Mögliches Abwahlverfahren - Wie geht es mit dem Potsdamer Oberbürgermeister Schubert weiter?

Mo 13.05.24 | 16:23 Uhr | Von Felix Moniac
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Mike Schubert (r, SPD), Oberbürgermeister (OB) von Potsdam, unterhält sich am 10.10.2023 vor Beginn des Treffens "Kabinett vor Ort" in Potsdam. (Quelle: dpa-Bildfunk/Soeren Stache)
Bild: dpa-Bildfunk/Soeren Stache

Potsdams Stadtverordnete entscheiden über einen möglichen Abwahlantrag von Oberbürgermeister Mike Schubert. Das Verfahren hatten einige Stadtpolitiker gestartet - und es würde sich noch Wochen hinziehen. Von Felix Moniac

Seit Monaten steht der Oberbürgermeister der Brandenburger Landeshauptstadt Potsdam, Mike Schubert (SPD), in der Kritik. Er soll kostenlose VIP-Eintrittskarten zu Sportveranstaltungen für sich und seine Frau angenommen haben, obwohl die Teilnahme an diese Veranstaltungen teils privater Natur gewesen sein könnten.

Mittlerweile ermittelt auch die Staatsanwaltschaft Neuruppin wegen "Vorteilsnahme im Amt", der Vorwurf ist Teil des Korruptionsparagrafen. Der Oberbürgermeister selbst sagt, er sei nicht korrupt. Die Veranstaltungen habe er im Rahmen seiner Repräsentationspflichten wahrgenommen.

Das Ermittlungsverfahren werde Gelegenheit geben, die Anwürfe zu klären, sagte Schubert. Der SPD-Politiker sprach von "monatelangen und zum Teil anonymen Angriffen, die auch vor der Diskreditierung der Familie nicht haltmachten".

In politischen Kreisen in Potsdam wird mittlerweile aber über eine Abwahl Schuberts spekuliert. Abgeordnete der Stadtverordnetenversammlung (SVV) hatten bereits Anfang Mai das Verfahren zur Einleitung eines Bürgerbegehrens zur Abwahl Schuberts angestoßen. Möglicherweise ist es bereits bei der kommenden Stadtverordnetenversammlung am Mittwoch soweit, dass ein entsprechender Antrag gestellt wird. Die nötigen Unterschriften dazu werden gerade gesammelt.

Wie läuft ein (Ober-)Bürgermeisterabwahlverfahren in Brandenburg ab?

Eine solche Abwahl vor dem eigentlichen Ende der Amtszeit ist im brandenburgischen Kommunalwahlrecht [brandenburg.de] klar geregelt. Um einen Bürgermeister oder Oberbürgermeister abzuwählen, muss zunächst ein Bürgerbegehren durchgeführt werden.

Dieses Bürgerbegehren könnte man auch "Antrag auf Durchführung eines Bürgerentscheides" nennen – dadurch wird deutlicher, wie das Verfahren abläuft: Der Antrag ist im Falle der Stadt Potsdam genau dann gestellt, wenn mindestens die Hälfte der gewählten Vertreter der Bürgerinnen und Bürger den Antrag unterschreibt.

In Potsdam sind die gesetzlichen Vertreter die Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung. Die Hälfte von ihnen sind 29. Ob die 29 benötigten Unterschriften für die erste Stufe des Verfahren wirklich zusammenkommen, ist derzeit offen.

Sind genügend Unterschriften zusammengekommen, werden die Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung darüber informiert und es passiert erst einmal einen Monat lang nichts: Abkühlungsphase, mal drüber schlafen, Pro-und Contra-Argumente abwägen.

Verzicht auf Bürgerentscheid – oder nicht?

Nach einem Monat – es dürfen sogar bis zu drei Monate verstreichen – müssen dann mindestens zwei Drittel der gewählten Vertreter der Bürgerinnen und Bürger den Antrag unterschreiben. In Potsdam sind das 39 Mitglieder der SVV.

Falls das passiert, hat der Oberbürgermeister noch eine weitere Woche Zeit, um sich zu überlegen, ob er das so hinnimmt oder nicht. Falls ja, wäre er abgewählt. Falls nein, käme es zum Bürgerentscheid. Dann müsste eine Mehrheit, mindestens aber ein Viertel aller wahlberechtigten Potsdamerinnen und Potsdamer, für die Abwahl Schuberts stimmen, um ihn abzusetzen – wenn sie das denn wollten.

Bis zu einer möglichen Abwahl Schuberts vergeht also noch viel Zeit. Es sei denn, er träte selbst zurück.

Beitrag von Felix Moniac

8 Kommentare

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  1. 8.

    So ein Job möchte ich nicht machen, immerfort Sport- und andere Veranstaltungen beiwohnen und alles toll finden!

  2. 7.

    Schon mehrfach hier ausgeführt: Jeder einzelne kleine Beamte hat sofort ein Disziplinarverfahren am Hals, wenn er auch nur das kleinste Geschenk annimmt. Teilweise ist nicht mal ein kleiner Blumenstrauß oder eine Tafel Schoki als Dankeschön zulässig, um ja nicht auch den kleinsten Hauch einer potentiellen Bestechlichkeit aufkommen zu lassen. Warum soll da der Rathauschef anderen Regeln unterliegen, zumal logisch nicht erklärbar ist, warum man ihm teure VIP-Eintrittkarten zulassen kommen muss, falls er dort die Stadt repräsentiert. Wenn er dort tatsächlich Aufgaben übernommen haben sollte, dann braucht es keine Eintrittskarten, gleich gar nicht VIP. Dann gehört er quasi zum Veranstaltungsteam. Aber genau diese Feinfühligkeit ist viele3n Politikern verloren gegangen und damit machen sie die Politik angreifbar.

  3. 6.

    Was meinen Sie mit "da oben"? Wo soll das sein?

  4. 5.

    Vermutlich ist man heute schon korrupt wenn man einen Keks annimmt .

  5. 4.

    Wenn man da oben sitzt ist das beste der süße Honigtopf an dem man sich laben kann .
    Für wenn sollte sich die SPD einsetzen für die Arbeitnehmer, dass war einmal vor langer Zeit.

  6. 3.

    >"Nicht auffallen, immer Ja sagen und immer lächeln - dann klappt es auch mit der Wiederwahl."
    Anderen Falls käme auch von allen Seiten nur Gemeckere. Wie mans macht, man machts immer verkehrt. Weil sich immer nur die Kritiker melden. Die die in der Mehrheit eine aktuelle Politik überwiegend ausgewogen finden, sagen vor lauter Zufriedenheit ja nix. Das ist in Deutschland schon immer so. Gemeckert wird immer. Zufriedenheit findet keine Worte. Zufriedenheit heißt auch, mit Kompromissen zufrieden zu sein. Jeden einzelnen kann Politik nicht an die Hände nehmen. Dazu sind die Bedürfnisse, Vorstellungen und Lebensverhältnisse jedes Einzelnen zu unterschiedlich. Wir sind ja kein Kindergarten als Gesellschaft. Irgendwie kommts mir schon so vor.

  7. 2.

    Dabei, versucht doch der Potsdamer OB nur, es Allen Leuten recht zu machen und Nirgendwo anzuecken.
    Große Leistung und Neue Projekte, sind bei solch Politik des Durchschlängelns sowieso Nicht zu erwarten.
    Aber das kennen Wir ja in Brandenburg : Nicht auffallen, immer Ja sagen und immer lächeln - dann klappt es auch mit der Wiederwahl.

  8. 1.

    Angesichts der Mehrheitsverhältnisse in der Stadtverordnetenversammlung (SPD,Grüne, FDP und CDU verfügen zusammen über 31 Verordnete) ist ein erfolgreiches Bürgerbegehren gegen den amtierende OB faktisch ausgeschlossen.

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