Michael Buchholz vor einer Schale, Iran, 10./11. Jahrhundert, Ident.-Nr. I. 17/64 © Museum für Islamische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz | Foto: Valerie Schmidt
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Michael Buchholz vor einer Schale, Iran, 10./11. Jahrhundert, Ident.-Nr. I. 17/64 | Bild: Museum für Islamische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz | Foto: Valerie Schmidt Download (mp3, 6 MB)

"Jeden Tag im Museum" | Folge 5 - Aufsichten präsentieren ihre Lieblingswerke

Wohl kaum jemand verbringt so viel Zeit im Museum wie das Personal. Da liegt es nahe, dass der einen oder dem anderen einzelne Kunstwerke besonders ans Herz gewachsen sind. Für eine Sonderpräsentation der Staatlichen Museen haben 36 Museumsaufseherinnen und -aufseher ihr Lieblingsobjekt ausgewählt. In der letzten Folge unserer Reihe stellt Antje Bonhage Michael Buchholz vor, der als stellvertretender Aufsichtsleiter im Museum für Islamische Kunst arbeitet und dem es eine Schale aus der Sammlung ganz besonders angetan hat.

Eine Schale so groß wie eine Salatschüssel, eierschalenfarben, mit schlanken, dunkelbraunen Schriftzeichen auf dem Innenrand. Die Schale aus dem Iran des 11. Jahrhundert steht in einer Vitrine im Museum für Islamische Kunst und ist das Lieblingsstück von Michael Buchholz.

Eine Schale, schön in ihrer schlichten Gestaltung

Michael Buchholz: ""Mir gefällt daran die schlichte Gestaltung. Man hat auf die übliche Ornamentik, die Ikonografie verzichtet - man sieht es hier bei anderen Stücken, dass da wirklich jeder Winkel fast zugekleistert ist mit irgendwelchen Gestaltungselementen."

Wie Blumenmuster zum Beispiel oder komplizierte abstrakte Verzierungen in allen möglichen Farben.

Eine Zufallsentdeckung

Michael Buchholz: "Bei DER Schale steht die Schrift im Vordergrund: Eine klare, einfache Form mit einer sehr schönen kalligrafischen Ausführung."

Heute modern und für die damalige Zeit vor 1.000 Jahren fast mutig - findet Michael Buchholz die Gestaltung der Schale:

"Es gibt ja immer einen Zeitgeschmack, und wenn man von dem abweicht, ist es eine Art Revolution. Revolution ist vielleicht zu viel - aber man braucht einen gewissen Mut, um von den üblichen Formen, der üblichen Formsprache abzuweichen."

Was genau die Schriftzeichen besagen, weiß Michael Buchholz nicht. Nur, dass es sich um einen persischen Segensspruch handeln soll. Es ist die Gesamtästhetik der Schale, die ihm gefällt. Entdeckt hat er sie eher zufällig:

"Ich arbeite ja hier, und zwischendurch, wenn es nicht so voll ist, hat man auch mal die Möglichkeit, sich in den Vitrinen umzuschauen. Und da hat mich diese Schale sofort angesprochen."

Mehr Kontakt zu den Besucher:innen als zur Kunst

Angesprochen – wohl auch deshalb, weil er beruflich viele Jahre lang mit Schrift zu tun hatte. Er ist ausgebildeter Typograph und betrieb 15 Jahre lang eine Werbe- und Kommunikationsagentur. Nach einer Krankheit wechselte er vor drei Jahren in den Sicherheitsdienst für Museen. Zunächst war er im Alten Museum in der Antikensammlung im Einsatz, seit wenigen Monaten ist er nun hier im Pergamonmuseum, unter anderem im Museum für Islamische Kunst.

"Seine" Schale besucht er allerdings nur gelegentlich mal:

"Ich stehe relativ selten in einer Ausstellung, weil ich Oberaufsicht und stellvertretender Aufsichtsleiter bin, da hat man dann nicht so viel Kontakt dazu. Aber wenn ich hier durchlaufe, dann habe ich schon Zeit für einen Seitenblick auf die Schale. Die ist für mich das Highlight in diesem Raum."

Wenn viel los ist, müsse er sich in erster Linie um die Menschen kümmern , sagt Michael Buchholz:

"... oder sagen wir mal um die Menschen, die sich nicht so verhalten, wie wir das möchten. Das kommt ja auch immer wieder vor: dass Getränke mit in die Ausstellung genommen werden - und man weiß nie, was in so einer Flasche drin ist. Das kann Säure sein oder irgendwas anderes. Dass Jacken nicht so getragen werden, wie es die Nutzerordnung vorsieht, oder dass jemand auf einmal einen Schirm in der Hand hat oder einen Selfie-Stick. Da ändert sich dann gleich unser Blutdruck, wenn wir so etwas sehen."

Keine kunstfreien Lebensräume

Zum Glück fällt der aber auch schnell wieder ab. Spätestens zum Arbeitsende am Abend, wenn Michael Buchholz das Museum abschließt und einen letzten Gang durch die dann leeren Räume macht. Zuhause nimmt er sich dann erstmal Zeit für sein Hobby: In aller Ruhe betrachtet er Kunst – klassizistische Kunst:

"Da ich selber auch Kunstsammler für Antiquitäten bin, geht es zu Hause eigentlich gleich weiter. Da gibt es keinen kunstfreien Raum im Leben."

Antje Bonhage, rbbKultur

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