Jüdisches Lichterfest - Sohn von Terror-Opfer entzündet vierte Chanukka-Kerze
Deutschland ist ein offenes und tolerantes Land - diese Botschaft erhofft sich das Jüdische Bildungszentrum Chabad von Europas größtem Chanukka-Leuchter, der derzeit vor dem Brandenburger Tor in Berlin steht. Am Dienstagsabend wurde die vierte Kerze entzündet.
Am Chanukka-Leuchter am Brandenburger Tor in Berlin leuchtet seit Dienstagabend die vierte Kerze. Sie soll an die Menschen erinnern, die am 19. Dezember Opfer des Terroranschlags am Breitscheidplatz wurden.
Israelische Familie war zu Kurzurlaub nach Berlin gereist
Entzündet wurde das Chanukka-Licht von dem Israeli Or Elyakim, dessen Mutter Dalia bei dem Anschlag ums Leben gekommen war. Sein Vater Rami liegt schwer verletzt in einem Berliner Krankenhaus. Das Ehepaar war zu einem Kurzurlaub nach Berlin gereist. An der feierlichen Zeremonie nahmen neben christlichen, muslimischen und jüdischen Vertretern auch Politiker wie Berlins Bürgermeisterin und Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Bündnis90/Die Grünen) teil.
Angesichts der Attacke an der Gedächtniskirche und weiterer Terroranschläge in Europa sei es von besonderer Bedeutung, "die Botschaft in die ganze Welt zu senden, dass Deutschland heute ein offenes und tolerantes Land ist", erklärte das Jüdische Bildungszentrum Chabad in Berlin.
Der zehn Meter hohe Leuchter vor dem Brandenburger Tor gilt als größter seiner Art in Europa. An jedem Tag wird eine weitere Kerze an dem achtarmigen Leuchter angezündet. Während des Chanukka-Festes, das in diesem Jahr mit dem Weihnachtsfest zusammenfällt, stehen auch in anderen Großstädten von jüdischen Gemeinden und Organisationen aufgestellte Leuchter. Traditionell werden Chanukka-Leuchter auch vor dem Weißen Haus in Washington, nahe dem Big Ben in London und auf dem Roten Platz in Moskau aufgestellt.
In Potsdam brennt erst eine von acht Kerzen
Auch in Brandenburgs Landeshauptstadt Potsdam stehen derzeit zwei Chanukka-Leuchter. Dort hat man sich allerdings dazu entschieden, das erste Licht erst am Dienstag zu entfachen, weil der Beginn des beweglichen Chanukka-Festes in diesem Jahr auf den 24. Dezember fiel.
Die erste Kerze wurde gemeinsam von Landtagspräsidentin Britta Stark (SPD) und Landesrabbiner Nachum Presman entzündet. "In den Zeiten, in denen wir leben, ist es wichtig, dass wir zusammenstehen, mehr Miteinander leben und anderen mit Freundlichkeit begegnen", sagte Stark. Weihnachten und Chanukka seien auch eine Erinnerung daran, "dass wir verbunden sind und gemeinsame Wurzeln haben", betonte Stark. "Uns verbindet, dass wir den Anderen achten wie uns selbst, dass wir Verantwortung übernehmen für eine friedliche Welt." Ein weiterer Chanukka-Leuchter steht vor dem Potsdamer Rathaus.