Pergamonmuseum: Ischtar-Tor © Silke Hennig
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Auf Wiedersehen, Pergamonmuseum! - Das Ischtar-Tor

Das Pergamonmuseum ist der Publikumsmagnet auf der Museumsinsel, aber dringend sanierungsbedürftig. Ab dem 23.Oktober soll das Haus für mindestens drei Jahre komplett schließen. Die meisten Exponate der drei Museen, die es beherbergt - Museum für Islamische Kunst, Vorderasiatisches Museum und Antikensammlung - werden damit aus der Öffentlichkeit verschwinden. Bevor es so weit ist, haben wir Kenner:innen und Liebhaber:innen des Pergamonmuseums gebeten, uns ihre Lieblingsobjekte vorzustellen. Die Wahl des irakisch-deutschen Schriftstellers Najem Wali fiel sofort auf das Ischtar-Tor, eines der Highlights des Vorderasiatischen Museums.

Najem Wali, irakisch-deutscher Schriftsteller, vor dem Ischtar-Tor im Pergamonmuseum © Silke Hennig
Der Schriftsteller Najem Wali vor dem Ischtar-Tor im Pergamonmuseum | Bild: Silke Hennig

1956 im Südirak geboren, erfuhr Najem Wali schon in der Schule von den Taten des großen babylonischen Königs Nebukadnezar, der 605 vor Christus den Thron bestieg.

Merkwürdige Verbindungen

Zwei Mal eroberten Nebukadnezars Truppen Jerusalem. Die gefangenen Juden ließ er durch das Ischtar-Tor nach Babylon führen – in die Fron. Doch vor Ort waren von der Stadt und ihrer mächtigen Maueranlage nur noch Ruinen zu sehen, in denen Wali gelegentlich spazieren ging, als er seinen Militärdienst in einer nahegelegenen Kaserne leistete.

Dass das der Göttin Ischtar geweihte Stadttor seit 1930 im Berliner Pergamonmuseum zu sehen ist – ausgerechnet in dem Land, das ebenfalls Juden verfolgte, versklavte und ermordete – erschien dem studierten Germanisten eine "merkwürdige Verbindung".

Von Saddam Hussein kopiert

Wie das Ischtar-Tor, das von deutschen Archäologen ausgegraben in Einzelteilen in Hunderten von Kisten verschifft wurde, kam auch Najem Wali über Hamburg nach Deutschland. Als er es in Berlin das erste Mal sah, war er überwältigt von der großartigen Architektur und - als "Blau-Fan"- von der Farbe. Angesichts der charakteristischen, leuchtend blau glasierten Ziegel und der Tierfiguren-Reliefs stellte sich ihm die Frage danach, wie "echt" dieses Tor noch ist, angesichts der ergänzten Partien. Auch der irakische Diktator Saddam Hussein hatte das Tor schließlich rekonstruieren lassen: Nach dem Iran-Irak-Krieg wollte er sich damit in eine Reihe stellen mit dem babylonischen Herrscher Nebukadnezar und ließ jeden der Steine nunmehr mit seinem Namen versehen.

Trotz der Bedeutung, die das Ischtar-Tor für sein Heimatland hat - Najem Wali hat keinen Zweifel, dass es in Berlin nicht nur "überlebt" hat, sondern auch am richtigen Platz ist. Den Forderungen des Irak nach Restitution sollte man auf andere Weise entgegenkommen.

Silke Hennig, rbbKultur

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Auf Wiedersehen, Pergamonmuseum! - Letzter Blick: Attraktionen, die bald verschwinden

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