2. Bundesliga - Hertha bei heimstarken Braunschweigern gefordert

Fr 23.02.24 | 14:10 Uhr
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Hertha-Trainer Pal Dardai im Training (imago images/Nordphoto)
Bild: imago images/Nordphoto

Die Auswärtsreise zum Abstiegskandidaten Eintracht Braunschweig tritt Hertha am Wochenende eigentlich als Favorit an. Doch seit einem Trainerwechsel sind die Gastgeber auf Erfolgsspur und vor allem im eigenen Stadion nur schwer zu schlagen.

Fünf Fakten zum Spiel

  • "Fluppe"-Dreierpack im Hinspiel: Im September gewann Hertha BSC mit 3:0 gegen Eintracht Braunschweig, Haris Tabakovic erzielte alle drei Tore im Olympiastadion
  • Die Berliner haben zuletzt zwei Siege in Folge eingefahren, neun Punkte aus drei Liga-Spielen am Stück wären ein neuer Saison-Bestwert
  • Hertha hat die letzten vier Punktspiele gegen Braunschweig alle zu null gewonnen und ist seit sieben Liga-Partien ungeschlagen gegen den BTSV (fünf Siege, zwei Remis)
  • Der letzte Braunschweiger Punktspielerfolg gegen die Berliner liegt über 30 Jahre zurück. Im Oktober 1991 gewann Eintracht in Braunschweig mit 2:1. Für Hertha stand dabei Mario Basler auf dem Platz
  • Nur im DFB-Pokal hatten die Niedersachsen zuletzt die Nase vorne. Im Juli 2022 (4:4, nach Elfmeterschießen 10:9) und im September 2020 (5:4) gab es jeweils wilde Torspektakel an der Hamburger Straße, beide Male setzte sich Zweitligist Braunschweig gegen Erstligist Hertha durch

Der Gegner-Experte

Der gebürtige Braunschweiger Benjamin Fiebig ist bereits von klein auf großer Fan der Eintracht. Nachdem er in Niedersachsen aufwuchs, verschlug es ihn zum Arbeiten nach Berlin, wo er seinen Herzensverein aber weiter unterstützten wollte und Mitglied des Fanclubs "Berliner Löwen" wurde.

So läuft es sportlich bei Eintracht Braunschweig

Die vergangenen Jahre waren für Fans von Eintracht Braunschweig eine wahre Achterbahnfahrt. Zwei Abstiege in die dritte Liga und zwei Wiederaufstiege in die 2. Bundesliga hat der Klub seit 2018 durchgemacht. "Es ist eine ständige Berg- und Talfahrt", klagt Gegner-Experte Benjamin Fiebig.

Das ist auch in dieser Saison nicht anders. Nachdem Trainer Michael Schiele trotz Erreichens des Saisonziels (Klassenerhalt) im Sommer gehen musste, hatte Jens Härtel das Amt übernommen - und scheiterte. "Der Saisonstart war so desaströs, dass ich mich dabei erwischt habe, dass mich nicht mehr interessiert hat, was da auf dem Platz passiert. Wir sind einfach am Tabellenende versackt", sagt Fiebig. Nach 113 Tagen und einem Punkteschnitt von 0,45 musste Härtel wieder die Koffer packen.

Sein Nachfolger Daniel Scherning ist seit Anfang November im Amt und hatte vorerst eigentlich keine großen Jubelstürme bei den Fans ausgelöst. Schließlich war er zuvor klanglos in Bielefeld gescheitert. "Das kam einem so vor, als hätten wir den Erstbesten genommen, der zur Verfügung steht. Ich hatte eigentlich keine Hoffnung mehr. Tatsächlich hat er es dann aber durch einfache Mittel, eine klare Zuordnung in der Abwehr und einstudierte Abläufe der Stammelf geschafft, uns wieder auf einen Nichtabstiegsplatz zu führen", sagt Fiebig.

Unter Scherning holte die Eintracht bislang 18 Punkte aus zehn Spielen und liegt derzeit auf Rang drei der Formtabelle der letzten fünf Partien. Vor allem im heimischem Eintracht-Stadion ist sie nur schwer zu schlagen und gewann vier der letzten fünf Heimspiele. Im aktuellen Kalenderjahr gab es zuhause sogar noch nicht mal ein Gegentor. Zusätzlichen Aufwind könnte den Niedersachsen außerdem die vorzeitige Vertragsverlängerung des neuen Erfolgstrainers geben. Am Donnerstag unterschrieb Scherning bis 2025.

Das bewegt die Fans

Die neue sportliche Euphorie hat sich auch positiv auf das Verhältnis zwischen Mannschaft und Fans ausgewirkt. "Man merkt einfach, dass das Team wieder das Gefühl hat, dass die Fans hinter ihm stehen, auch, wenn man verliert", erklärt Gegner-Experte Fiebig, der mittlerweile wieder Hoffnung auf den Klassenerhalt geschöpft hat.

Zuletzt seien die Spieler nach Spielende sogar nicht mehr nur wie sonst vor die Südkurve im Eintracht-Stadion gegangen, um sich für die Unterstützung zu bedanken, sondern hätten eine Runde durchs gesamte Stadion gedreht. Und beim Auswärtsspiel auf St. Pauli hatte sich sogar der gelbgesperrte Mittelfeldabräumer Robin Krauße mitten unter die Anhänger gemischt. "Der stand bei uns Braunschweigern mit Schal im Gästeblock und hat das Team angefeuert", freut sich Fiebig über den neuen Zusammenhalt im Verein.

Auf diese Spieler muss Hertha achten

Für den Gegner-Experten wird es am Samstag vor allem auf ein gutes Umschaltspiel ankommen, weshalb Stürmer Rayan Philippe eine große Rolle zukommen könnte. "Der ist durch seine Geschwindigkeit ein sehr guter Konterspieler und kann die Angriffe auch aus der eigenen Hälfte starten", so Fiebig.

Aber auch Abwehrchef Ermin Bicakcic hätte zuletzt bewiesen, wie wichtig er als Anführer sei. "Er sollte immer im Fokus des Gegners sein", sagt der Braunschweig-Fan. Und zwar nicht nur wegen seiner Defensivqualitäten: Vor zwei Wochen gegen den Karlsruher SC hatte der 1,85 Meter große Bosnier mit einem Treffer und einer Vorlage auch seine enorme Gefahr bei offensiven Standards unter Beweis gestellt.

Die Stimmen der Trainer

Pal Dardai (Hertha BSC): "Wir spielen gegen einen Gegner, der sehr kompakt ist. Wir dürfen sie nicht unterschätzen. Sie haben zuletzt sechs von zehn Spielen gewonnen. […] Wir haben unter der Woche sehr viele Spielzüge gegen tiefstehende Gegner trainiert."

Daniel Scherning (Eintracht Braunschweig): "Ich freue mich aufs Heimspiel. Ich hoffe, die Hütte wird wieder voll. Wir haben einen attraktiven und guten Gegner. Ich erwarte Hertha sehr, sehr kompakt. […] Sie sind sehr gut im Umschaltspiel und eine der Top-Mannschaften der Liga. Wir sind aber auch gut, wissen, was wir können und wollen gewinnen."

So könnte Hertha spielen

Gegen Braunschweig steht Pal Dardai vor der recht ungewöhnlichen Situation, dass bis auf die beiden langzeitverletzten Verteidiger Marc Oliver Kempf und Augustin Rogel alle Spieler zur Verfügung stehen. Eine Seltenheit bei der verletzungs- und krankheitsgeplagten "Alten Dame". Und trotzdem auch keine ganz leichte Aufgabe für den Trainer, der nun die Qual der Wahl hat. "Das ist eine schwierige Situation, weil ich mehreren Spielern nach dem Abschlusstraining sagen muss, dass sie zuhause bleiben müssen", sagt Dardai.

Einen Rückkehrer will er aber auf jeden Fall wieder auf dem Platz sehen: Stürmer Florian Niederlechner hat seine Rotsperre abgesessen und soll an seine starken Leistungen von davor anknüpfen. "Wenn Flo die hängende Spitze spielt, geht Palko Dardai nach außen. Aber das ist für dieses Spiel, glaube ich, nicht die beste Lösung. Es kann trotzdem sein, dass er mit Palko zusammen spielt und dann Haris Tabakovic zum Ende eine halbe Stunde reinkommt und die Gegner kaputt macht. So ist heute der Plan, aber ich habe noch zwei Tage, um mich zu entscheiden", erklärte der Trainer auf der Pressekonferenz am Donnerstag.

Niederlechner wird also wohl als klassischer Neuner ins Spiel geschickt werden, damit der zuletzt starke Palko Dardai weiter auf der Zehn bleibt. Tabakovic fliegt dann zwar aus der Startelf, ist laut Trainer aber sowieso etwas angeschlagen und als Wechselspieler für die Schlussphase wohl besser geeignet.

Herthas mögliche Startelf

Ernst - Kenny, Klemens, M. Dardai, Karbownik - Bouchalakis, Barkok - Winkler, P. Dardai, Reese - Niederlechner

Prognose

Der Tipp des Gegner-Experten: "Meine Prognose ist ein 2:1-Sieg für Braunschweig. Es wird ein typisches Eintracht-Spiel: Wir haben unsere Chancen, geraten aber in Rückstand. Aber spätestens in der zweiten Hälfte werden wir durch unsere guten Standards zurückkommen und gewinnen."

Der Tipp des rbb|24-Autoren: Hertha gewinnt mit 2:1, beendet damit die ungeschlagene Heimserie der Braunschweiger und startet mit dem dritten Sieg in Folge nun selbst einen Lauf.

Sendung: Der Tag, 23.02.2024, 18 Uhr

8 Kommentare

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  1. 8.

    Was ist denn ein "entscheidender Schritt nach vorn"? Sie werden sich heute, selbst bei einem Sieg, vermutlich nicht in der Tabelle verbessern, allenfalls in der oberen Hälfte festsetzen können. Wichtiges Spiel (wie eigentlich alle Spiele), aber nicht entscheidend.
    Tippe mal ein knappes 2: 1 für blau-weiß.

  2. 6.

    Leider wie gehabt: Wenn Hertha den entscheidenden Schritt nach vorne gehen kann, wird verloren.
    Macht aber nix, zweite Liga ist cool

  3. 5.

    Das wird ein heißer Tanz werden. Wenn die Vertragsverlängerung von Reese sich auch auf das Team auswirkt und das Team wieder als Team auftritt, könnte die alte Dame durchaus punkten, Drücken wir die Daumen!
    Eisernes HaHoHe

  4. 3.

    Viel wird davon abhängen, ob Hertha in der Defensive einen guten Tag erwischt. Ein bis drei Tore vorn sind immer drin, hinten aber leider auch.

  5. 2.

    Tipp : 1:3

  6. 1.

    Tipp : 2: 2

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