Hörspiel; © rbbKultur
Bild: picture-alliance / Sven Simon

Begleitend zur Ausstellung “MACHT RAUM GEWALT" in der Akademie der Künste - Der Speermann

Kaviar, Champagner, Gänseleberpastete – dank Rudolf Wolters fehlte es Albert Speer an nichts im Kriegsverbrechergefängnis in Berlin Spandau. Hörspiel über Planen und Bauen im Nationalsozialismus und ungebrochene Faschisten.

Ich weiß um die Leichen, die du im Keller hast. Ich kenne deine Tricks, Albert.

Rudolf Wolters

Deine Spandauer Zelle. Codewort Spanien, aber das brauchen wir ja jetzt nicht mehr. Du bist draußen, Onkel Alex, und im Hotel Spanien ist ein Zimmer frei, aber du solltest aufpassen. Ein Wort von mir …

Rudolf Wolters

Der Albert muss aufpassen, dass er nicht auch noch die Schuld der ganzen Menschheit auf sich nimmt. Sonst stielt er Jesus die Show.

Rudolf Wolters

"Was haben wir falsch gemacht?", fragte Albert Speer 1966 nach der Entlassung aus dem Kriegsverbrechergefängnis seinen engsten Mitarbeiter Rudolf Wolters, der ihm von 1934 bis 1945 bei allen Aufgaben zur Seite gestanden hatte. "Nichts", antwortete dieser. "Wir waren Hitlers Erzbaumeister und wir haben gebaut." In all den Jahren, die Speer in Spandau einsaß, war es Wolters, der dafür sorgte, dass die Aufzeichnungen Speers aus der Zelle geschmuggelt wurden und es dem Häftling Nr. 5 an nichts fehlte: Kaviar, Champagner, Gänseleberpastete, Dunhill-Pfeifen.

An einem Sommerabend des Jahres 1971 sitzt Rudolf Wolters in der Suite des Hotels Königshof, das er als Herberge für die Staatsgäste der Bonner Republik gebaut hat, und diktiert den letzten Brief an Albert Speer, der sich vom Nationalsozialismus losgesagt hat und nun als der "gute Nazi" in der westdeutschen Schickeria herumgereicht wird. Morgen wird Wolters dem Bundesarchiv in Koblenz neues Material vorlegen. Er fühlt sich und die „Bewegung“ von Speer verraten.

Der erfolgreiche Nachkriegsarchitekt Rudolf Wolters, der dem Nationalsozialismus immer treu geblieben ist, wurde nie juristisch belangt. Bei seiner Entnazifizierung wurde er nur als Mitläufer eingestuft. Eine junge Halbjüdin hatte für ihn ausgesagt. Sie war seine Geliebte.

Von Stephan Krass

Mit Matthias Brandt, Caroline Junghanns

Komposition: Steffen Schleiermacher
Regie: Ulrich Lampen
Produktion: SWR 2015

Rezensionen

AdK: MACHT RAUM GEWALT. Planen und Bauen im Nationalsozialismus © Tomas Fitzel
Tomas Fitzel

Akademie der Künste - "MACHT RAUM GEWALT. Planen und Bauen im Nationalsozialismus"

Fünf Jahre lang erforschte eine Unabhängige Historikerkommission, bestehend aus 28 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, im Auftrag des Bundesbauministeriums das Bauwesen im Nationalsozialismus in all seinen Facetten. Angefangen beim einfachen Siedlungsbau, über den Autobahnbau über die Planungen für die Umgestaltung Berlins und München mit Monumentalbauten bis zu dem ganzen Lagersystem. Am Dienstag wurde das Ergebnis vorgestellt: eine vierbändige Publikation, 1.300 Seiten schwer. Zugleich zeigt die Akademie der Künste am Pariser Platz eine Ausstellung zum Thema.

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