Konzertkritik | Sophie Ellis-Bextor im Metropol - Bleibt 'ne Wucht: Dienstags-Disco mit Queen Sophie

Mi 13.03.24 | 11:09 Uhr | Von Jakob Bauer
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Archivfoto: Die Sängerin Sophie Ellix-Bextor bei ihrem Konzert in Oslo am 8. März 2024 (Quelle: dpa / Gonzales Photo / Tord Litleskare).
Audio | rbb24 Inforadio | 13.03.2024 | Jakob Bauer | Bild: Gonzales Photo

2001 wird Sophie Ellis-Bextor mit "Murder On The Dancefloor" zum Disco-Star. Am Dienstag war die Engländerin im Berliner Metropol. Jakob Bauer hat ein fantastisches Konzert erlebt.

Murder On The Dancefloor - dieser Song geht ins Ohr und bleibt kleben, es ist der größte Hit von Sophie Ellis-Bextor und zugegeben: Man könnte schon mutmaßen, dass es sowas wie ein One-Hit-Wonder war, als die Engländerin mit Anfang 20 und diesem Song die Charts in ganz Europa stürmte. Denn nach dieser Disco-Bombe konnte sich Sophie Ellis-Bextor zumindest in den deutschen Charts kaum mehr platzieren.

Sie aber nur auf diesen Song zu reduzieren - falscher könnte man kaum liegen. Stattdessen trifft es die Sängerin der Vorband auf den Punkt, als sie am Ende ihres Sets ganz aufgeregt sagt: "Sophie is my queen". Denn an diesem zarten Berliner Frühlingsabend wird man wohl kaum einen Ort in der Stadt finden, der mehr glitzert und vibriert vor Tanzlust, Lebensfreude und Gemeinschaftsgefühl als das Berliner Metropol.

Hand in Hand mit Madonna und Cher

Sophie Ellis-Bextor mag in Deutschland ein bisschen von der großen Bildfläche verschwunden sein, aber sie hat eine treue Fangemeinde, weil sie schlichtweg konstant total mitreißende Disco-Musik veröffentlicht. An diesem Abend spielt sie auch viele Cover, "Like a prayer" von Madonna, "Take me home" von Cher, "Crying at the discotheque" von Alcazar, kurz gesagt: Einen Disco-Banger nach dem anderen.

Ihre eigene Musik fügt sich da perfekt ein, ohne Kopie zu sein, mit der lässig, eleganten Art zu singen und dieser unendlich groovenden Band im Hintergrund, die einen pausenlos auf die Tanzfläche schiebt.

Han Solos Bass-Gitarre

Und bei der Betrachtung dieser Band lässt sich etwas nicht wegdiskutieren: Der Bassist spielt tatsächlich auf einem Nachbau des Millenium-Falcons. Das ist das Raumschiff von Han Solo aus Star Wars, nur eben als Bassgitarre. Macht klanglich keinen Unterschied, schaut aber ziemlich schick – und eben schön glänzend-leuchtend-disco-drüber-mäßig – aus. Dazu tragen alle Bandmitglieder auch mal alberne Tier-Masken, während Sophie im goldenen Paillettenkleid mit der Disco-Kugel um die Wette glitzert und ihr Publikum umgarnt.

In den Pausen zwischen den Songs erzählt sie, was sie sich so über Berlin angelesen hat: Der älteste Flamingo der Welt lebt angeblich im Berliner Zoo – 75 Jahre, alle Infos ohne Gewähr! Das Flamingo Ingo kürzlich verstorben ist, war ihr offenbar entgangen. Ellis-Bextor betet in kurzer Zeit die Geschichte des Metropol herunter, das Gebäude war in den 70ern passenderweise eine Disco und heute Abend will sie diesen Geist natürlich wiedererwecken.

Sie meint eine Statistik gelesen zu haben, dass die meisten Menschen, die in Berlin leben, single sein – naja, vielleicht nicht mehr nach diesem Abend. Und sie nennt alle "My darlings", meine "Lieblinge", und hat dabei diese einnehmende Aura zwischen Disco-Star und bester Freundin, mit der man eine Nacht durchmacht.

Glücksrad aus der Küchen-Disco

Ein buntes Glücksrad hat sie auch dabei – während der Pandemie hat Sophie Ellis-Bextor zusammen mit ihren fünf Söhnen regelmäßig in ihrer Küche Musik gemacht und das im Netz gestreamt. Das Projekt inspirierte sie zu einem Album, mit dem schicken Namen "Kitchen Disco".

Und um dieses unvorhersehbare Chaos der Kitchen Disco, wie sie es nennt, ein bisschen in die Live-Shows mitzunehmen, dreht sie am Glücksrad, bei dem zwölf Songs zur Auswahl stehen. Eigene Titel, aber auch etwas von Lionel Richie, "Sophie's Choice", also "Sophies Wahl" oder "Audience Choice", also "Publikums-Wahl". Aber das Rad bleibt stehen bei – wie sollte es an diesem perfekten Disco-Abend auch anders sein – ABBAs Dancing Queen.

Bärtige Rocker im Unterhemd mit Haaren auf den Armen knallen ihre Hüften gegen Netzhemd-Trägerinnen, Männer und Frauen und ein paar Kinder und Rentner glitzern glücklich vor sich hin und schöner wird's dann nur noch ganz am Ende, wenn Sophie Ellis-Bextor auf einen Balkon des Metropol steigt, unverstärkt in die schwitzige, aber andächtig stille Menge singt, was dem Gefühl, hier gemeinsam etwas Besonderes erlebt zu haben, nochmal ein Glitzer-Schleifchen umbindet, sodass man es wieder in die graue Berliner Realität stolpernd eigentlich nur so sehen kann: Die Welt braucht mehr Disco von Queen Sophie.

Sendung: rbb24 Inforadio, 13.03.2024, 08:50 Uhr

Beitrag von Jakob Bauer

4 Kommentare

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  1. 4.

    Wahnsinn! Absolut der Hammer! Ich hab auch den Film SALTBURN mit der phänomenalen Tanzszene unbekleidet am Schluß mit eben diesem Song. Wahnsinn! Die Platte hol ich mir auf jeden Fall!

  2. 3.

    Wahnsinn die Frau, hab auch den Film gesehen mit der phänomenalen Nackttanzszene am Schluß! Wahnsinn! Die Platte hol ich mir!

  3. 2.

    Also Überschrift und Text passen nicht wirklich zusammen. Auch das der Autor ein fantastisches Konzert, was es ja auch wirklich war, erlebt hat kommt so nicht rüber.

  4. 1.

    Es war ein hammermäßiges Konzert! Sophie Ellis-Bextor hat eine tolle Stimme und ist eine grundsympathische Person! Hoffentlich kommt sie bald wieder nach Berlin. :)

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