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Sein Leben und Werk haben bis heute nichts an Faszination verloren. Friedrich Hölderlin begann mit Hymnen voll poetischer Kraft und schrieb selbst nach schwersten Krisen Gedichte. Ein Hörspiel über den Dichter und sein Spätwerk.
Die späten Gedichte Friedrich Hölderlins galten lange als minderwertige Erzeugnisse eines geistig Umnachteten, den man in seinem Tübinger Turmzimmer besuchen konnte, damit er auf Bestellung ein Gedicht schrieb.
Über Hölderlins Erkrankung ist viel spekuliert worden. Verbürgt ist, dass seine Mutter ihn in die berühmt-berüchtigte Autenriethsche Klinik brachte, wo er sich über sieben Monate einer Behandlung mit einer Ledermaske unterziehen musste. Von da an schrieb Hölderlin nicht mehr wie zuvor. Doch er schrieb. Gedichte voller Klarheit und Einfachheit. Wie unter allen Umständen schreiben, auch nach schwersten Krisen?
Regisseurin Ulrike Haage verwebt Musik und die Texte von Friedrich Hölderlin und Ruth Johanna Benrath zu einem inneren Dialog. Das Damals verbindet sich mit einem heutigen Klang.
Von Ruth Johanna Benrath und Ulrike Haage
Mit Robert Stadlober, Veronika Bachfischer,Gerd Wameling
Komposition: Ulrike Haage
Regie: Ulrike Haage
Produktion: rbb/BR/Dlf 2020

Aussicht
Der offne Tag ist Menschen hell mit Bildern,
Wenn sich das Grün aus ebner Ferne zeiget,
Noch eh des Abends Licht zur Dämmerung sich neiget,
Und Schimmer sanft den Klang des Tages mildern.
Oft scheint die Innerheit der Welt umwölkt, verschlossen,
Des Menschen Sinn von Zweifeln voll, verdrossen,
Die prächtige Natur erheitert seine Tage
Und ferne steht des Zweifels dunkle Frage.
Mit Unterthänigkeit
Den 24. März 1671, Scardanelli