2:3 gegen Braga - Union Berlin verliert Heimdebüt in Champions League nach 2:0-Führung

Di 03.10.23 | 22:43 Uhr
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Union Berlin in der Champions League gegen Braga mit dem Ball am Fuß (Quelle: IMAGO / Beautiful Sports)
Audio: rbb24 Inforadio | 03.10.2023 | Tabea Kunze | Bild: IMAGO / Beautiful Sports

Die Fußballer von Union Berlin haben auch ihr erstes Champions-League-Heimspiel verloren. Im ausverkauften und stimmungsvollen Olympiastadion verspielten die Köpenicker bei ihrer 2:3-Niederlage gegen Braga eine 2:0-Führung.

  • Sheraldo Becker geht mit einem Doppelpack als erster Champions-League-Torschütze in Unions Vereinsgeschichte ein
  • Wie schon in Madrid wurde Unions Niederlage erst in der 94. Minute besiegelt
  • Die bittere Niederlage in letzter Minute ist für Union die sechste in Serie

Der 1. FC Union Berlin hat in seinem ersten Heimspiel in der Champions League den ersten Punkt der Vereinsgeschichte in der Königsklasse knapp verpasst. Im Berliner Olympiastadion verloren die Köpenicker am Dienstagabend mit 2:3 (2:1) gegen Sporting Braga. Dabei gaben sie trotz über weite Strecken starker Leistung eine 2:0-Führung aus der Hand. Besiegelt wurde die Niederlage dabei erst in der vierten Minute der Nachspielzeit.

Unions Fans protestieren beim Spiel gegen Braga (Bild: IMAGO/Nordphoto)
Bild: IMAGO/Nordphoto

Starke Stimmung im Olympiastadion

Bereits von Beginn des Spiels an war dessen besonderer Charakter deutlich spürbar. Rund 74.000 Zuschauer sorgten im ausverkauften und ausnahmsweise in Union-Rot statt Hertha-Blau strahlenden Olympiastadion für eine beeindruckende Kulisse. Zwar äußerten Teile der Union-Fans mit mehreren Bannern in der Gegengrade Kritik an den Stadionauflagen der Uefa - allerdings nicht, ohne ihre Mannschaft anschließend lautstark von den Rängen zu unterstützen.

Besonders laut es wurde es im Olympiastadion bereits nach nicht einmal vier gespielten Minuten, als Unions Robin Gosens das vermeintliche 1:0 für die Gastgeber erzielte. Im Zuge eines schnell und zielstrebig ausgespielten Konters über den rechten Flügel hatte Sheraldo Becker eine scharfe Flanke in den Strafraum geschlagen. Dort verpasste es Janik Haberer zunächst direkt abzuschließen, ehe Gosens den dadurch entstehenden Abpraller nur noch einschieben musste. Der fast schon frenetische Jubel unter den Union-Fans hielt allerdings nur kurz an. Eine Überprüfung des VAR ergab eine Abseitsstellung von Sheraldo Becker bei der Entstehung des beschriebenen Konters. Es blieb also vorerst beim 0:0.

Sheraldo Becker überragt

Es entwickelte sich allerdings anschließend ein rasantes Spiel geprägt von vielen Torchancen. Union-Torwart Frederik Rönnow musste bei einem durchaus gefährlichen Braga-Freistoß zum ersten Mal eingreifen (14. Minute), ehe Kevin Behrens einen vielversprechenden Union-Konter ohne Abschluss und Abspiel verpuffen ließ (19.).

Insgesamt versuchten die Gäste aus Braga konstant, ihr durchaus gefährliches Offensivspiel aufzuziehen, offenbarten dabei aber eklatante Lücken im defensiven Umschaltspiel. So auch als in der 30. Minute nach einem Ballgewinn ein einziger Pass von Alex Kral auf Becker ausreichte, um Bragas gesamte Hintermannschaft auszuhebeln. Becker marschierte den rechten Flügel entlang, entschied sich gegen einen Pass auf den mitgelaufenen Behrens und verwandelte eiskalt durch die Beine von Braga-Torwart Matheus Magalhaes. Sowohl für Becker selbst, aber auch für den 1. FC Union war es der erste Champions-League-Treffer überhaupt.

Der zweite ließ in der Folge nicht lange auf sich warten: Sieben Minuten und eine gute portugiesische Chance (Bruma, 33.) später brachte Becker das Olympiastadion erneut zum Beben. Nach einem langen Ball von Danilho Doekhi und einem Kopfball von Lucas Tousart hatte Becker in der Mitte abermals freie Bahn zum Tor und nutzte diese Chance für einen wuchtigen Schuss linksoben ins Tor und zur 2:0-Führung.

Allerdings ließen sich die offensiv ungemein drangvollen Gäste aus Braga auch durch diesen Treffer kaum beeindrucken. Im Gegenteil: In der 41. Minute nutzte Niakate einen Abpraller nach Unsicherheit von Unions Rönnow zum 2:1-Anschlusstreffer. Kurz darauf ging es zur Halbzeitpause in die Kabinen.

Sheraldo Becker bejubelt das erste Tor in Unions Champions-League-Geschichte (Bild: IMAGO/RHR-Foto)Sheraldo Becker bejubelt das erste Tor in Unions Champions-League-Geschichte | Bild: IMAGO/RHR-Foto

Niederlage trotz Schlussspurt

Aus dieser zurück, übernahm Sporting nach wenigen Minuten die Spielkontrolle. Die Portugiesen präsentierten sich nun noch offensiver als zuvor ohnehin schon und bewiesen prompt auch ihre Standardqualitäten. Bruma war 27 Meter vor dem Tor Endstation einer guten Eckball-Variante: Bragas Stürmer legte sich den Ball zurecht und versenkte ihn anschließend ebenso kraftvoll wie passgenau oben rechts im Winkel - ein Traumtor zum 2:2-Ausgleich.

Aber auch Union ließ sich von diesem nur kurz spürbar beeindrucken. So entwickelte sich ein ausgeglichenes Spiel mit viel Intensität und Chancen auf beiden Seiten. Die seit langem beste Möglichkeit für Union hatte der mittlerweile eingewechselte Kevin Volland nach 70. Minuten: Nach einer schönen Hereingabe von Becker setze er seinen Schuss allerdings direkt auf Braga-Schlussmann Magalhaes. Auch der umtriebige und stark spielende Becker selbst verpasste die neuerliche Union-Führung kurz darauf nur knapp.

Auch danach war Union mit dem Unentschieden nicht zufrieden. Die Berliner holten sich in der Schlussviertelstunde klar die Spielkontrolle zurück und erarbeiteten sich so gleich mehrere, teils gute Torchancen. Nur nutzen konnte Union diese nicht. So kam es im erst zweiten Champions-League-Spiel bereits zu einem Déjà-vu: Bragas Andre Castro überwand - wie schon vor zwei Wochen Jude Bellingham für Real Madrid - in der vierten Minute der Nachspielzeit Unions Rönnow. Castros Treffer zum 2:3 besiegelte eine denkbar bittere Niederlage für den 1. FC Union.

Die Stimmen zum Spiel

Union-Trainer Urs Fischer: "Eine ganz bittere Niederlage. Da fragt man sich schon: 'Wie viele Schläge kann man einstecken'. Aber auch nach diesem Schlag gilt es, wieder aufzustehen. Es waren sehr gute erste 35 Minuten mit zahlreichen Möglichkeiten. Das 2:0 war wirklich verdient. Dann kurz vor der Pause ein Standard, kurz nach der Pause ein Standard, und dann steht es 2:2. Es brauchte einen Moment, aber meine Mannschaft hat gut reagiert, das Spiel wieder in den Griff bekommen. Ich habe drei einhundertprozentige Möglichkeiten zur Führung gesehen. Und dann fängst du dir noch einen. […] Enttäuschung trifft es gut. Aber ich kann nicht wütend sein auf meine Mannschaft nach dieser Leistung."

Verteidiger Danilho Doekhi: "Eine wirklich bittere Niederlage, die unsere aktuelle Lage ganz gut symbolisiert. Wir sind gut ins Spiel gestartet, haben zwei tolle Tore geschossen. Die Tore, die wir bekommen haben, waren ein bisschen verrückt, dazu hatten wir unsere Chancen auf das 3:2. […] Es war das erste Heimspiel in einem solchen Stadion mit unseren Fans. Es war eine krasse Champions-League-Atmosphäre, mit unglaublichen vielen unserer Fans, die auch in harten Phasen wie dieser hinter und stehen."

Mittelfeldspieler Janik Haberer: "Wir sind natürlich leer. Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt, nur um dann ein billiges Gegentor zu bekommen. Dann kommen wir gut aus der Kabine, müssen eigentlich nachlegen, bekommen aber wieder einen Sonntagsschuss in den Knick. Das macht schon was mit einem. Man merkt, dass wir alles reingeworfen, alles probiert haben. Wir gehen aber wieder nicht in Führung, sondern kriegen den nächsten Schuss aus 25 Metern. Es ist gerade der Wurm drin, aber wir geben nicht auf, machen weiter. Aber es nagt natürlich an einem."

Das Spiel im Liveticker

Sendung: rbb24, 03.10.2023, 18 Uhr

74 Kommentare

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  1. 74.

    Genau - und mal zum Vergleich – Heimspiele von Hertha in Europa : Hertha BSC – Benfica Lissabon vor nur 13.684 Zuschauern sowie gegen Athletic Bilbao vor nur 28.832 Zuschauern.

  2. 73.

    Zitat: "Also ich möchte nicht für Union spielen. Den Fans ist ja alles egal was auf dem Platz passiert."

    Mal abgesehen davon, dass Sie wohl kaum in diese Verlegenheit kommen werden, ist das genaue Gegenteil der Fall. Den Fans des FCU geht's hauptsächlich darum, dass die Mannschaft ihr Herz auf dem Platz lässt. Wenns dann nicht für einen Sieg gereicht hat, wird das akzeptiert und die Mannschaft trotzdem gefeiert. Es gehört bpsw. zu den Stauten der FCU Anhängerschaft, die Mannschaft nicht auszupfeifen und das Stadion nicht vor Abpfiff zu verlassen. Und wenn es, wie aktuell, mal mies läuft, üben die allermeisten Fans sich in Geduld und Demut, da man sich dessen gewahr ist woher man kommt und welche tiefen Täler der FCU durchschreiten musste, um so stark wie heute dazustehen, Kick.

  3. 72.

    Man hat gestern in jedem Berliner Bezirk Fans in Rot-Weiß gesehen !
    73.445 Zuschauer (250 aus Braga) sind der absolute Wahnsinn !

  4. 71.

    Zitat: "...was ich in den letzten Wochen in einigen Kommentarspalten lesen durfte..."

    Kommentarspalten hier bei rbb24, die beiderseits nicht selten von Abneigung geprägt sind, hin oder her. Aber haben Sie bpsw. mitbekommen, was kürzlich beim Testspiel BFC vs. Hertha abging? Dort wurden von großen Teilen der Anhängerschaft beider Vereine "Scheiß Union" Wechselgesänge angestimmt, und sich so Hass-mäßig verbrüdert. Das passt doch m. E. nicht zur angebl. Weltoffenheit der Hertha Fans, sich mit dem sich jeglicher "aus der Art schlagenden" Erweiterung verschließenden BFC Anhängerschaft zu vereinen, wenns nur irgendwie gegen den FCU geht, Xobi.

  5. 70.

    Und bei den Bundesjugendspielen bitte keine Punkte und Urkunden.
    Könnte ja als Wettbewerb ausgelegt werden.

  6. 69.

    Auch Leistungssport kann Spaß machen, wenn man nicht nur scharf auf Gewinn und Sieg ist, sondern einfach mal sein Bestes gibt - egal in welcher Sportart.

  7. 68.

    Danke für die Bestätigung. Union ist einfach nur am falschen Platz. Raus aus dem Leistungssport, rein in die Hobbyfussballer.

  8. 67.

    Richtig - es geht um Spaß am Sport und eine friedliche Gemeinschaft.

  9. 65.

    Nix passiert bisher, Union ist aktuell 11. der ersten Fußball-Bundesliga und hat zwei Championsleaguespiele verloren. Und nun? Ich glaube es gibt deutlich schlimmere Sachen auf dieser Welt als solider Bundesligist zu sein und elektrisierende Championsleague-Nächte zu zelebrieren. Die aktuelle Ergebnisdelle interessiert in einigen Monaten Niemanden mehr, die rauschenden Fußballfeste mit über 73.000 frenetisch feiernden Unionern aber werden für immer in Erinnerung bleiben und sind ein leuchtendes Aushängeschild für unsere tolle Stadt!

  10. 64.

    Na dann ist doch alles perfekt. Bier und Bratwurst reichen, auf dem Platz ist nachrangig. Meine Güte, wie kann man so wenig an die Mannschaft denken? Die hat verloren, aber stört ja nicht. Also ich möchte nicht für Union spielen. Den Fans ist ja alles egal was auf dem Platz passiert.

  11. 63.

    Benjamin gebe dir in allen Punkten recht ich komme noch aus der alten Zeit: „Hertha und Union eine Nation „ gestern war ein schöner Union Abend für mich und meine Freunde die Stimmung das Umfeld super freue mich auf Neapel

  12. 62.

    Laut Statista „ FC Bayern München und Borussia Dortmund sind die beliebtesten Vereine der ersten Fußballbundesliga: In der Saison 2023/2024 interessierten sich rund 21,7 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahre ganz besonders für FC Bayern München und 19,2 Prozent für Borussia Dortmund. RB Leipzig liegt weit abgeschlagen auf dem dritten Platz des Rankings.“

    Und nun lies was Du geschrieben hast.

  13. 59.

    Schadenfreude ist eben auch eine Emotion. Die Fanlager mögen sich nicht und daher freut man sich, wenn der Feind verliert. Ganz simpel.

  14. 58.

    Schade Union, aber es kommen auch wieder bessere Zeiten. Was aber wirklich schlimm ist, sind die vielen Union-Hater hier. Ich als Hertha-Fan kann mich nur schämen. Es ist doch toll für die Stadt, dass wenigstens ein Berliner Verein international spielt. Darüber kann man sich doch auch als Hertha-Fan freuen. Leider gibt es bei Hertha einige Fans, die stets auf Hass und Hetze setzen. Das sind fatalerweise gleichzeitig diejenigen Fans, die bestimmen, wie Hertha in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Kein Wunder, dass Hertha nach Bayern der unsympathischste Verein ist. Aber ich hab das Gefühl, dass dieses Image vom unsympathischen Verein von einigen Fans durchaus gewollt ist. Ich würde mir hingegen wünschen, dass wir mehr auf Harmonie und ein Miteinander setzen. Ich bin überzeugt, dass davon der ganze Verein profitieren würde.

  15. 57.

    Union lernt, und wird hoffentlich daraus seine positiven Lehren ziehen! Es ist eine Neue Mannschaft die sich im sportlichen Sinn einspielen muss, wen dies geklappt hat ist der Titel in der Ersten Bundesliga, dem Pokal und natürlich auch der Champions League, u.w. nicht mehr weit entfernt ( träumen darf man doch!), auch wen ich kein Fan Einer Mannschaft bin: ,, Ich bin Fan der sportlichen Leistungen '', und die ist auch trotz knapper Niederlage hier gegeben!!! Da stimmt Ihr mir doch zu, Oder???

  16. 56.

    Ich bin zwar kein Hertha-Anhänger, aber ich kann nur sagen, was ich in den letzten Wochen in einigen Kommentarspalten lesen durfte: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Einige Unioner können offenbar nicht über ihren eigenen Club reden, ohne die Hertha zu erwähnen. Dann braucht man sich auch nicht zu wundern, wenn was zurückkommt. Höhenluft bekommt manchen übrigens nicht, wie man gerade beobachten kann. Wie gut, dass ich mir das als Eishockey-Fan nicht dauernd geben muss.

  17. 55.

    1. Auch ohne das Armbindentheater war die DFB-Auswahl ein Vorrundenauskandidat,
    2. Der Protest der Unioner traff des Pudels Kern,
    3. Union verlor nicht wegen der Proteste, sondern weil Braga effizienter war.

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