Musical im Admiralspalast - "Robin Hood" - ein Porträt untermalt mit Hits von Chris de Burgh

Do 11.04.24 | 10:48 Uhr | Von Silke Mehring
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ROBIN HOOD - Das Musical, Premiere, Auffuehrung im Admiralpalast am 10.04.2024(Quelle: picture alliance/Peter Engelke)
Audio: rbb88.8 | 11.04.2024 | Silke Mehring | Bild: picture alliance / Peter Engelke

Robin Hood zeigt sich in der Musical-Inszenierung im Berliner Admiralspalast als zaudernder Zweifler, der erst durch die Liebe zu sich selbst findet. Vieles ist modern gestaltet. Mit Hits von Chris de Burgh ist die Königsdisziplin des Musicals aber erfüllt, meint Silke Mehring.

Robin Hood, den Rächer der Entrechteten, hat es als reale Person womöglich nie gegeben. Den furchtlosen Helden vom Sherwood Forest kennen wir vor allem als Filmlegende. Aber auch in Musical-Form gibt es ihn: Vor zwei Jahren hat das Musical "Robin Hood" im hessischen Fulda seine Uraufführung erlebt, am Mittwochabend wurde im Admiralspalast die Berliner Premiere gefeiert. Zugeschaut hat dabei auch ein berühmter Gast: der irische Sänger Chris de Burgh. Er hat nämlich einige Stücke des knapp dreistündigen Musicals komponiert.

"Don't pay the ferryman" wird zu "Freiheit für Nottingham"

Irgendwie gehen die Achtziger Jahre nie wirklich vorbei. Mit ihrer Musik holen sie uns jetzt auch im Musical wieder ein. "Don’t pay the Ferryman", einer der großen Hits von Chris de Burgh, wird hier zur Hymne "Freiheit für Nottingham". Denn darum dreht sich schließlich alles in der Saga um den Mittelalterhelden Robin Hood: Um Freiheit von der Unterdrückung, um Selbstbestimmung und den Kampf gegen die Obrigkeit.

Held mit inneren Konflikten

Doch bis es so weit ist, hat dieser Robin Hood noch einiges zu bewältigen. Denn er ist keineswegs ein strahlender Held, vielmehr startet er als zerrissener, zaudernder Zweifler im Zwiespalt mit sich selbst, seiner adligen Herkunft und seiner Rolle in der Welt. Er ist ein Musical-Held mit inneren Konflikten. Einer, der sich und seine Power erst noch entwickeln muss. Für die altbekannte Story ist das ein spannender Spin: Ein Robin Hood, der mehr über Pfeil und Bogen weiß als über sich selbst.

Tolles Tanzensemble in geschmeidiger Choreographie

Im Riverdance-Style fetzt das Musical-Ensemble zu schmissigen Songs spiel- und sangesfreudig über die Bühne. Sehnige Körper in ledernen Lendenschurzen und glitzernden Kettenhemden fügen sich kraftvoll und stimmig in eine geschmeidige Gesamtchoreographie ein. Das Bühnenbild ist minimalistisch, aber einfallsreich. Hohe Wände aus Metallgittern umrahmen das Geschehen wie ein Gerüst, das verschiebbar ist, sich teilen und neigen kann. So entstehen blitzschnell neue Szenerien. Lichtprojektionen werfen die Bilder von nebligen Wäldern, flackerndem Kerzenlicht und dicken steinernen Mauern an die Wände.

Natürlich geht auch bei "Robin Hood" kein Weg an den musical-typischen balladigen Duetten vorbei. Dabei kommen sich Robin und eine erfrischend starke und selbstbewusste Lady Marian näher. Erst durch Marian kann Robin erkennen, dass ein mutiger, entschlossener Kämpfer in ihm schlummert.

Volle Punktzahl für Unterhaltsamkeit

Inhaltlich haben die Macher dieser "Robin Hood"-Inszenierung in ein bisschen viele moderne Kisten gegriffen. Es findet sich Kritik an Krieg, Profitgier und männlicher Übermacht, der Appell an Selbstwirksamkeit und Eigenverantwortlichkeit, und auch die Themen Gleichberechtigung, Humanismus und Psychologie sind untergebracht. Aber die Königsdisziplin des Musicals, die Unterhaltsamkeit, ist voll erfüllt. Eine kleine Warnung noch: Ohne Achtziger-Jahre-Ohrwurm geht hier am Ende niemand wieder nach Hause.

Sendung: rbb24 Inforadio, 11.04.2024, 10 Uhr

Beitrag von Silke Mehring

5 Kommentare

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  1. 5.

    Mitreißend und emotional so würde ich das Musical um Robin Hood beschreiben.
    In der zweiten Rwihe haben wir ordentlich Nebel geatmet, die Imersion ging jedoch nicht verloren.
    Das Musical ist modern und bedient sich aktueller Themen, jedoch angemessen und passend.

    Ein wahnsinnig schöner Abend. 110/100 Punkten. Ich würde es mir definitiv nochmal ansehen. Vielen Dank an die tollen Darsteller auch hier 10/10.

  2. 4.

    In Fulda und Hameln gesehen. Tolle Musik und Inszenierung.

  3. 3.

    Wir waren gestern da. Es war unglaublich. Ein sehr gelungener Abend. Kleiner Tipp. In den ersten beiden Reihen bekommt man so viel von den Nebelmaschinen ab das es stört. Allerdings ist man halt mitten im Geschehen.

  4. 2.

    Nichts gegen Musicals,aber die Anzahl ist mittlerweile immens. Alles wird irgendwie zum Musical erkoren.

  5. 1.

    Herzlichen Glückwunsch zu dem gelungenen Musical: Den Akteuren, der Regie, Chris de Burgh, aber vor allem auch dem Komponisten Dennis Martin. Schade, dass er im Text nicht erwähnt wird.

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