Schülerin Lúcia Conzane hört mit einem Pinard-Rohr die Herztöne eines Ungeborenen ab © dpa/Franziska Gabbert
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Die Debatte mit Natascha Freundel, Maren Eißmann und Kirsten Kappert-Gonther - Wie bekommen wir unsere Kinder? - Hebammen am Limit

"Es ist grausam, triagieren zu müssen." Maren Eißmann

Jeder Mensch wird geboren, jede Gebärende sollte dabei so gut wie möglich begleitet werden. Geburtshilfe ist ein uraltes Handwerk. Das Hebammenwesen soll in die UNESCO Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen werden. Doch die Praxis der Geburtshilfe sieht in einigen deutschen Kliniken dramatisch aus. Oft müssen Hebammen im Kreißsaal drei Gebärende gleichzeitig betreuen. Zu häufig werden aus Geburten Operationen. Hebamme ist ein Traumberuf, der im deutschen Gesundheitswesen krank machen kann, so dass auch hier – wie überall in der Pflege - eklatanter Personalmangel herrscht. Die Berliner Hebamme Maren Eißmann, hat sich mit einem Hilferuf an uns gewandt. Die Grünen-Politikerin Kirsten Kappert-Gonther, derzeit amtierende Vorsitzende im Gesundheitsausschuss des Bundestags, erklärt, dass ein Kulturwandel notwendig und möglich ist.

Leute, klatscht nicht nur von den Balkonen! Kommt einfach raus, stampft auf und sagt: bitte, das gehört uns, wir sind hier die Gesellschaft. Und wir möchten, dass wir ordentlich behandelt werden, egal in welcher Situation. Es kommt immer so rüber, als wenn wir als Bittsteller kämen. Aber auch wir sind Teile der Gesellschaft. Wir bezahlen unsere Beiträge, wir zahlen Steuern. Also gehören nicht auch die Krankenhäuser uns allen? Und sollten wir nicht auch das diskutieren?

Maren Eißmann

Wir brauchen eine Geburtshilfe, die nicht von der Frage ausgeht: Was kann ein Krankenhaus zur Verfügung stellen? Sondern die davon ausgeht: Was brauchen die Frau, das Kind, die Familie, die Begleitpersonen, aber zuvörderst die Gebärende selber? Es wird ja oft so getan, als wäre das ein Frauenthema. Wir sind alle geboren worden. Geboren werden und Sterben sind die Themen, die uns alle angehen. Wenn wir das gemeinsam anerkennen, dann können wir auch sehen, dass wir natürlich die Finanzierung zur Verfügung stellen müssen, die dafür notwendig ist.

Kirsten Kappert-Gonther

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Maren Eißmann (© Gerhard Gäbler) und Kirsten Kappert-Gonther (© Thomas Trutschel)
Maren Eißmann und Kirsten Kappert-Gonther Bild: Gerhard Gäbler | Thomas Trutschel

Maren Eißmann, geboren 1966 in Jena, ist in Leipzig aufgewachsen. Schon in der 5. Klasse wusste sie, dass sie Hebamme werden möchte. 1996 schloss sie ihre Ausbildung zur Hebamme an der Berliner Charité ab und ist seitdem angestellte Hebamme in den Kreißsälen des Rudolf-Virchow-Krankenhauses Berlin, später Charité, und des Vivantes-Klinikums in Berlin-Friedrichshain. Zusätzlich betreut sie freiberuflich Schwangere, Wöchnerinnen, Neugeborene und Familien. Sie ist seit 1999 Mitglied des Berliner Hebammenverbandes und des Deutschen Hebammenverbandes. Zudem engagiert sie sich in der Berliner Krankenhausbewegung.

Dr. Kirsten Kappert-Gonther, geboren 1966 in Marburg, ist seit 2017 Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen und seit 2022 Stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Gesundheit. Sie ist zudem Berichterstatterin für die Themen seelische Gesundheit, Bioethik und Cannabispolitik. Sie hat Humanmedizin in Marburg studiert und war über 20 Jahre als Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie tätig, von 2005 bis 2017 in ihrer eigenen Praxis. Sie vertritt Bremen im Bundestag.

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Debatte mit Natascha Freundel & Gästen - Der Zweite Gedanke

Hier wird nicht nur debattiert, hier wird auch zusammen nachgedacht. Über alles, was unser Miteinander betrifft. Bildung, Digitalisierung, Demokratie, Einsamkeit, Freiheit, Klima, Kultur, Städtebau, Visionen - die Themen liegen in der Luft, nicht erst, aber besonders deutlich seit der Corona-Pandemie. Jede Folge widmet sich einer Frage unserer Zeit. rbbKultur-Redakteurin Natascha Freundel spricht jeweils mit zwei Gästen, die wissen, wovon sie reden. Philosophisch, aber nie abgehoben. Persönlich, aber nicht privat. Kritisch und konstruktiv. Hier soll es nicht knallen, sondern knistern. Immer auf der Suche nach dem zweiten, neuen Gedanken.

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