Regionalliga-Zwischenfazit | Teil 1 - BFC, BAK, Hertha II und Viktoria im Hinrunden-Check

Mo 18.12.23 | 16:39 Uhr
(v.l.) Rufat Dadashov, Tobias Stockinger und Amar Suljic vom BFC Dynamo jubeln gemeinsam (imago images/Beautiful Sports)
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Die Regionalliga Nordost geht in die Winterpause. Während der BFC und Viktoria an der Spitze mitmischen, kämpft der BAK um den Klassenerhalt. Für Hertha II spielt die Tabelle derweil kaum eine Rolle. Die Klubs im Hinrunden-Check - Teil 1.

BFC Dynamo

Hinter dem BFC Dynamo liegt eine überaus erfolgreiche Hinrunde. Die Berliner gehen als Tabellenzweiter mit Anschluss an Spitzenreiter Greifswald in die Winterpause und haben in dieser Saison erst zweimal verloren. Dabei zeigten sie meist ansehnlichen Angriffsfußball mit vielen Toren. Ganz so reibungslos verlief die erste Saisonhälfte dann aber doch nicht.

Denn trotz eines erfolgreichen Starts schmiss Dynamo überraschend Trainer Hainer Backhaus nach dem sechsten Spieltag raus, weil dieser bereits mit einem anderen Team verhandelt hatte. Eine schwierige Situation, die das Potential hatte, Unruhe in die eigentlich gute Mannschaft zu bringen. Doch das Gegenteil geschah: Dirk Kunert übernahm das Amt und führte den BFC direkt zu einer Erfolgsserie. In seinen ersten sechs Spielen als neuer Trainer holte der 55-Jährige fünf Siege und ein Remis und beförderte die Weinroten so vom sechsten auf den zweiten Rang. "Es ist einfach eine gute Mannschaft und die Jungs haben es mir leicht gemacht", erklärt er seinen gelungenen Einstand.

Im November erlebte Dynamo dann aber auch unter seiner Leitung eine kleine Leistungsdelle. In der Liga gab es drei Partien ohne Sieg, hinzu kam ein überraschendes Ausscheiden im Landespokal gegen den Tabellenletzten Berliner AK. "So richtig erklären konnten sich das eigentlich keiner. Die Leistungen haben gestimmt, manchmal fehlt aber auch einfach ein Quäntchen Glück", sagt Kunert.

Das Glück haben die Berliner aber rechtzeitig vor der Winterpause wieder gefunden. Erst gab es einen starken Auswärtserfolg beim Aufstiegsaspiranten Energie Cottbus und zuletzt einen Last-Minute-Sieg in Zwickau. Deswegen sieht der Trainer auch keine Notwendigkeit, im Winter noch einmal auf dem Transfermarkt tätig zu werden. "Wir haben einen starken und breiten Kader und müssen oft gute Jungs auf der Bank lassen", sagt er. Mit der Mannschaft hätte er mittlerweile eine sehr stabile Basis geschaffen, um erfolgreich Fußball zu spielen. Die Ambitionen für die Rückrunde sind also klar. "Wir sind jetzt oben dabei und wollen das auch am Ende sein", so der Trainer.

Berliner AK

Der Berliner AK startete unter keinen besonders guten Vorzeichen in die Saison. Nachdem der Klub in finanzielle Schieflage geraten war, verbschiedeten sich im Sommer gleich 20 Spieler. Auch Präsident Ebubekir Han und Cheftrainer Volkan Uluc warfen das Handtuch.

Dementsprechend herausfordernd war die Aufgabe, die der neue Coach Jeffrey Seitz zu Saisonbeginn auf sich nahm. "Das größte Problem war es, eine schlagkräftige, regionalligatauglich Mannschaft zusammenzustellen. Ich bin 20 Tage vor dem ersten Spieltag gekommen. Da war nicht mehr viel Zeit und wir waren nur 13 oder 14 Spieler. Sechs davon noch aus dem letzten Jahr, die aber kaum gespielt haben, und der Rest waren A-Jugendspieler", so der Trainer.

Dementsprechend schwer taten sich die Berliner bislang auch. Mit nur elf Punkten gehen sie als Tabellenletzter in die Winterpause. Und doch hat Seitz ein sehr gutes Gefühl, sagt er. "Für uns war die Entwicklung wichtig und die hat man stetig gesehen. Wir sind mit zwei Siegen gegen Mannschaften aus der oberen Tabellenregion in die Winterpause gegangen." Der BAK hatte zuletzt in der Liga Babelsberg und im Landespokal den BFC geschlagen.

Sie befinden sich also ein wenig im Aufschwung und die Winterpause kommt ihnen da gar nicht so recht. Trotzdem wollen sie aus den Erfolgen Kraft für das neue Jahr schöpfen - und sich auch personell noch einmal verstärken. "Das soll und wird etwas passieren. Wir schauen uns um und werden definitiv Transfers tätigen", so Seitz. Den Klassenerhalt hat er noch längst nicht abgeschrieben.

Hertha II

Bei der U23 von Hertha BSC schaut man hingegen etwas weniger auf die Tabelle. Schließlich gilt der größte Fokus hier nicht dem sportlichen Erfolg, sondern der Entwicklung von jungen Talenten. "Wir haben den Berliner Weg seit dem Sommer im Verein noch stärker eingeschlagen. Unsere Aufgabe ist es, junge Spieler weiterzuentwickeln und sie auf die nächste Stufe zu tragen und den Übergang zwischen Jugend- und Profiabteilung zu ermöglichen", erklärt Trainer Stephan Schmidt, der vor der Saison die Nachfolge von Ante Covic antrat.

Und diese Aufgabe scheint ihm gut zu gelingen. Mit Derry Scherhant, Gustav Christensen und Nader Jindaoui hat Schmidt in dieser Regionalliga-Hinrunde drei Spieler zu Einsätzen im Profiteam der Berliner gebracht. "Man spürt, dass auch alle anderen unserer Spieler heiß sind, selbst diesen Weg zu gehen", sagt der Trainer.

Dabei hilft sehr, dass die Regionalliga in dieser Saison so stark besetzt ist. "Das ist die beste Regionalliga Nordost aller Zeiten. Du spürst an jedem Wochenende, dass du alles reingeben musst, um erfolgreich zu sein. Und das ist genau der Ausbildungsaspekt, der für uns extrem wichtig ist", erklärt Schmidt.

Mit den Traditionsteams an der Spitze kann Hertha II aber natürlich nicht mithalten. Mit 18 Punkten liegen sie derzeit auf dem 13. Platz, haben am Mittwoch gegen Hansa Rostock II aber noch die Chance, vor der Winterpause in der Tabelle etwas zu klettern. "Wir wollen uns auf jeden Fall stabilisieren und traditionell ist es auch immer so, dass die U23 in der zweiten Saisonhälfte stärker ist. Das wollen wir beweisen. Und es wäre fantastisch, wenn wir noch den einen oder anderen Spieler mehr nach oben bringen könnten", blickt der Trainer voraus.

Viktoria Berlin

Viktorias Ausflug in die 3. Liga liegt mittlerweile zwei Jahre zurück. Nach dem Wiederabstieg stellten sich die Himmelblauen dann völlig neu auf und beendeten die vergangene Saison auf dem zwölften Platz.

In dieser Spielzeit scheint es aber wieder neuen Aufschwung zu geben. Zur Winterpause belegen die Berliner etwas überraschend Rang drei. Auch wenn da der Aufstieg natürlich wieder schnell Thema werden könnte, will Trainer Semih Keskin Ruhe bewahren. "Jeder Mensch ist natürlich ambitioniert, aber uns geht es darum, den Moment zu genießen und die Entwicklung der jungen Spieler sollte im Vordergrund bleiben."

Die Berliner haben eines der jüngsten Teams der Liga, können aber mit den Spitzenteams durchaus mithalten. Gegen Tabellenführer Greifswald und den BFC gab es Unentschieden, zum Saisonauftakt gegen Cottbus sogar einen Sieg. "Da sind wir mit unserer jungen Boyband aufgetreten und haben 2:1 gewonnen. Die Gesichter nach dem Spiel waren super. Alle waren verwundert und überrascht. Am Anfang der Saison hatte uns so gut wie keiner für den Aufstieg auf dem Schirm", sagt der Trainer.

Mittlerweile dürften wohl nur noch wenige Gegner die Lichterfelder unterschätzen. Trotzdem predigt der Coach immer wieder Ruhe, Sachlichkeit und Bodenständigkeit. "Es gibt reichlich Mannschaften, die in der Regionalliga in den letzten Jahren in der Hinserie oben angeklopft haben und in der Rückrunde dann relativ dürftig gespielt haben. Wir dürfen also nicht die Realität verlieren und müssen mit beiden Füßen auf dem Boden bleiben", sagt er. Sein Ziel für die Rückrunde sei deshalb, weiter so ruhig und konzentriert arbeiten zu können.

Sendung: rbb24, 18.12.2023, 18 Uhr

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