Gefährliche Gedanken – der Wissenschafts-Talk mit Jörg Thadeusz -
Wer die Vergangenheit verstehen will, muss sich auch auf ihren Geruch einlassen.
Dora Goldsmith promoviert über Düfte im Alten Ägypten.
Anhand antiker Texte rekonstruiert sie altägyptische Duftstoffe, um einen sensorischen Zugang zur Rolle von Düften im Reich der Pharaonen zu finden und die Duftwelt des alten Ägyptens wieder auferstehen zu lassen.
Düfte spielten in Ägypten der Pharaonenzeit bis in die Spätantike eine große Rolle.
Ihre Bedeutung für die Gesellschaft war eine völlig andere, als wir es heute kennen. Für ihre Doktorarbeit beschreibt Dora Goldsmith erstmals die Bedeutung von Gerüchen für alle Bereiche der altägyptischen Gesellschaft. Dabei stößt sie immer wieder auf Überraschungen. So unterschieden die Ägypter nicht zwischen Duftstoffen und Nahrungsmitteln: Sie kauten gerne die Räuchermischung Kyphi, verwendeten Sellerieblätter als Blumenstrauß. Mumien wurden unter anderem mit Knoblauchzehen und Zwiebelringen parfümiert.
Auch die zeitgenössische Begeisterung für den strengen, medizinischen Geruch des stark duftenden Öls, das aus dem Holz des Kampferbaumes gewonnen wurde, überraschte Dora Goldsmith.
Tempel, Privathäuser, Straßen, Werkstätten –
viele Orte hatten einen ganz eigenen Geruch. Götterstatuen wurden gesalbt und einzelnen Göttern charakteristische Düfte zugeordnet.
Männer und Frauen, die es sich leisten konnten,
trugen duftende Perücken, sie räucherten ihre Kleidung und parfümierten sich. Auch "Deos" – Duftrezepturen gegen Schweißgeruch – kannte man schon. So waren die Menschen immer umgeben von regelrechten Duftwolken.
Während des Gesprächs mit Dora Goldsmith hatte Jörg Thadeusz Gelegenheit, an einigen der nachgebildeten altägyptischen Düfte zu schnuppern,
deren Rezeptur überliefert ist. Sein erster Eindruck: verstörend ...