Die Debatte mit Natascha Freundel, Daniel Fuhrhop und Theresa Keilhacker -
"Bestandsentwicklung vor Neubau!" Theresa Keilhacker
Wohnungssuche in Berlin oder einer anderen Großstadt? Glückssache! Geldfrage! Wohnraum ist ein Menschenrecht, das rar und teuer geworden ist. Die politische Antwort: bauen, bauen, bauen. 400.000 neue Wohnungen verspricht der Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung, und seit Juni 2023 greift eine neue Bauförderung des Bundes für Familien.
"Verbietet das Bauen!" fordert dagegen der Wohnwendeökonom Daniel Fuhrhop. Auch die Präsidentin der Architektenkammer Berlin, Theresa Keilhacker, setzt sich intensiv für eine nachhaltige Stadtentwicklung ein. Sie sagen: Gerade in der gegenwärtigen Baukrise liegen große Chancen für eine neue, ökosoziale Umbau- und Wohnkultur.

Daniel Fuhrhop, geboren 1967 in Paris und aufgewachsen in Wuppertal, ist Wirtschaftswissenschaftler, Autor und Berater. Er gehört zur Fachgruppe "Bauen, Wohnen, Habitat" der Scientists for Future. Er war fünfzehn Jahre Unternehmer und leitete den Stadtwandel Verlag. 2015 schrieb Fuhrhop die Streitschrift "Verbietet das Bauen!" (Neuauflage 2020), 2016 das Buch "Willkommensstadt" und 2018 den Ratgeber "Einfach anders wohnen" (alle oekom Verlag). 2021 kandidierte er (parteilos unterstützt von den Grünen) als Oberbürgermeister von Oldenburg und erreichte in der Stichwahl 46%. Er lebt seit 2022 in Potsdam. Ende Juli 2023 erscheint seine Dissertation "Der unsichtbare Wohnraum: Wohnsuffizienz als Antwort auf Wohnraummangel, Klimakrise und Einsamkeit" (Transcript Verlag, Open Access und Printfassung).
Theresa Keilhacker, 1964 in Oxford geboren, ist freischaffende Architektin und Präsidentin der Architektenkammer Berlin. Seit 1998 arbeitet sie in einer Bürogemeinschaft mit Boris Kazanski in Berlin. Sie war von 2005 bis 2013 Vorsitzende des Ausschusses Nachhaltiges Planen und Bauen der Architektenkammer Berlin, seit 2007 ist sie Mitglied im Rat für Stadtentwicklung. Von Mai 2013 bis April 2017 war sie als Vizepräsidentin die Architektenkammer Berlin unter anderem zuständig für Stadtentwicklung und Nachhaltiges Planen und Bauen. 2014 wurde sie in die Kommission für nachhaltiges Bauen (KNBau) am Umweltbundesamt berufen. Im März 2022 wurde Theresa Keilhacker von der Berliner Senatorin für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz, Bettina Jarasch, in den Klimaschutzrat Berlin berufen, im Juni 2022 in den Expert*innen-Rat des Climate Change Center (CCC).
2 Kommentare
Tolles Gespräch mit konkreten Vorschlägen für die Bauwende, danke dafür!
Das ist der alte Traum von (kommunistischer) Planwirtschaft, die im Gulag endet.
Tatsächlich ist ohne sozialistische Planung in den 20 Jahren nach dem Mauerfall in den großen Berliner Gartenstadtgebieten eine mindestens Verdreifachnung der Bewohnerdichte erfolgt. Jetzt ist offenbar eine Grenze erreicht. Nun kommen also sozialökologisch bemäntelte Zwangseinweisungen und die Propagierung einer Bunkerarchitektur, mit der genau bis zu den Granzabstandsflächen gebaut wird. Letztlich wird nur an Symptomen herungedoktort. Das Problem ist ein durch 30 Jahre falsche Wohnungs-, Bau- und andere Politik völlig aus dem Gleichgewicht geratener Wohnungsmarkt. Zu viele Menschen und zu wenig Wohnraum. Solange das nicht geändert wird, gehts weiter bergab. Das ist der Boden für phantastische Spekulation.
Ein Blick nach Polen zeigt wie es geht. Aus tiefster sozialistischer Wohnungsnot ist ein liquider Markt geworden, der jedem bezahlbares (nicht immer leicht) Wohneigentum verschafft.