Weberplatz mit Wochenmarkt Potsdam; © imago-images.de/Jürgen Ritter
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rbbKultur-Reihe: Wochenmärkte zum Schwelgen - Der Floh- und Bauernmarkt auf dem Potsdamer Weberplatz

Miron Tenenberg war dort

Es ist ein warmer Tag an diesem Sonnabend in Potsdam. Inmitten der kleinen, niedrigen Häuser des Weberviertels liegt der dreieckige Weberplatz – und wie fast jeden Sonnabend ist heute Markttag. Entspannt schlendern die Menschen an den Ständen vorbei – auch ich habe es nicht eilig, denn heute geht’s mit meiner sechsjährigen Tochter für eine Runde über den Bauernmarkt.

Golda möchte unbedingt mal wieder ins Radio, prescht zu einem Stand vor und beginnt:

"Ich finde Gurken lecker. Salat und Paprika mag ich auch sehr gerne. Ich mag Kirschen - wenn das hier Kirschen sind. Kartoffeln und Blumenkohl mag ich auch und hier gibt es auch Blumen, die schmecken sicher auch sehr lecker!", zählt sie lachend auf.

Regionales Gemüse aus dem Familienbetrieb

Wir stehen am Stand von Holger Sader. Der Gärtner aus Frankfurt (Oder) hat, wie jeden Samstag seit zehn Jahren, seinen kleinen Stand aus Gemüsekisten aufgebaut. Den Weg nach Potsdam nimmt er gerne in Kauf: Er findet es hier einfach schön .

Sader bietet ein breites Sortiment an: Gurken, Tomaten und Ähnliches kommen von ihm, den Rest kauft er dann - möglichst regional - um Frankfurt (Oder) ein.

Heute steht seine Schwester mit am Stand - und was wieder zurückgebracht wird, kocht seine Mutter später zu Marmelade ein. So ist es halt im kleinen Familienbetrieb.

Viele alte Tomatensorten und duftende Kräuter

Golda will ein paar Stände weiter - zum Gärtnerhof "Wildes Gemüse". Sie riecht an einem Teesträußchen: "Das riecht einfach irgendwie lecker!"

Julia Kemna steht hinter ihrem Verkaufstisch, darauf Kräutertöpfe, eine grüne Kiste mit Wildkräutersalat und viele Pappschälchen mit kleinen bunten Tomaten. Unter dem Tisch liegt seelenruhig ihr Hund. Sie verkauft nur Sachen von ihrem eigenen Hof in der Ostprignitz. Sie achtet auf gutes Saatgut – für sie ein Kulturgut. Der Erhalt alter Sorten sei für sie sehr wichtig, betont Julia Kemna. Sie möchte ihren Kundinnen und Kunden zeigen, was es so alles gibt.

Dann beginnt sie, die verschiedenen samenfesten Tomatensorten aufzuzählen, die sie anbietet: Vesennij Michurinskij, Ruthje und Goldania, die so schön golden ist. Und passend zu ihrem Namen, findet Golda.

Kraken, Micky Maus - und noch mehr Tomaten

Weiter geht es! Eingelegtes, Schafskäse und echte Thüringer Würsten locken Golda nicht. Sie will lieber zum Stand mit den Kuscheltieren: Kraken, Spiderman und Micky Maus, Monster, Meerjungfrauen, Hunde und Schildkröten ...

Zu meiner Überraschung gehen wir einfach weiter. Mein Vaterherz springt höher. Jetzt würde ich gerne bei den Käsespezialitäten aus den Alpen anhalten, Golda aber nicht.

Der legendäre Tomatenstand der Schwestern Tietze aus dem Elbe-Elster-Kreis hat es ihr angetan. Knapp 20 Tomatensorten in allen Farben und Musterungen kommen hier aus eigenem Anbau. Golda darf zugreifen und entscheidet sich für die Sorte Caprese, die am Stielansatz noch etwas grün ist: "An sich ist sie sehr lecker, schmeckt gut!"

Auch Gärtnerin Katharina Tietze liebt ihre eigenen Tomaten. Sie wartet jedes Jahr darauf, sie wieder essen zu können, damit wieder Geschack kommt, erzählt sie lachend.

Nach einer Stunde hat Golda genug vom Einkaufen. Sie mopst sie sich noch eine Tomate von Katharina Tietze und flitzt rüber zum anderen Ende des Weberplatzes auf den kleinen Spielplatz neben der Friedrichskirche.

Miron Tenenberg, rbbKultur

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