Lehrkräftepreis geht nach Wittstock - "Frau Gottschalk erkennt das Potenzial jedes Schülers mit Behinderung"

Mo 29.04.24 | 11:25 Uhr
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Symbolbild:Ein Kind hält sich eine Maske vor das Gesicht.(Quelle:imago images/photothek/U.Grabowsky)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 29.04.2024 | Franziska Tenner | Bild: imago images/photothek/U.Grabowsky

Große Ehre für die Wittstocker Lehrerin Ellen Gottschalk: Sie wurde in Berlin mit dem "Deutschen Lehrkräftepreis" ausgezeichnet. Die Sonderpädagogin der kreislichen Mosaik-Förderschule ist die einzige Preisträgerin aus Brandenburg.

Die Schülerinnen und Schüler der Mosaik-Förderschule in Wittstock/Dosse (Ostprignitz-Ruppin) singen, tanzen und musizieren - die Proben für die Aufführung des schuleigenen Theaterstücks laufen auf Hochtouren. Lehrerin Ellen Gottschalk steht am Klavier und leitet die Probe. Seit 1991 ist sie Klassenlehrerin an der Schule, seit 26 Jahren leitet sie das Musiktheaterprojekt.

Jedes Schuljahr wird mit allen Schülerinnen und Schülern ein neues Theaterstück aufgeführt, Gottschalk bereitet es liebevoll und mit viel Hingabe vor. Die Aufführungen sind so beliebt, dass viele Schulen, Kindergärten und Rentnertreffs der Umgebung sie besuchen. "Alle Gäste bestaunen zutiefst, was die Schüler mit besonderem Förderbedarf erreichen können", sagt Schulleiterin Asami Schulz.

Die Lehrerin Ellen Gottschalk von der MOSAIK-Schule in Wittstock.(Quelle: rbb)
Sonderpädagogin Ellen Gottschalk | Bild: privat

Schule für junge Menschen mit kognitiver Behinderung

"Es ist erstaunlich, dass Frau Gottschalk immer passende Rollen und Texte für alle Schüler mit Förderbedarf findet", ergänzt die Schulleiterin. Auch die Schüler mit intensiven Unterstützungsbedarfen, die auf Gehhilfe oder Rollstuhl angewiesen sind, werden ins Theaterstück integriert. "Sie bindet auch alle Kolleginnen und Kollegen ein. Daher ist das Theater ein tolles Gemeinschaftsprojekt. So entsteht ein großes Wir-Gefühl", berichtet Schulz weiter.

Die Mosaik-Schule liegt unweit des Dosseteichs vor den Toren der Wittstocker Altstadt. Ihr Angebot richtet sich an junge Menschen mit einer kognitiven Behinderung ab einem Alter von sieben Jahren und kann in begründeten Einzelfällen bis zum Erreichen des 21. Lebensjahres in Anspruch genommen werden.

Geistige Entwicklung im Fokus

Die Schule mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt "geistige Entwicklung" unterstützt die Schülerinnen und Schüler auf dem Weg der Persönlichkeitsbildung und der Ausbildung einer angemessenen Umweltbeziehung. Nach der Wende wurden auf dem Gebiet der früheren DDR vielerorts solche Förderschulen gegründet. Zu dem Zeitpunkt hatte sich auch Gottschalk beworben. Als diplomierte Deutsch- und Kunstlehrerin hatte sie zuvor schon an einer Schule gearbeitet, später hat sie dann noch einen Abschluss in Sonderpädagogik gemacht.

"Ich hatte zuvor keine Berührungspunkte mit Kindern mit Beeinträchtigung", so Gottschalk: "Mich hat sofort bewegt, dass man die Kinder im Ganzen sieht und sie dennoch in der Gemeinschaft individuell fördern kann. Man kann alle Sinne einbeziehen." Es sei kein Abarbeiten von einzelnen Fächern, sondern "ein Entwickeln der Kinder in ihrer Persönlichkeit", berichtet die Lehrerin weiter: "Ich habe gemerkt, dass ich mit meinem Lieblingsfach Musik viel bewirken kann. Das hat mich besonders herausgefordert." Manche ihrer Schüler begleitet die gebürtige Wittstockerin schon seit ihrer Einschulung als Klassenlehrerin und hat damit ihre Entwicklung maßgeblich beeinflusst.

Gottschalk mit Lehrkräftepreis ausgezeichnet

Ellen Gottschalk sei "mit aller Sicherheit die weltbeste Lehrerin", sagt eine Schülerin. Sie glaube fest an das Entwicklungspotenzial der Schüler und sei mit "allergrößtem Engagement und mit Herzblut" dabei. "Ob in der Schule oder außerhalb des Unterrichts tut sie alles, um die Schüler zu selbstbewussten, selbstständigen und glücklichen Schülern zu erziehen", ergänzt ein anderer Schüler.

Auch Schulleiterin Asami Schulz ist voll des Lobes: "Frau Gottschalk erkennt schnell das große Potenzial eines jeden Schülers mit Behinderung." Darüber hinaus ermögliche sie den Schülern, Theatervorstellungen oder Musicals zu besuchen. Auch bei Übernachtungen begleitet sie ihre Schülerinnen und Schüler.

Teamfähigkeit als große Stärke

Nun wurde das Engagement Gottschalks auf Initiative von Schulleiterin Schulz mit dem "Deutschen Lehrkräftepreis" in der Kategorie "Ausgezeichnete Lehrkräfte" gewürdigt. Der Wettbewerb wird seit 2020 von der Heraeus Bildungsstiftung und dem Deutschen Philologenverband (DPhV) gemeinsam getragen und durchgeführt. Der Preis ist Gottschalk am Montagvormittag in Berlin übergeben worden.

"Frau Gottschalk ist eine überaus engagierte Kollegin. Wir sind froh, dass ihre Leistungen gewürdigt wurden", sagt Schulz: "Sie hat immer ganz schnell die Stärken und positiven Seiten der Schüler bemerkt. Das ist ganz besonders. Auch ihre Teamfähigkeit ist eine große Stärke."

Auszeichnung auch für Lehrer des Berliner Albert-Einstein-Gymnasiums

Die Sonderpädagogin der kreislichen Mosaik-Förderschule in Wittstock ist die einzige Preisträgerin aus Brandenburg. Der Sonderpreis "Umwelt und Nachhaltigkeit" geht nach Berlin. Leonie Bücker und Nina Wegner vom Berliner Albert-Einstein-Gymnasium werden für das Projekt "Grüne Chemie – für mich, für dich und unsere Zukunft" geehrt. Im Rahmen dessen lernten die Schülerinnen und Schüler durch kreative Experimente und Versuchsabläufe, wie sich nachhaltige Kosmetikprodukte herstellen, gesunde Nutzpflanzen kultivieren oder Stoffkreisläufe schließen lassen.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 29.04.2024, 19:30 Uhr

Mit Material von Franziska Tenner

3 Kommentare

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  1. 3.

    Was das Ganze noch besonders macht ist, dass über soviel Jahre diese Arbeit gemacht wird, unabhängig davon „welche nicht bewährte Idee gerade durchs Dorf getrieben wird“. Wie kann das alles noch mehr unterstützt werden ohne viel Geld auszugeben? Durch die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und, ja auch durch die Schaffung von (erarbeiteten) Privilegien...

  2. 2.

    Toll! Auch, daß die Schulleiterin hier unumwundene Anerkennung gibt.

  3. 1.

    Gratuliere, sehr schönes Projekt und eine wohlverdiente Auszeichnung! Das zeigt einmal mehr, wozu (allen Unkenrufen zum Trotz) unsere Förderschulen und die in ihnen arbeitenden Sonderpädagog*innen fähig sind, wenn man ihnen, in einer von Optimierungswahn und Dauerreformstress, einfach mal Zeit und Raum lässt.

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