Brandenburger Tor - Mehrere tausend Menschen bei Demonstration gegen Rüstungspolitik

Sa 25.11.23 | 21:10 Uhr
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Die Teilnehmer einer Friedensdemonstration verschiedener Initiativen gehen vom Brandenburger Tor kommend durch die Innenstadt. (Quelle: dpa/Soeren Stache)
Video: rbb|24 | 25.11.2023 | Material: rbb24 Abendschau | Bild: dpa/Soeren Stache

Tausende Menschen demonstrierten am Samstag in Berlin gegen die aktuelle deutsche Rüstungspolitik. Zur Kundgebung aufgerufen hatte unter anderem die Politikerin Sahra Wagenknecht. Linkspartei und Gewerkschaften unterstützten die Demo.

In Berlin haben am Samstag mehrere tausend Menschen gegen die deutsche Rüstungspolitik demonstriert. Der Protestmarsch durch das Regierungsviertel startete um 13 Uhr und stand unter dem Motto "Nein zu Kriegen - Rüstungswahnsinn stoppen - Zukunft friedlich und gerecht gestalten".

Die Abschlusskundgebung endete wie geplant um 17 Uhr. Die Polizei sprach am Nachmittag von 10.000 Teilnehmern, die Veranstalter gingen von 20.000 aus. Parallel dazu hatten rund 800 Aktivisten der Klimaschutzgruppe "Letzte Generation" am Samstag auf der Straße des 17. Juni demonstriert.

Vor dem Brandenburger Tor protestierten die Teilnehmenden insbesondere gegen die militärische Unterstützung der Ukraine und das Vorgehen der israelischen Armee in Gaza, zudem forderten sie mehr Diplomatie. Es waren viele Transparente mit Friedenstauben und Forderungen nach Friedensverhandlungen bei beiden Konflikten zu sehen. Zu den Initiatoren der Kundgebung gehörten die Politikerin Sahra Wagenknecht sowie die ehemalige ARD-Journalistin Gabriele Krone-Schmalz.

Wagenknecht kritisiert SPD und israelische Regierung

Wagenknecht, die gerade eine eigene Partei gründet, kritisierte unter anderem die Aussage des Verteidigungsministers Boris Pistorius (SPD), Deutschland müsse "kriegstüchtig" werden. "Das ist doch der blanke Wahnsinn", sagte die Politikerin. Sie ging auch mit dem Kurs der israelischen und der deutschen Regierung im Gaza-Krieg hart ins Gericht. "Wir haben die Verantwortung, das Existenzrecht Israels ohne Wenn und Aber zu verteidigen." Aber diese Verantwortung "verpflichtet uns nicht, die rücksichtslose Kriegsführung der Regierung Netanjahu als Selbstverteidigung schönzureden und zu unterstützen". Die Bombardierung des Gaza-Streifens schütze nicht jüdisches Leben, sondern stärke islamistischen Terror. Gleichzeitig rechtfertige aber auch nichts die Gräueltaten der Hamas, so Wagenknecht.

Breites Bündnis aus Linken, Wagenknecht-Anhängern und Gewerkschaftern

Angemeldet hatten die Organisatoren 10.000 Teilnehmende, die Polizei schätzte die Zahl am Samstagnachmittag zunächst auf rund 5.000.

Unterstützt wurde der Aufruf unter anderem vom Linken-Politiker Gregor Gysi, der ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann, dem früheren SPD- und Linke-Vorsitzenden Oskar Lafontaine, dem Sozialwissenschaftler Christoph Butterwegge und dem Politikwissenschaftler Hajo Funke sowie Gewerkschaftern, Autoren und Künstlern. Zu den Unterzeichnern des Aufrufs gehörten nach dem innerparteilichen Zerwürfnis bei der Linken auch Politiker:innen, die zum "Bündnis Sahra Wagenknecht" gewechselt sind.

Schulterschluss mit rechten Kräften unerwünscht bei Demo

Im Februar 2023 hatte Wagenknecht bereits zusammen mit der Publizistin Alice Schwarzer zum "Aufstand für den Frieden" aufgerufen. An der Demonstration nahmen damals laut Polizei rund 13.000 Personen teil. Die Veranstaltung wurde kritisiert, da auch rechte und rechtsextreme Akteure mitliefen - unter anderem des "Compact"-Magazins.

Bei der Kundgebung am Samstag im Regierungsviertel wurde betont, es gebe keine Zusammenarbeit mit der AfD oder "anderen rechtsextremen Kräften". Das Mitbringen und Zeigen entsprechender Symbole oder Äußerungen war unerwünscht.

Wagenkecht plant im Januar 2024 die Gründung ihrer eigenen Partei, dem "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW). Das hatte sie Ende Oktober angekündigt.

Der Schritt hatte zum Übertritt einiger Linken-Abgeordneten geführt. Im Zuge dessen wurde die Linke-Fraktion im Bundestag zum 6. Dezember aufgelöst und alle Angestellten der Fraktion entlassen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 25.11.2023, 19:30 Uhr

104 Kommentare

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  1. 104.

    Über alles in der ganzen Bandbreite erschrocken zu sein, ignoriert wiederum die Unterschiede, die offensichtlich sind.

  2. 103.

    Ich lebe wie tausende Russlanddeutsche seit 4 Jahrzehnten in Deutdchland. Ich habe eine Kfz- Werkstatt und vier deutsche Angestellte.
    Ich bin erschrocken was hier wie kommentiert wird.

  3. 102.

    Genau, weil eine militärische Großmacht gerade ihren Appetit stillt (noch stillen)will und eine Andere bereits an ihrer Großmachtsstellung, für jeden sichtbar, weltweit vorbereitend operiert.
    Das ist eben der Unterschied zwischen, bis an die Zähne aufgerüsteten Blöcken, aus denen sie ihre Schlussfolgerungen für das politisch Notwendige ziehen und dem heutigen Status Quo.
    Wollen sie, dass man ihren Namen falsch schreibt? Und was soll der Blödsinn Rackete solle für die Grünen arbeiten, wenn sie längst offenkundig andere Absichten verfolgt??

  4. 101.

    Wenn Sie so vehement für Widerstand sind, es ist aber nicht der Job der Amerikaner ist, uns ewig zu verteidigen, wenn wir selbst nichts dazu beitragen wollen, dann wäre es doch ein gutes und vorbildliches Leuchtturm-Beispiel, wenn man Sie bald an der Front begrüßen könnte. Der Dank der Heimat wäre Ihnen auf jeden Fall sicher ! Also nicht nur immer warme Worte, und von wir schwadronieren, sondern sich selbst beweisen, dass es nicht nur bei Lippenbekenntnissen bleibt, sondern ernst gemeint ist.

  5. 100.

    Ich dachte doch tatsächlich, zurzeit sind aktuell zwei üble völkerrechtwidrige Kriege im Gange und am Laufen. Da habe ich mich wohl tatsächlich anscheinend in der Zeit geirrt und verkenne dadurch natürlich auch die Brisanz und die weltpolitischen Prozesse als auch das Gebot der Stunde, was immer das bedeuten soll. Ich hoffe, Sie entschuldigen meinen Irrtum und verzeihen auch das fehlende c ! Das ist natürlich auch besonders wichtig !

  6. 99.

    Warum haben denn die ganzen selbsternannten Friedensapostel seit 2007 für einen Frieden ohne Waffen getan, ausser kluge Reden zu halten ? Dafür kommt jetzt Panzer-Toni, allerdings nicht in Uniform, und auch nicht an der Front, und gibt weiterhin gute Ratschläge und läßt es sich im Warmen gut gehen.

  7. 98.
    Antwort auf [TRAMSR] vom 26.11.2023 um 16:20

    Was "der Russe" macht, weiß ich nicht, aber Putin lässt sich nur von Widerstand stoppen. Wenn er keinen erfährt, nutzt er die Gelegenheit. In der Ukraine wird auch unser Recht auf Selbstbestimmung verteidigt. Wenn wir uns erpressbar machen, ist es vorbei mit der Souveränität. Wie viele Nachbarländer muss Putin eigentlich überfallen, bis die Letzten in ihm den aggressiven Kriegsfürsten erkennen, der er ist? Der Whataboutism bzgl. den USA fällt bei mir auf keinen fruchtbaren Boden, immerhin verdanke ich den Amerikanern ein Leben in Freiheit seit meiner Geburt vor knapp 60 Jahren. Es ist aber nicht der Job der Amerikaner uns ewig zu verteidigen, wenn wir selbst nichts dazu beitragen wollen.

  8. 97.

    Absurd sind Friedensgespräche m. E. nicht, soweit sie unter internationaler bzw. unter Aufsicht von Indien, Brasilien, ggf. auch der Türkei stünden:

    1. Bekenntnis Russlands, dass die Ukraine eine eigenständige Kultur ist, nicht aber bloß eine Untervariante Russlands. Zur eigenständigen Kultur gehört dann auch eine eigenständige Außen-, Bündnis- u. Wirtschaftspolitik.

    2. Bekenntnis der Ukraine, dass das Sprachengesetz von 2019 in seiner Schärfe zurückgenommen wird. Die Politik einer faktischen verbalen Entrussifizierung bedeutet nicht nur eine Missachtung internationaler Minderheitsrechte, sondern auch eine Auflösung des kulturellen russ.-ukrain. "Feingewebes", erzwungen im Zeitraffer, mit allen Blessuren, die dabei entstehen.

    3. Bekenntnis der Ukraine zu einer Sicherheitsgarantie für Sewastopol, was den russ. Stützpunkt dort anbetrifft.

    4. Rückzug Russlands aus allen besetzten Gebieten und Wiederherstellung der ursprüngl. ukrainischen Territoriums.

    Irreal?

  9. 96.
    Antwort auf [TRAMSR] vom 26.11.2023 um 16:20

    „Meinen Sie etwa, dass der Russe sofort los marschieren würde wenn dieses Schild weg wäre ?“
    Putin; definitiv; daran kann überhaupt kein Zweifel bestehen und er würde in diesem Fall auch nuklear vorgehen.
    Die Supermacht USA ist der alleinige Grund, warum sowohl Putin, Xi, Kim und wie sie alle heißen, (noch) die Füße weitestgehend still halten müssen.
    Daraus leiten sich für uns und Europa umfangreiche, vielschichtige Konsequenzen ab, die jedenfalls jetzt nicht in „Schwerter zu Pflugscharen“ münden können und werden.

  10. 95.

    Der Kommentar von Ujak Pekol entspricht sehr wahrscheinlich auch der Meinung vieler Demo-Teilnehmer. Wagenknecht und Krone-Schmalz sind bekannte Gesichter diese Demo, auf der Friedensverhandlungen gefordert wurden. Was sollen das für Friedensverhandlungen sein, wo Russland ein Drittel der Ukraine besetzt hält und bei dieser Ausgangsposition zu Beginn von Verhandlungen über alles verhandelt, außer über die Räumung der besetzten Gebiete. Putin erklärt es seit 2007: Revision der Grenzen von 1918.

  11. 94.

    Ein Zeichen setzt man, wenn man gegen die Hamas, gegen Putin, die Angriffskriege auf 2 Demokratien, die offensichtlich vernichtet werden sollen, Stellung bezieht. Wer sich darüber nicht im Klaren ist, sollte nicht vom Frieden schwätzen, denn der selbstgefällige Frieden zulasten anderer, auch der zulasten der freien Welt, ist eine Fantasterei von Gestern. Klaren Auges muss man diese kindlichen Träumereien aus der Egozentrik geboren, ablegen. Wir hatten die längste Zeit eine friedvolle Welt, eine europäische Oase des Friedens, beruhend auf unseren Erfahrungen. Das ändert sich brutal und wir sollten uns dem stellen, wir müssen unsere freie Welt tatsächlich verteidigen. Die Zukunft wird nicht friedvoll, nirgends auf der Welt. Das zu verdrängen nehme ich niemandem übel, manch einer hat Angst vor der Realität.
    Das Wettrüsten hat längst begonnen.

  12. 93.

    An alle die hier fleißig schreiben, ohne zu wissen worüber - der Protest richtete sich:
    - Gegen Krieg im allgemeinen
    - Gegen Waffenlieferungen und Rüstungsexporte im Besonderen.
    Gegen den Krieg in Nahost, unerbittlich geführt von beiden Seiten, der verbrannte Erde hinterlässt, da ein Selektiren von Gut und Böse unmöglich ist.
    - Gegen den Krieg in der Ukraine und die Bestrebungen ihn bis zum " Endsieg" zu führen (mit wem in zwei Jahren? Wer ist dann noch da zum kämpfen?).
    Wie ein Endsieg aussehen kann hat Deutschland 1945 gesehen.

  13. 92.

    Ja, das war die Zeit des NATO-Doppelbeschluss. Da hatten auch beide Parteien ein Ei am Kragen. Pershing auf der einen, SS20 auf der anderen Seite und dann kam noch "Cowboy Ronny" mit seinen Starwars-Phantasien. Da war es sozusagen "kurz vor Kuba" ... also "5 vor 12". Sowas braucht kein Schwein nochmal.

  14. 91.

    In Zeiten, in denen die "Witterung", was da jeweils an Eskalation entstehen kann, weitgehend abhanden gekommen ist, in denen das Rückgrat geradegemacht werden muss und der Hinweis auf die Genese von Konflikten schon zur einseitigen Parteinahme erklärt wird, in solchen Zeiten ist die abgeforderte Kriegstauglichkeit dann die folgende Konsequenz.

    Meine Konsequenz ist es nicht.

    Da war ich trotzdem nicht. (Zu viel ohrenbetäubendes Geschrei GEGEN andere, denen pauschal unlautere Motive unterstellt werden, nicht aber andere Abwägungen, als sie von der eigenen Person vorgenommen werden.)

  15. 90.

    Sahra Wagenknecht setzt mit dieser Demo für Frieden das richtige Zeichen,sicherlich auch als Werbung für Ihre neue Partei gedacht.Ihre blamable Kritik an Israel allerdings nicht ,in Gaza sterben jetzt unschuldige Menschen und nicht nur Terroristen sowie israelische Soldaten, aber schöne Worte mit einer Portion Kritik gewürzt hilft dem definitiv nicht ab.Kluger Rat ist eben nicht jedem gegeben

  16. 89.

    Ich glaube sie haben sich einerseits in ihrer Aussagenlogik sowohl in Zeit und Raum als auch im Personal komplett verlaufen und verkennen, im Gegensatz zu den benannten Personen, sowohl die gegenwärtigen weltpolitischen Prozesse als auch das Gebot der Stunde.
    (übrigens sie heißt Carola Rackete und ist bereits als parteilose EU-Kandidatin der Linken nominiert)

  17. 88.

    Joschka und Frieden passt irgendwie nicht so richtig zusammen. Er legitimierte den ersten deutschen Kriegseinsatz nach dem zweiten Weltkrieg im Kosovo.

    Danke

  18. 87.

    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1417316/umfrage/opferzahlen-im-terrorkrieg-der-hamas-gegen-israel/
    Stand: 24.11.2023

    Nicht 20.000, dennoch nicht ganz soweit davon entfernt. Die Zahlen im Vergleich sind erschreckend.

  19. 86.

    Die Grünen müssen jetzt endlich wirklich Verantwortung übernehmen und ohne Waffen Frieden schaffen. 50 Jahre nur geplappert und feministische Aussenpolitk sind nicht ausreichend. Die pazifistische Fachkräfte wie Ricarda Lang und Cem Özdemir sind gefragt und könnten sich als Verstärkung Carola Rakete holen um das Ruder rumzureißen. Vielleicht auch noch den PensionärJoseph Fischer als Berater.

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