Nach Fan-Protesten - Investorendeal der Deutschen Fußball Liga ist gescheitert

Mi 21.02.24 | 18:14 Uhr
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Fans in der Ostkurve von Hertha BSC protestieren gegen den geplanten Investoren-Einstieg der DFL (Quelle: IMAGO / Contrast)
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Video: rbb24 | 21.02.2024 | Caroline Labes | Bild: IMAGO / Contrast

Die Deutsche Fußball Liga hat das geplante Milliardengeschäft mit einem Investor abgesagt. Dieser Beschluss fiel bei einer außerordentlichen Sitzung am Mittwoch. Zuvor hatte es heftige Proteste aus den Fanszenen gegen den Deal gegeben.

  • Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat ihrem geplanten Investoren-Deal eine Absage erteilt
  • Vorausgegangen waren wochenlange Proteste der Fans und Forderungen nach einer Neuabstimmung
  • Union Berlin und Hertha BSC hatten gegen einen Investoren-Einstieg votiert
  • Hertha-Geschäftsführer Thomas Herrich: "Wir befürworten diesen Schritt des DFL-Präsidiums und halten ihn in der Gesamtsituation für die richtige Entscheidung."

Der geplante Investoren-Deal in der Fußball-Bundesliga kommt nicht zustande. Das Präsidium der Dachorganisation der 36 Profivereine hat am Mittwoch in Frankfurt am Main einstimmig beschlossen, die Verhandlungen zum Abschluss über den Milliarden-Deal nicht mehr fortzuführen. Dies teilte die DFL nach seiner außerordentlichen Sitzung mit.

Watzke: "Inmitten einer Zerreißprobe"

Der Entscheidung vorausgegangen waren wochenlange Proteste der Fans sowie zunehmende Forderungen aus den Vereinen nach einer Neuabstimmung. "Eine erfolgreiche Fortführung des Prozesses scheint in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen nicht mehr möglich", sagte Hans-Joachim Watzke, Sprecher des DFL-Präsidiums.

"Der deutsche Profifußball steht inmitten einer Zerreißprobe", stellte Watzke fest. Diese sorge "nicht nur innerhalb des Ligaverbands zwischen den Klubs, sondern teilweise auch innerhalb der Klubs zwischen Profis, Trainern, Klubverantwortlichen, Aufsichtsgremien, Mitgliederversammlungen und Fangemeinschaften für große Auseinandersetzungen". Mit "zunehmender Vehemenz" seien Spielbetrieb, konkrete Spielverläufe und "damit die Integrität des Wettbewerbs" gefährdet.

Hertha-Geschäftsführer Herrich: "Wir befürworten diesen Schritt"

"Die Tragfähigkeit eines erfolgreichen Vertragsabschlusses im Sinne der Finanzierung der 36 Klubs", könne in Anbetracht der Umstände im Ligaverband mit seinen 36 Mitgliedsklubs nicht mehr sichergestellt werden, sagte Watzke. Auch etwaige weitere Abstimmungen würden keine Lösung des Problems bringen.

Noch am frühen Mittwochabend nahm Thomas Herrich, Geschäftsführer von Hertha BSC, zur Entscheidung der DFL Stellung: "Wir befürworten diesen Schritt des DFL-Präsidiums und halten ihn in der Gesamtsituation für die richtige Entscheidung. Maßgeblich wird nun sein, wie sich die DFL und ihre Klubs zukünftig ausrichten und welche langfristigen Zielsetzungen vereinbart werden, die die Ligen nachhaltig stärken können."

Union Berlin und Hertha BSC stimmten gegen den Deal

Die DFL wollte für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen von einem Finanzinvestor eine Milliarde Euro kassieren. Einzig verbliebener Bewerber war das Unternehmen CVC, mit dem die DFL-Führung zuletzt Gespräche führte. Das US-Unternehmen Blackstone hatte sich zuvor aus den Verhandlungen zurückgezogen, davor war die Zahl der Bewerber sukzessive reduziert worden.

Bei der Abstimmung der 36 Profiklubs über den Deal war im Dezember des vergangenen Jahres die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit nur knapp zustande gekommen. Union Berlin und Hertha BSC gehörten damals zu den Vereinen, die - so wie acht weitere Erst- und Zweitligisten - gegen den Einstieg votierten. 24 Ja-Stimmen bei zwei Enthaltungen reichten aber, dass der Weg für das Milliardengeschäft zunächst offen schien.

Verdacht des Verstoßes gegen 50+1-Regel

Aufgrund der umstrittenen Rolle von Hannover-Geschäftsführer Kind steht allerdings der Verdacht im Raum, dass bei dem Votum ein Verstoß gegen die 50+1-Regel vorgelegen haben könnte. Die Regel begrenzt den Einfluss externer Geldgeber bei Klubs der ersten und zweiten Liga.

Es dürfe nicht verkannt werden, dass es diesem Votum aufgrund der Vorgänge um Hannover 96 an breiter Akzeptanz fehle, stellte Watzke nun fest. "Darüber hinwegzugehen, darf vor dem Hintergrund des hohen Guts, das wir mit der 50+1-Regel in unseren Händen halten, nicht unser Ansatz sein. Das DFL-Präsidium steht einmütig zur 50+1-Regel."

(...) zu einem geordneten Spielbetrieb zurückzukehren, muss das vorrangige Ziel der DFL sein.

Hans-Joachim Watzke

Jede erneute Abstimmung würde weitere rechtliche Fragen zur Bewertung des im Dezember getroffenen Beschlusses aufwerfen, fügte Watzke hinzu. "Dies zu vermeiden und zu einem geordneten Spielbetrieb zurückzukehren, muss das vorrangige Ziel der DFL sein."

Hannovers Vereinsführung hatte Kind angewiesen, gegen den Investoren-Einstieg zu stimmen. Das Abstimmungsergebnis und die öffentlichen Bekenntnisse von Antragsgegnern lassen jedoch darauf schließen, dass der 79-Jährige mit Ja gestimmt und dem DFL-Plan damit zur nötigen Mehrheit verholfen hat. Kind selbst äußert sich nicht zu seinem Votum.

Sendung: rbb24, 21.02.2024, 21:45 Uhr

60 Kommentare

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  1. 60.

    Morddrohungen...
    Sie spielen auf das Fadenkreuz an.
    Das ist zwar von vielen als "drüber" bezeichnet und als " geht ja gar nicht",
    Für mich heißt es : "Achtung, ihr Vorgehen wird im Auge behalten, wir haben sie im Visier.
    So drückt sich sogar die Polizei aus, wenn sie Verdächtige observiert.

  2. 59.

    Das Olympiastadion steht die meiste Zeit leer. Schön, na und ?
    Das ist weder die Schuld noch das Problem von Hertha.
    Ein Stadion, welches dem Verein gehört, wie das Stadion adaF, steht auch genauso viel, sogar noch länger leer, da dort nicht, wie im Olympiastadion, Konzerte und andere Sportveranstaltungen stattfinden. Jedenfalls nicht in dem Maße, wie im Olympiastadion.
    Schön, na und, das interessiert einzig und allein den Club.
    An welcher Stelle zahlen sie etwas dafür ?
    Es sei denn, sie nehmen an Veranstaltungen teil.

  3. 58.


    "Stadt Bocholt beschließt Unterstützung beim Stadionumbau - In Anbetracht eines möglichen Aufstiegs in die 3. Liga plant der 1. FC Bocholt den Ausbau sowie die Modernisierung des eigenen Stadions. Seitens der Stadt wurde nun eine Unterstützung in Millionenhöhe zugesichert." - stadionwelt.de

    "Darüber hinaus hat die öffentliche Hand rund 210 Millionen Euro für Arealerschließung und Infrastruktur gezahlt. Außerdem erfolgte für den Bau eine Umwidmung des Grundstücks vom Gewerbegebiet zur Sondernutzungsfläche, wodurch der Wert von 84 Millionen Euro auf 14 Millionen Euro gesunken ist. " Allianzarena, wikiped

  4. 56.

    Sehe ich auch so.

    Dazu kommen die grenzenüberschreitenden, in meinen Augen deplazierten und bis kurz vor Exzess und Eskalation gesteigerten Protestformen, die vorgeblich im Namen des Sports stattfanden. Spätestens Plakate mit persönlichen Morddrohungen sind nicht hinnehmbar und traten übrigens schon vor Jahren auf. Das alles scheint nun legitimiert zu sein, was ein klares Zeichen an die Akteure sendet: weiter so. Als Teil der Zivilgesellschaft kann ich es nur ablehnen, dass Fussballstadien Morddrohungen und dem Austesten von Eskalationsgrenzen eine Bühne bieten.

  5. 55.

    Diese Doppelmoral gibt es doch schon. Es wurde immer gegen die DFL protestiert. Die Vereine und auch Spieler wurden da rausgelassen. Und diese haben sich auch schön abgeduckt, als ob sie damit nichts zu tun hätten.
    Dabei sind ja auch gerade Spieler große Nutznießer von immer mehr Kommerz und Kohle. Werden aber als Fußballgötter verehrt.

  6. 54.

    Nun kann man gespannt sein ob die Kurven der Investorenclubs auch so viel Engagement und Kreativität an den Tag legen um gegen ihre eigenen "Eigner" vorzugehen und somit diese wettbewerbsverzerrende Schweinerei aufhört.
    Der Glaube allein fehlt mir, denn ins eigene Fleisch wird man sich nicht schneiden wollen.

    Somit würde für mich dieser Weg unvollständig sein und massiv Doppelmoral offenbaren.

  7. 53.

    Gegenfrage: "Wer finanziert ihre Wohnung, wenn Sie 3 Wochen in Urlaub sind ?!? Der Steuerzahler ???"
    Auch für die Instandhaltung (zB neuer Rasen) und laufende Kosten eines Stadions ist allein der Eigentümer eines Stadions zuständig.
    Sollte Hertha BSC ein eigenes Stadion bauen, würde -sofern nicht in irgendeiner Form Berlin Miteigentümer wäre- allein der Fußballverein sämtliche Kosten stemmen müssen. ...
    Für die Nutzung oder auch Nichtnutzung vom Oly ist die Stadt Berlin zuständig - das dem Steuerzahler dadurch Kosten entstehen, ist allerdings nicht Schuld der Berliner Fußballvereine. Im Gegenteil: Für die Nutzung zahlt Hertha BSC Miete
    Überspitzt gefragt: Falls Sie sich eine Eigentumswohnung bauen, kann ihr jetziger Vermieter dieses verbieten, weil er keinen Nachmieter findet ?

  8. 52.

    Das Stadion gehört Berlin. Hertha zahlt da Miete, in der 1. Liga wohl so um die 5 Mio. im Jahr, aktuell ca. 3 Mio. die wohl erstmal gestundet wurden.
    Dir Stadionpläne gingen los, als Hertha vor einigen Jahren ein Mietvertrag über 135 Mio. Euro für 15 Jahre angeboten wurde. Insofern ist es am Ende eine banale betriebswirtschaftliche Entscheidung: Sind die Finanzierungskosten für den Verein niedriger als die Mietkosten. Die günstigere Variante ist auch für den Dauerkarteninhaber die bessere! Fraglich bei Hertha ist halt nur, ob genügend Sachverstand für eine solche Entscheidung vorhanden ist.

  9. 51.

    @Flitzy: Genau darum geht es ja. Daher die Proteste. Damit die Karten noch einigermaßen bezahlbar bleiben, die Spiele bei uns bleiben und ein Pokalfinale nicht irgendwann bei den Saudis ausgetragen wird. Übrigens wurde die Bundesliga ja auch früher nicht im Free-TV übertragen. Von daher kann ja jeder selbst entscheiden ob man sich die Sport-Abos zulegt. Wenn nicht, dann Radio hören und am Abend die Sportschau und das Sporststudio schauen. Das ist doch nach wie vor ein umfangreiches Angebot.

  10. 49.

    Zur Erläuterung, da ich mich zu ungenau ausgedrückt zu haben scheine. Es geht mir nicht um den Bau, sondern um die laufenden Kosten eines existierenden Stadions. Gerne lasse ich mich aufklären wer die ungenutzte Zeit finanziert. Gerne würde ich hier mal Hertha BSC als Ball ins Spiel werfen. Berliner Olympiastadion vorhanden, die meiste Zeit ungenutzt, aber ein neues Stadion bauen wollen. Am Ende hätten sogar zwei Stadien nebeneinander zum Großteil leergestanden. Wer hätte denn am Ende bezahlt? Der Dauerkarteninhaber?

  11. 48.

    Die gute Nachricht für die Kund*innen des Fussballerlebnisses ist ja, dass man trotzdem sehr viel Geld für ein paar wenige Profiteure ausgeben kann. Fast zwei Drittel wollten den Einstieg, wollen noch mehr Geld für das bisschen Sport und Event. Dabei ist der Profifussball bis in den Regionalligen schon durchkommerzialisiert, professionalisiert und alles. Es reicht den Leuten noch nicht. Fragt doch mal bei euren Stadtwerken, wieviel so in den regionalen Fussball im Land Brandenburg fließt.

  12. 47.

    Zur Erläuterung, da ich mich zu ungenau ausgedrückt zu haben scheine. Es geht mir nicht um den Bau, sondern um die laufenden Kosten eines existierenden Stadions. Gerne lasse ich mich aufklären wer die ungenutzte Zeit finanziert. Gerne würde ich hier mal Hertha BSC als Ball ins Spiel werfen. Berliner Olympiastadion vorhanden, die meiste Zeit ungenutzt, aber ein neues Stadion bauen wollen. Am Ende hätten sogar zwei Stadien nebeneinander zum Großteil leergestanden. Wer hätte denn am Ende bezahlt? Der Dauerkarteninhaber?

  13. 46.

    Wann gab es jemals Bundesliga Fußball im Free TV live zu sehen? Also, meine Erinnerungen von vor 30 Jahren sind Radio und Sportschau. Insofern hat sich da nichts verändert. Das Pay TV kam später nur dazu.

  14. 45.

    Wie kommst du darauf, dass der Steuerzahler den Bau der Stadien des professionellen Fußballs bezahlt und somit auch du? Warum nur muss hier immerwieder jemand irgendwelchen Unsinn posten, nur um irgendwas von sich zu geben.

  15. 44.

    Leider kann der Zuschauer/Fan, der nicht im teuren und zudem inzwischen auch aufgesplitterten Pay TV unterwegs ist, die Spiele bis auf wenige Ausnahmen ja gar nicht mehr sehen. Das finde ich, ist das eigentliche Thema. Fußball ist ein Volkssport, der zu den beliebtesten gehört, und ihn nur noch gegen Bezahlung - oder halt im Stafion - sehen zu können, finde ich sehr traurig. Damit wird der eigentliche Zweck eines Volkssports völlig ab adsurdum gestellt.

  16. 43.

    Zum Glück.
    Gescheitert, zumindest vorerst.

  17. 42.

    Hm, kann da nur eingeschränkt folgen. Die überwältigende Mehrheit der Fans war dagegen. Die "letzte Generation" waren in diesem Fall eher die Führungsetagen, die die Wirklichkeit nicht akzeptieren wollten

  18. 41.

    Was mir fehlt im Artikel ist, dass der Finanzinvestor sich einen Sch..ß für Fußball interessiert, und nur über Werbung Profite generieren will...

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