Die Debatte mit Natascha Freundel, Jörg Baberowski und Jurko Prochasko -
Russland wird erst verhandeln, wenn es muss." Jurko Prochasko.
Russlands Krieg gegen die Ukraine dauert schon über vier Monate an, ein Ende ist nicht abzusehen. Russlands Blitzkrieg-Strategie hat sich in einen zähen Zermürbungskrieg im Donbass verwandelt. Die NATO, die EU und auch Deutschland unterstützten die Ukraine immer mehr: die Ukraine ist Kandidat für einen EU-Beitritt geworden; Deutschland liefert nun auch einige schwere Waffen an die Ukraine; die schnelle Eingreiftruppe der NATO wird deutlich verstärkt und soll vor allem im Osten der Allianz eingesetzt werden; Finnland und Schweden werden wahrscheinlich NATO-Mitglieder. Haben Friedensverhandlungen schon verloren? Wird es Frieden nur geben, "wenn die Menschen lernen, zu vergessen, wenn sie aufhören, sich gegenseitig ihre Helden und nationalen Mythen vorzuhalten" (Jörg Baberowski)? Können die Ukrainerinnen und Ukrainer je vergessen, was ihnen gerade angetan wird? Der Germanist und Psychoanalytiker Jurko Prochasko und der Osteuropa-Historiker Jörg Baberowski denken gemeinsam nach.

Jörg Baberowski, geboren 1961 am Bodensee, ist seit 2002 Professor für Geschichte Osteuropas an der Humboldt-Universität zu Berlin. 2003 erschien von ihm "Der rote Terror. Die Geschichte des Stalinismus" (DVA/ BpB). Sein Buch „Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt“ (C.H. Beck 2012) wurde mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. In "Räume der Gewalt" (S. Fischer 2015) beschreibt er, warum die Abwesenheit von Gewalt Sehnsucht und Utopie bleiben muss. 2021 erschien von ihm "Der bedrohte Leviathan. Staat und Revolution in Russland" (Duncker & Humblot). Derzeit ist Baberowski Fellow der Siemens-Stiftung in München.
Jurko Prochasko, geboren 1970 im ostgalizischen Iwano-Frankiwsk, ist Germanist, Übersetzer, Essayist, Publizist und Ausstellungskurator. Er studierte Germanistik und Psychologie an der Universität Lemberg und absolvierte eine Ausbildung zum Gruppenanalytiker in Altaussee/Österreich. Er übersetzt aus dem Deutschen (Goethe, Kleist, Musil, Kafka), Polnischen (Wittlin, Kołakowski) und Jiddischen (Deborah Vogel). 2008 erhielt er den Österreichischen Staatspreis für literarische Übersetzung "Translatio". 2011/12 war er Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin, 2013 Stipendiat der Schweizer Stiftung Landis&Gyr, 2014/15 Visiting Fellow am Wiener Institut für die Wissenschaften vom Menschen. Prochasko ist Redaktionsmitglied der Kijywer Monatschrift "Krytyka", Mitglied des Ukrainischen Zentrums des Internationalen PEN-Clubs und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Jurko Prochasko lebt in Lemberg, wo er seit 1993 am Iwan-Franko-Institut der ukrainischen Akademie der Wissenschaften tätig ist. Er lehrt an der Iwan-Franko-Universität und dem von ihm 2010 mitbegründeten Psychoanalytischen Institut.
Kommentar
Bitte füllen Sie die Felder aus, um einen Kommentar zu verfassen.