Laut Insolvenzverwalter - Mehr als 70 Galeria-Filialen sollen fortgeführt werden

Mi 10.04.24 | 16:23 Uhr
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Symbolbild:Ein Paar trägt je einen Plastikbeutel von Galeria Kaufhof in Berlin.(Quelle:picture alliance/Photothek//F.Gärtner)
Audio: rbb24 Inforadio | 10.04.2024 | Bild: picture alliance/Photothek//F.Gärtner

Wieder droht ein Stellenabbau bei Galeria Karstadt Kaufhof. Doch der größte Teil der Warenhäuser dürfte unter neuen Eigentümern Bestand haben. Noch ist die Vereinbarung aber nicht in Kraft.

  • 70 von 92 Filialen sollen fortgeführt werden
  • Neuer Eigentümer könnte Zusammenschluss von US-Investmentgesellschaft und deutschem Unternehmer werden
  • Galeria-Verkauf kommt nur Zustande, wenn Amtsgericht Essen und Gläubigerversammlung Insolvenzplan zustimmen
  • Entscheidend für Wirtschaftlichkeit: Insolvenzverwalter verhandelt mit Vermietern noch über Mieten für Filialgebäude

Die voraussichtlichen neuen Eigentümer der insolventen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof werden wohl mehr als 70 der 92 Filialen fortführen. Das teilte Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus am Mittwoch in Essen mit. Welche das sein werden, war zunächst nicht bekannt.

Diese Zahl ist demnach Teil der Investorenvereinbarung, die am Dienstag notariell beurkundet wurde. Bei den künftigen Eigentümern handelt es sich um ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und dem deutschen Unternehmer Bernd Beetz.

Verkauf noch nicht in trockenen Tüchern

Beetz gibt sich optimistisch: "Mit dieser vereinbarten Zukunftslösung können wir die große Mehrheit der Arbeitsplätze bei Galeria retten." Das seien viele tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die auch künftig in ganz Deutschland für die Kunden da sein würden. Die Wirtschaftlichkeit sei dabei aber ein bestimmender Faktor: "Wir wollen für jede Filiale ein Konzept haben", sagte Beetz am Mittwoch. Aber: "Alle Schiffe müssen profitabel sein." Entscheidend für den Bestand der Warenhäuser sei auch die Höhe der Mieten. Darüber verhandelt derzeit Insolvenzverwalter Denkhaus mit den Vermietern.

Die unterzeichnete Vereinbarung über die Übernahme tritt jedoch nur dann in Kraft, wenn das Amtsgericht Essen und die Gläubigerversammlung dem von Denkhaus erstellten Insolvenzplan zustimmen. Wenn sie das nicht tun, kommt der Verkauf nicht zustande. Denkhaus will den Insolvenzplan bis Ende April vorlegen. Die Gläubiger kommen am 28. Mai in der Messe Essen zusammen, um darüber abzustimmen.

Gespräch zwischen Investor und Giffey geplant

Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) will "sehr zeitnah" mit den möglichen neuen Eigentümern der insolventen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof über die Zukunft der Berliner Filialen sprechen. Das habe sie bereits mit den Investoren vereinbart, sagte Giffey am Mittwoch. "Unser Ziel ist es, die Warenhäuser als Anker in unseren Stadtzentren und Einkaufsstraßen erfolgreich weiterzuentwickeln und die Arbeitsplätze zu sichern", so die Senatorin weiter.

Gewerkschaft erwartet neue Investitionen

Verdi-Bundesvorstand Silke Zimmer sagte am Mittwoch: "Wir begrüßen, dass offensichtlich ein finanzstarker Investor gefunden wurde, der Galeria als Ganzes erhalten will und über Kompetenz im Einzelhandel verfügt, wenngleich unsere Erfahrungen in der Vergangenheit durchaus zwiespältig waren."

Die Gewerkschaft erwarte, dass die möglichen neuen Eigentümer in das Unternehmen investiere, die Standorte erhalte und für die Beschäftigten langfristig die Arbeitsplätze sichere, so Zimmer weiter. "Der neue Eigentümer sollte gemeinsam mit den Beschäftigten ein modernes Zukunftskonzept entwickeln und auf dem Weg bringen, das die Stärke der Warenhäuser ausspielt: ein breites Sortiment gepaart mit guter Beratung."

Der Gesamtbetriebsrat erklärte, "für eine konstruktive und arbeitsplatzsichernde Zusammenarbeit zur Verfügung" zu stehen. Es sei klar, dass es erneut zu harten Einschnitten kommen werde. "Aber es werden auch Tausende von Arbeitsplätzen erhalten bleiben", hieß es in einer Mitteilung.

Neun Filialen in der Region

Das Insolvenzverfahren war in der vergangenen Woche eröffnet worden. Galeria hatte Anfang Januar einen Insolvenzantrag gestellt. Es ist die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren. Der bislang zur Signa-Gruppe des Österreichers René Benko gehörende Konzern beschäftigt rund 12.800 Menschen. Durch eine weitere Reduzierung der Anzahl der Filialen dürften Stellen wegfallen. Wie viele das sein werden, ist noch offen.

Galeria betreibt in Berlin noch acht Warenhäuser, in Brandenburg eines in Potsdam.

Sendung: rbb24 Inforadio, 10.04.2023, 14 Uhr

10 Kommentare

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  1. 9.

    Fehlende Parkplätze sind nun wirklich nicht der Grund am Niedergang. So manches Karstadt-Haus hatte ein eigenes Parkhaus oder sogar Parkdeck auf dem Dach. War zur Bauzeit dieser Häuser, 60er/70er Jahre der letzte Schrei. Damals war Autofahren noch billig und neu. Heute geht in größeres Städten wie Berlin oder Hamburg der Trend eher in Richtung ÖPNV. Durch die Innenstadtlage sind diese Häuser auch hier bestens angebunden. Der Niedergang hat seine Gründe eher in geändertem Einkaufverhalten der Kunden sowie falscher Preis- und Sortimentspolitik der Kaufhäuser seit den 90er Jahren und Konkurrenz durch Internet und Shoppingcenter. Wobei letztere teilweise inzwischen die gleichen Probleme haben wie die klassischen Warenhäuser.

  2. 8.

    Klar! Internethandel!
    Wie "Altwestberlinerin" schon sagt... Probeliegen auf der Matratze... BHs anprobieren (davon kann ich, 61, ein langes Lied singen! Von zehn passt mir vielleicht EINER)... und: !Nähgarn! in genau der richtigen, gewünschten Farbe kaufen Sie auch im Internet? Ein Röllchen für Einsfuffzig plus 4,95 Versandkosten? Oder werfen Sie das defekte Kleidungsstück gleich in den Müll???
    Und so könnte ich ewig weiter aufzählen... seien es Socken, deren Qualität ich gerne per Hand prüfen möchte... ein neues Sektglas, weil eins kaputtgegangen ist... Karstadt HAT die. Und ich kann sogar noch Gutscheine und/oder Bonuspunkte nutzen.
    Und, übrigens: ein tolles Restaurant gibt's obendrein und eine Lebensmittelabteilung, die weit und breit ihresgleichen sucht.
    Vielleicht mal etwas weiter denken als bis zur eigenen Nasenspitze.
    Ach... und es gibt sogar Parkhäuser! Diese könnten zum Beispiel diejenigen nutzen, die hier ewig durch die Nebenstraßen kurven und die Luft verpesten!

  3. 7.

    Wie lange soll der tote Gaul Warenhaus denn nun noch geritten werden? In 3 bis 5 Jahren sind die neuen auch Pleite, weil die Zeit Kaufhaus einfach abgelaufen ist. Internethandel, fehlende Parkplätze, mangelndes Angebot, braucht kein Mensch mehr.

  4. 6.

    Wahrscheinlich gibt es Regionale Unterschiede. Hier im Potsdamer Karstadt sind wir wieder gegangen und haben ein kleines Fachgeschäft besucht, weil selbst nach längerer Wartezeit kein Verkaufspersonal erschien.
    Zur Adventszeit waren wir im Nürnberger Karstadt, dort genau das Gegenteil. Wir wurden Fachkundig und freundlich Beraten und Bedient.

  5. 5.

    Kann mich nur anschließen. Mit 18 habe ich eine zeitlang für Karstadt in Münster gearbeitet u.da legte man noch großen Wert auf eine gute Personalführung. Was ist daraus nur geworden?

  6. 4.

    Freut mich erst einmal grundsätzlich, aber mancherorts ist schon geschlossen. So in Bielefeld, wo das Karstadt Haus ein Kern der Fußgängerzone und Einkaufsstraße war, der ALLES unter einem Dach anbot. Jetzt rennste wieder von Pontius nach Pilatus, um Socken, Bettwäsche, Schulbedarf, Koffer, Matratzen, DOB, Badezusatz und Blutwurst zu kaufen! -_- ganz toll...
    Vor allem, weil die Fachgeschäfte an der Masken- und Impfpflicht gescheitert sind und schließen mussten (für diese Ka..e entschuldigt sich auch niemand!). Da war in und nach der Bevölkerungsaussperrung Karstadt der Lichtblick! Denn niemand liegt online auf der Matratze Probe, oder schickt dreimal den BH zurück weil er Falten wirft oder zwickt!
    Ich hoffe, in Berlin bleibt viel erhalten und die Vermieter mäßigen sich - Leerstand bringt nämlich GAR KEINE Einnahmen, im Vergleich zu abgesenkten Mieten!

  7. 3.

    Wenn sich Giffey der Sache annimmt das muss das ja laufen

  8. 2.

    Die Filialen werden/sind falsch geplant. Vor dem 2. Weltkrieg, war im Karstadt am Hermannplatz eine Kita intergriert. Unten war ein Schwimmbad. In oberen Etagen konnte man sagen, was man habe wollte und es wurde nach den Wünschen zusammengestellt. Frag die Verkäuferin von vor gestern und nimm die Ideen in die Filialen von morgen.

  9. 1.

    Wie auf dem Bild zu erkennen, kreist der Pleitegeier über dem Karstadt Gebäude.

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