Die Debatte mit Natascha Freundel, Bascha Mika und Vanessa Vu -
"Dieser Geist des Rassismus weht immer noch durch Deutschland." Bascha Mika
"Anzeichen von Bürgerkrieg in den Rostocker Unruhen" konstatierte der britische Guardian. Der russische Dissident Lew Kopelew warnte vor der Gefahr einer neuen SA oder SS. Der Dramatiker Heiner Müller schrieb, im Terror von Rostock zeige sich ein Angriff "der Armen gegen die Ärmsten": "Die Reaktion auf den Wirtschaftskrieg gegen das Wohnrecht ist der Krieg gegen die Wohnungslosen." Vor 30 Jahren attackierten Rechtsextreme und Sympathisanten das "Sonnenblumenhaus" in Rostock-Lichtenhagen: darin die überfüllte Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber des Landes Mecklenburg-Vorpommern und ein Wohnheim für ehemalige DDR-Vertragsarbeiter:innen aus Vietnam. Vier Nächte lang steigerte sich die Gewalt in einem offenbar rechtsfreien Raum. Erst in der fünften Nacht überwiegte das Polizeiaufgebot die Zahl der enthemmten Brandstifter. Nur durch Selbstverteidigung konnten sich die Vietnames:innen retten. Was hat der Pogrom von Rostock-Lichtenhagen mit unserer Gegenwart zu tun? Woran wird, bei allem Gedenken seit 30 Jahren, zu selten erinnert?

Bascha Mika, geboren 1954 bei Opole (Polen) und seit 1959 aufgewachsen in Aachen, lebt und arbeitet als Journalistin und Publizistin in Berlin. Bis 2020 war sie Chefredakteurin der Frankfurter Rundschau, der sie seitdem als Autorin verbunden ist. Zuvor war sie elf Jahre Chefredakteurin der "tageszeitung" (taz), wo sie zuvor als Redakteurin und Reporterin gearbeitet hat. Sie ist Honorarprofessorin an der Universität der Künste Berlin. 2014 erschien von ihr "Mutprobe. Frauen und das höllische Spiel mit dem Älterwerden";
2011 ihre Streitschrift "Die Feigheit der Frauen" (beide Bertelsmann); 1998 ihre kritische Biographie über Alice Schwarzer (Rowohlt). Im August 1992 hat sie aus Rostock-Lichtenhagen über die Anschläge für die taz berichtet.
Vanessa Vu, geboren 1991 in Eggenfelden, ist Redakteurin im Ressort X von "Zeit Online" und co-hostet seit 2018 den Podcast "Rice and Shine" für vietdeutsche Geschichten und Perspektiven. Als Tochter vietnamesischer Einwanderer wurde sie in einem Asylbewerberheim in Niederbayern geboren. Sie studierte Ethnologie, Internationales Recht und Südostasien-Studien an der LMU in München, Paris und London. Anschließend absolvierte sie die Deutsche Journalistenschule in München. Für ihre Arbeit wurde sie unter anderem mit dem Theodor-Wolff-Preis (2018) und dem Lessing-Preis für Kritik (2022) ausgezeichnet. Für den aktuellen Podcast "Rice and Shine" hat sie mit Opfern und anderen Zeitzeugen der Rostocker Anschläge gesprochen.
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