Die Debatte mit Natascha Freundel, Nico Lange und Karolina Wigura -
"Wir gehen durch eine Katharsis." Karolina Wigura
Polen und Deutschland, Nachbarn in Europa, geprägt vom deutschen Vernichtungsfeldzug im Zweiten Weltkrieg, offiziell versöhnt nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, driften scheinbar immer weiter auseinander. Besonders seit Russlands umfassendem Überfall auf die Ukraine und besonders in der Verteidigungspolitik werden die Differenzen zwischen beiden Ländern deutlich: Während Polen plant, zur stärksten Militärmacht Europas zu werden, bleibt die "Zeitenwende"-Losung von Bundeskanzler Scholz mehr Theorie als gelebte Praxis.
Über die deutsch-polnischen Verhältnisse in der Verteidigungs- und Sicherheitspolitik denken die Ideenhistorikerin Prof. Karolina Wigura und der Sicherheitsexperte Nico Lange mit Moderatorin Natascha Freundel nach.

Nico Lange, geboren 1975 in Berlin, ist seit Juli 2022 Senior Fellow der Zeitenwende-Initiative bei der Münchner Sicherheitskonferenz. Zuvor leitete er von 2019 bis 2022 den Leitungsstab im Bundesministerium der Verteidigung und war 2018 bis 2019 stellvertretender Bundesgeschäftsführer der CDU mit gleichzeitiger Führung der Stabsstelle Strategische Planung und Internationale Politik. In der Konrad-Adenauer-Stiftung war er 2006 bis 2012 Chef des Auslandsbüros in der Ukraine (Kiew) und 2017 bis 2018 des Auslandsbüros in den USA (Washington D.C.). Er hat u.a. Politikwissenschaft in Greifswald studiert, forschte und lehrte mit einem Stipendium der Robert-Bosch-Stiftung an der Staatlichen Universität in St. Petersburg und war als Zeitsoldat der Bundeswehr u.a. in Bosnien-Herzegowina und im Kosovo im Einsatz.
Prof. Karolina Wigura, geboren 1980 in Warschau, ist Ideenhistorikerin, Soziologin und Journalistin sowie Mitglied des Verwaltungsrats der Stiftung Kultura Liberalna in Warschau und Senior Fellow des Zentrums Liberale Moderne (LibMod) in Berlin. Wigura studierte Sozialwissenschaften, Philosophie und Politikwissenschaften an den Universitäten München und Warschau. Ihre zentralen Themen sind politische Philosophie des 20. Jahrhunderts, Emotionen in der Politik und die Ethik der Erinnerung. Sie ist Autorin von "Wina narodów: przebaczenie jako strategia prowadzenia polityki" ("Die Schuld der Nationen: Vergebung als Strategie der Politik" – Józef-Tischner-Preis 2012) und "Wynalazek nowoczesnego serca. Filozoficzne źródła współczesnego myślenia o emocjach" ("Die Erfindung des modernen Herzens. Philosophische Quellen des zeitgenössischen Denkens über Emotionen" – Nominierung für den Tadeusz-Kotarbinski-Preis 2020). Ihre Texte veröffentlichte sie u.a. in The Guardian, The New York Times, Neue Zürcher Zeitung, Gazeta Wyborcza und anderen Zeitschriften. Ihr Buch (mit dem konservativen und katholischen Intellektuellen Tomasz Terlikowski) "Polka ateistka kontra Polak katolik" (Polin-Atheistin vs. Pole-Katholik) war 2022 ein Bestseller in Polen. Ende Oktober 2023 erscheint bei Suhrkamp ihr Essay (mit Jarosław Kuisz): "Posttraumatische Souveränität" über die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf Mittel- und Osteuropa.
Kommentar
Bitte füllen Sie die Felder aus, um einen Kommentar zu verfassen.