Gefährliche Gedanken – der Wissenschafts-Talk mit Jörg Thadeusz -
Leben ist unter extremen Bedingungen möglich. Außerirdisches Leben könnte daher so ungewöhnlich sein, dass wir es gar nicht erkennen.
Eine der grundlegendsten Eigenschaften des Lebens ist, dass es sich an seine Umgebung anpassen kann.
Das ist sogar ein wesentlicher Bestandteil der Arbeitsdefinition der NASA:
"Leben ist ein sich selbst erhaltendes chemisches System, das zur darwinistischen Evolution fähig ist."
Und das mächtigste Werkzeug zur Anpassung, das jede Spezies einsetzt, ist die natürliche Selektion – der Mechanismus, durch den sich ihre genetischen Eigenschaften im Laufe der Zeit verändern.
Dementsprechend ist bei der Erforschung möglichen Lebens auf anderen Planeten die Forschung zum Ursprung des Lebens auf der Erde zentral. Unter welchen Bedingungen konnte Leben entstehen? Und in welchen extremen Umwelten existiert es hier auf der Erde? Sogenannte Extremophile finden sich zum Beipiel in der Tiefsee, in Wüsten, in der Antarktis oder in Vulkanen. Hier setzt die Astrobiologie an: Wie funktioniert Leben unter diesen extremen Bedingungen und welche Schlüsse lassen sich daraus ziehen? Denn die Erforschung des Sonnensystems hat ergeben, dass Wasser/Eis und Vulkanismus auch auf anderen Himmelskörpern vorhanden sind. Zum Beispiel auf dem Mars und auf verschiedenen Jupiter-Monden.
Die erste Lebensform, die auf unserem Planeten entstand – gemeinhin "LUCA" (Last Universal Common Ancestor) genannt – war eine einfache Mikrobe. Aber die Organismen, die ihr folgten, haben sich im Laufe von Milliarden von Jahren stark diversifiziert. Die Evolution ermöglicht es dem Leben, fast jeden Ort auf der Erde zu besiedeln, auch mehrere Kilometer unter der Erde und auf dem Grund der Ozeane, die den größten Teil der Erdoberfläche bedecken.
Die Anzahl der Lebensräume, ihre Komplexität und die Fähigkeit der Evolution, kreative Wege zu finden, um eine Umgebung bewohnbar zu machen, sind faszinierend. Dirk Schulze-Makuch, 59, ist Professor für Astrobiologie und "Planetare Habitabilität" an der TU Berlin und außerdem Präsident der Deutschen Astrobiologischen Gesellschaft. Der Schwerpunkt seiner Professur ist die Erforschung der Bedingungen zur Ermöglichung von Leben auf anderen Planeten.