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Oder: Unser ist des heilgen Waldes Dunkel – Was, wenn die Seele nicht zurückkehrt? Ein Mann sitzt unschuldig in einem Thüringer DDR-Gefängnis und erlebt, wie seine Seele entfernt wird. Ein dokumentarisches Hörspiel über Entmenschlichung, Freundschaft und das Erinnern.
Das Radiostück basiert auf Gesprächen mit einem ehemaligen DDR-Häftling, der im Gefängnis einen schweren Schock mit darauffolgender Amnesie erlitt. Als vermeintlichem Republikflüchtling wurde ihm ein "Grenzproblem" übergestülpt, das nicht seins war. Und dann hat er eine Grenzerfahrung ganz anderer Art gemacht: Im Gefängnis sei die Seele aus ihm "rausgemacht" worden, sagt er. Und sie ist bis heute nicht heimgekehrt in ihr Gefäß. Er denkt sie sich dennoch gut aufgehoben – dort nämlich, wo ihr immer am wohlsten war: im Wald.
Als sein ältester Freund starb, beginnt der Häftling, der Autorin von seinem Leben zu erzählen. Sie wird auf die tiefe Verbundenheit aufmerksam, die beide zum Wald hatten. Ihr ganz eigener, in der Kindheit wurzelnder Mythos des Waldes wurde mit dem Tod des Freundes wieder lebendig. Und in gewisser Weise hat die Autorin das Erbe ihrer Freundschaft angetreten. So, wie sich einst das Gesicht des Einen vor dem Anderen hob, hebt sich nun das Gesicht ihrer Freundschaft vor ihr.
Von Susann Maria Hempel
Regie: Susann Maria Hempel
Komposition: Susann Maria Hempel
Produktion: rbb 2018
Mit freundlicher Unterstützung durch das Studio für elektroakustische Musik der Akademie der Künste Berlin
Auszeichnungen
Hörspiel des Monats November 2018
Hörspiel des Jahres 2018
Hörspielpreis der Kriegsblinden 2019