Die Debatte mit Carla Spangenberg, Tobias Haberl und Malcolm Ohanwe -
"Wer hat denn die Männer gekränkt? Das waren doch meist andere Männer und nicht die 'anstrengenden' Feministinnen." Malcolm Ohanwe
Traditionell geprägte Männer fühlen sich gekränkt und missverstanden, sind orientierungslos in einer sich wandelnden, zunehmend gleichberechtigten Welt – so eine These in Tobias Haberls Buch "Der gekränkte Mann".
Vielleicht aber schadet die sogenannte "toxische Männlichkeit" dem Mann sogar mehr als seinem Umfeld. Oder gibt es gute Gründe, an vermeintlich männlichen Eigenschaften festzuhalten?
Womöglich verwirft Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine das Bild des gefühlvollen, verletzlichen, selbstkritischen Mannes, das auf dem Vormarsch war. Weckt die Zeitenwende dieses Kriegs wieder Werte, die als überholt galten, wie Wehrhaftigkeit, Stärke oder Heldentum?

Tobias Haberl, geboren 1975 im Bayerischen Wald, ist Journalist und Autor. Seit 2005 ist er Redakteur des SZ Magazins. In seinem Buch „Der gekränkte Mann“ (Piper, 2022) setzt er sich mit der Frage auseinander, was es für Männer bedeutet, wenn das Männerbild, mit dem sie aufgewachsen sind, als überholt und toxisch gilt. Wie fühlt sich diese Kränkung an, wenn man weder Vorzeigefeminist noch ein „Typ von gestern“ ist?
"Der gekränkte Mann – Verteidigung eines Auslaufmodells"
Piper, 2022
Gebunden, 256 Seiten
22,00 Euro
Malcolm Ohanwe, geboren 1993 in München, ist Journalist, Moderator und Übersetzer. Seit 2018 spricht er in seinem Podcast „Kanackische Welle“ mit dem Journalisten Marcel Aburakia über Identität(en) im Einwanderungsland Deutschland. Er hat das Buch „Sei kein Mann“ des britischen Autors JJ Bola übersetzt, das davon handelt, inwiefern Männlichkeit nur eine Maske ist, die abzulegen einer Befreiung gleichkommen kann.
JJ Bola: "Sei kein Mann"
übersetzt von Malcolm Ohanwe
Hanserblau, 2020
Paperback, 160 Seiten
16,00 Euro
1 Kommentar
Sehr geehrte Damen und Herren,
Mein zweiter Gedanke ist, dass Gewalt unabhängig vom Geschlecht ist, dass nur die Formen varieren. Wenn mehr Frauen große Macht (= legitimes Gewaltmonopol) haben, werden sich auch ihre Verhaltensweisen ändern: PräsidentInnen werden mit "Sachzwängen" konfrontriert, treffen Entscheidungen, motivieren (d.h. Schreibtischtätigkeiten) usw, lassen kämpfen, d.h. die Körperkraft, die auch moderne Waffen voraussetzen ist unwichtig und das relativiert biologische Voraussetzungen. Deshalb: Frauen wie Männer müssen ihr Verhalten reflektieren und korrigieren können. Sie müssen die Fähigkeit haben, sich beraten zu lassen, Vorurteile und Fakten zu erkennen. Sie müssen auf Ping-Pong-Diagloge verzichten und diskursiv Gemeinsamkeiten herausarbeiten können. Nur wenn sie zu Persönlichkeiten reifen und Strukturen diesen Prozess fördern, wird aus meiner Sicht Friede möglich sein.
Ursula Lemke