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Die Debatte mit Natascha Freundel, Mathias Greffrath und Volker Lilienthal - Öffentlich-rechtlich (1/4): Unser aller Rundfunk?

"Publikumsbeteiligung muss jetzt kommen, die Zeit ist überreif." Volker Lilienthal

"Ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk, über dessen Programm und Struktur, über dessen Transparenz und Diversität nicht auch leidenschaftlich debattiert wird, unterläuft seine eigene Rechtfertigung." (Carolin Emcke) Wir nehmen die Debatte auf und fragen: Was muss sich im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk ändern, damit er wirklich öffentlich-rechtlich ist: also dem Gemeinwohl dient, "als Medium und Faktor freier individueller und öffentlicher Meinungsbildung"? In der ersten von vier Folgen sprechen der Medienwissenschaftler Volker Lilienthal und der Journalist Mathias Greffrath über die Wahl der neuen Interims-Intendantin Kathrin Vernau, über Reformen der Kontrollgremien und die Teilhabe aller an öffentlich-rechtlichen Medien für alle.

Publikumsbeteiligung. Da bin ich dezidiert dafür, dass die jetzt endlich kommen muss durch gesetzliche Änderung. Neu ist diese Forderung nicht. Man sprach früher von einer Publikumsbank im Rundfunkrat. Also da sollten Politiker sitzen, auf einer Bank, Verbandsvertreter, vielleicht noch Experten und dann eine Bank für Publikumsvertreter. Ich glaube, die Zeit dafür ist überreif, weil die beitragszahlenden, die diese 8,4 Milliarden Euro pro Jahr für diesen öffentlich-rechtlichen Rundfunk aufbringen. Die müssen eine Gelegenheit haben, repräsentiert zu sein.

Volker Lilienthal

Die Welt sortiert sich neu. Und in diesem Zusammenhang ist es doch ganz wichtig, dass diese Gesellschaft nicht zerfällt in Meinungsblasen oder in irgendwelche populistischen Strömungen, die gegeneinander stehen, sondern dass es ein Forum gibt, einen Marktplatz, auf dem sich alle einfinden können, um miteinander zu reden. Es gibt keine journalistische Gruppe in diesem Land, die so gut abgesichert ist, die so viel verdient, die so gute, sichere Pensionen hat. Und dann gehen Sie mal auf die Redakteursversammlung und es kommen 10, 20, 25 Prozent. Das heißt, das Bewusstsein davon, dass hier eine Kostbarkeit zu verteidigen ist, das muss nicht nur eine Gesellschaft haben. Das müssen auch zunächst mal diejenigen haben, die es machen, und da wünsche ich mir wirklich mehr Aktivität.

Mathias Greffrath
Volker Lilienthal (© picture alliance/ dpa/ Christian Charisius) und Mathias Greffrath (© Gregor Baron)
Bild: picture alliance/ dpa/ Christian Charisius | Gregor Baron

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Volker Lilienthal, 1959 geboren in Minden/Westfalen, ist Inhaber der Rudolf-Augstein-Stiftungsprofessur für Praxis des Qualitätsjournalismus an der Universität Hamburg. Nach 20 Jahren als Medien-Fachjournalist bei epd medien in Frankfurt a. M. wechselte er 2009 in die universitäre Journalistenausbildung. Zuvor war er als Journalist mehrfach ausgezeichnet worden, u. a. für seine Enthüllung der ARD-Schleichwerbeaffäre rund um die Serie "Marienhof". Seit 2019 ist Lilienthal als unabhängiger Sachverständiger Mitglied im Verwaltungsrat des Deutschlandradios. Seine aktuellen Forschungsinteressen gelten den Medien der BILD-Gruppe und der digitalen Sicherheit bei der journalistischen Recherche.

Mathias Greffrath, 1945 geboren, hat in den Sechziger Jahren in Berlin Soziologie und Philosophie studiert, wo er auch heute als Autor und Journalist lebt. Er war Redakteur beim Sender Freies Berlin, bei der ZEIT und Chefredakteur der Ost-West-Wochenzeitung "Wochenpost". Seit fünfzehn Jahren schreibt er als freier Autor Artikel, Essays und Hörspiele, u.a. für die ZEIT, Theater heute, die taz und ARD-Hörfunkanstalten. In den letzten Jahren hat er sich mit der Geschichte der Aufklärung, den sozialen und kulturellen Auswirkungen von Globalisierung und Klimawandel, dem Menschenbild der Biowissenschaften und der Gehirnforschung beschäftigt. 2017 war er Herausgeber des Buches "Re: Das Kapital. Politische Ökonomie im 21. Jahrhundert" (Verlag Antje Kunstmann).

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1 Kommentar

  1. 1.

    Betrifft: Der zweite Gedanke - Unser aller Rundfunk? vom 8.9.22, 19:00 Uhr
    Ein nötiges, interessantes und konstruktives Gespräch mit vielen guten Gedanken. Aber eine grundsätzliche Frage insbesondere zum Fernsehen wird nicht berührt: Ist das aufgeblähte TV-System wirklich so noch tragbar? Die vielen Länderanstalten füllen ihr Programm nur zu einem Bruchteil mit regionalen Beiträgen, helfen sich weiter mit Wiederholungen oder mit Sendungen in der Art von "Die besten Hits aller Zeiten" und senden unverständlicherweise rund um die Uhr. Auch das Programm des Ersten ist verbesserungsbedürftig. Bedarf es z.B. dreier Krimis an einem Abend?
    Und die Grundfrage: Brauchen wir zwei Öffentlich-Rechtliche Anstalten?

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