Leonie Sontheimer, Journalistin und Umweltaktivistin - "Menschen, die leugnen, dass der Klimawandel menschengemacht ist, muss man in den Medien nicht mehr viel Raum geben"
Wir sprechen mit der Journalistin und Umweltaktivistin Leonie Sontheimer, die jüngst das Netzwerk "Klimajournalismus" mitgegründet hat.
rbbKultur: Frau Sontheimer, was wollen Sie mit dem Netzwerk Klimajournalismus erreichen? Wird in den Medien nicht genug bzw. nicht richtig berichtet?
Sontheimer: Wir befinden uns gerade noch in der Gründung und haben zu acht beschlossen, dass es gut wäre, einen größeren Bogen zu schlagen und zu schauen, ob noch mehr Leute Interesse haben, sich auszutauschen.
Denn das war bei uns die Zündung: Wir haben einfach gemerkt, wir fühlen uns in unseren einzelnen Redaktionen oder auch als freie Journalist*innen teilweise ein bisschen alleingelassen mit dem Thema und haben das Gefühl, es passiert zu wenig in den Medien, treffen dann aber in unserem Arbeitsalltag nicht auf andere Menschen, die dieses Gefühl auch haben. Deswegen war es uns wichtig, uns auszutauschen und zusammenzuschließen.
Natürlich gibt es jetzt – gerade in den letzten Monaten – in vielen Medien noch einmal einen neuen Schwung. Es gründen sich neue Ressorts, es gibt Sonderausgaben. Aber grundsätzlich geht da auf jeden Fall noch etwas.
rbbKultur: Wie wollen Sie denn bewirken, dass da vielleicht noch mehr geht? Wäre es ein Vorhaben, sich vielleicht auf die Boulevardpresse zu fokussieren, wenn in den anderen Medien doch schon relativ viel passiert?
Sontheimer: Wir haben als Netzwerk keine politische Agenda und haben nicht festgelegt, was wir erreichen wollen. Wir wollten uns erstmal zusammenfinden und gucken, welche Bedürfnisse von den einzelnen, die sich uns anschließen, da sind. Aber es ist natürlich denkbar, dass wir später sagen, dass es jetzt ein guter Ansatzpunkt wäre, noch einmal auf die Boulevardpresse zuzugehen, dort vielleicht Workshops anzubieten oder mit den Chefredakteur*innen zu sprechen und sie zu fragen, warum sie zum Thema Klima so wenig machen bzw. nur einseitig berichten.
rbbKultur: Wir Journalist*innen bemühen uns immer um Ausgewogenheit – das ist eine unserer Aufgaben. Glauben Sie, dass wir Klimaskeptiker*innen zu viel Raum gegeben haben?
Sontheimer: Ich denke, dass man Menschen, die leugnen, dass der Klimawandel menschengemacht ist, nicht mehr viel Raum geben muss. Das ist dann auch keine Skepsis mehr, sondern einfach eine Leugnung, weil die Faktenlage ganz klar ist.
Dass man gesagt hat, man muss ausgewogen berichten und noch jemanden hinzuziehen, der die gegenteilige Meinung vertritt, hat man in der Vergangenheit vermehrt gemacht. Das sollte man jetzt in Bezug darauf, ob der Klimawandel menschengemacht ist, nicht mehr tun.
Aber wenn man dann über die Konsequenzen und Maßnahmen, die nötig sind, nachdenkt, gibt es eine Vielfalt an Meinungen. Da ist es auch wichtig, ausgewogen zu berichten und verschiedene Menschen zu Wort kommen zu lassen.
rbbKultur: Sie sagen von sich selbst, dass Sie schon Umweltaktivistin waren, bevor Sie Journalistin wurden. Ist das eine Abgrenzung, die man treffen muss zwischen Aktivismus und Journalismus? Sehen Sie das als Problem?
Sontheimer: Ich trenne das. Wenn ich als Journalistin arbeite, bin ich keine Aktivistin. Da muss man einfach transparent mit umgehen und auch immer wieder darüber sprechen. Deswegen mache ich das so deutlich. Das steht natürlich nicht unter jedem Text, es wäre aber toll, wenn das möglich wäre, weil ich ja nicht darüber hinwegtäuschen möchte.
Für die anderen im Netzwerk gilt das aber nicht – sie sind Journalist*innen und nicht auch noch Umweltaktivist*innen. Da bin ich ein Sonderfall.
rbbKultur: Sie haben in einem Interview gesagt, dass auch ein Sportjournalist im Thema Klima drin sein muss. Auch in der Kultur, u.a. bei uns im Programm, spielt das Thema eine immer größere Rolle. Sehen Sie Handlungsspielräume, wo sich noch etwas ändern könnte?
Sontheimer: Ich schaue da immer so ein bisschen in die englischsprachigen Länder und habe das Gefühl, dass es da schon mehr kulturelle Beschäftigung auch mit der Klimakrise gibt. Ich warte so ein bisschen darauf, dass das in Deutschland auch passiert. Es gibt schon einige Autor*innen, Theaterstücke etc. – aber ich denke, das wird in den nächsten Jahren stärker werden.
rbbKultur: Ihr Netzwerk befindet sich noch in der Gründungsphase, bisher sind acht Menschen mit dabei. Was ist der nächste Schritt, das nächste Ziel des Netzwerks?
Sontheimer: Wir sind acht Menschen, die das Netzwerk gegründet haben. Mittlerweile haben sich aber schon über 350 Menschen für den Newsletter angemeldet. Wir treffen uns einmal im Monat, haben dann Input von Wissenschaftler*innen oder von Menschen, die etwas zur Klimakrise zu sagen haben. Danach tauschen wir uns aus.
Die nächsten Schritte werden sein, dass wir uns überlegen, wie wir es schaffen, weiter in die Branche einzuwirken und Menschen mit an Bord zu holen, so dass sich Journalist*innen besser informieren zur Klimakrise, um auch besser darüber berichten zu können.
Das Gespräch führte Susanne Papawassiliu, rbbKultur. Es handelt sich um eine redigierte Fassung.
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