Podcast | Orte & Worte © rbb
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Der Bücherpodcast vom rbb - Orte und Worte

Ein Buch, ein Ort, eine Begegnung: Wir sprechen mit Autorinnen und Autoren über ganz persönliche Themen, ihre aktuellen Bücher, das Schreiben und die kreative Arbeit.

Unsere Hosts Nadine Kreuzahler, Anne-Dore Krohn und Stephan Ozsváth verabreden sich an Orten, die wichtig sind als Schauplatz oder zur Inspiration, mit dem Schwerpunkt in Berlin und Brandenburg.

Alle Tipps, Empfehlungen und Orte findet Ihr in den Beschreibungen und Shownotes der Podcast Folgen.

Stefanie de Velasco; © Anne-Dore Krohn
Anne-Dore Krohn

Orte und Worte - Mit Stefanie de Velasco im Park am Gleisdreieck

"Diese kinderfreie Perspektive, die fand ich so gar nicht erzählt", sagt Stefanie de Velasco – und hat ihn einfach selbst geschrieben, den Roman über drei Frauen Mitte 40, die sich bewusst und zufrieden gegen Kinder entschieden haben.

Anne-Dore hat Stefanie im Park am Gleisdreieck getroffen, in dem weite Teile des Buches spielen. Sie laufen durch die Schrebergärten, entdecken ein Bett, das im Baum hängt und setzen sich ins geschlossene Café Eule. Ein Gespräch über Lebensentwürfe, die Symphonie der Großstadt, Schreibkrisen und selbstgewählte Familien.

Die Autorin:
Stefanie de Velasco wurde und lebt in Berlin. 2013 erschien ihr Debut "Tigermilch", der auf die Bühne und ins Kino kam. 2019 kam "Kein Teil der Welt" heraus.

Das Buch:
"Das Gras auf unserer Seite", Kiepenheuer & Witsch, 256 Seiten, 23 Euro

Der Ort:
Park am Gleisdreieck

Café Eule

Stefanie empfiehlt:
Ingeborg Drewitz "Das Karussell", antiquarisch z.B. bei zvab.de

Anne-Dore empfiehlt:
Connie Palmen "Vor allem Frauen. Über Virginia Woolf, Sylvia Platz, Joan Didion u.a.", Diogenes Verlag, 160 Seiten, 22 Euro

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Tilman Birr; © Nadine Kreuzahler
Nadine Kreuzahler

Orte und Worte - Mit Tilman Birr auf den Spuren von Loriot in Berlin-Charlottenburg

"Wie sind Sie hier reingekommen?" ist nicht nur ein Zitat aus einem Film von Loriot, sondern auch der Titel des neuen Romans von Kabarettist, Musiker, Lesebühnen-Autor und Schriftsteller Tilman Birr. Er erzählt darin von einem jungen Mann, der mit 20 aus der Provinz nach Berlin zieht und sich hier durch einen Zufall mit Vicco von Bülow anfreundet – ohne zunächst zu wissen, dass er es mit dem berühmten Komiker Loriot zu tun hat.

Das Buch ist ein witziger Ritt durch die Nullerjahre in der Hauptstadt, ein Berlin-Roman, eine Satire und eine Loriot-Hommage. Nadine sagt: "Ich musste wirklich mehrfach laut loslachen beim Lesen". Sie ist mit Tilman Birr zum ehemaligen Wohnhaus von Loriot gegangen und hat mit ihm über Humor, Lesebühnen, Berlin und Bücher gesprochen.

Der Autor:
Tilman Birr, geboren 1980 in Frankfurt (Main), zog im Jahr 2000 nach Berlin. Studium der Geschichte und Anglistik, war mal Stadtführer, ist Liedermacher, Lesebühnen-Autor, Poetry Slammer, Schriftsteller und Kabarettist. 2012 erschien "On se left you see se Siegessäule – Erlebnisse eines Stadtbilderklärers". "Wie sind Sie hier reingekommen?" ist sein viertes Buch, aber sein erster Roman. Mit der Lesebühne "Prunk und Prosa" ist er regelmäßig in der ufa-Fabrik in Berlin zu erleben. Gerade ist er mit seinem Kabarettprogramm "Birr Royal" auf Tour.

Das Buch:
Tilman Birr: "Wie sind Sie hier reingekommen?", Satyr Verlag, 330 Seiten, 23 Euro

Buchempfehlungen in dieser Folge:
Tilman empfiehlt ...
Thomas Glavinic: "Wie man leben soll", dtv, 240 Seiten, 14 Euro (Taschenbuch)
Thomas Glavinic: "Das bin doch ich", S. Fischer, 238 Seiten, 16 Euro (Taschenbuch)

Nadine empfiehlt ...
Bora Chung: "Der Fluch des Hasen", Culturbooks, 264 Seiten, 24 Euro, aus dem Koreanischen von Ki-Hyang Lee
Ilona Hartmann: "klarkommen", park x ullstein, 192 Seiten, 22 Euro

Podcast-Tipp:
Loriot 100 – Mehr Lametta
https://www.ardaudiothek.de/sendung/loriot-100-mehr-lametta-mit-ariana-baborie/12866833/

Nicht witzig – Humor ist, wenn die anderen lachen
https://www.ardaudiothek.de/sendung/nicht-witzig-humor-ist-wenn-die-anderen-lachen/12662427/

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Deniz Ohde © Nadine Kreuzahler
Nadine Kreuzahler

Orte und Worte - In der Leipziger Stadtbücherei mit Deniz Ohde

Bibliotheken sind für Deniz Ohde zum einen Orte der Entspannung und zum anderen Orte zum Arbeiten. Schon als Kind war die Bücherei ein Lieblingsort für die Schriftstellerin. Mittlerweile stehen ihre eigenen Werke in den Regalen zum Ausleihen.

"Streulicht", ihr Debütroman von 2020, war ein großer Erfolg und für den Deutschen Buchpreis nominiert. "Ich stelle mich schlafend" heißt ihr zweiter Roman, der von einer toxischen Liebe erzählt, von Glauben und Spiritualität, einem Leben im Korsett und von den Grauzonen der Gewalt und der sexuellen Übergriffe gegen Frauen. Deniz lebt seit 2011 in Leipzig und nimmt Nadine mit in die Stadtbibliothek. Gemeinsam machen sie sich auch auf die Suche nach anderen Büchern, die sie empfehlen möchten.

Die Autorin:
Deniz Ohe wurde 1988 in Frankfurt am Main geboren und ist in Sindlingen aufgewachsen, einem Arbeiter-Viertel ganz im Westen der Stadt. Ihr Debütroman "Streulicht" landete direkt auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis und wurde mehrfach ausgezeichnet. Die Autorin lebt in Leipzig. "Ich stelle mich schlafend" ist ihr zweiter Roman.

Das Buch:
Deniz Ohde: "Ich stelle mich schlafend", Suhrkamp, 248 Seiten, 25 Euro

Die Buchempfehlungen:
Angela Sommer-Bodenburg: "Der kleine Vampir", Buchreihe, Rowohlt Verlag,

Deniz empfiehlt außerdem:
Terézia Mora: "Fleckenverlauf. Ein Tage- und Arbeitsbuch", Luchterhand Literaturverlag, 288 Seiten, 22,00 Euro.

Louise Meriwether: "Eine Tochter Harlems", Rowohlt (rororo Entdeckungen Band 3), hrsg. von Magda Birkmann und Nicole Seifert, übersetzt von Andrea O’Brien, 304 Seiten, Taschenbuch, 15,90 Euro.

Nadine empfiehlt:
Lana Lux: "Geordnete Verhältnisse", Hanser Berlin, 288 Seiten, 23,00 Euro.

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Elias Hirschl @ Stephan Ozsváth
Stephan Ozsváth

Orte und Worte - Mit Elias Hirschl im Wiener Café Jelinek 

Elias Hirschl hat einen dystopischen Roman geschrieben, der auf alte Bergbau-Industrie die neue Start-Up-Welt setzt. In "Content" geht es um die Produktion von sinnlosen Inhalten für eine Internet-Welt, in der es vor allem um eins geht: Aufmerksamkeit. Stephan Ozsváth hat ihn im Wiener Café Jelinek getroffen, wo Elias Hirschl auch schreibt. Ein Gespräch über die perversen Blüten von Internet- und Startup-Kultur, Schreibstrategien und über das Musikmachen während der Pandemie.

Das Buch:
"Content", Zsolnay-Verlag, 224 Seiten, 23,00 Euro.

Der Ort:
Café Jelinek
https://cafejelinek.steman.at/cafe-jelinek/

Elias Hirschl empfiehlt:
Miri Yu: "Tokio Ueno Station", Riverhead Books, 192 Seiten, Englisch, 12.95 Euro.

Sayaka Murata: "Die Ladenhüterin", Aufbau-Taschenbuch-Verlag, 145 Seiten, Paperback, 13,00 Euro.

Sayaka Murata: "Das Seidenraupenzimmer", Aufbau Taschenbuch-Verlag, 253 Seiten, 12.00 Euro.

Stephan empfiehlt:
Vladimir Vertlib: Zebra im Krieg, Residenzverlag, 288 Seiten, 24,00 Euro.

Michal Hvorecky: "Troll", Tropen, 215 Seiten, 18,00 Euro.

Paavo Matsin: "Gogols Disko", homunculus, 176 Seiten, 20,20 Euro.

Podcast-Empfehlung:
Dunkelkammer: https://dunkelkammer.simplecast.com/

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Nora Krug © Anne-Dore Krohn
Anne-Dore Krohn

Orte und Worte - Im Messetrubel mit Nora Krug

Als am 24. Februar 2022 der Großangriff auf die Ukraine begann, hat Nora Krug Kontakt aufgenommen zu zwei Menschen: einer ukrainischen Journalistin aus Kiew und einem russischen Künstler aus St. Petersburg. Ein Jahr lang begleitet sie die beiden mit Texten und Illustrationen – jetzt erschienen als "Im Krieg. Zwei illustrierte Tagebücher aus Kiew und St. Petersburg".

Anne-Dore hat Nora Krug am Stand des Penguin Verlags auf der Leipziger Buchmesse getroffen und mit ihr gesprochen: über visuellen Journalismus, Illustrieren und Beleuchten, über Mitläufertum und Graubereiche und kollektive Schuld – und warum es sie immer wieder beschäftigt, wie einzelne Menschen zum Lauf der Geschichte beitragen.

Das Buch:
Nora Krug: "Im Krieg, Zwei illustrierte Tagebücher aus Kiew und St. Petersburg", übersetzt von Alexander Weber, Penguin Verlag, 128 Seiten, 28 Euro.

Die Autorin/ Illustratorin:
Nora Krug wurde 1977 in Karlsruhe geboren und lebt seit über zwanzig Jahren in New York, wo sie als Professorin für Illstration lehrt. Ihr Buch "Heimat. Ein deutsches Familienalbum" wurde u.a. für dem National Book Critics Award ausgezeichnet und in Deutschland zur Schullektüre ernannt. Zuletzt erhielt sie den Gerti Spieß Preis für literarische Arbeiten zu gesellschaftspolitischen Themen.

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Nadine Kreuzahler
Nadine Kreuzahler

Orte und Worte - Auf der Leipziger Buchmesse mit Dilek Güngör

Vor einem Jahr haben wir unseren rbb Bücher-Podcast zum ersten Mal auf der Leipziger Buchmesse präsentiert. Nun kehren wir mit vielen Folgen im Gepäck zurück. Nadine spricht mit Dilek Güngör über "A wie Ada", das neue Buch der Schriftstellerin und Journalistin, die 1972 in Schwäbisch-Gmünd geboren wurde und in Berlin lebt. Bekannt wurde sie mit ihren Zeitungskolumnen über ihre deutsch-türkische Familie. Für "Vater und ich" war sie 2021 für den Deutschen Buchpreis nominiert.

"A wie Ada" erzählt in Miniaturen, Szenen, Anekdoten und Erinnerungen das Leben einer Frau zwischen der Sehnsucht nach Zugehörigkeit und der Suche nach einem eigenen Weg. Zwischen Herkunft und Zukunft, Fremd-Sein und Geborgenheit.

Das Buch:
Dilek Güngör: "A wie Ada", Verbrecher Verlag, 112 Seiten, 20 Euro.

Die Autorin:
Dilek Güngör, 1972 in Schwäbisch-Gmünd geboren, wurde durch ihre Kolumnen in der Berliner und Stuttgarter Zeitung bekannt. Unter dem Titel "Unter uns" und "Ganz schön deutsch" erschienen sie gesammelt als Bücher. 2007 veröffentlichte sie ihren ersten Roman "Das Geheimnis meiner türkischen Großmutter". Es folgten "Ich bin Özlem" (2019), "Vater und ich" (2021) und nun "A wie Ada".

Podcast-Empfehlung:
"Kehlmanns Helden" – Daniel Kehlmann und sein Sohn Oscar sprechen in sechs Folgen über ihre Helden von Kafka bis HipHop. In der ARD Audiothek seit dem 20. März.

https://www.ardaudiothek.de/sendung/kehlmanns-helden-kafka-vs-hiphop/13224391/

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Paula Fürstenberg © Nadine Kreuzahler
Nadine Kreuzahler

Orte und Worte - Mit Paula Fürstenberg im Berliner Techno-Club "About Blank"

Tanzen und Schreiben sind zwei Gegensätze, die sich anziehen, sagt Paula Fürstenberg. Beides ergänze sich gut und schaffe einen Ausgleich, den sie brauche. In ihrem neuen Roman "Weltalltage" erlebt die Erzählerin einen Moment der Befreiung auf dem Dancefloor. Sie leidet unter einer chronischen Krankheit und erlebt ihren eigenen Körper hier von einer ganz neuen Seite.

Deshalb lag es für Nadine und Paula auf der Hand, die Nähe einer Tanzfläche zu suchen. Sie haben sich im Techno-Club "About Blank" in Friedrichshain getroffen, im Osten von Berlin, und sich über Körper, Körpersprache und Krankheit unterhalten, übers Tanzen, die Liste als Literatur, über Nachwendekinder und Freundschaft als Familienmodell.

Die Autorin:
Paula Fürstenberg wurde 1987 geboren und ist in Potsdam aufgewachsen. Sie studierte am Schweizerischen Literaturinstitut und veröffentlichte 2016 ihren ersten Roman "Familie der geflügelten Tiger". Seit 2011 lebt sie in Berlin. "Weltalltage" ist ihr zweiter Roman.

Das Buch:
Paula Fürstenberg: "Weltalltage", Kiepenheuer & Witsch, 320 Seiten, 23,00 Euro.

Der Ort: About Blank, Markgrafendamm 24c, 10245 Berlin, Homepage: aboutblank.li

Paula empfiehlt:
Asmus Trautsch (Hrsg.) Martina Hefter: "Tanzen. Verschriftlichung einer Installation mit dem Titel 'Tanzen, eine Vorratskammer'", Verlagshaus Berlin, 48 Seiten, 7,90 Euro.

Nadine empfiehlt:
Barbi Marković: "Ausgehen". Aus dem Serbischen von Mascha Dabic, 96 Seiten, 15 Euro, Edition Suhrkamp.

Annett Gröschner, Peggy Mädler, Wenke Seemann: "Drei ostdeutsche Frauen betrinken sich und gründen den idealen Staat." Hanser, 320 Seiten, 22,00 Euro. Erscheint am 18. März!

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Stefanie Sargnagel © Stephan Ozsváth
Stephan Ozsváth

Orte und Worte - Mit Stefanie Sargnagel im Wiener Gürtel-Kaffeehaus Weidinger

Iowa - ein Ausflug nach Amerika. So heisst das neue Buch von Stefanie Sargnagel. Die Bestsellerautorin aus Österreich hat einen Arbeitsaufenthalt im Mittleren Westen, bei dem sie von der Berliner Musikerin Christiane Rösinger begleitet worden ist, zu einem Buch gemacht. Heraus kam eine Art Reisereportage im unverwechselbaren Sargnagel-Stil (lakonisch, witzig, mit dem Blick für´s Absurde, aber auch das Soziale), Frauen-WG-Report und Expedition in das echte Amerika. Stephan Ozsváth ist mit der Wienerin abgetaucht in ihre Kindheit am Wiener Gürtel, ihre kollektive Schreibpraxis im Kaffeehaus und die Abgründe menschlicher Existenz bei der Telefonauskunft.

Das Buch
Stefanie Sargnagel: Iowa - ein Ausflug nach Amerika. Rowohlt Berlin. 304 Seiten. 22,00 Euro.

Der Ort
Café Weidinger, Lerchenfelder Gürtel 1, Wien, 16.Bezirk. Schreibort und Wohnzimmer von Stefanie Sargnagel.

Die Autorin
Stefanie Sprengnagel, Künstlername Sargnagel, wurde 1986 in Wien als Tochter einer Krankenschwester und eines Installateurs geboren, wuchs bei der Mutter auf. Schule und Kunststudium brach sie ab. Als Cartoonistin hat sie unter anderem für das Wiener Stadtmagazin "Falter" gezeichnet. In mehreren Büchern hat sie ihren früheren Brotjob im Call-Center beschrieben. Sie ist Mitbegründerin der feministischen Parodie-Burschenschaft "Hysteria", der rechtsextreme Männerbünde persifliert. Auch zwei Filme gibt es über sie. Ihr Markenzeichen ist eine rote Baskenmütze und ein derber Humor.

Stefanie Sargnagel empfiehlt die Wiener Autorin Puneh Ansari. Von ihr sind bei Mikrotext bisher erschienen:

Hallo Everybody, 2023 Hoffnun´, 2017

Stephan empfiehlt:
Least Heat Moon, Blue Highways. Eine Reise in Amerika. Suhrkamp 1989. Antiquarisch.

Podcast-Tipp
Im Auge des Sturms - das Kapitol am 6.Januar 2021. WDR-Dokudrama 2024
https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/hoerspiel-am-sonntag/sturm-auf-das-kapitol-108.html

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Hans-Gerd Koch steht neben einem Kafka Porträt in der Ausstellung "Das Fotoalbum der Familie Kafka" im Kulturwerk der Staatsbibliothek Unter den Linden © Anne-Dore Krohn
Anne-Dore Krohn

Orte und Worte - Mit Hans-Gerd Koch im Fotoalbum der Kafkas

In Berlin kann man jetzt im Fotoalbum der Familie Kafka spazieren gehen: Der Kafka-Forscher und Autor Hans-Gerd Koch hat Originalfotos von Franz Kafka im Kreis seiner Familie zusammengestellt. Bevor die Ausstellung in der Staatsbibliothek Unter den Linden offiziell die Tore öffnete, hat er Anne-Dore durch die Räume geführt. Sie sprechen über Kafkas Verhältnis zu seiner Familie, betrachten das vermutlich letzte Foto, das von Kafka aufgenommen wurde (im Kaufhaus Wertheim in Berlin), und Hans-Gerd Koch erzählt, warum er auch fast schon zur Familie Kafka gehört.

Das Buch
Das Begleitbuch mit Fotos und Texten von Frank Kafka ist zeitgleich im Wagenbach Verlag erschienen: Hans-Gerd Koch "Kafkas Familie. Ein Fotoalbum", Wagenbach Verlag, 208 Seiten, etwa 200 Fotografien und Auszüge aus Briefen und Tagebüchern.

Die Ausstellung
Die Ausstellung "Das Fotoalbum der Familie Kafka" im Kulturwerk der Staatsbibliothek Unter den Linden ist vom 1. März bis zum 2. Juni zu sehen, der Eintritt ist frei. https://stabi-kulturwerk.de/portfolio-item/kafka

Der Autor
Hans-Gerd Koch, Jahrgang 1954, ist Literatur- und Editionswissenschaftler. U.a. hat er die Briefbände und die Kritische Gesamtausgabe Franz Kafkas herausgegeben. Er ist Leiter des Karl Rauch Verlags und hat zahlreiche Bücher publiziert, u.a. "Als Kafka mir entgegenkam" und "Kafka in Berlin" (beides Wagenbach Verlag).

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Michael Köhlmeier © Stephan Ozsváth
Stephan Ozsváth

Orte und Worte - Mit Michael Köhlmeier im Wiener Literatencafé "Sperl"

In den 1920er Jahren schickten die Bolschewiki Hunderte Intellektuelle auf sogenannten "Philosophenschiffen" ins Exil, um sie später nicht umbringen zu müssen, wie Trotzki erklärte. Auf einem solchen Schiff ist auch die Hauptfigur des Romans, eine 14-Jährige aus St.Petersburg, die mit ihren Eltern ins Exil geht. Auf dem Oberdeck entdeckt sie einen prominenten Fahrgast: Es ist Lenin selbst. Sie wird Zeuge des – fiktiven – Mordes an Lenin. In den Gesprächen mit ihm entpuppt er sich als paranoider alter Mann, gezeichnet von Schlaganfällen und Misstrauen. Mittlerweile ist aus der 14-Jährigen eine greise Stararchitektin geworden. In Rückblenden erzählt sie im vornehmen Wiener Bezirk Hietzing einem Schriftsteller – dem Alter Ego Michael Köhlmeiers - ihr bewegtes Leben. Stephan Ozsváth spricht mit dem Autor Michael Köhlmeier über seinen neuesten Roman "Das Philosophenschiff", wieviel Lenin in Putin steckt, das Leben als Schriftstellerpaar und den frühen Tod seiner Tochter Paula.

Das Buch
Michael Köhlmeier "Das Philosophenschiff", Hanser-Verlag, 224 Seiten, 24,00 Euro.

Der Ort:
Das Wiener "Café Sperl". Hier traf Köhlmeier einst Robert Menasse zum Frühstück, Elfriede Jelinek besuchte es, und hier trafen sich Vater Köhlmeier und seine früh verstorbene Tochter Paula, die damals in Wien studierte.

Der Autor:
Der 74-jährige Michael Köhlmeier lebt mit seiner Frau Monika Helfer in Hohenems (Vorarlberg) und in Wien. Auch sie ist Autorin. Köhlmeier hat in Marburg/Lahn studiert, er hat Musik und Radio gemacht, mit seinen Büchern hat er zahlreiche Preise gewonnen. Köhlmeier zählt zu den bekanntesten Autoren Österreichs. Immer wieder mischt er sich auch in die Tagespolitik ein. Zum Holocaust-Gedenktag 2018 hielt er eine Brandrede im Wiener Parlament, in der er vor den "kleinen Schritten" hin zu einem autoritären Regime warnte. Damals regierten die Konservativen unter Kanzler Kurz mit der Rechtsaußen-Partei FPÖ.

Michael Köhlmeier empfiehlt:
Richard Ford: Valentinstag, Hanser Berlin, 384 Seiten, 28 Euro.

Stephan empfiehlt:
Lisa Weeda: Aleksandra, Kanon-Verlag, 288 Seiten, 25 Euro.

Podcast-Empfehlung:
"Ostausschuss der Salonkolumnisten" auf Apple Podcasts
https://podcasts.apple.com/de/podcast/ostausschuss-der-salonkolumnisten/id1641873299

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Alem Grabovac © Stephan Ozsváth
Stephan Ozsváth

Orte und Worte - Nachtspaziergang mit Alem Grabovac

Smilja träumte eigentlich von einem angenehmen Ruhestand, nach einem Leben als jugoslawische Gastarbeiterin am Fließband, begleitet von zweifelhaften Männern. Der Vater von Alem Grabovac ist ein bosnischer Säufer und Taschendieb und für die Kinderbetreuung denkbar ungeeignet. Und so gibt Smilja ihren Sohn Alem zu deutschen Pflegeeltern. Ein neuer Mann taucht auf, Dušan. Er säuft, er ist gewalttätig. Als er stirbt, bricht Smiljas Welt zusammen. Sie hört seinen Geist im Schrank, wendet sich einem kroatischen Wunderheiler zu, der vorgibt, nur durch seinen Blick zu heilen. Ein Buch über Heimat, Hoffnungen, und Herausforderungen in der Fremde.

Das Buch
Alem Grabovac: "Die Gemeinheit der Diebe", Hanserblau, 240 Seiten, 24,00 Euro.  

Buchpremiere | 20.02.2024 | 19:00 Uhr
Buchhandlung Ocelot, Brunnenstraße 181, 10119 Berlin

Der Ort
Mauergedenkstätte und Mauerpark, Bank vor der Notaufnahme in der Kastanienallee

Der Autor: 
Alem Grabovac ist 1974 in Würzburg geboren. Seine Mutter ist Kroatin, sein Vater war Bosnier. Alem Grabovac hat in München, London und Berlin Soziologie, Politologie und Psychologie studiert. Er lebt mit seiner Familie in Berlin. Er schreibt auch für Zeitungen und führt als kulinarisch-kultureller Stadtführer durch seinen Bezirk Prenzlauer Berg. Sein Debütroman "Das achte Kind" wurde ein großer Erfolg. Darin verarbeitet er seine Geschichte als Pflegekind in einer deutschen Familie mit Nazi-Pflegevater und kroatischem Partisanengroßvater.

Stephan empfiehlt:  
Tijan Sila: "Radio Sarajevo", Hanser Berlin, 176 Seiten, 22,00 Euro.
Damir Ovčina: "Zwei Jahre Nacht", Rowohlt Berlin, 752 Seiten, 26,00 Euro.

Alem empfiehlt:  
Marcel Proust: "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit", Suhrkamp Verlag, 5200 Seiten, 55,00 Euro.

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Mely Kiyak © Svenja Trierscheid
Svenja Trierscheid

Orte und Worte - Mit Mely Kiyak im Maxim-Gorki-Theater

Mely Kiyak ist gerade in aller Munde, weil die Schriftstellerin 2022 gesammelte Kolumnen unter dem Titel: "Werden Sie uns mit dem FlixBus deportieren?" veröffentlicht hat. Darin denkt sie über Rechtsextremismus, rechte Radikalisierung und ihre Folgen nach, lange bevor die Correctiv-Recherchen öffentlich geworden sind.

Das Buch zur Stunde, sagen gerade viele. Mely Kiyak aber hat aufgehört, politische Kolumnen zu schreiben. Warum, erzählt sie Nadine im Maxim-Gorki-Theater, dem Ort, dem sie sich künstlerisch und menschlich verbunden fühlt. Vor allem aber reden die beiden über Melys neuen Roman: "Herr Kiyak dachte, jetzt fängt der schöne Teil des Lebens an". Nach "Frausein" von 2020 erzählt die Schriftstellerin hier von einer Vater-Tochter-Beziehung und dem Kampf gegen Krebs.

Das Buch:
Mely Kiyak "Herr Kiyak dachte, jetzt fängt der schöne Teil des Lebens an", Hanser, 224 Seiten, 23,00 Euro.

Die Autorin:
Mely Kiyak ist Autorin von Büchern und Theatertexten. Bei Zeit Online erscheint ihre Serie "Gute Momente", für das Gorki-Theater schreibt sie "Kiyaks Theater Kolumne". Für ihre Arbeit wurde Mely Kiyak vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Theodor-Wolff-Preis und dem Kurt-Tucholsky-Preis. Zuletzt erschienen bei Hanser "Frausein" (2020) und "Werden sie uns mit FlixBus deportieren?" (2022).

 

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Lene Albrecht am May-Ayim-Ufer in Berlin © Nadine Kreuzahler
Nadine Kreuzahler

Orte und Worte - Mit Lene Albrecht auf den Spuren des Kolonialismus am May-Ayim-Ufer in Berlin

Die Spuren des Kolonialismus sind auch in Berlin überall zu finden – wenn man danach sucht. Die Schriftstellerin Lene Albrecht zeigt Nadine eine Anlegestelle aus dem 19. Jahrhundert am Spreeufer in Friedrichshain-Kreuzberg. Von hier legten einst Boote ab, um Berlinerinnen und Berliner 1896 in die Kolonialausstellung im Treptower Park zu bringen, wo Menschen ausgestellt wurden wie im Zoo.

Auf diese Geschichte ist Lene Albrecht bei den Recherchen zu ihrem neuen Roman "Weiße Flecken" gestoßen. Darin reist eine junge Berlinerin nach Togo um zu Fluchtursachen und Migration zu forschen und wird mit den Folgen des Kolonialismus konfrontiert. Schon bald befragt sie vor allem sich selbst und ihre Identität als weiße Europäerin. Lene Albrecht war selbst eine Zeitlang in Togo und verfolgt in ihrem Roman auch Spuren ihrer eigenen Familiengeschichte.

Das Buch:
Lene Albrecht, "Weiße Flecken", S. Fischer, 256 Seiten, 24,00 Euro.

Die Autorin:
Lene Albrecht wurde 1986 in Berlin geboren und ist in Schöneberg aufgewachsen. Lene Albrecht hat Kulturwissenschaften in Frankfurt (Oder) studiert und das Literaturinstitut Leipzig absolviert. Ihr Debütroman "Wir, am Fenster" erschien 2019. "Weiße Flecken" ist ihr zweiter Roman.

Nadine empfiehlt:
Dilek Güngör: "A wie Ada", Verbrecher Verlag, 112 Seiten, 20,00 Euro.

Lene empfiehlt:
May Ayim, Katharina Oguntoye, Dagmar Schultz (Hg.): "Farbe bekennen. Afro-Deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte", Neue Ausgabe 2020, 308 Seiten, 18,50 Euro.

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Iris Wolff © Anne-Dore Krohn
Anne-Dore Krohn

Orte und Worte - Grenzgänge: Mit Iris Wolff an der Gedenkstätte Berliner Mauer

"Bücher sind Archive gegen das Vergessen", sagt Iris Wolff und kehrt selbst in ihren Romanen immer wieder zurück an Orte ihrer Kindheit: Rumänien, Siebenbürgen, ins Banat. In ihrem neuen Roman "Lichtungen§ erzählt sie von Lev und Kato und ihrer engen Verbindung über Jahrzehnte und vom Aufwachsen hinter dem Eisernen Vorhang. Wie lebt es sich in einer Diktatur? Wie sehr wird das private Leben, das Lieben davon geprägt? Und wenn eine Grenze aufgeht, sollte man sie dann überschreiten?

Anne-Dore und Iris Wolff treffen sich an der Gedenkstätte Berliner Mauer in der Bernauer Straße und sprechen über Erinnerung und Recherchereisen, über Geschichten, die mitauswandern und die Frage, warum Wolff den Roman dieses Mal rückwärts erzählt hat. Am Ende steigen sie gemeinsam auf den Aussichtsturm und sehen hinab auf einen Original-Abschnitt des früheren Grenzstreifens.

Das Buch:
Iris Wolff "Lichtungen", Klett-Cotta, 256 Seiten, 24,00 Euro.
Hörbuch beim DAV, gelesen von Marek Harloff.

Der Ort:
Gedenkstätte Berliner Mauer Bernauer Str.

Die Autorin:
Iris Wolff wurde 1977 in Hermannstadt in Siebenbürgen geboren und kam als Kind nach Deutschland. Heute lebt sie in Freiburg.

Ihre Bücher:
Halber Stein (2012), Leuchtende Schatten (2015), So tun, als ob es regnet (2017), Die Unschärfe der Welt (2020), Lichtungen (2024)

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Nataša Kramberger © Stephan Ozsváth
Stephan Ozsváth

Orte und Worte - Mit Nataša Kramberger in der Markthalle

Die Bäume blühen zur Unzeit, die Flüsse treten über die Wasser, der Himmel öffnet seine Schleusen, Waldbrände, Stürme, Dürre, Hitze. Der Klimawandel zeigt sich überall, auch in Slowenien, wo Nataša Kramberger einen Biobauernhof betreibt und Umweltkurse veranstaltet. Im Winter lebt sie in Berlin und schreibt. Dieser Essay ist ein poetisches Plädoyer für einen partnerschaftlichen Umgang mit der Natur. Stephan Ozsváth hat die Autorin in der Marheineke-Markthalle in Berlin-Kreuzberg - auf dem Weg zu einer Lesung - getroffen.

Das Buch
Nataša Kramberger: "Mauerpfeffer", Verbrecher-Verlag, 128 Seiten, 16,00 Euro. 

Die Autorin
Nataša Kramberger ist 1983 in Maribor geboren, sie studierte Kommunikationswissenschaften in Ljubljana, lebte in Utrecht und zog 2004 nach Berlin. Schon in der Schulzeit begann die Slowenin mit dem Schreiben. 2010 gewann sie mit ihrem Romandebüt "Der Himmel in einem Brombeerbusch" den Literaturpreis der Europäischen Union. Sie schreibt Prosa, Lyrik, Essays und Zeitungsartikel. Ihr Lieblingsgenre ist die Reportage, sagt sie. Seit 2009 bewirtschaftet sie den Biobauernhof ihrer Mutter in Jurovski Dol bei Maribor. Dort hat sie das Kollektiv Zelena centrala gegründet, das das Bewusstsein für Umwelt und Kunst fördern soll. Ihr zweiter Roman "Verfluchte Misteln" erzählt vom Aufwachsen bei den Großeltern auf dem Land und wie die Autorin zur Biobäuerin wurde.

Nataša empfiehlt: 
Maruša Krese: "Trotz alledem", S.Fischer, 256 Seiten, 22,00 Euro.
Vitomil Zupan: "Menuett für Gitarre (zu 25 Schuss)", 597 Seiten, 28,00 Euro.

Stephan empfiehlt:  
Marie-Luise Kaschnitz: "Der alte Garten" (erhältlich über das ZVAB)
Zoltán Danyi: "Rosenroman", Suhrkamp, 441 Seiten, 26,00 Euro.

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Ursula Gräfe © privat
privat

Orte und Worte - Mit der Übersetzerin Ursula Gräfe in Haruki Murakamis Welten

Am 12. Januar feiert Haruki Murakami nicht nur seinen 75. Geburtstag, er beschenkt sich und seine Leserinnen und Leser auch mit einem neuen Roman: "Die Stadt und ihre ungewisse Mauer". Ursula Gräfe überträgt seit mehr als 20 Jahren Haruki Murakamis Bücher ins Deutsche und kennt sich aus im Kosmos des japanischen Bestseller-Autors. Zusammen mit der Übersetzerin betritt Nadine Murakamis Welten – die sich fließend im magischen Raum zwischen Wirklichkeit und Irrealem bewegen.

Damit ist Haruki Murakami seit Jahrzehnten weltweit erfolgreich. Was macht seine Literatur aus? Was hat es mit der geheimnisvollen Stadt im neuen Roman auf sich? Wie ist der scheue Autor so, wenn man ihn persönlich trifft? Was macht die Arbeit von Ursula Gräfe besonders knifflig? Darüber unterhalten sich Nadine und Ursula Gräfe in der virtuellen Zwischenwelt zwischen Frankfurt am Main und Berlin.

Das Buch:
Haruki Murakami: "Die Stadt und ihre ungewisse Mauer", 640 Seiten, DuMont Buchverlag, 34,00 Euro.

Die Übersetzerin:
Ursula Gräfe lebt und arbeitet in Frankfurt am Main, wo sie 1956 geboren wurde. Sie hat Japanologie und Anglistik studiert und übersetzt aus dem Jampanischen die Werke von Haruki Murakami ins Deutsche, außerdem u.a. Yukio Mishima, Hiromi Kawakami, Sayaka Murata. Für ihre Arbeit erhielt sie 2019 gemeinsam mit Nora Bierich den japanischen Noma Award for the Translation of Japanese Literature.

Ursula Gräfe empfiehlt:
Georgi Gospodinov: "Zeitzuflucht", aus dem Bulgarischen übersetzt von Alexander Sitzmann, Aufbau Verlag, 342 Seiten, 24,00 Euro

Nadine empfiehlt:
Zeruya Shalev: "Nicht ich", aus dem Hebräischen übersetzt von Anne Birkenhauer, Piper Verlag, 208 Seiten, 24,00 Euro

Außerdem sprechen Nadine und Ursula Gräfe über diese Bücher:
Haruki Murakami: "Hard Boiled Wonderland und das Ende der Welt", übersetzt von Amelie Ortmanns, DuMont Buchverlag, 512 Seiten, 26 Euro
Haruki Murakami: "Die Chroniken des Aufziehvogels", neu übersetzt von Ursula Gräfe, DuMont Buchverlag, 1008 Seiten, 34 Euro
Haruki Murakami: "Die unheimliche Bibliothek", übersetzt von Ursula Gräfe, illustriert von Kat Menschik, DuMont Buchverlag, 64 Seiten, 14,99 Euro.

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Jan Peter Bremer im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien © Anne-Dore Krohn
Anne-Dore Krohn

Orte und Worte - Mit Jan Peter Bremer im Kreuzberger Bethanien

In seinem neuen Buch kehrt der Berliner Schriftsteller Jan Peter Bremer in seine Kindheit in die Provinz zurück – sie war die Inspiration für seinen Roman "Nachhausekommen". Ein Junge zieht mit seinen Eltern in eine Künstlerkolonie im Wendland. In der Schule wird er ausgegrenzt, Weltsichten prallen aufeinander, und es dauert lange, bis er seinen Platz findet. Ein kunstvoller, melancholisch-komischer coming-of-age Roman über ein Künstlerkind, das selbst zum Künstler wird.

Anne-Dore hat Jan Peter Bremer im Kunstraum Bethanien getroffen, dort saß früher die Edition Mariannenpresse, in der 1987 Bremers erstes Buch erschien. Sie setzen sich auf die Stufen im Treppenhaus und sprechen über Kreuzberg als Sehnsuchtsort, Schreiben als Rettung und das Gefühl, an einem Ort zuhause zu sein.

Der Autor
Jan Peter Bremer wurde 1965 in Berlin geboren und wuchs im Wendland auf. Er wurde u.a. mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis, dem Alfred-Döblin-Preis und den Nicolas-Born-Preis ausgezeichnet. Von ihm erschienen u.a. die Romane "Feuersalamander", "Der amerikanische Investor" und "Der junge Doktorand".

Der Ort
Bethanien am Mariannenplatz, https://kunstraumkreuzberg.de

Das Buch
Jan Peter Bremer: "Nachhausekommen", Piper Verlag, 208 Seiten, 22,00 Euro.

Jan Peter Bremer empfiehlt
Stig Dagerman: "Deutscher Herbst", aus dem Schwedischen von Paul Berf, Guggolz Verlag, 190 Seiten, 22,00 Euro.

Anne-Dore Krohn empfiehlt
Nicolas Mahler: "Kafka für Boshafte", insel Verlag, 127 Seiten, 12,00 Euro.

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Torte "Orte und Worte"-Jahresrückblick 2023 © Nadine Kreuzahler
Nadine Kreuzahler

Orte und Worte - Der große Orte und Worte Jahresrückblick in Nadines Küche

Nadine, Anne-Dore und Stephan treffen sich diesmal in Nadines Küche und lassen bei Erbsenrahmsuppe, Rotkohl-Pilz-Strudel und Cremant das Literaturjahr an sich vorüberziehen. Sie erinnern sich an Begegnungen mit Autorinnen und Autoren wie Paul Maar, Judith Hermann oder Ulrike Draesner. Sie sprechen über ihre Literatur-Highlights 2023 und über Themen, die sie bewegt haben in 36 Folgen Orte und Worte. Jede Menge Büchertipps haben die drei auch versteckt und Anne-Dore hat extra eine Orte-und-Worte-Torte gebacken.

Bücher dieser Folge:
Johanna Sebauer: "Nincshof", DuMont, 368 Seiten, 23,00 Euro

Paul Maar: "Wie alles kam. Roman meiner Kindheit", S. Fischer, 304 Seiten
50 Jahre "Das Sams" – Die Sams-Bücher sind bei Oetinger erschienen.

Caroline Schmitt: "Liebewesen", Eichborn, 221 Seiten, 20,00 Euro.

Judith Hermann: "Wir hätten uns alles gesagt" , S. Fischer, 192 Seiten, 23,00 Euro.

Daniel Wisser: "0 1 2", Suhrkamp, 448 Seiten.

Ulrike Draesner "Die Verwandelten", Penguin Verlag, 608 Seiten, 26,00 Euro.

Haruki Murakami: "Die Stadt und ihre ungewisse Mauer", aus dem Japanischen übersetzt von Ursula Gräfe, DuMont, 640 Seiten, 34 Euro, erscheint am 12. Januar 2024.

Iris Wolff: "Lichtungen", Klett Cotta, 256 Seiten, erscheint am 13. Januar 2024.

Nataša Kramberger: "Mauerpfeffer", Verbrecher Verlag, 126 Seiten, aus dem Slowenischen von Liza Linde, 16,00 Euro.

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Simone Hirth © Stephan Ozsváth
Stephan Ozsváth

Orte und Worte - Mit Simone Hirth in der Stadtteilbibliothek in Wien-Meidling

Gott als Stalker, der per SMS ein schlechtes Gewissen macht, Adam als Gewalttäter, Eva als schwangeres Opfer in einer Gewaltbeziehung, aus der sie ausbricht. Simone Hirth schreibt in ihrem aktuellen Roman "Malus" die Bibelgeschichte von der Vertreibung aus dem Paradies in einen modernen Kontext um.

Der Hintergrund ist ein ernster: Denn jede dritte Frau wird im Lauf ihres Lebens Opfer von Gewalt. Täter sind meist Nahestehende. In Simone Hirths Roman geht es um weibliche Emanzipation, die Deutsche will "Sand ins Getriebe bringen". Seit einigen Jahren lebt sie mit ihrem Sohn in einem kleinen Ort in Niederösterreich. Stephan Ozsváth hat sie in der Stadtteilbibliothek von Wien-Meidling getroffen - Schauplatz, Inspirationsquelle und Ort der Stille.

Das Buch:
Simone Hirth: Malus, Kremayr & Scheriau, 176 Seiten, 24,00 Euro.

Die Autorin: 
Simone Hirth wurde 1985 in Freudenstadt geboren, seit 2012 lebt sie in Österreich, mittlerweile in Kirchstetten in Niederösterreich. Sie hat am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig studiert und eine Ausbildung zur Bibliothekarin gemacht. „Malus“ ist ihr dritter Roman. Sie gewann zahlreiche Preise und Stipendien.

Der Ort:
Bücherei Philadelphia-Brücke, Wien-Meidling;

Stephan empfiehlt: 
Tatiana Tibuleac: Der Garten aus Glas. Schöffling&Co., 272 Seiten, 25 Euro

Simone empfiehlt: 
Alba de Céspedes: Das verbotene Notizbuch. Insel, 301 Seiten, 24 Euro.

Podcast-Tipp:
"Im Visier": Manga-Mord – Tod einer Schülerin in Eichwalde
https://www.ardaudiothek.de/episode/im-visier-verbrecherjagd-in-berlin-und-brandenburg/manga-mord-tod-einer-schuelerin-in-eichwalde/rbb24/12939959/

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Hallgrímur Helgason © Nadine Kreuzahler
Nadine Kreuzahler

Orte und Worte - Mit Hallgrímur Helgason im Berliner Aquarium

Hallgrímur Helgason ist in Island berühmt und hat mittlerweile auch in Deutschland viele Fans. In seinem neuen Roman "60 Kilo Kinnhaken" erzählt der Autor, Maler und frühere Stand-Up-Comedian davon, wie Anfang des 20. Jahrhunderts die Heringe nach Island kommen und mit ihnen der Wohlstand und die Moderne. Innerhalb kurzer Zeit wurde aus einem rückständigen Fjord-Dorf eine boomende Industriestadt.

Nadine hat sich mit Hallgrímur Helgason im Aquarium in Berlin getroffen. Umgeben von Fischen haben sie über seine Recherchen im Schneesturm gesprochen, über Heringe, Haie, das Island von heute und Bücher. Ein Löwe taucht auch auf – zur Freude von Hallgrímur.

Das Buch: Hallgrímur Helgason "60 Kilo Kinnhaken" ,Klett Cotta, 672 Seiten, 26€, Aus dem Isländischen von: Karl-Ludwig Wetzig

Der Autor:
Hallgrímur Helgason, geboren 1959 in Reykjavík, hat dort Kunst studiert und ein Jahr an der Kunstakademie in München verbracht. 1996 feierte er seinen Durchbruch als Schriftsteller mit "101 Reykjavík". "60 Kilo Kinnhaken" ist der zweite Teil einer dreibändigen Island-Saga. Helgason ist einer der international erfolgreichsten Schriftsteller Islands.

Hallgrímur Helgason empfiehlt:
Toni Morrison: "Menschenkind" ("Beloved"), übersetzt von Thomas Piltz und Helga Pfetsch. rowohlt. 14,00 Euro.
Beloved, ungekürztes Hörbuch, gelesen von Toni Morrison, Random House Audio.

Nadine empfiehlt:
Benjamín Labatut: "Maniac", aus dem Englischen übersetzt von Thomas Brovot, 395 Seiten, Suhrkamp. 26,00 Euro.

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Christoph Peters © Anne-Dore Krohn
Anne-Dore Krohn

Orte und Worte - Mit Christoph Peters in der Akademie der Künste

Christoph Peters hat mit seinem neuen Roman eine pointierte und hinreißend bissige Momentaufnahme der Berliner Kunst- und Kulturszene geschrieben, ein vielstimmiges Kaleidoskop mit zahlreichen Figuren. Der Roman spielt am 9.11.2021 – an diesem Tag wird abends in der Akademie der Künste ein großer Literaturpreis an einen französischen Starautor verliehen, der Knotenpunkt, der alle und alles zusammenhält.

Christoph und Anne-Dore treffen sich in der Akademie der Künste und rücken sich zwei Stühle an die großen Fenster zum Pariser Platz. Sie sprechen über Wolfgang Koeppen, dessen Nachkriegstrilogie Christophs Inspirationsquelle war, über die Lebendigkeit der vielen Figuren, und Christoph erklärt, warum er den selben Parka wie Michel Houellebecq trägt.

Der Ort:
Akademie der Künste am Pariser Platz

Das Buch:
Christoph Peters: "Krähen im Park", Luchterhand 2023, 320 Seiten, 24,00 Euro.
Der erste Band "Der Sandkasten!" ist 2021 erschienen (Luchterhand, 256 Seiten, 22,00 Euro)

Der Autor:
Christoph Peters wurde 1966 in Kalkar am Niederrhein geboren und studierte nach dem Besuch des Bischöflichen Internatsgymnasiums "Collegium Augustinianum Gaesdonck" Malerei an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe, 1993 als Meisterschüler. Er lebt als freier Schriftsteller in Berlin. U.a. erschienen von ihm "Dorfroman" (2020), "Selfie mit Sheik" (2017), "Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln" (2014) und "Wir in Kahlenbeck" (2012).

Christoph empfiehlt:
Jenifer Becker: "Zeiten der Langeweile", Hanser Berlin, 240 Seiten, 23,00 Euro.

Anne-Dore empfiehlt:
Nicolas Mahler: "Komplett Kafka", Suhrkamp 2023, 127 Seiten, 18,00 Euro.

Podcast-Tipp:
Tolstois Krieg und Frieden – Hörspiel in 35 Teilen
https://www.ardaudiothek.de/sendung/tolstois-krieg-und-frieden-hoerspiel-in-35-teilen/12935987/

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Deniz Utlu © Nadine Kreuzahler
Nadine Kreuzahler

Orte und Worte - Mit Deniz Utlu im Medizinhistorischen Museum Berlin

Deniz Utlu erzählt in seinem neuen Roman "Vaters Meer" vom Locked-In-Syndrom. Seine Hauptfigur Yunus ist 13, als sein Vater nach zwei Schlaganfällen ohne Sprache, aber bei vollem Bewusstsein, eingeschlossen im eigenen Körper zurückbleibt. Alles, was er noch bewegen kann, sind die Augen. Deniz Utlu stellt in seinem Buch nicht die Krankheit in den Mittelpunkt, sondern den Versuch des Sohnes, sich an den Vater zu erinnern und von ihm zu erzählen.

Der Schriftsteller, der in Berlin lebt, arbeitet eigene Erfahrungen auf. Sein Vater litt unter dem Locked-In-Syndrom. Nadine und Deniz besuchen die Ausstellung "Das Gehirn in Wissenschaft und Kunst" im Medizinhistorischen Museum und unterhalten sich über ein Kunstwerk zum "Locked-In-Syndrom", über Buchstaben unter Weingläsern, Erinnerungsarbeit, das Schreiben und Bücher.

Das Buch:
Deniz Utlu "Vaters Meer", 384 Seiten, 25 Euro.

Tipp:
Lesung in Berlin: am 3.12. ist Deniz Utlu im Gespräch mit Fatma Aydemir und SashaMarianna Salzmann zu seinem Buch "Vaters Meer" im Maxim Gorki Theater in Berlin
https://www.suhrkamp.de/lesung/deniz-utlu-v-43146
Und: ab Januar 2024 ist "Vaters Meer" als Lesung bei rbb Kultur zu hören.

Der Autor:
Deniz Utlu, geboren 1983 in Hannover, lebt in Berlin. 2014 veröffentlichte er seinen ersten Roman: "Die Ungehaltenen", 2019 folgte "Gegen Morgen". 2021 hat er für das Manuskript von "Vaters Meer" den Alfred-Döblin-Preis erhalten. In diesem Jahr war er zum Bachmann-Wettbewerb eingeladen. "Vaters Meer" ist mit dem Bayerischen Buchpreis 2023 ausgezeichnet worden.

Nadine empfiehlt:
Marica Bodrožić: "Mystische Fauna. Von der Liebe der Tiere". 166 Seiten, Matthes & Seitz Berlin.

Deniz empfiehlt:
Jean-Dominique Bauby:"Schmetterling und Taucherglocke", aus dem Französischen übersetzt von Uli Aumüller, Hanser, 134 Seiten, 18,00 Euro.
Virginie Despentes: "Liebs Arschloch", aus dem Französischen übersetzt von Ina Kronenberger und Tatjana Michaelis, Kiepenheuer & Witsch, 336 Seiten, 24,00 Euro.
Theodor W. Adorno: "Erziehung zur Mündigkeit - Vorträge und Gespräche mit Hellmut Becker 1959 bis 1969", Suhrkamp, 160 Seiten, 10,00 Euro.

Podcast-Tipp:
https://www.ardaudiothek.de/sendung/deep-doku/10731189/

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Daniel Wisser © Stephan Ozsváth
Stephan Ozsváth

Orte und Worte - Mit Daniel Wisser auf dem Wiener Kahlenberg

Erik Montelius hat sich einfrieren lassen. Vielleicht gibt es ja später einmal Heilung für den an Krebs erkrankten Computerexperten. 30 Jahre später wird der Eingefrorene aufgetaut und erlebt eine Wiederauferstehung, die alle Beteiligten irritiert: Seine Frau ist mittlerweile mit seinem früheren Geschäftspartner verheiratet und nicht nur um 30 Jahre gealtert, sondern auch spießiger geworden. Alle benutzen Smartphones, Laubbläser und fahren in riesigen SUVs - für Montelius ein ökologischer Alptraum.

Er ist einem Verrat auf der Spur. Die Medien machen ihn berühmt, die Geschichte seiner Wiederauferstehung macht ihn reich, aber die Uhr lässt sich nicht zurückdrehen. Wie viel Zukunft hat er? Hat er noch genug Zeit für seine Rache, die süß ist … so süß wie ein Baby mit der Tochter seines früheren Geschäftspartners? Ein Schelmenroman der Extraklasse.

Das Buch:
Daniel Wisser: "012", Luchterhand, 447 Seiten, 25,00 Euro

Der Autor:
Daniel Wisser ist 1971 in Klagenfurt geboren, aber im Burgenland aufgewachsen. Er nennt sich selbst "Sozialist", mischt sich auch mit Kolumnen in politische Tagesdebatten ein, er fordert Bündnisse aller Demokraten, um die große Errungenschaft der liberalen Demokratie gegen Rechts zu verteidigen. Ein Gewinn in einer Quizshow erlaubte ihm, seinen IT-Job an den Nagel zu hängen und nur noch als Autor zu arbeiten. Mit dem "Ersten Wiener Heimorgelorchester" vertont er auch Gedichte - etwa seines Kollegen Clemens Setz. Im Januar 2024 erscheint ein neues Album der Band.

Daniel empfiehlt:
Marjana Gaponenko: "Der Dorfgescheite", C.H.Beck, 287 Seiten, 22,00 Euro.

Stephan empfiehlt:
Christoph Salcher: "Ich und Kehlmann", Milena, 220 Seiten, 22,00 Euro.

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Valery Tscheplanowa © Nadine Kreuzahler
Nadine Kreuzahler

Orte und Worte - Mit Valery Tscheplanowa hinter den Kulissen am Deutschen Theater

Vorhang auf für Valery Tscheplanowa! Die Schauspielerin hat ihren ersten Roman geschrieben. "Das Pferd im Brunnen" erzählt das Leben von Ur-Großmutter, Oma, Mutter und Enkelin. Vier Generationen von Frauen zwischen der Sowjetunion, Russland und Deutschland, zwischen unterschiedlichen Systemen und Lebensentwürfen. Das Buch ist von Valerys eigener Biografie geprägt.

Mit acht Jahren kam sie 1980 aus Kasan nach Norddeutschland. Heute ist sie eine gefeierte Schauspielerin und lebt in Berlin. Sie nimmt Nadine mit ans Deutsche Theater, wo sie 2006 ihre Karriere startete. Gemeinsam gehen die beiden die Wege, die Valery Tscheplanowa immer gegangen ist, öffnen noch einmal die Tür zur "Hamlet"-Maschine, saugen die Gerüche von Kantine und Requisiten ein und machen es sich in der Garderobe bequem. Immer dabei: Valerys Hund, der Pudel Juri Gagarin.

Das Buch:
Valery Tscheplanowa: "Das Pferd im Brunnen", 192 Seiten, 22,00 Euro, Rowohlt.

Die Autorin:
Valery Tscheplanowa wurde 1980 in Kasan, damals noch UDSSR, geboren und kam im Alter von acht Jahren mit ihrer Mutter nach Deutschland. Sie studierte Puppenspiel und Schauspiel in Berlin und Dresden und ist heute eine gefeierte Schauspielerin. 2017 wurde sie von Theater Heute für ihre Rolle in Frank Castorfs "Faust" als Schauspielerin des Jahres ausgezeichnet. Seit einigen Jahren steht sie nur noch selten auf der Bühne, sondern dreht vor allem für Kino und Fernsehen. "Das Pferd im Brunnen" ist ihr erster Roman.

Valery empfiehlt:
Eva Menasse: "Alles und nichts sagen. Vom Zustand der Debatte in der Digitalmoderne", 192 Seiten, Kiepenheuer & Witsch, 22,00 Euro.

Nadine empfiehlt:
Inger Maria Mahlke: "Unsereins", Roman, 496 Seiten, Rowohlt, 26,00 Euro

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Alena Schröder © Anne-Dore Krohn
Anne-Dore Krohn

Orte und Worte - Mit Alena Schröder am Märchenbrunnen

Orte und Worte besucht den Märchenbrunnen im herbstlichen Volkspark Friedrichshain – doch die Steinfiguren sind gerade für den Winter eingemottet. "Passt", sagt die Autorin Alena Schröder: In ihren Romanen geht es auch um das, was man nicht sofort sieht, um Familiengeheimnisse und Verschwiegenes. Schon in ihrem Bestseller "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" rückte sie Mütter-Töchter-Beziehungen ins Zentrum, in "Bei euch ist es immer so unheimlich still" erzählt sie jetzt von Silva und ihrer Mutter Evelyn, von einer Rückkehr und mehreren Aufbrüchen. Alena und Anne-Dore suchen sich trockene Stühle im Café Schönbrunn und sprechen über Frauenbiographien, Kindsein und Kinderhaben, Glückskäfer und das Verhältnis von Stadt und Land.

Die Autorin
Alena Schröder, Jahrgang 1979, ist Journalistin und Autorin, schreibt Artikel, Kolumnen und Sachbücher. Ihre beiden Romane "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" (2021) und "Bei euch ist es immer so unheimlich still" sind Bestseller.

Das Buch
Alena Schröder: "Bei Euch ist es immer so unheimlich still", dtv Verlag 336 Seiten, 24,00 Euro.

Alena empfiehlt
Elfi Conrad: "Schneeflocken wie Feuer", mikrotext Verlag, 304 Seiten, 26,00 Euro.

Anne-Dore empfiehlt
Uwe Timm: "Alle meine Geister", Kiepenheuer & Witsch Verlag, 288 Seiten, 25,00 Euro.

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Sherko Fatah © Stephan Ozsváth
Stephan Ozsváth

Orte und Worte - Am Sowjetehrenmal mit Sherko Fatah

Murad ist Deutsch-Kurde. Und er ist Vater. Er hat sich auf den Weg ins Kurdengebiet gemacht, um seine Tochter aus den Fängen des IS zu befreien, Naima hat sich nämlich in einen Glaubenskrieger verliebt. Wie es gelingt, sie lebend aus den Fängen der Islamisten zu befreien, erzählt Sherko Fatah in seinem jüngsten Roman "Der große Wunsch", der auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis in diesem Jahr stand. Aber es ist nicht nur eine Vater-Tochter-Beziehung, sondern auch über informelle Netzwerke, Freundschaft und über das Leben in Regionen mit fließenden Grenzen.

Der Ort:
Stephan Ozsváth hat sich mit ihm am Sowjetischen Ehrenmal getroffen, das Sherko Fatah, der in der DDR groß geworden ist, als Kind oft besucht hat.

Das Buch:
Sherko Fatah: "Der große Wunsch", Luchterhand, 381 Seiten, 25,00 Euro.

Literaturempfehlungen:
Sherko Fatah empfiehlt:
Kathrin Röggla: "Laufendes Verfahren". S. Fischer.

Stephan Ozsváth empfiehlt:
Hans Platzgumer: "Großes Spiel", Zsolnay.

Podcast-Tipp:
Tatort Ostsee - Wer sprengte die Nord Stream-Pipelines?
https://www.ardaudiothek.de/sendung/tatort-ostsee-wer-sprengte-die-nord-stream-pipelines/94805558/

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Lizzie Doronauf der Frankfurter Buchmesse mit einem roten Vermissten-Plakat © Nadine Kreuzahler
Nadine Kreuzahler

Orte und Worte - Mit Lizzie Doron zwischen Berlin, Tel Aviv und Frankfurt am Main

Lizzie Doron lebt in zwei Welten. Zwei Wochen im Monat verbringt sie in Tel Aviv, die anderen zwei Wochen in Berlin. Sie hat zwei Heimaten, sagt die israelische Schriftstellerin und Tochter von Holocaust-Überlebenden. Aber seit dem Angriff der Hamas auf Israel ist alles anders. Sie habe jetzt gar keine Heimat mehr, sagt Lizzie. Den Tag des Angriffs erlebte sie in Tel Aviv, konnte aber nur zwei Tage später nach Berlin fliegen. Auf der Frankfurter Buchmesse hat Nadine sich noch einmal mit Lizzie Doron getroffen. Vier Wochen nach ihrer ersten Verabredung in Lizzies Lieblingscafé in ihrem Kreuzberger Kiez. Damals haben sie sich über ihren Roman "Nur nicht zu den Löwen" unterhalten, außerdem über palästinensisch-israelische Freundschaft und die Proteste gegen die israelische Regierung.

Mit Elisabeth Corcoran, Deutsche Stimme von Lizzie Doron

Die Autorin
Lizzie Doron wurde 1953 als Tochter polnischer Holocaust-Überlebender in Tel Aviv geboren. Mit 40 fing sie an, sich schriftstellerisch mit ihrer Familiengeschichte auseinanderzusetzen und wurde in Israel als Stimme der" Zweiten Generation" gefeiert, der Kinder der Überlebenden der Shoah. Sie ist Friedensaktivistin und hat auch über ihre Freundschaft zu Palästinenser*innen geschrieben. Seitdem findet sie in Israel keinen Verlag mehr.

Das Buch
Lizzie Doron: "Nur nicht zu den Löwen!, aus dem Hebräischen übersetzt von Markus Lemke, dtv, 192 Seiten, 23,00 Euro.

Podcast-Tipp:
eat.READ.sleep. Bücher für dich (NDR Kultur)
https://www.ardaudiothek.de/sendung/eat-read-sleep-buecher-fuer-dich/10290671/

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Terézia Mora © Natascha Freundel
Natascha Freundel

Orte und Worte - Im Messetrubel: Mit Terézia Mora auf dem ARD-Forum

Dieses Mal ist "Orte und Worte" da, wo fast der ganze Literaturbetrieb gerade ist: auf der Buchmesse in Frankfurt. Dort hat Anne-Dore die Schriftstellerin Terézia Mora getroffen und mit ihr über "Muna oder Die Hälfte des Lebens" gesprochen – auf der großen ARD-Bühne, auf der in diesen Tagen zahlreiche Autorinnen und Autoren vor Publikum ihre Bücher vorstellen. In ihrem aktuellen Roman schreibt Mora über eine toxische Beziehung, körperliche und seelische Gewalt, Weiblichkeits- und Männlichkeitskonstruktionen und über die Kraft des Schreibens. Terezia Mora und Anne-Dore Krohn sprechen über Moras Verhältnis zu ihrer Hauptfigur, die Suche nach der richtigen Sprache für Gewaltszenen und über Moras Verhältnis zur Buchmesse.

Die Autorin:
Terézia Mora wurde 1971 in Sopron, Ungarn geboren. Ihr Debüt "Seltsame Materie" erschien 1999, bekannt wurde ihre Trilogie um den IT-Spezialisten Darius Kopp (2009 "Der einzige Mann auf dem Kontinent", "Das Ungeheuer" 2013 und "Auf dem Seil" 2019). 2013 gewann sie den Deutschen Buchpreis, 2018 den Büchner-Preis. Mit „Muna“ stand sie dieses Jahr auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis. Sie hat u.a. Péter Esterházy und Zsófia Bán aus dem Ungarischen übersetzt.

Das Buch:
Terézia Mora: "Muna oder Die Hälfte des Lebens", Luchterhand Verlag, 448 Seiten, 25,00 Euro.

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Drago Jančar © Stephan Ozsvath
Stephan Ozsvath

Orte und Worte - Mit Drago Jančar im Kaffeehaus in Ljubljana

Orte und Worte ist diesmal etwas weiter gefahren - und zwar nach Ljubljana - und das hat mehrere Gründe. Ehrengast der Frankfurter Buchmesse ist in diesem Jahr nämlich Slowenien - und in Ljubljana lebt einer der wichtigsten Autoren des Zwei-Millionen-Landes: Drago Jančar. Der Espresso in der „Kavarna Union“ war hervorragend - der 75-Jährige hat sich Zeit genommen für ein Gespräch im Jugendstil-Ambiente. Früher war das Jugendstil-Café ein etwas abgehalfteter Ort, wo sich die Bohème traf, Prostituierte nach Kunden suchten, heute ist das Kaffeehaus ein Touristen-Hotspot. Drago Jančar erzählte von der politischen Spaltung des Landes und deren Wurzeln im Zweiten Weltkrieg, warum sein kurzer Gefängnisaufenthalt 1974 Inspirationsquelle war und warum er nicht glaubt, dass der Auftritt Sloweniens in Frankfurt der slowenischen Literatur einen nennenswerten Schub geben wird und warum Literaturkritikerinnen ihn jetzt lieber mögen.

Der Autor:
Drago Jančar ist 1948 in Maribor geboren, hat Jura studiert und als Journalist gearbeitet. Der Slowene stammt aus einer Familie mit Partisanentradition. Sein Vater gehörte dem kommunistischen Widerstand gegen die deutschen Besatzer an, litt im Konzentrationslager. Fast wäre Drago Jančar in der ersten Nachwende-Regierung Kulturminister geworden - er hat sich anders entschieden - und ist darüber froh („Sonst wären all diese Bücher vielleicht nicht entstanden“). Einige Jahre war Drago Jančar PEN-Präsident seines Landes. Er hat viele Preise gewonnen, er gilt als einer der wichtigsten Autoren Sloweniens.

Das Buch:
Drago Jančar: "Als die Welt entstand". Zsolnay Verlag. 272 Seiten. 26,00 Euro.

Drago Jančar empfiehlt
Edvard Kocbek: "Literatur und Engagement". Kitab. antiquarisch.

Nadine empfiehlt
Damir Ovčina: "Zwei Jahre Nacht". Rowohlt, 752 Seiten, Taschenbuch 14,00 Euro.

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Bov Bjerg © Gregor Baron
Gregor Baron

Orte und Worte - Zwischen Gräbern und Parkbänken - Mit Bov Bjerg im Friedhofspark

Orte und Worte ist diesmal auf einem Friedhof – einem ehemaligen Friedhof in Berlin Prenzlauer Berg. Der Friedhofspark Pappelallee mit seinen alten Gräbern ist heute Denkmal, Erholungsort für Großstädter und Spielplatz für Kinder. Nadine hat sich hier mit Bov Bjerg über seinen neuen Roman "Der Vorweiner" unterhalten, eine Satire und ein Zukunftsroman. Beerdigungen sind zu hybriden Zerstreuungsfeiern geworden, die Trauer ist outgesourced und Kriege und Naturkatastrophen haben die Erde verwüstet. Bov erzählt, wie er auf dieses Szenario gekommen ist und warum er sich entschieden hat, ein ganz anderes Buch als seine Bestseller "Auerhaus" und "Serpentinen" zu schreiben. Die beiden entdecken alte Gräber, sprechen über Tod und Groteske und denken auch darüber nach, wie sie selbst einmal bestattet werden wollen.

Der Autor:
Bov Bjerg ist Schriftsteller und Kabarettist. 1965 wurde er in Württemberg geboren, seit 1984 lebt er in Berlin. In den 90er Jahren gründete er hier verschiedene Lesebühnen, seit 1997 steht er beim "Kabarettistischen Jahresrückblick" mit Horst Evers, Manfred Maurenbrecher u.a. auf der Bühne. Sein zweiter Roman "Auerhaus" (2015) wurde zum Überraschungserfolg als Bestseller, Schullektüre, Theaterstoff und Film. "Serpentinen" (2020) war für den Deutschen Buchpreis nominiert. Sein erster Roman "Dead Line" (2008) wurde 2021 vom Kanon-Verlag – bei dem Bjerg Mitgesellschafter ist – neu aufgelegt. "Der Vorweiner" ist sein vierter Roman.

Das Buch:
Bov Bjerg: "Der Vorweiner", Claassen, 240 Seiten, 24,00 Euro.

Bov empfiehlt
Elisa Aseva: "Über Stunden. Posts". Weissbooks. 176 Seiten, 18,00 Euro.

Nadine empfiehlt
Herta Müller: "Eine Fliege kommt durch einen halben Wald", Reden, Essays, Prosa, Hanser, 128 Seiten.

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Ilija Trojanow © Nadine Kreuzahler
Nadine Kreuzahler

Orte und Worte - Eine Reise in die Zukunft - im Berliner Futurium mit Ilija Trojanow

Orte und Worte reist diesmal in die Zukunft. Nadine hat sich mit dem Autor Ilija Trojanow im Futurium verabredet - einem Museum in Berlin, das verschiedene Zukünfte erforscht und ausstellt. Es ist ein passender Ort, um mit Ilija Trojanow über seinen neuen Roman zu sprechen. In "Tausend und ein Morgen" schickt er Zeitreisende von der Zukunft aus zurück in verschiedene Epochen. Sein Buch ist ein Spiel der Möglichkeiten. Im Podcast gehen Ilija und Nadine durch die Ausstellung, lassen Künstliche Intelligenz auf sich wirken und sprechen über Fantasie, Utopie und Kindheitslektüren.

Das Buch:
Ilija Trojanow: "Tausend und ein Morgen", S. Fischer, 528 Seiten, 30,00 Euro.

Der Autor:
Ilija Trojanow wurde 1965 in Bulgarien geboren und floh im Alter von sechs Jahren mit seinen Eltern nach Deutschland. Ein Jahr später ging die Familie nach Kenia, wo Trojanow – unterbrochen von einem dreijährigen Aufenthalt in Deutschland – aufwuchs. Es folgten ein Jurastudium in München, Verlegertätigkeiten, Reisen durch Afrika, ein Umzug nach Indien, Reportagen, Artikel, Essays, Romane und viele Auszeichnungen. 1996 erschien sein erster Roman: "Die Welt ist groß und Rettung lauert überall" über die Exilerfahrung einer Familie vom Balkan. 2006 bekam er für „Der Weltensammler“ den Preis der Leipziger Buchmesse. 2009 veröffentlichte er gemeinsame mit Juli Zeh den Band "Angriff auf die Freiheit. Sicherheitswahn, Überwachungsstaat und der Abbau bürgerlicher Rechte". 2017 erschien "Nach der Flucht", ein Essay, in dem Trojanow auch seine eigene Prägung als lebenslang Geflüchteter reflektiert. "Tausend und ein Morgen" ist sein sechster Roman.

Ilja Trojanow empfiehlt:
Jose F. A. Oliver: "In jeden Fluss mündet ein Meer", Matthes & Seitz, 124 Seiten, 22,00 Euro.

Nadine empfiehlt:
"Erich Kästner – Das ist Berlin! Erich Kästner und seine Stadt", herausgegeben von Sylvia List, Atrium Verlag, 96 Seiten, 11,00 Euro.

Podcast-Tipp: "Hitze – Letzte Generation Close-up"
https://www.ardaudiothek.de/sendung/hitze-letzte-generation-close-up/94732324/

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Nele Pollatschek © Anne-Dore Krohn
Anne-Dore Krohn

Orte und Worte - Füße im Sand: Mit Nele Pollatschek am Weißen See

Manchmal läuft Nele Pollatschek sogar zwei Mal am Tag zum Weißen See in Pankow, obwohl sie 40 Minuten für eine Strecke braucht - das ist ihr erprobtes Gegenprogramm zum Sitzen und Schreiben. Mit "Kleine Probleme" hat sie nun ihr drittes Buch vorgelegt: Ein Mann. Ein Haus. Ein Tag. Eine To-Do-Liste. Ihre liebenswerte und sehr lebensnahe Hauptfigur Lars Messerschmidt versucht, alles zu erledigen, was schon lange liegengeblieben ist: Putzen, die Steuer, ein Bett aufbauen. Mit dem Rauchen aufhören. Und das Lebenswerk, das muss er ja auch noch schreiben.

Nele Pollatschek und Anne-Dore Krohn treffen sich am Weißen See und unterhalten sich im Liegestuhl über große und kleine Probleme: Alltagsbewältigung, Langzeitbeziehungen, To-Do-Listen, Marie Kondo und die Frage, wieviel von Neles Seele in ihrer Hauptfigur steckt.

Die Autorin:
Nele Pollatschek wurde 1988 in Berlin geboren und arbeitet als Redakteurin für die Süddeutsche Zeitung. Ihr Debüt "Die Probleme anderer Leute" erschien 2016, "Dear Oxbridge" über ihre Zeit in Campbridge und Oxford 2020.

Das Buch:
Nele Pollatschek: "Kleine Probleme", Galiani Verlag, 208 Seiten, 23,00 Euro

Nele empfiehlt: KC Davis: "Kopf über Wasser im Alltagschaos. Wie du mit deinem Haushalt und dir selbst Frieden schließt. Das sensationelle Selfcare Aufräum-Buch." Übersetzt von Bettina Lemke. dtv Verlag, 208 Seiten, 12,00 Euro

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Angelika Klüssendorf auf Gut Dalwitz, Walkendorf © Nadine Kreuzahler
Nadine Kreuzahler

Orte und Worte - Unter Mecklenburger Apfelbäumen mit Angelika Klüssendorf

Weite Wiesen, bezaubernde Baumalleen, romantische Wälder – so idyllisch wohnt Angelika Klüssendorf. 2018 ist die Autorin der "Mädchen"-Trilogie von Brandenburg in ein kleines Dorf in Mecklenburg gezogen. Hier ist ihr neues Buch entstanden: "Risse", das auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis steht. Das Buch versammelt schon einmal veröffentlichte Episoden aus der Kindheit.
Klüssendorf erzählt von Armut, Erniedrigung, Gewalt, Heimaufenthalten und emotionaler Kälte und fügt nun den alten Geschichten eine neue Ebene hinzu. Sie kommentiert und reflektiert was sie damals geschrieben hat.
Wie wahr oder wahrhaftig kann und soll autofiktionale Literatur sein? Bei einem Mittagessen unterhalten sich Angelika Klüssendorf und Nadine Kreuzahler darüber, sie pflücken Äpfel und entdecken eine gemeinsame Vorliebe beim Lesen.

Die Autorin:
Angelika Klüssendorf wurde 1958 in Ahrensburg geboren und lebte von 1961 bis zu ihrer Übersiedelung nach West-Berlin in Leipzig. Sie war mit ihren Romanen schon öfter für den Deutschen Buchpreis nominiert. Mit ihrer autofiktionalen "Mädchen"-Trilogie gelang ihr der Durchbruch als Autorin: "Mädchen" (2011) erzählt von einer Kindheitshölle in der DDR. "April" (2014) erzählt von Emanzipationsversuchen durch Kunst und Literatur und "Jahre später" (2018) lotet eine Ehe-Hölle in West-Berlin aus. "Vierunddreißigster September" (2021) erzählt vom Dorfleben in Ost-Deutschland.

Das Buch:
Angelika Klüssendorf: "Risse", Piper Verlag, 176 Seiten, 22,00 Euro.

Angelika Klüssendorf empfiehlt:
Angelika Overath: "Unschärfen der Liebe", Luchterhand, 224 Seiten, 22,00 Euro

Térezia Mora: "Muna oder Die Hälfte des Lebens", 448 Seiten, 25,00 Euro

Jan Peter Bremer: "Nachhausekommen", Piper Verlag, 208 Seiten, 22,00 Euro

Nadine empfiehlt:
Uwe Johnson "Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl." Hörbuch, ungekürzte Lesung mit Charly Hübner und Caren Miosga, erscheint am 12. Oktober 2023 bei Der Audio Verlag.

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Susanne Schmidt © Stephan Ozsváth
Stephan Ozsváth

Orte und Worte - Please leave the bus hier – im "großen Gelben" mit Susanne Schmidt

Orte und Worte fährt diesmal Bus, und zwar mit der Bestsellerautorin und früheren Busfahrerin Susanne Schmidt. Stephan ist mit ihr in den „großen Gelben“ der Linie M19 eingestiegen – die 26 Haltestellen von Berlin-Kreuzberg bis zu den Villen in Grunewald entsprechen einer Sozialsafari. Der Bus ist der demokratische Gleichmacher: Hier fahren Alt und Jung, Arm und Reich mit. Susanne Schmidt erzählt, wie "butterweich" sich ein Doppeldecker fährt, vom "Flanieren" und warum Spitzenpolitiker öfter mal Bus fahren sollten.

Die Bücher
In der Schublade hat Susanne Schmidt unveröffentlichte Gedichte und Kurzgeschichten liegen. Ihr erstes Buch "Machen Sie bitte mal zügig die Mitteltüren frei – eine Berliner Busfahrerin erzählt" wurde mit 25.000 Exemplaren ein Bestseller. "Please leave the bus hier" ist ihr zweites Buch, darin schildert sie Begegnungen beim Flanieren – im Bus und um die Haltestellen herum – ein niedrigschwelliges Angebot zum Eintauchen in die Stadt Berlin. Beide Bücher sind bei hanserblau erschienen.

Susanne Schmidt empfiehlt:
Robert Seethaler: "Das Café ohne Namen". 288 Seiten. Claassen. 24,00 Euro.

Stephan Ozsváth empfiehlt:
Inès Bayard: "Steglitz". 192 Seiten. Zsolnay, erscheint am 25. September. 22,00 Euro.

Die Autorin
Geboren 1960 am Rande des Ruhrgebiets, kam Susanne Schmidt 1976 nach Berlin. Sie war Erzieherin, Drehbuchschreiberin, Pförtnerin, Social-Media-Managerin und Stadtführerin – und sie steuerte selbst BVG-Busse durch Berlin. Der gemeinsame Nenner aller Tätigkeiten: "Was mit Menschen", nur eins schließt sie aus: "Im Finanzamt könnte ich nicht arbeiten".

Der Ort
Die Buslinie M19 (Startpunkt Mehringdamm in Berlin-Kreuzberg) und die Endhaltestelle S-Bahnhof Grunewald. Sie verbindet Arm und Reich im Berliner Westen. Der Bus ist der große demokratische Gleichmacher: im „Großen Gelben“ treffen sich alle. Als ehemalige Busfahrerin kennt Susanne Schmidt die "käsebrettgroßen Pedale", die Pausenrituale der Buslenker/innen und die Marotten der Fahrgäste.

Podcast-Tipp: "Uckerrmark Uncovered"
https://www.ardaudiothek.de/sendung/uckermark-uncovered/94695510/

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Paul Maar © Anne-Dore Krohn
Anne-Dore Krohn

Orte und Worte - 50 Jahre Sams: Im Arbeitszimmer von Paul Maar

Orte und Worte geht dieses Mal nach Bamberg. Anne-Dore besucht den berühmten Kinderbuchautor Paul Maar in seinem Arbeitszimmer in der Altstadt und spricht mit ihm darüber, wie das ist, wenn das Sams seit 50 Jahren Teil der Familie ist. Maar erzählt von seiner Kindheit, den vielen Briefen, die er beantwortet und verrät, warum die blauen Punkte beim Sams erst ein Versehen waren.

Die Bücher:

Die Kinderbücher von Paul Maar erscheinen im Oetinger Verlag, zuletzt: "Das Sams. Wunschpunkt-Geschichten" und "Hier kommt das Sams".

Paul Maar Lebenserinnerungen "Wie alles kam. Roman meiner Kindheit" und seine Notizen "Ein Hund mit Flügeln" sind bei S. Fischer herausgekommen.

Der Autor:

Paul Maar wurde 1937 in Schweinfurt geboren. Am bekanntesten sind seine Bücher vom Sams, der erste Band "Eine Woche voller Samstage" erschien 1973. Er hat Dutzende von Kinderbüchern geschrieben, u.a. "Lippels Traum", die Bände vom kleinen Känguru oder "Herr Bello und das blaue Wunder". Auch seine Theaterstücke sind berühmt, u.a. "Kikerikiste".

Podcast-Tipp: "Das Gespräch"
https://www.ardaudiothek.de/sendung/das-gespraech/48864984/

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Ronja von Rönne © Nadine Kreuzahler
Nadine Kreuzahler

Orte und Worte - Auf dem Spielplatz mit Ronja von Rönne

Orte und Worte tobt sich diesmal auf einem Berliner Spielplatz aus. Nadine ist mit der Autorin, Kolumnistin und ehemaligen Streetphilosophy-Moderatorin Ronja von Rönne aufs Klettergerüst gestiegen und hat mit ihr am Rand des Sandkastens über Trotzmomente, Widerstand und Mut gesprochen. Ronja von Rönne hat dem Trotz ein ganzes Buch gewidmet. Sie selbst schreibt trotz ihrer Depressionen und sagt: der Trotz hat mir oft geholfen. Aber ihren besten Freund hat sein Trotz fast zerstört.

Das Buch:
Ronja von Rönne: "Trotz", 128 Seiten, 15,00 Euro, dtv Verlag.

Nadine empfiehlt:
Stephan Lohse: "Das Summen unter der Haut". 176 Seiten. 20,00 Euro. Insel Verlag.

Ronja empfiehlt:
Ihr Lieblingsbuch: Andreas Steinhöfel: "Die Mitte der Welt", Carlsen, 1998.

David Sedaris: "Happy Go Lucky". Erscheint am 30. August auf Deutsch unter dem Titel "Bitte lächeln!", aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Georg Deggerich, 288 Seiten, 24,00 Euro, Blessing Verlag.

David Sedaris: "Nackt". Aus dem amerikanischen Englisch von Harry Rowohlt. 352 Seiten. 11,00 Euro. Heyne Verlag.

Die Autorin:

Ronja von Rönne galt mal als die Rotzgöre der deutschen Literatur, sie hat mit einem Text zum Feminismus provoziert und fuhr beim Bachmannwettbewerb mit dem Porsche vor. Inzwischen hat sie zwei Romane veröffentlicht und sich mit der Sendung "Street Philosophy" auf Arte hervorgetan. Im Herbst startet dort ihr neues Format "Unhappy". Nach den Romanen "wir kommen" (2016) und "Ende in Sicht" (2022) und den gesammelten Kolumnen "Heute ist leider schlecht. Beschwerden ans Leben" (2017) erscheint der Essay "Trotz".

Podcast-Tipp:
"Brüder" – ein Hörspielpodcast in 26 Folgen über die Französische Revolution.
https://1.ard.de/hoerspiel-brueder

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Amir Gudarzi im Wiener Volksgarten; © Stephan Ozsváth
Stephan Ozsváth

Orte und Worte - Im Wiener Volksgarten mit Amir Gudarzi

Stephan Ozsváth und Amir Gudarzi haben sich im Wiener Volksgarten verabredet. Amir Gudarzi wurde 1986 in Teheran geboren, studierte dort an der Theaterschule und szenisches Schreiben. Wegen der Teilnahme an Protesten gegen das iranische Regime floh er 2009 nach Österreich. Für seine Stücke erhielt er zahlreiche Preise.

Amir Gudarzi zeigt Stephan Ozsváth sein Wien. Im Volksgarten findet er Ruhe und Inspiration. Die Grünanlage, die 1823 als erster öffentlicher Park der Stadt eröffnet wurde, spielt auch in seinem ersten Roman "Das Ende ist nah" eine wichtige Rolle.

Stephan Ozsváth empfiehlt:
Behzad Karim Khani: Hund, Wolf, Schakal, Hanser, 288 Seiten.

Amir Gudarzi empfiehlt:
Julia Franck: Welten auseinander, Fischer, 368 Seiten.

Das Buch:
Amir Gudarzi: Das Ende ist nah. dtv. 416 Seiten.

Der Ort:
Der 5 Hektar große Volksgarten im ersten Wiener Gemeindebezirk wurde 1823 als erster öffentlicher Park der Stadt eröffnet. Er liegt am Ring im Regierungs- und Kulturviertel Wiens – zwischen Rathaus, Museen, Burgtheater, Hofburg, Parlament und Kanzleramt. Er gehört heute zur UNESCO-Weltkulturerbestätte "Historisches Wien".

https://www.bundesgaerten.at/hofburggaerten/Volksgarten.html

Der Autor:
Amir Gudarzi wurde 1986 in Teheran geboren, studierte dort an der Theaterschule und szenisches Schreiben. Wegen der Teilnahme an Protesten gegen das iranische Regime floh er 2009 nach Österreich. Für seine Stücke erhielt er zahlreiche Preise. In der Spielzeit 2023/2024 ist er Hausautor am Nationaltheater Mannheim.

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Johanna Sebauer © Stephan Ozsváth
Stephan Ozsváth

Orte und Worte - Auf der Suche nach Nincshof mit Johanna Sebauer

Nincshof ist ein kleines fiktives Dorf im Burgenland, im Grenzgebiet Österreich-Ungarn. Von außen dräut allerlei Unbill: Radfahrer in quietschfarbener Sportbekleidung, Wiener. Das nervt eine Gruppe von Dorfbewohnern so sehr, dass sie eine geheime Kommandozelle gründen – die Oblivisten. Sie tilgen alle Spuren Nincshofs in den Archiven, im Internet, schrauben Straßenschilder ab, kippen Jauche an die Radwege. Nincshof soll verschwinden. Wäre da nicht die bekannte Dokumentarfilmerin aus Wien ins Dorf gezogen und ihr italienischer Mann, der Irrziegen züchtet und die Geburt des ersten Zickleins per Livestream ins Netz übertragen will. Ein Alptraum für die Oblivisten. In ihrem grotesken Debütroman lässt Johanna Sebauer Städter gegen Dörfler antreten und versöhnt sie miteinander.

Stephan Ozsváth und Johanna Sebauer begeben sich auf Burgenland-Safari ins Grenzgebiet von Österreich und Ungarn – auf der Suche nach Nincshof. Mehrfach überqueren sie die Grenze, auf der Brücke von Andau erinnern sie an zehntausende Ungarn, die 1956 nach Österreich flüchteten. Nincshof finden sie zwar nicht, dafür eine Menge Gesprächsstoff: Über das Schreiben, die Suche nach dem passenden Titel, die bewegte Geschichte des Burgenlandes, Jugend auf dem Dorf, die große weite Welt und was Städter von Dörflern lernen können und umgekehrt.

Die Autorin

Johanna Sebauer ist 1988 in Wien geboren und wuchs in einem kleinen Dorf im Burgenland auf. Sie studierte Politikwissenschaften und Journalismus in Wien, Santiago de Chile, Aarhus und Hamburg. Die Autorin lebt in Hamburg und macht Wissenschaftskommunikation für ein Forschungsinstitut. Nincshof ist Johanna Sebauers erster Roman, für eine erste Fassung bekam sie 2019 den Literaturpreis des Burgenlandes.

Das Buch
Nincshof, Dumont, 368 Seiten

Der Ort
Die Brücke von Andau am Einser-Kanal. Über die Brücke von Andau flüchteten nach dem niedergeschlagenen Aufstand 1956 etwa 70.000 Ungarn nach Österreich. Die Brücke wurde abgerissen, später als Gedenkstätte über dem Einser-Kanal neu errichtet – er ist die Grenze zu Ungarn und ein künstlicher Abfluss des Neusiedler Sees.

Johanna Sebauer empfiehlt
Magdalena Saiger: "Was ihr nicht seht oder die absolute Nutzlosigkeit des Mondes", Edition Nautilus, 169 Seiten.

Stephan Ozsváth empfiehlt
István Örkény: "Rebellion in der Nussschale, ein Lesebuch", herausgegeben und übersetzt von Tünde Malomvölgyi. Danube books, 200 Seiten.

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Wilfried N’Sondé © Nadine Kreuzahler
Nadine Kreuzahler

Orte und Worte - In der Buchhandlung Zadig mit Wilfried N'Sondé

Orte und Worte geht mit Wilfried N’Sondé in die französische Buchhandlung "Zadig" in Berlin Mitte. Für den Franzosen mit kongolesischen Wurzeln ist dieser Buchladen sein Wohnzimmer, wenn er zu Besuch in der Hauptstadt ist. Fast 25 Jahre lang war Berlin Wilfrieds Zuhause.

In dieser Folge spricht der Schriftsteller mit Nadine über die wilden 90er Jahre, über Spiritualität und seinen neuen Roman "Frau des Himmels und der Stürme" . In der Neuerscheinung im Kopf & Kragen Verlag geht um tauenden Permafrost in Sibirien, um Erdgasvorkommen und den Kampf eines Schamanen und eines Forscherteams gegen skrupellose Umweltzerstörer. Eine zentrale Frage im Gespräch: Ist Literatur besser darin als die Wissenschaft, Menschen für den Klimawandel zu sensibilisieren?

Der Autor
Wilfried N’Sondé ist Autor, Musiker und Komponist. Er hat sechs Romane veröffentlicht, von denen zwei bisher auf Deutsch erschienen sind: Das Herz der Leopardenkinder und nun Frau des Himmels und der Stürme. Es geht in seinen Büchern u.a. um die Erfahrung des Exils und um die Beziehung zwischen sichtbarer und unsichtbarer Welt. Wilfried N’Sondé wurde 1968 in Brazzaville, Kongo, geboren, ist in den Pariser Banlieues aufgewachsen und lebte 25 Jahre in Berlin. Heute wohnt er in Lyon.

Das Buch
Wilfried N’Sondé: "Frau des Himmels und der Stürme", aus dem Französischen von Brigitte Große, Kopf & Kragen Verlag, 256 Seiten.

Buchempfehlungen dieser Folge

Nadine empfiehlt
Nastassja Martin: "An das Wilde glauben", aus dem Französischen übersetzt von Claudia Kalscheuer, Matthes & Seitz, 144 Seiten.

Wilfried empfiehlt
Deepti Kapoor: "Age of Vice", momentan nur im Englischen Original erhältlich, Fleet, 560 Seiten

Podcast-Tipp: 11KM
https://www.ardaudiothek.de/episode/11km-der-tagesschau-podcast/bereit-fuer-den-klimawandel-deutschland-so/tagesschau/94603236/

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Mit Michael Stavaric in Thomas Bernhards Wiener Stammcafé © Stephan Ozsváth 
Stephan Ozsváth

Orte und Worte - In Thomas Bernhards Wiener Stammcafé mit Michael Stavarič

Michael Stavaric begibt sich mit seinem Roman "Das Phantom" in den Kopf einer Thomas Bernhard-Gestalt, die mit sich und der Welt hadert. Stavarič - der auch Gedichte und Kinderbücher verfasst - begibt sich aus seiner sprachlichen "Komfortzone" und imitiert und verfremdet den mäandernden Sprachstil Thomas Bernhards solange, bis aus Unglück Groteske wird. Damit stellt sich der in Brünn geborene Autor in die tschechische Literaturtradition des ironischen Tons, der absurden Tragikomik.

Stephan Ozsváth hat ihn in Thomas Bernhards Wiener Stamm-Kaffeehaus, dem "Café Bräunerhof" getroffen, hier hat Stavarič auch geschrieben. Der Ort atmet den Geist Thomas Bernhards, sagt der Autor, im Café ist weder Handy noch Kartenzahlung vorgelesen, am Wochenende spielt das hauseigene Trio Kaffeehausmusik.

Der Autor
Michael Stavarič wurde 1972 in Brno (Tschechoslowakei) geboren. Er wuchs in Laa an der Thaya auf, eigentlich hatten seine Eltern nach Kanada emigrieren wollen. Er lebt heute als freier Schriftsteller, Übersetzer und Dozent in Wien. An der Universität Wien hat er Bohemistik und Publizistik/Kommunikationswissenschaften studiert. Über 10 Jahre lang war er Lehrbeauftragter für Inline-Skating an der Sportuniversität Wien. Er schreibt Lyrik, Romane und Kinderbücher, hat viele Preise gewonnen, darunter den Adalbert-Chamisso-Preis oder den Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur.

Das Buch:
Das Phantom, Luchterhand. 320 Seiten.

Michael Stavarič empfiehlt
Wenedikt Wassiljewitsch Jerofejew: Die Reise nach Petuschki, Piper.
Bohumil Hrabal: Allzu laute Einsamkeit, Suhrkamp.
Karel Capek: Das Absolutum oder Die Gottesfabrik, Verlag Das Neue Berlin, antiquarisch.

Stephan Ozsváth empfiehlt
Gábor Fónyad: Als Jesus in die Puszta kam. Elster & Salis.

Der Ort
Café Bräunerhof, Stallburggasse 2 in 1010 Wien, Thomas Bernhards Lieblingscafé. Am Wochenende Live-Kaffeehaus-Musik.

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Judith Poznan © Nadine Kreuzahler
Nadine Kreuzahler

Orte und Worte - Ratten, Trennung, Tagebücher - Am Kanal mit Judith Poznan

Orte und Worte trifft sich mit Judith Poznan am Berliner Landwehrkanal. Hier am Wasser, zwischen den Bezirken Neukölln, Kreuzberg und Treptow, spielt ihr Buch "Aufrappeln". Gleichzeitig ist der Kanal ein wichtiger Ort in Judiths Leben. Und ihr Leben und ihre Bücher lassen sich nicht trennen.

In dieser Folge erzählt Judith, warum sie nur autofiktional schreiben kann, ob die Szene mit der Ratte im Klo bei ihr zu Hause erfunden oder echt ist, warum die Trennung von ihrem Freund, von der sie in ihrer Neuerscheinung erzählt, ihre "Lieblingstrennung" war, was sie ihren Eltern verdankt und wie deren Ost-Herkunft auch sie geprägt hat. Nadine und Judith halten außerdem Ausschau nach Ratten und sprechen über alte Tagebücher im Keller.

Die Autorin:
Judith Poznan wurde 1986 in Berlin-Lichtenberg geboren, wuchs in Hohenschönhausen und Moabit auf. Sie hat als Buchhändlerin gearbeitet und an der Freien Universität Berlin Literaturwissenschaften und Publizistik studiert, bevor sie 2021 ihr Debüt "Prima Aussicht" veröffentlichte. "Aufrappeln" ist ihr zweites Buch.

Das Buch:
Judith Poznan: "Aufrappeln", DuMont, 208 Seiten

Lesung:
29.8.2023 in der Stadtteilbibliothek Marienfelde in Berlin

Judith empfiehlt
Helga Schubert: "Der heutige Tag. Ein Stundenbuch der Liebe". dtv, 272 Seiten.

Nadine empfiehlt
Tove Ditlevsen "Böses Glück. Storys". Aus dem Dänischen übersetzt von Ursel Allenstein. Aufbau Verlag. 176 Seiten.

Podcast-Tipp:

Die Alltagsfeministinnen:
https://www.ardaudiothek.de/sendung/die-alltagsfeministinnen/10777225/

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Annabel Wahba © Anne-Dore Krohn
Anne-Dore Krohn

Orte und Worte - Nofretete und Nilpferde – Im Ägyptischen Museum mit Annabel Wahba

Orte und Worte geht ins Ägyptische Museum auf der Berliner Museumsinsel. Für die Autorin Annabel Wahba ein wichtiger Ort: Denn der Gott des Jenseits Anubis und die berühmte Nofretete kommen auch in ihrem Roman "Chamäleon" vor, ihrer welthaltigen Familiengeschichte, in der sie wichtige Fragen nach Herkunft und Identität stellt.

Bei einem Rundgang mit Anne-Dore erzählt Annabel von ihrem Aufwachsen in Bayern, dem Tod des Bruders, der sie zum Erzählen brachte und von einem Nilpferd mit bayerischer Flagge, das zum Sinnbild ihrer deutsch-ägyptischen Familie wurde.

Das Buch:
Annabel Wahba: "Chamäleon", Eichborn Verlag 2022, 288 Seiten, 23 Euro.

Der Ort:
Das Ägyptische Museum und die Papyrussammlung mit der Nofretete als Hauptattraktion sind seit der Wiedereröffnung des Neuen Museums 2009 wieder auf der Berliner Museumsinsel.

www.smb.museum/museen-einrichtungen/aegyptisches-museum-und-papyrussammlung/home/

Die Autorin:
Annabel Wahba wurde 1972 geboren, studierte Politikwissenschaften und besuchte die Deutsche Journalistenschule. Seit 2007 ist sie Redakteurin im ZEITmagazin. 2018 wurde sie mit dem Deutschen Reporterpreis ausgezeichnet, 2019 zur Reporterin des Jahres gewählt. 2016 erschien "Tausend Meilen über das Meer: Die Flucht des Karim Deeb".

Buchempfehlungen in dieser Episode:
Annabel empfiehlt Gabrielle Zevin: "Morgen, morgen und wieder morgen", Eichborn, 560 Seiten, 25 Euro

Anne-Dore empfiehlt Martin Kordić: "Jahre mit Martha", S. Fischer, 288 Seiten, 24 Euro

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Hugo Hamilton © Nadine Kreuzahler
Nadine Kreuzahler

Orte und Worte - In der Kneipe mit Hugo Hamilton

Orte und Worte geht in die Kneipe – genauer gesagt: in die Joseph Roth Diele in Berlin Schöneberg. Eine Gaststube, die ganz dem Schriftsteller gewidmet ist. Hier hat sich Hugo Hamilton für seinen Roman "Echos der Vergangenheit" inspirieren lassen.

In dieser Folge erzählt er uns, warum er Roths Roman "Die Rebellion" zum Ich-Erzähler seiner Neuerscheinung gemacht hat und welche Rolle das 20er-Jahre Ambiente der Kneipe beim Schreiben spielte. Hamilton verrät Nadine auch, warum es seine eigene Familiengeschichte war, die ihn zum Autor Roth brachte.

Das Buch

Hugo Hamilton: "Echos der Vergangenheit", aus dem Englischen von Henning Ahrens, Luchterhand, 288 Seiten, 22,00 Euro

Hugo Hamilton empfiehlt
Cormac McCarthy: "Die Straße", aus dem Englischen von Nikolaus Stingl, Rowohlt, 256 Seiten, Taschenbuch 15,00 Euro

Nadine Kreuzahler empfiehlt
Maria Lazar: "Viermal ich", dvb Verlag (das vergessene Buch), 224 Seiten, gebunden 24,00 Euro

Der Autor
Hugo Hamilton wurde 1953 als Sohn eines irischen Vaters und einer deutschen Mutter in Dublin geboren. Mit seinen Erinnerungsbänden "Gescheckte Menschen" und "Der Matrose im Schrank" erregte er auch in Deutschland Aufsehen. Zuletzt erschien auf Deutsch 2020 der Roman "Palmen in Dublin" und nun, zum 90. Jahrestag der Bücherverbrennung, "Echos der Vergangenheit".

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Christoph Hein © Anne-Dore Krohn
Anne-Dore Krohn

Orte und Worte - Fragen vor Flusslandschaft: Auf der Terrasse mit Christoph Hein

"Orte und Worte" setzt sich mit Christoph Hein auf seine Terrasse in Havelberg, schaut auf die wunderschönen Flussniederungen und spricht mit ihm bei Kaffee, Kuchen und Katzen über "Unterm Staub der Zeit". In seinem neuen Roman erzählt der Autor, wie er Ende der 50er Jahre aus Sachsen nach West-Berlin flüchtete, um dort auf ein Gymnasium zu gehen. Ein Gespräch über Erinnerung, die Wirkung von Literatur und das eigene Leben als literarischer Steinbruch.

Das Buch

Christoph Hein "Unterm Staub der Zeit", Suhrkamp Verlag, 220 Seiten, 24 Euro.

Christoph Hein empfiehlt

Wassili Grossmann "Stalingrad" 1280 Seiten, 35 Euro und „Leben und Schicksal“, 1056 Seiten, 24,90 Euro, beide Claassen Verlag

Anne-Dore Krohn empfiehlt

Christiane Hoffmann: "Alles was wir nicht erinnern. Zu Fuß auf dem Fluchtweg meines Vaters", C.H. Beck Verlag, 279 Seiten, 22 Euro.

Der Autor

Christoph Hein wurde 1944 in Schlesien geboren und wuchs in Bad Düben bei Leipzig auf. Er war Autor und Dramaturg u.a. an der Ostberliner Volksbühne. Der literarische Durchbruch kam 1982 in der DDR mit "Der fremde Freund" (in der BRD unter dem Titel "Drachenblut"). Für seine Romane und Dramen hat der Autor, den viele als Chronisten der deutsch-deutschen Verhältnisse bezeichnen, zahlreiche Preise erhalten.

Der Ort

Havelberg liegt in Norden von Sachsen-Anhalt, 110 Kilometer nordwestlich von Berlin. Der Ort hat rund 6500 Einwohner und liegt am eiszeitlichen Höhenzug von Havel und Elbe. Bekannt ist die Altstadt mit dem Dom St. Marien. Mehr unter www.havelberg.de.

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Nell Zink © Nadine Kreuzahler
Nadine Kreuzahler

Orte und Worte - Fantasyromane und Touristenkaff – In Bad Belzig mit Nell Zink

"Orte und Worte" läuft durch Bad Belzig: Dort wohnt die aus Amerika stammende Nell Zink seit zehn Jahren, die Stadt ist ihr Rückzugsort. In ihrer Neuerscheinung „Avalon“ sind Fantasyromane und ein Touristenkaff die Rettung für die Erzählerin Brandy – sie versucht, sich mit Bildung und Büchern aus der toxisch-männlichen und kriminell geprägten Umgebung ihrer Kindheit zu befreien.

Die Schriftstellerin zeigt Nadine ihre Lieblingsorte, u.a. das Roger-Loewig-Museum und unterhält sich mit ihr über das Lesen als Obsession und Kalifornien jenseits von Klischees.

Nadine empfiehlt
Louise Erdrich: "Jahr der Wunder", aus dem Amerikanischen übersetzt von Gesine Schröder, 464 Seiten, Aufbau Verlag.

Nell Zink empfiehlt

Jan Wilm: "Winterjahrbuch", 456 Seiten (am besten erst ab Seite 181 lesen, sagt Nell Zink!), Schöffling

Das Buch
Nell Zink: "Avalon", aus dem Amerikanischen übersetzt von Thomas Überhoff, 272 Seiten, Rowohlt

Die Autorin
Nell Zink wurde 1964 in Kalifornien geboren und ist im ländlichen Virginia aufgewachsen. 2000 zog sie nach Deutschland, um an der Universität Tübingen in Medienwissenschaften zu promovieren. 2014 veröffentlichte sie ihren ersten Roman in den USA: "The Wallcreeper" wurde ein großer Erfolg. Seitdem hat Nell Zink fünf Romane veröffentlicht. Sie lebt seit 2013 in Bad Belzig, in Brandenburg, südlich von Berlin.

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Paul Brodowsky © Stephan Ozsváth
Stephan Ozsváth

Orte und Worte - Im Bundesarchiv mit Paul Brodowsky

Ein junger Vater begibt sich auf Spurensuche in die eigene Familiengeschichte. Dort findet er seinen Vater, erzogen in einer NaPola, einer NS-Erziehungsanstalt, es gibt auch einen Onkel mit NSDAP-Parteibuch und Amt. Wie wird Diktatur vererbt – von Mann zu Mann? Paul Brodowsky spürt der eigenen NS-Geschichte in der männlichen Generationenfolge nach. In Collage-Form schneidet der in Kiel geborene Paul Brodowsky den Alltag des jungen Familienvaters, dessen Spurensuche und 100 Jahre deutsche Geschichte gegeneinander. Sein autofiktionaler Roman-Erstling "Väter" ist eine Spurensuche nach dem toxisch Männlichen, aber auch nach dem Heilenden, einer neuen Männlichkeit.

Stephan Ozsváth hat sich mit ihm am Ort von Recherchen getroffen: Im Bundesarchiv in Berlin-Lichterfelde, einem Ort, der selbst voller Geschichte steckt: Einst kaiserliche Kadettenanstalt, dann Standort der SS-Leibstandarte Adolf Hitler, dann Kaserne der Amerikaner, jetzt Archiv deutscher Geschichte.

Stephan empfiehlt:
Eva Viežnaviec: "Was suchst Du, Wolf?", 144 Seiten, Zsolnay, 22,00 Euro.

Deutschlandradio-Podcast www.gesternistjetzt.de

Paul Brodowsky empfiehlt:
Sabrina Janesch: "Sibir", Rowohlt, 352 Seiten, 24,00 Euro.

Das Buch:
Paul Brodowsky: "Väter", Suhrkamp, 302 Seiten, 24,00 Euro.

Der Ort:
Bundesarchiv Lichterfelde

Der Autor:
Paul Brodowsky ist 1980 in Kiel geboren, als siebtes Kind des Chemie-Professors Horst Brodowsky. Er studierte Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim, gründete die Literaturzeitschrift Bella Triste und organisierte das Literaturfestival Prosanova 2005 mit. Er veröffentlichte bisher vor allem Theaterstücke und unterrichtet Szenisches Schreiben in Berlin. Hier lebt er mit seiner Familie. "Väter" ist sein erster Roman.

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Caroline Schmitt © Nadine Kreuzahler
Nadine Kreuzahler

Orte und Worte - In der Badewanne mit Caroline Schmitt

"Liebewesen" ist der erste Roman der Journalistin Caroline Schmitt, mit einer der originellsten Dating-Szenen der Gegenwartsliteratur. Lio und Max verabreden sich gleich für ihr zweites Date in seiner Badewanne - ohne sexuelle Hintergedanken. Daraus wächst eine Beziehung, in der es allerdings viele Päckchen zu tragen gibt. Als Lio ungewollt schwanger wird, muss sie sich den Traumata ihrer Vergangenheit stellen - Gewalterfahrungen und eine kalte, lieblose Mutter gehören dazu. Ein starkes, tiefgründiges Debut, das sich nur am Anfang wie eine heitere Sommerlektüre liest.

Caroline Schmitt hat Orte-und-Worte-Host Nadine Kreuzahler zu sich in die Badewanne eingeladen, um bei Gesichtsmaske und Badeschaum über das Schreiben, intensive Recherchen, Trigger-Warnungen und Badewannen-Dates zu sprechen.

Nadine empfiehlt
T.C. Boyle: "Blue Skies", aus dem Englisch übersetzt von Dirk van Gunsteren, 400 Seiten, Hanser Verlag

Caroline Schmitt empfiehlt
Caroline Wahl: "22 Bahnen", 208 Seiten, DuMont Buchverlag

Das Buch von Caroline Schmitt, über das wir im Podcast reden
"Liebewesen", 221 Seiten, Eichborn

Der Ort
Die Badewanne von Caroline Schmitt

Die Autorin
Jahrgang 1992, freie Journalistin für Deutsche Welle, ZDF, funk. Sie hat Journalismus an der University of Arts in London studiert und lebt in Berlin. "Liebewesen" ist ihr erster Roman.

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Teresa Präauer © Stephan Ozsváth
Stephan Ozsváth

Orte und Worte - Schnitzel essen mit Teresa Präauer

In ihrem neuen Roman seziert Teresa Präauer die bürgerliche Mittelschicht – inmitten von Designer-Accessoires, Ängsten und dem Druck, gute Gastgeber zu sein. Dazwischen wird gesoffen, geknutscht, gewartet und gegessen, all das serviert und filetiert mit feiner literarischer Klinge.

Über ihr literarisches Kammerspiel, was sie zum Schreiben braucht und ob sie eine gute Gastgeberin ist – darüber hat Stephan Ozsváth mit der Schriftstellerin und Künstlerin Teresa Präauer bei Schnitzel und Suppe geplaudert – im österreichischen Restaurant "Ottenthal" im Westen Berlins.

Das Buch
Teresa Präauer: Kochen im falschen Jahrhundert. Wallstein-Verlag, 198 Seiten, 20,00 Euro.

Die Buchempfehlungen

Stephan Ozsváth empfiehlt:
Zaza Burchuladse, Zoorama, Klett-Cotta/Tropen, 320 Seiten, 24,00 Euro

Teresa Präauer empfiehlt:

Hertha Pauli, Der Riss der Zeit geht durch mein Herz, Zsolnay, 256 Seiten, 25,00 Euro.

Der Ort

Ottenthal Restaurant & Weinhandlung, Kantstr. 153, 10623 Berlin

Die Autorin

Teresa Präauer ist 1979 in Linz geboren, und in Graz und im Pongau aufgewachsen. Sie studierte Germanistik und Malerei in Salzburg. Berlin und Wien. Ihre Buchcover gestaltet sie selbst. Seit 2003 lebt die Autorin in Wien. Für ihren ersten Roman Für den Herrscher aus Übersee wurde Teresa Präauer mit dem aspekte-Literaturpreis des ZDF für das beste deutschsprachige Prosadebüt ausgezeichnet. 2015 war sie für den Ingeborg-Bachmann-Preis und den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Für "Mädchen" erhielt sie 2022 den Ben-Witter-Preis. Für die Wiener Tageszeitung "Die Presse" schreibt sie derzeit den Fortsetzungsroman "Lieferdienst Wien".

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Ulrike Draesner © Nadine Kreuzahler
Nadine Kreuzahler

Orte und Worte - Im Spiegel der Geschichte - mit Ulrike Draesner am Grab von Heinrich von Kleist

Unter einem Baum am kleinen Wannsee in Berlin Zehlendorf – dort hat sich Heinrich von Kleist 1811 das Leben genommen. Nadine Kreuzahler hat sich an seinem Grabstein mit Ulrike Draesner getroffen. Kleist, ein Kind der Oder, war immer schon wichtig für sie und ihr eigenes Schreiben – sagt die Autorin, die 1996 von München nach Berlin gezogen ist. Ihr Roman "Die Verwandelten" erzählt von Müttern und Töchtern und davon, wie Gewalt- und Kriegserfahrungen zwischen den Generationen weitergegeben werden. Ulrike Draesner hat dies als Kind selbst erfahren. Lange wusste sie nicht, woher die Bilder kamen, die sie immer wieder einholten. "Die Verwandelten" ist der letzte Teil eines Triptychons über Krieg, Flucht und Vertreibung. Über Einschusslöcher in Berliner Häuserfassaden, Kleist-Berauschung, Flüsse als Spiegel der Geschichte und familiäre Spurensuchen geht es in dieser Folge von "Orte und Worte".

Das Buch:
Ulrike Draesner "Die Verwandelten", Penguin Verlag, 608 Seiten, 26,00 Euro.

Die Autorin:
Ulrike Draesner wurde 1962 in München geboren und ist für ihre Romane und Gedichte schon vielfach ausgezeichnet worden. Zuletzt war sie für „Die Verwandelten“ für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Von 2015 bis 2017 lehrte sie an der Universität Oxford, seit April 2018 ist sie Professorin am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Draesner lebt in Berlin und Leipzig.

Ulrike Draesner empfiehlt
Tobias Nolte, Kai Rugenstein (Hrsg.) "365 x Freud. Ein Lesebuch für jeden Tag." Klett-Cotta, 400 Seiten, 28,00 Euro.

Nadine empfiehlt:
Eugen Ruge "Pompeji oder die fünf Reden des Jowna", dtv Verlag, 368 Seiten, 25,00 Euro.

Der Ort:
Grab von Heinrich von Kleist und Henriette Vogel am Kleinen Wannsee in Berlin, Bismarckstraße 3, 14109 Berlin.

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Georg Klein © Christa Hufnagl
Christa Hufnagl

Orte und Worte - Am Bundeskanzleramt mit Georg Klein

Im Bundeskanzlerinnenamt – dort spielt eine der neuen Kurzgeschichten von Georg Klein. Für "Orte und Worte" trifft Anne-Dore Krohn den Autor daher im Berliner Regierungsviertel. Sie setzen sich auf eine Bank vor der "Bundeswaschmaschine" und Georg Klein erzählt: Wie er einmal Gast von Angela Merkel war, warum die titelgebende Erzählung seines Bandes "Im Bienenlicht" von einem Personenschützer im Kanzlerinnenamt handelt, warum seine Geschichten so oft die Grenzen des Realismus überschreiten, und wie er zu seiner alltagsfernen, besonderen Sprache findet. Eine Touristin aus Österreich macht Fotos, die Wasserspiele gehen an, und Georg Klein entdeckt sogar eine geheimnisvolle Drohne am Himmel.

Georg Klein empfiehlt:
Merlin Sheldrake: "Verwobene Welten. Wie Pilze unsere Welt formen und unsere Zukunft beeinflussen." Ullstein Verlag 2020, gebunden 19,80 Euro, Taschenbuch (2021) 18,99 Euro.

Anne-Dore Krohn empfiehlt:
Karl-Heinz Ott: "Hölderlins Geister", Hanser Verlag 2019, 240 Seiten, 22,00 Euro.

Der Erzählungsband von Georg Klein, über den wir im Podcast sprechen:
Georg Klein: "Im Bienenlicht", Rowohlt Verlag 2023, 240 Seiten, 24,00 Euro.

Der Autor:
Georg Klein wurde 1953 in Augsburg geboren und lebt in Ostfriesland an der Mündung der Ems. Seine erste Veröffentlichung war der Roman "Libidissi" (1998). 2000 erhielt er den Ingeborg-Bachmann-Preis, mit einem Auszug aus "Barbar Rosa" (2001). Mit dem „Roman einer Kindheit“ gewann er 2010 den Preis der Leipziger Buchmesse. Seine Romane zeichnen sich durch eine große thematische und stilistische Diversität aus. "Libidissi" (1998) ist ein Agentenroman, "Die Zukunft des Mars" (2013) könnte man Science Fiction nennen, in "Miakro" (2018) erzählt er von grauen Männern, die zwischen organisch-elastischen Nährwänden in einem Untergrundbüro leben. 2022 erhielt Klein den Großen Preis des Deutschen Literaturfonds.

 

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Franziska Hauser © Rudi und Moni
Rudi und Moni

Orte und Worte - Auf Burg Beeskow mit Franziska Hauser

Franziska Hauser durfte fünf Monate lang ihre Wohnung in Berlin Pankow gegen eine Burg in Beeskow in Brandenburg tauschen. Sie war Burgschreiberin. Auch in ihrem aktuellen Roman geht es um ein Stipendienprogramm. In "Keine von ihnen" erschleicht sich eine Grafikerin aus der Großstadt den Aufenthalt in einem Künstlerhaus in einem mondänen Urlaubsort. Dort trifft sie auf einen Haufen sensibler und schräger Kunstschaffender und eine alte, geheimnisvolle Frau. Wer ist hier die Hochstaplerin und wer wirklich ein Künstler? Was ist überhaupt Kunst? Und was ist der Sinn und Wahnsinn von Stipendien?

Darüber unterhalten sich Nadine Kreuzahler und Franziska Hauser, während die Schriftstellerin durch "ihre" Burg führt.

Nadine empfiehlt:
Marc Sinan: "Gleissendes Licht", Rowohlt Verlag, 272 Seiten

Franziska empfiehlt:
Annie Dillard: "Pilger am Tinker Creek", herausgegeben von Judith Schalansky, übersetzt von Karen Nölle, Matthes & Seitz, 347 Seiten
Karen Duve: "Sisi", Galiani Verlag, 416 Seiten

Das Buch von Franziska Hauser, über das wir im Podcast sprechen:
Franziska Hauser: "Keine von ihnen", Eichborn Verlag, 304 Seiten.

Die Autorin:
Franziska Hauser ist Künstlerin durch und durch. 1975 wurde sie in Pankow/ Ost-Berlin geboren. Sie studierte Bühnenbild und Freie Kunst an der Kunsthochschule Weißensee und Fotografie an der Ostkreuzschule bei Arno Fischer. 2015 war sie mit "Sommerdreieck" für den aspekte-Literaturpreis nominiert und bekam den Debütantenpreis der lit.COLOGNE. Ihr zweiter Roman "Die Gewitterschwimmerin" war 2018 für den Deutschen Buchpreis nominiert. "Keine von ihnen" ist ihr vierter Roman. Franziska Hauser hat zwei erwachsene Kinder und zwei Enkelkinder.

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Franzobel © Stephan Ozsváth
Stephan Ozsváth

Orte und Worte - Auf dem Sofa mit Franzobel

Orte und Worte geht liegen lernen: Stephan Ozsváth trifft sich mit Franz Stefan Griebl alias Franzobel – und zwar in der Wohnung seiner Partnerin im siebzehnten Wiener Gemeindebezirk Hernals. Dort steht ein Sofa – und dort schreibt Franzobel – liegend. Für das Gespräch zogen die beiden das Sitzen vor – es ging um Schreibstrategien, das literarische Abklingbecken, wenn ein Buch fertig ist, aber auch um Pazifismus und Krieg. Themen, die nicht nur Albert Einstein beschäftigten, um dessen Hirn es in Franzobels neuestem Roman geht, sondern die auch hochaktuell sind.

Stephan Ozsváth empfiehlt:
Frigyes Karinthy: Reise um meinen Schädel, Claasen 1993 (nur antiquarisch erhältlich)

Franzobel empfiehlt:
Ramiro Pinilla: Die blinden Ameisen, Volk und Welt, 1965 (nur antiquarisch erhältlich)

Franzobels Bücher, über die wir im Podcast sprechen:
Einsteins Hirn: Zsolnay Verlag, 2023. Und sein neues Projekt.

Der Ort:
Die Wohnung seiner Lebensgefährtin im 17. Wiener Gemeindebezirk. In der Nähe ist das Bezirksmuseum Hernals.

Der Autor:
Franz Stefan Griebl alias Franzobel wurde 1967 in Vöcklabruck geboren. Er studierte Maschinenbau, später Germanistik und Geschichte. 1995 gewann er den Bachmann-Preis. Der Österreicher schreibt Romane, Gedichte, Theaterstücke und Kinderbücher, ist auch als Bildender Künstler tätig. Zuletzt erschienen von ihm "Das Floß der Medusa" (2017), "Rechtswalzer" (2019), "Die Eroberung Amerikas" (2021) und "Einsteins Hirn" (2023). Franzobel lebt und schreibt in Wien, Buenos Aires und Oberösterreich

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FU Berlin: Judith Hermann im Hörsaal 1a © Anne-Dore Krohn
Anne-Dore Krohn

Orte und Worte - Im Hörsaal mit Judith Hermann

Judith Hermann erzählt im Hörsaal der Freien Universität Berlin: von ihrer Zeit als Studentin, warum sie lieber ganz hinten sitzen wollte und weshalb ausgerechnet eine vernichtende Kritik an ihrem Schreiben für ihre Laufbahn als Schriftstellerin wegweisend war. Ihr neues Buch "Wir hätten uns alles gesagt" sind die Poetikvorlesungen, die Hermann 2022 an der Goethe-Universität in Frankfurt hielt. Wie persönlich sie geworden sind und warum alles trotzdem immer Fiktion ist, davon berichtet sie in dieser Folge von "Orte und Worte".

Anne-Dore Krohn empfiehlt:
Heike Faller "Hundert. Was du im Leben lernen wirst", Miniausgabe. Mit Illustrationen von Valerio Vidali. Kein & Aber Verlag 2022, 180 Seiten, 16 Euro

Judith Hermann empfiehlt:
Hans-Ulrich Treichel: "Tarantella". Gedichte, Schmid Verlag, Berlin 1982 (nur antiquarisch erhältlich)
Hans-Ulrich Treichel: "Seit Tagen kein Wunder". Gedichte, Suhrkamp Verlag 1990, 81 Seiten, 12 Euro

Judith Hermanns Bücher, über die wir im Podcast sprechen:
"Wir hätten uns alles gesagt. Vom Schreiben und Verschweigen im Schreiben. Frankfurter Poetikvorlesungen", S. Fischer 2023, 192 Seiten, 23 Euro

Der Ort:
Hörsaal 1a, Freie Universität Berlin, Habelschwerdter Allee 45

Die Autorin:
Judith Hermann wurde 1970 in Berlin geboren. Mit ihrem Debüt, dem Erzählungsband "Sommerhaus, später" wurde sie berühmt und wird seither die "Stimme ihrer Generation" genannt. 2003 erschien "Nichts als Gespenster", 2009 "Alice", 2014 "Aller Liebe Anfang" (Roman), 2016 "Lettipark", 2021 der Roman "Daheim". Judith Hermann lebt und schreibt in Berlin und in Ostfriesland.

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Antonia Baum © Urban Zintel
Urban Zintel

Orte und Worte - Im Schwimmbad mit Antonia Baum

Wir unterhalten uns mit der Schriftstellerin Antonia Baum darüber, was uns prägt, warum moderne Elternschaft so schwer ist und was es bedeutet eine Frau oder ein Mann zu sein. In ihrem aktuellen Roman "Siegfried" geht es um Themen wie Burnout, Partnerschaft oder Mental Load. Am Beckenrand erfahren wir außerdem mehr über die spannende Geschichte eines Berliner Freibades.

Nadine empfiehlt:
Caroline Schmitt "Liebewesen" Eichborn, 221 Seiten, 20 Euro

Antonia empfiehlt:
Irmgard Keun "Kein Anschluss unter dieser Nummer. Gespräche statt einer Autobiografie". Kampa Verlag, 176 Seiten, 22 Euro

Das Buch von Antonia Baum, über das wir im Podcast sprechen:
Antonia Baum "Siegfried", Claassen Verlag, 256 Seiten, 24 Euro

Der Ort:
Schwimmbad in der Finkensteinallee in Berlin-Lichterfelde, Finkensteinallee 73

Die Autorin:
Antonia Baum lebt in Berlin und ist Journalistin und Schriftstellerin. Sie schreibt für DIE ZEIT vor allem über Feminismus, Gesellschaftspolitik und Literatur. Die literarische Bühne betrat sie 2011 mit dem Roman "vollkommen leblos, bestenfalls tot". "Siegfried" ist ihr vierter Roman.

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Podcast | Orte & Worte © rbb
rbb

Orte und Worte - Trailer – Orte und Worte

Am 22.04 startet der neue Bücherpodcast vom rbb. "Orte und Worte" geht raus – und das ab der kommenden Woche jeden Donnerstag. Wir sprechen mit Autorinnen und Autoren über ganz persönliche Themen, ihre aktuellen Bücher, das Schreiben und die kreative Arbeit.

Die Challenge: Die Hosts stellen das aktuelle Buch in einer Minute vor.
Das Extra: Host und Gast bringen ihre persönlichen aktuellen Lieblingsbücher mit.

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Unsere Hosts

Anne-Dore Krohn © Gregor Baron
Gregor Baron

Anne-Dore Krohn

geboren in Berlin, hat schon als Kind bei langen Autoreisen auf der Rückbank Radiomoderatorin gespielt. Während des Studiums war sie beim UniRadio, später als Tutorin. Hat Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaften studiert, u.a. in Florenz, Wrocław und London und fuhr als Reisereporterin u.a. nach Sri Lanka, Ghana und in die Antarktis. Seit 2003 arbeitet sie beim rbb, inzwischen als Literaturredakteurin. Sie moderiert Lesungen und ist Mitglied in Literaturpreis-Jurys, zuletzt beim Preis der Leipziger Buchmesse.

Lieblingsort zum Lesen: Decke unter einem Baum (Sommer)/ Sauna-Ruheraum (Winter)

Nadine Kreuzahler © Gregor Baron
Gregor Baron

Nadine Kreuzahler

Geboren in Herne, mitten im Ruhrpott. Führt seit der Kindheit ein Leben zwischen Buchdeckeln, unter Discokugeln und Kopfhörern. Hat also als Literaturkritikerin, Kulturjournalistin und Moderatorin beim Radio ihr perfektes Biotop gefunden. Seit 20 Jahren arbeitet sie für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, vor allem für den rbb. Lebt seit 1996 in Berlin, hat hier und in Barcelona Theater- und Filmwissenschaften, Neuere Geschichte und Publizistik studiert. Sie hat Geschichten in Mexiko, in Ghana und im Kosovo recherchiert und trifft für den Podcast „Pressefreiheit grenzenlos“ von „Reporter ohne Grenzen“ Medienschaffende aus Kriegs- und Krisengebieten. Sie moderiert Lesungen und sitzt in Literaturpreis-Jurys. Aktuell für den Fontane-Literaturpreis.

Lieblingsort zum Lesen: die Badewanne.

Stephan Ozsváth © Gregor Baron
Gregor Baron

Stephan Ozsváth

geboren in Andernach am Rhein. Seit 1992 "on air", hat "was mit Medien" (Publizistik) "was mit Literatur" (Lateinamerikanistik) und "was mit Sprachen" (Romanistik, Ungarisch) studiert - und zwar in Berlin, Granada, Debrecen. War Südosteuropa-Korrespondent (ARD-Hörfunk), lebt und arbeitet seit 2017 in Wien und Berlin. RBB24-Inforadio-Urgestein als Reporter und Moderator.

Lieblingsort zum Lesen: im Flugzeug