-
Gelesen von Christian Brückner
New York, 1966. Am Rande einer Tagung der „Gruppe 47“ hat sich der junge deutsche Dichter in ein Free-Jazz-Konzert von Albert Ayler verirrt. Er ist verstört, verwirrt, hat solch ein musikalisches Chaos noch nie gehört. Doch dann kommt er in all dem improvisierten Getöse ins Fantasieren. Er meint, die Todesschüsse auf Kennedy aus den Tönen heraus zu hören, das Maschinengewehrfeuer und den Bombenhagel des schmutzigen Krieges der Amerikaner in Vietnam.
Schlagartig wird ihm klar, was seinem Gedicht fehlt, das er mit zur Tagung gebracht hat: das Schräge, Wilde und Freche. Er muss an seine lyrischen Anfänge denken, an sein Gedicht „Letzte Meldung“, eine Totenklage, mit dem er im Radio debütierte und das ihn hoffen ließ, aus ihm könne ein richtiger Schriftsteller werden.