Ukraine-Hilfe Lobetal - Rollstühle, Werkzeug, Nudeln, Öl: Es fehlt weiterhin an allem

Sa 24.02.24 | 08:10 Uhr | Von Elke Bader
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Ukraine-Hilfe Lobetal. In diesem Jahr wurden schon zwölf Transporter mit Hilfsgütern in die Ukraine gebracht. (Quelle: Elke Bader/rbb)
Audio: Antenne Brandenburg | 22.02.2024 | Elke Bader | Bild: Elke Bader/rbb

Russlands Überfall auf die Ukraine bringt weiterhin großes Leid über die Menschen vor Ort. Aus Lobetal in Brandenburg fahren deswegen weiterhin regelmäßig Laster mit Hilfsgütern in Richtung Ukraine. Nur die Route ist immer mal wieder anders.

An der Laderampe der Ukraine-Hilfe in Lobetal (Barnim) steht ein 40 Tonnen schwerer Lkw. Etwa 50 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer und auch feste Angestellte der Ukraine-Hilfe sortieren im ständigen Wechsel die eingegangenen Spenden und beladen den Lkw. Viele von ihnen unterstützen die Lobetaler Hilfsorganisation schon seit vielen Jahren.

Gebraucht wird alles, was die Menschen zum Leben brauchen: Kleidung, Hygieneartikel, Verbandsmaterial, Musikinstrumente oder Werkzeug. Lebensmittel wie Nudeln, Mehl oder Öl müssen noch drei Monate haltbar sein.

"Die Spenden gehen an Binnenflüchtlinge in der Ukraine. Ganze Familien müssen ihre Häuser verlassen und kommen irgendwo hin in ein leeres Zimmer. Diese Menschen brauchen Bettzeug, Kleinmöbel, aber auch Kinderspielzeug", sagt Elisabeth Kunze, Gründerin der Ukraine-Hilfe Lobetal. Die Sach- und Geldspenden kämen von privaten Spendern, Unternehmen und sozialen Organisationen. "Wir stimmen uns immer danach ab, was wir gerade an Spenden im Lager haben und danach, was wo am nötigsten gebraucht wird", sagt Kunze.

Ukrainerin hat sich ein Bernau ein neues Leben aufgebaut

An der Rampe steht die Ukrainerin Viktoria Tetera und notiert jeden Plastiksack, Karton oder Kindersitz, der auf den Lkw gebracht wird. Alles wird gezählt und in Listen eingetragen, die für den Zoll und die Abfertigung an der Grenze nötig sind. Viktoria Tetera ist mit ihrem Mann und der Tochter vor dem Krieg geflohen.

Ihre Eltern und Großeltern sind noch in der Ukraine, wie die 36-jährige Buchhalterin sagt: "Meine Eltern und Großeltern sind an sicheren Orten. Aber sie hören die Bombenangriffe und sie verstecken sich." Tetera fand in Bernau eine neue Heimat. Sie habe in zwei Jahren Deutsch gelernt, ihre Tochter werde bald auf das Gymnasium gehen.

Transporter fahren in alle Regionen des Landes

Die mit Hilfsgütern vollbeladenenen Laster fahren in alle Landesteile und in unterschiedliche Orte in der Ukraine, wie Kunze sagt. "Ich sage nicht so gern wohin die Transporter genau fahren, weil Krieg ist und ich möchte die Beteiligten schützen." Erst vor einem Monat sei sie in der Ukraine gewesen. Dort habe sie sich einen Eindruck von den Umständen verschafft, unter denen die Menschen im Krieg leben müssen.

Lobetaler Hilfstransporter stehen tagelang an Grenze

Elisabeth Kunze organisiert die Ukraine-Hilfe Lobetal seit 28 Jahren, sagt sie. Immer wieder sei es vorgekommen, dass die Transporter mit den Spenden aus Lobetal an der Grenze aufgehalten werden. Das habe sich bis heute nicht geändert: "Wir fragen uns, was ist an der polnisch-ukrainischen Grenze los? Warum stecken die Lkw manchmal tagelang fest? Dadurch können wir nur schwer planen."

Kunze will trotz allem optimistisch bleiben: Die Spendenbereitschaft sei zu ihrer Freude weiterhin groß. Im Notfall würden die Transporter über die Slowakei in die Ukraine fahren.

Mancherorts sinkt offenbar die Spendenbereitschaft

Axel Gräfmann vom Hilfsverein "Wir packen`s an" aus Bad Freienwalde (Märkisch Oderland) beobachtet dagegen ein gewisses Nachlassen der Unterstützung für die Ukraine-Hilfe. Die Notlage der Menschen drohe aus dem Bewusstsein zu verschwinden, sagt er: "Die Zahl der Unterstützer und Unterstützerinnen hat sich extrem verringert." Es kämen weniger Lieferungen dort an als vor zwei Jahren, so Grafmann. Man erlebe das, was an anderen Brennpunkten regelmäßig passiere, "nämlich dass die notleidenden Menschen vergessen werden".

Viele ukrainische Zivilisten befänden sich gerade jetzt in einer prekären Lage ohne ausreichende humanitäre Unterstützung und Versorgung, so Grafmann. "Wir packen's an" unterstütze mehrere Notunterkünfte und Kinderheime unter anderem bei Bachmut. Der Verein arbeitet nach eigenen Angaben eng mit polnischen und ukrainischen Partnerorganisationen zusammen. Gerade hat er einen Transporter mit Rollstühlen, Essen, Kinderkleidung und Brettspielen in ukrainische Kinderheime geschickt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 23.03.2024, 14:10 Uhr

Mit Material von Klaus Lampe

Beitrag von Elke Bader

13 Kommentare

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  1. 13.

    Dann hättet ihr euch nicht von den USA/Nato in den Krieg hetzen lassen und seit 2014 schon nicht die Donbasser beschießen sollen. Einfach nur neutral bleiben, wie es auch im Gründungsakt der Ukraine verankert ist. Alles falsch machen und jetzt jammern. 0 Verständnis!

  2. 12.

    Eine Alternative zu Altkleider-Containern oder wenn es keine Kleiderkammer einer sozialen Einrichtung vor Ort gibt: https://www.kleiderstiftung.de/kleidung-spenden

    Die Versandkosten werden übernommen, lediglich ein passenden Karton muss man stellen, den Versandschein ausdrucken und die Sendung zur Paketannahme bringen.
    Wer noch tragbare Kleidungsstücke nicht in die Restmülltonne werfen möchte findet einen Weg. Im Bedarfsfall gibt es bestimmt auch Nachbarn, die möglicherweise beim Verbringen des Paketes helfend zur Seite stehen könnten.
    Ich habe das Angebot selbst mit den noch intakten Kleidungsstücken meiner verstorbenen Eltern genutzt.
    Ist keine direkte Hilfe vor Ort (wie bei der Kleiderkammer), aber besser als tragbare Kleidungsstücke in die Restmülltonne zu werfen.

  3. 10.

    Was ist denn da ungenau, soll Michi eine Inventurliste schreiben, nach Art, Größe und Farbe sortiert?
    Die Container sind immer voll.
    Ich gebe meine Klamotten übrigens in einer Merallbaufirma ab, die brauchen immer Putzlappen.

  4. 9.

    Könnten Sie sich bitte einmal exakter ausdrücken? Was soll das?

  5. 8.

    Mit den Spenden ist ehrenwert. Ich hätte aber ein paar Anmerkungen, warum ich Sachspenden von Privatpersonen nicht unbedingt hilfreich finde:
    a) Diese Güter können von Großorganisationen/Firmen/Staat von Geldspenden viel effizienter in Tonnage gekauft werden als über den Einzelhandel. Das wäre ein effizenterer Einsatz des Geldes.
    b) Warum läßt man viele LKW fahren und transportiert das nicht im Container auf der Schiene? Für Massengüter/Container ist die Schiene doch wohl effizienter im Transport und auch bei der Grenzabfertigung.

  6. 7.

    Trotzdem könnte man das auf der rbb-Seite auflisten.
    Senkt einfach bei vielen die Kontaktschwelle.
    Zumindest bei denen, die sich dann einfach mal spontan sagen: "Hey, da ist ja eine Sammelstelle bei mir in der Nähe, dann räume ich heute mal auf und schaue, was ich abgeben kann."

  7. 6.

    Es wäre schon schön, wenn mal die Kleider-Container geleert würden.
    Bei mir in der Nähe liegen dort Berge mit nassen, auseinandergefledderten Sachen davor.
    Da legt man dann natürlich nichts mehr dazu und geht auch, wenn das mehrmals vorkommt (die letzten 3 Male immer), auch irgendwann nicht mehr dahin.

  8. 5.

    Die Organisationen, wie z.B. die Ukraine-Hilfe Berlin haben aktuelle Bedarfslisten auf ihrer Website.

  9. 4.

    Da kann man Ihnen nur Recht geben. Aber wenn man sich zu einer Spende entscheidet, Nachlass wegen Todesfalls eben in bedürftige Hände abzugeben, das ist nicht leicht. Denn nicht jeder D hat ein Auto. Denn, wie anders soll man mit ein, zwei großen Taschen nach Lobetal kommen? Und wegen zwei großen Taschen kann man auch nicht erwarten, dass sich ein Auto aus Lobetal auf den Weg macht. Was soll das denn kosten? Daher kann man nur vorschlagen, dass sich die Unterstützerorganisationen vernetzen und gefragte Hilfsgüter gegenseitig austauschen um einen großen Transporter bedarfsgerecht zu bestücken.
    Es wäre toll, wenn darüber einmal berichtet werden könnte. Denn ordentliche, saubere Sachen in weitere Hände zugeben, ist auch umweltfreundlich und hilft, den Schmerz über den Verlust eines geliebten Menschen zu überwinden. So haben die Sachen ein 2. Leben und zwar dort, wo es zwingend gebraucht wird.

  10. 3.

    Das sehe ich auch so. Es sollte wieder mehr kommuniziert werden, was gebraucht und v. a. wo gesammelt wird.

  11. 2.

    Es wäre sinnvoll solchen Artikeln auch eine aktuelle Bedarfsliste anzuhängen. Das senkt die Hemmschwelle potentiell spendenbereiter Menschen.

  12. 1.

    Es fehlt nicht an Spendenbereitschaft, aber als wir spenden wollten, hieß es, dass es zu viel wird...wir brauchen nichts. Ich rede natürlich von Sachspenden. Einfach mal öfter darüber berichten, wie und wohin!?
    Wir haben alle genug, um etwas abzugeben !

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