Der 1. FC Union Berlin konnte Bayern München am Samstagabend keine Punkte abtrotzen. Gegen den - in dieser Saison entthronten - Rekordmeister mussten sich die Köpenicker mit 1:5 (0:2) geschlagen geben. Für zielstrebige Münchner trafen Leon Goretzka (29.) und Harry Kane (45.+1) in der ersten Hälfte sowie Thomas Müller (53.), Mathys Tel (62.) und erneut Müller (66.) nach der Pause. Yorbe Vertessen erzielte in der Nachspielzeit das einzige Tor für den FCU (90.+1).

Das Team von Trainer Nenad Bjelica rutscht durch die dritte Niederlage in Folge auf Platz 14 ab. Der Abstand auf den Relegationsplatz beträgt drei Zähler. Gelingt es Mainz jedoch am Sonntag, in Freiburg zu punkten, könnte er weiter zusammenschmelzen. An den verbleibenden vier Spieltagen muss Union in Gladbach und Köln antreten und empfängt zuhause Bochum und Freiburg.

Bayern mit der ganz großen Rotation

Bjelica stand gegen Bayern München der gesamte Kader zur Verfügung - und der Kroate wechselte im Vergleich zur 0:2-Niederlage in Augsburg drei Mal: So kehrte Robin Gosens unter anderem nach seiner Sperre wieder in die Startelf zurück. Zudem spielten Lucas Tousart und Kevin Volland von Beginn an. Rani Khedira, Alex Kral und Mikkel Kaufmann rutschten dafür auf die Ersatzbank.

Bayerns Mannschaft gegen den 1. FC Union hatte sehr (!) wenig mit der aus dem Champions-League-Halbfinale am Mittwoch gemein. Auf sechs von elf Positionen wechselte Trainer Thomas Tuchel durch. Jamal Musiala reiste gar nicht erst mit nach Köpenick. Und doch stand mit den neuen Startelf-Spieler - seien es Alphonso Davies, Minjae Kim oder Thomas Müller - eine Formation auf dem Platz, für die der Begriff B-Elf unangemessen gewesen wäre.

Union zunächst stabil - in jeder Hinsicht

Die erste Torannährung hatte aber Union: Gosens duckte sich nach Trimmel-Flanke unter dem Ball weg - und verwirrte damit zwar Bayern-Keeper Manuel Neuer, aber überraschte auch seine Mitspieler (1.). Danach waren es die Münchner, die das taten, was zu erwarten war: Sie kontrollierten das Spiel. Und der FCB kam zu ersten Halbchancen: Harry Kanes Distanzschuss parierte FCU-Keeper Frederik Rönnow (5.), Eric Maxim Choupo-Moting zielte aus halblinker Position knapp am kurzen Eck vorbei (9.).

Choreo auf der Waldseite zum 20. Jubiläum der Union-Ultra-Gruppierung "HammerHearts" (Bild: picture alliance/dpa/Andreas Gora)Vor dem Spiel: Die Waldseite feiert das 20-jährige Jubiläum der Ultra-Gruppierung "HammerHearts".

Größere Gefahren-Momente gab es jedoch danach zunächst nicht mehr im Köpenicker Strafraum. Bayern fehlte im Ballbesitz die nötige offensive Durchschlagskraft - und das auch, weil Union sich sehr stabil zeigte. Sei es als Kollektiv in der Abwehr oder auch individuell im Zweikampf. Ein Sinnbild: Union-Stürmer Benedict Hollerbach, der bei einem der - durchaus regelmäßigen - schnellen Berliner Eiltempo-Gegenstöße Bayern-Verteidiger Eric Dier einfach an sich abprallen ließ. Zum Abschluss kam er danach jedoch nicht (18.).

Münchner finden Löcher in der Berliner Mauer

Dass die Münchner in der 29. Minute mit 1:0 in Führung gingen, war somit keinesfalls zwingend. Nein, vielmehr war es ihre erste Top-Gelegenheit überhaupt. Tel spielte aus zentraler Position in den Strafraum, Müller ließ durch für Goretzka, dessen Schuss der Marke 'Kracher' von der Unterkante der Latte ins Tor sprang.

Union drängte danach verstärkt in die Offensive. Den Hausherren fehlte aber genau das, was Bayern beim 1:0 zeigte: die Abgezocktheit. Schon vor dem Duell mit dem Rekordmeister waren die Köpenicker drei Spiele ohne Treffer geblieben. Neuer im Tor der Bayern sorgte dafür, dass das so blieb: Er parierte den Distanzschuss von Lucas Tousart (33.) und Gosens' starken Volley (42.). Während das 1:1 ausblieb, bejubelten die Münchner unmittelbar vor der Pause das 2:0: Kane fand bei einem Freistoß aus halbrechter Position ein Loch in der Berliner Mauer, Rönnow streckte sich vergebens (45.+1). Für den Briten war es bereits der 33. Saisontreffer - und damit acht mehr, als Union in dieser Spielzeit insgesamt erzielt hat.

Nach der Pause wird's bitter für die Köpenicker

Die Geschichte der zweiten Hälfte ist dann aus Sicht der Köpenicker schnell erzählt und sie ist eine bittere. Es spielte ausschließlich Bayern. Die Gastgeber waren nun in der Zuschauer-Rolle und schauten hinterher, wie die Münchner nachlegten. Und zwar Tor um Tor um Tor. Den Auftakt machte Thomas Müller, der den Ball nach Flanke von Choupo-Moting am Fünfmeterraum volley zum 3:0 unter die Latte setzte (53.). Sechs Minuten später erhöhte Tel nach Kane-Zuspiel (61.). Und die Taktung wurde enger. Nicht einmal fünf Minuten später traf erneut Müller zum 5:0. Dieses Mal bereitete Goretzka vor und der 34-Jährige köpfte ein (66.).

Bayern behielt danach seine drückende Dominanz. Zum Glück für die Köpenicker zeigten sie aber nicht mehr dieselbe Konsequenz wie in den ersten 20 Minuten nach der Pause. Die Gastgeber selbst verzweifelten bei den Versuchen, irgendwie doch noch zumindest das erste Tor nach mehr als sechs Stunden zu erzielen. Bis in die Nachspielzeit. Da beendete das 1:5 von Yorbe Vertessen zumindest die 387 Minuten lange Torlos-Serie des FCU. Dennoch blieb - lautstark besungen von tapferen Fans im Stadion An der Alten Försterei - die endgültige Gewissheit, dass es für den FCU bis zum Schluss um den Klassenerhalt gehen wird.

Reaktionen zum Spiel

Nenad Bjelica (Trainer 1. FC Union): "Jede Niederlage tut weh. Egal ob du 0:1 oder 1:5 verlierst und egal gegen welchen Gegner. Damit müssen wir leben und es versuchen, im nächsten Spiel besser zu machen. (...) Die erste Halbzeit war von unserer Seite ganz in Ordnung. Den einzigen Unterschied, den wir gesehen haben, war das Ergebnis, weil wir unsere Chancen nicht genutzt haben und der Gegner schon. (...) Wir müssen weiter arbeiten und uns gedulden mit unseren Spielern."

Christopher Trimmel (Kapitän 1. FC Union): "Speziell die erste Halbzeit war nicht schlecht von uns. (...) Die zweite Halbzeit war dann schon phasenweise zu wenig. Das müssen wir uns ankreiden lassen. Aber trotzdem: Das passiert im Fußball. Wir müssen das gut einordnen. Wichtig ist nur, wie wir in die nächsten Wochen gehen."

Leon Goretzka (Bayern München): "Wir wissen ganz genau, wie unangenehm das hier An der Alten Försterei sein kann. Dementsprechend waren wir auf einen harten Kampf eingestellt, haben das gut angenommen und sind am Ende schon sehr souverän durchmarschiert."

Das Spiel im Liveticker

Sendung: rbb24, 20.04.2024, 21:45 Uhr

44 Kommentare

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  1. 43.

    Wenn also Union keine Heimspiele mehr hat, funktioneren BVG und Bahn ...? - Cool! Sorry, Union. Ab heute nur noch auswärts.

  2. 42.

    Zitat: "Aber die Leistungen sind teilweise schon grenzwertig, und Union profitiert von einigen besonders schwachen Konkurrenten."

    Na ja, Stefan, die Leistungen waren vor allem in der Hinrunde, gelinde gesagt, mehr als grenzwertig. Das war ja nun mal ein Absturz sondersgleichen. Bjelica ist ein schweres Erbe angetreten und hat die stark verunsicherte Mannschaft stabilisiert.

    Das (Haupt-)Prob des FCU ist doch nicht, dass wir generell schlecht spielen oder gar Leistung verweigern, sondern, dass trotz großem Aufwands zu wenige Tore gelingen. Das ist sicher auch eine Frage der Qualität unserer Offensivkräfte. Der FCU hat zwar gute Assist-gebende Angreifer, aber eben keinen strammen Goalgetter in seinen Reihen. Aber solch einen muss man auch erstmal finden...

  3. 41.

    Zitat: "Ich hab, nach dem Geschenk an Augsburg, intern in ner Runde gesagt, wenn wir noch 2 spiele verlieren, dann steigen wir ab. Das erste davon war gestern."

    Jürgen, Sie haben doch nicht ernsthaft damit gerechnet, dass wir gegen den angefressenen FCB etwas holen können? Das Spiel war doch, realistisch betrachtet, schon vorm Anpfiff als Nullpunkter "abgehakt". Ich habe jedenfalls 1:3 getippt und denke auch nicht, dass der FCU bei nur einer weiteren Niederlage absteigt. D98 und auch der Effzeh sind weg und für den FCU gehts nun darum, den Reliplatz zu vermeiden, für den immerhin noch fünf Kandidaten infrage kommen.

  4. 40.

    Zitat: "Es gibt auch andere wie z.B. Herr Beek den ich als wesentlich ahnungsvoller empfinde der das alles bemängelt..."

    Ach ja, der Beeke, der vor drei Spieltagen, als wir noch neun Punkte Vorsprung auf den Reliplatz und Achte bis "Europa" hatten, wie er mehrfach betonte, zufrieden grinsend eine Abstiegsgefahr ausgeschlossen hat und überhaupt ziemlich viel Belangloses labert, wenn der Tag lang ist, ist m. E. nun nicht gerade ein 'Top Analyst', Andreas.

  5. 39.

    Die Niederlage war zu erwarten, ist aber in dieser Höhe doch frustrierend. Ich habe den Eindruck, dass das eiserne Bollwerk ( oder die Familie ) Rost angesetzt hat, seit Urs Fischer gegangen ist. Ob er wohl geahnt hat, dass mit den neu zugekauften Spielern kein Blumentopf zu gewinnen ist ?

  6. 38.

    Da ist ja Spindlersfeld-Nord von den Bayern ordentlich vermöbelt worden, hätte ich in der Deutlichkeit nicht erwartet, sehr beeindruckend.

  7. 37.

    Nun, ich würde mal sagen, dass Union zumindest bundesligatauglicher ist, als es Hertha in der letzten Saison war. Deshalb glaube ich auch an einen Verbleib der Köpenicker in der ersten Liga. Aber die Leistungen sind teilweise schon grenzwertig, und Union profitiert von einigen besonders schwachen Konkurrenten. Realistisch geht es doch nur noch um die Vermeidung des Relegationsplatzes, was bei Unions Restprogramm zu machen sein sollte. In zwei Spielen gegen direkte Abstiegskampfkonkurrenten hat es Union selbst in der Hand. Dass trotz der relativ günstigen Prognose eine verständliche Nervosität ausgebrochen ist, sieht man an einigen recht dünnhäutigen Kommentaren... ;)
    Letzte Anmerkung: Mir gefällt die Entwicklung meiner Hertha zwar viel besser, aber angesichts der finanziellen Situation ist der Zustand der alten Dame abseits des Rasens leider viel kritischer als der von Union.

  8. 36.

    Irgendwie ist aber was dran. Ich hab, nach dem Geschenk an Augsburg, intern in ner Runde gesagt, wenn wir noch 2 spiele verlieren, dann steigen wir ab. Das erste davon war gestern. Ich glaub es zwar immer noch nicht, aber wenn es denn so sein sollte, dann isses halt so. Manchmal bringt ein Neuanfang mehr als als ein weiter so rumdümpeln.
    Trotzdem UNVEU!

  9. 35.

    Na nicht wirklich. Es gibt auch andere wie z.B. Herr Beek den ich als wesentlich ahnungsvoller empfinde der das alles bemängelt nicht zuletzt auch als Ergebnis zweier völlig daneben gegangener Transferperioden aus denen bislang nicht ein Spieler gezündet hat…

  10. 34.

    Niemals, ihr seid doch schon potenzieller Meister Kandidat gewesen(Räusper) das Oly ist wirklich wirklich traurig über den Absturz von Union Berlin in dieser Saison.
    Schönen Sonntag gewünscht

  11. 33.

    Schon einmal aufgefallen, das immer wenn Union ein Heimspiel hat Schienenersatz Verkehr ist? Warum? Das ist extrem nervig...

  12. 32.

    Zitat: "Zusammenfassend muss man leider anmerken dass Union nicht erstligatauglich ist."

    Das ist doch Quatsch, Andreas. Der FCU hat heute vor allem in der 2. HZ. schwach gespielt, soweit, so wahr - aber doch nicht gegen irgendwen, sondern immerhin einen gut aufgelegten FCB deutlich verloren. Das vorletzte Heimspiel gegen den aktuellen Meister und auch das Auswärtsspiel danach beim Europacup Kandidaten und "Angstgegner" Augsburg, bei dem wir auf Augenhöhe waren, aber dann blöd verloren haben, waren doch nichts Ligauntaugliches.

  13. 31.

    Da lief es ja in der Hinrunde prima. Deshalb ist er ja auch vor Freude einvernehmlich gegangen.

  14. 27.

    Wer zuletzt lacht,lacht am besten.Trotz heute,schlechter Leistung.

  15. 26.

    Dann sind wir mal auf die fussballtechnische Weisheit gespannt. Als Experte ist der Sportkamerad Nils ja in Berlin anerkannt…

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