Bauernproteste - Polnische Landwirte haben A12-Blockade aufgelöst

Mo 26.02.24 | 16:40 Uhr
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Originialbild: Traktorenprotest mit Sperrung der A12 am 26.12.2024 in Brandenburg. (Quelle: rbb/Michel Nowak)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 26.02.2024 | Philipp Gerstner | Bild: rbb / Michel Nowak

Polnische Landwirte haben aus Protest gegen die EU-Agrarpolitik die A12 auf polnischer Seite für 24 Stunden blockiert. Teile der Autobahn waren deshalb auch bei Frankfurt (Oder) für Pkw und Lkw gesperrt. Der Verkehr fließt wieder.

  • 24-stündiger Protest der polnischen Landwirte beendet
  • lange Staus auf deutscher Seite blieben aus
  • Autofahrer wollte auf Frankfurter Stadtbrücke durch Blockade
  • Hintergrund der Proteste sind zollfreie ukrainische Getreideimporte in die EU

Der Protest der polnischen Bauern, die seit Sonntag die A12 auf polnischer Seite blockiert hatten, ist nach 24 Stunden beendet worden. Mehr als 1.000 Landwirte mit 500 Traktoren sowie 300 Lkw und Transportern hatten bis Montagnachmittag den Grenzübergang Świecko-Frankfurt (Oder) in beide Fahrtrichtungen gesperrt. Der Verkehr fließt nach Ende der Protest-Aktion wieder.

Auf deutscher Seite gab es zudem seit Sonntagabend Proteste von Landwirten und Spediteuren: Mit Traktoren, Transportern und Lastwagen blockierten sie die Stadtbrücke in Frankfurt (Oder) und den Grenzübergang Schwedt/Krajnik Dolny. Diese Blockaden wurden am Montagnachmittag ebenfalls beendet.

Der 24-stündige Protest der polnischen Landwirte hätte ursprünglich über mehrere Wochen dauern sollen, wurde aber aus Rücksicht auf die Spediteure verkürzt. Die hatten Verluste in Millionenhöhe vorausgesagt, wenn sie ihre Waren nicht pünktlich abliefern können und sie verderben.

Größere Staus in Brandenburg ausgeblieben

Nach Angaben der Polizei blieben größere Staus in Brandenburg aus. Die Polizeidirektion Ost sprach von einer recht entspannten Verkehrslage, da vor allem Lkw frühzeitig umgeleitet wurden. Der Verkehr wurde vor der Grenze zu Polen von der A12 abgeleitet, an den Anschlussstellen Müllrose und Frankfurt (Oder)-Mitte. Lkw- und Autofahrer mussten während der Blockade Umleitungen unter anderem über die Bundesstraße 1 sowie die Autobahnen A11 und A15 fahren.

Die A12 verbindet Berlin und Frankfurt (Oder) und führt auf polnischer Seite als A2 über Posen und Lodz nach Warschau. Auf polnischer Seite waren unter anderem die Nationalstraßen 29 und 32 sowie die Schnellstraße 3 offen für den Verkehr. Laut der "Gazeta Lebuska" [Polnisch] gab es am Montag große Staus vor dem offenen Grenzübergang Kostrzyn/Küstrin-Kietz, den tausende polnische Fahrer als Umleitung benutzten.

Blockade auf Frankfurter Stadtbrücke - Demonstrant gefährdet

In Frankfurt (Oder) ist es auf der Stadtbrücke am Montag zu einem Vorfall gekommen: Ein Autofahrer habe versucht, durch die Blockade zu gelangen und dabei einen Versammlungsteilnehmer auf der Motorhaube mitgenommen. Das Fahrzeug aus Richtung Polen habe trotz der Straßenblockade nicht anhalten wollen und versucht, sich "durchzudrücken", sagte ein Polizeisprecher am Montag.

Dabei sei ein Demonstrant auf der Motorhaube des Wagens gelandet und noch ein bis zwei Meter so mitgefahren, so der Sprecher. Die Polizei habe eine Anzeige wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung aufgenommen.

Originialbild: Essen beim Traktorenprotest mit Sperrung der A12 am 26.12.2024 in Brandenburg. (Quelle: rbb/Michel Nowak)Polnische Landwirte blockieren die Autobahn kurz vor der deutschen Grenze. Bild: rbb / Michael Nowak

Ursprünglich wesentlich längerer Protest geplant

Ursprünglich hatten die polnischen Landwirte einen vierwöchigen Protest angekündigt, doch nach Vermittlungsgesprächen bei Mariusz Olejniczak, dem parteilosen Bürgermeister von Słubice, gab es doch nur einen Warnstreik über 24 Stunden an der Grenze.

Schon seit Monaten organisieren die Bauern immer wieder kleinere Protestaktionen gegen die Agrarpolitik der Europäischen Union. Sie kritisieren insbesondere, dass ukrainische Bauern seit 2022 zollfrei ihr Getreide ins Land bringen und für wenig Geld verkaufen können. Der Vorwurf: Polnische Landwirte würden deshalb auf ihrem Getreide sitzenbleiben.

Landwirte protestieren europaweit

Bereits seit längerer Zeit sind Landwirte in zahlreichen Ländern der EU auf den Straßen, um unter anderem gegen Handelsabkommen, Bürokratie und Umweltauflagen zu protestieren. Die EU-Kommission hatte darauf bereits reagiert und Lockerungen in Aussicht gestellt.

Angesichts eines Treffens der EU-Agrarminister haben Hunderte Landwirte am Montag in Brüssel teils gewaltsam gegen die Agrarpolitik der Union protestiert. Insgesamt 900 Traktoren blockierten am Montag Straßen im EU-Viertel, wie die Nachrichtenagentur Belga unter Berufung auf die Polizei berichtete. Bauern setzten Reifen in Brand, schütteten Gülle auf die Straße, und Pyrotechnik wurde gegen Polizisten gerichtet. Die Beamten setzten Wasserwerfer ein.

Mit Material von Sabine Tzitschke

Sendung: Antenne Brandenburg, 26.02.2024, 13:30 Uhr

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100 Kommentare

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  1. 100.

    Ihnen fehlen seriöse Recherchemöglichkeiten? Das liest sich bei ihnen aber etwas anders.

    Schauen sie sich die Organisatoren der angeblichen Landwirte an. Das sind wie auf der deutschen Seite Lobbyorganisationen der großen industriellen Agrarkonzerne.

  2. 99.

    Also wieder nur eine Randnotiz im Nachrichtenpool.
    Die politische Wirkung ist jetzt schon wieder verpufft. Schade um den verschwendeten Traktordiesel. Diese punktuell und zeitlich sehr eng gefassten Demos bringen 0,0 nichts.

  3. 98.

    Ich kenne sogar einen deutschen Landwirt in der Ukraine.

    Nur der bekommt keine Subventionen.

  4. 97.

    "Und wer protestiert?" Das fehlen mir seriöse Recherchemöglichkeiten. Ich würde mal vermuten, daß es da Unterschiede zwischen (eher kleineren) lokalen Demos und große (zentraleren) Demos gibt. Außerdem protestieren ja nicht nur Landwirte.

  5. 96.

    Und wer protestiert? Etwa Kleinbauern oder doch nicht eher industrielle landwirtschaftliche Großbetriebe, die um ihre Pfründe bangen?

  6. 95.
    Antwort auf [Jan] vom 26.02.2024 um 14:29

    "Ob es gerade den Bauern so schlecht geht, ist eine andere Frage." Die Frage läßt sich in der Form nicht beantworten, da es nicht den Bauern gibt, sonder ein Spektrum vom Kleinbauern bis zum industriellen landwirtschaftlichen Großbetrieb.

  7. 94.
    Antwort auf [Jan] vom 26.02.2024 um 14:29

    "Wenn wir die Ukraine nicht unterstützen, sind die "Russen" morgen hier." Ist etwas am Thema des Artikels vorbei, aber glauben Sie das wirklich? Ein Angriff auf die NATO wäre sofortiger Selbstmord für Rußland und das wissen die doch sicher auch.

  8. 93.

    Können Sie bitte einen anderen Namen verwenden oder eine Erweiterung, da wir sonst mit dem gleichen Nick unterwegs sind?
    Es wäre schön, wenn es bald registrierte Nutzer gibt, um solche doppelten Name und damit Verwechslungen zu vermeiden.

  9. 92.

    Nein. Was die da machen ist falsch und die Blockaden finden nur fast ausschließlich auf polnischem Gebiet statt dass muss man erstmal verstehen. Das ist nicht richtig so!

  10. 91.

    Provokanter ging die Kritik am Originaltext nicht.
    N.b. Litzmann war übrigens noch bis 2007 Ehrenbürger von Neuruppin. War Ihnen das bewußt?

  11. 90.

    Der Artikel ist in der Zwischenzeit mehrfach überarbeitet worden. Es ging um die ursprüngliche Textversion, in welcher die Städtenamen in der (letztgültigen) deutschen Fassung standen und die polnischen nur in Klammern dahintergesetz waren. Das bewirkte den Eindruck, als wenn das jetzt wieder alles deutsch ist und die polnische Bezeichnung nur noch als Reminiszenz in Klammern mitgeführt wird. Das war mein Kritikpunkt, welchen ich (nach ein paar Anläufen) zum Ausdruck bringen wollte (und der letzten Fassung dann recht provakant formulierte). Da die aktuelle Textfassung nahezu alle diese Kirtikpunkte (mit Ausnahme von Posen) beseitigt hat, hat sich das erledigt und ist nur noch interessant für Leser, welche die erste Textfassung kennen.

  12. 89.

    Damit könnte man jedwede provokative Äußerung versuchen zu erklären. Alleine der Glaube fehlt mir. Irgendwo gibt es auch Grenzen, die hier meiner Meinung nach definitiv überschritten wurden.

  13. 88.

    Fakten welche nicht passen sind Fake-News. Frage: Kupfer richtet keine ernsthaften Schäden an Umwelt und Gesundheit? Frage: Die Pestizide der Biobauer wie auf Kupferbasis werden nicht chemisch erzeugt? Die Schäden welche tierischen Helfer an der Natur angerichtet haben kennen sie auch nicht.

  14. 87.

    Richtig so. Kann ruhig noch länger dauern.

  15. 86.

    Diese Konsequenz gibt es aber nicht. Einige große Städte in Polen werden üblicherweise in ihrer deutschen Übersetzung benannt, weil diese geläufig ist. Das gilt so auch für eine Menge anderer Länder. Andere Orte haben dagegen keine deutsche Schreibweise oder (im Falle ehemaliger deutscher Städte) ist diese im Laufe der Zeit verloren gegangen. Dann werden die polnischen Namen genutzt (wie bei Lodz, im polnischen Wutch ausgesprochen) und einfach deutsch ausgesprochen. Da es also auch in der Aussprache, zugegebenermaßen sind mache polnische Wörter und Namen für deutsche Zungen kaum auszusprechen, auch keine Konsequenz gibt, ist es schon in Ordnung, hier einfach alles bunt zu mischen. Wichtiger ist, dass die Mehrheit damit was anfangen kann. Die Polen selbst sehen das im Übrigen sehr locker und erheben keinen Anspruch darauf, dass ausschließlich die polnischen Schreibweisen genutzt werden. Tun sie zum Teil nicht mal selbst.

  16. 85.
    Antwort auf [MaxHeadroom] vom 25.02.2024 um 21:40

    Und Sie können es bis heute nicht auseinanderhalten. Dabei hatten Sie doch mittlerweile jahrelang Zeit.

  17. 84.

    Plakativer (provozierender) ging es nicht, um zu verdeutlichen, daß die Bezeichnungen vom rbb im ursprünglichen Artikel n.m.M. Mist waren und stark in die revanchistische Ecke verstanden werden konnten. Zum Glück wurde das nun im aktuelisierten Artikel (stillschweigend) korrigiert.

  18. 83.

    Die Aktion war für 4 Wochen geplant. Was zur Zurücknahme führte, keine Ahnung.
    Das Sonntagsfahrverbot gilt nur bis 22.00 Uhr.
    Die Blockade geht vorr. bis Mo Mittag.
    Ausserdem gibt es viele Ausnahmen (z.B. verderbliche Lebensmittel).

  19. 82.

    Da wäre ich mir nicht mehr so sicher bei dem Weltordnungsänderungsgeseiere von Putin, Xi und Konsorten.

  20. 81.

    Ich danke Ihnen von Herzen für diesen Kommentar und den Hinweis auf die geschichtliche Bedeutung dieses Namens.

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