Walter Serner Preis 2022 © Thomas Ernst
Thomas Ernst
Bild: Thomas Ernst Download (mp3, 76 MB)

Live aus dem Literaturhaus Berlin - Verleihung Walter Serner Preis 2022

Der Walter-Serner-Preis, vergeben von rbbKultur und dem Literaturhaus Berlin, geht in diesem Jahr an Susanne Tägder für ihre Erzählung "Otis und Rose". Sie erhält ein Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro.

Am Mikrofon: Anne-Dore Krohn, Nadine Kreuzahler, Sonja Longolius, Jana Gelinek, Lucy Fricke (Gastjurorin 2022)

Für den Walter Serner Preis 2022 haben rbbKultur und das Literaturhaus Berlin Texte gesucht, die mit einem kritischen und satirischen Blick den Spielarten der Liebe unserer Gegenwart beizukommen versuchen und einen literarischen Blick auf Partnerschaftsmodelle unserer Zeit werfen - in all ihrer Vielfältigkeit. In "Die Tigerin", Serners einzigem Roman, schließen Henry Rilcer und Bichette Thaller einen Pakt: Um der Leere zu entkommen, beschließen sie, sich zu lieben - jedoch ohne sich dabei etwas "vorzumachen". Liebe ist bei ihnen "gemacht" und soll ein Konstrukt ohne störende Gefühlsausbrüche sein. Man kann Serners Roman als tief gesellschaftskritischen Blick auf eine Generation der Langeweile lesen, die nicht mehr an das Gute im Menschen glaubte.

Die Ausschreibung für den Walter Serner Preis 2022 war inspiriert von diesem Text. Sonja Longolius und Janika Gelinek vom Literaturhaus Berlin sowie Nadine Kreuzahler und Anne-Dore Krohn von rbbKultur berichten von den Einreichungen und der Entscheidung der Jury. Lucy Fricke, die diesjährige Gastjurorin, hält eine Laudatio. Und die Gewinner:in Susanne Tägder liest den Siegertext.

"Otis und Rose"

Was passiert, wenn zwei Fremde zusammen festsitzen? In "Otis und Rose" erzählt Susanne Tägder von einem Mann und einer Frau, die in einem Berliner Bahnhofsfahrstuhl steckenbleiben. Neun Stunden hängen sie fest und starren auf ihre Handybildschirme. Aber nur am Anfang – denn dann, auf engstem Raum, findet eine Annäherung statt, zwischen zwei Menschen, die zunächst nicht viel von sich preisgeben möchten.

"Otis und Rose" hat die Jury überzeugt, weil Susanne Tägder eine poetische und humorvolle Liebesgeschichte der Gegenwart gelungen ist. Auf wenigen Seiten entfaltet sie die "Neun-Stunden-Beziehung" von zwei Menschen, deren Biografien sich zufällig kreuzen.

"Ist fast schön hier", sagt Rose irgendwann, und die versiffte Kabine zwischen Ebene Minus Eins und Ebene Null wird zum Schauplatz von etwas, das ein Anfang sein könnte.

Über die Autorin

Susanne Tägder wurde 1968 in Heidelberg geboren. Nach dem Studium in Deutschland und den USA arbeitete sie als Richterin und lebt heute mit ihrer Familie in Rüschlikon bei Zürich. Sie veröffentlicht Kurzprosa und Essays, ist Preisträgerin des 15. Harder Literaturpreises und hat 2022 für ihren ersten Roman eine Förderung des Kantons Zürich erhalten. Der Roman, ein literarischer Krimi, wird voraussichtlich im Frühjahr 2024 erscheinen.

Die Preisverleihung live auf rbbKultur

Der Preis wird am 5. Dezember 2022 um 19.00 Uhr im Literaturhaus Berlin verliehen. Die Veranstaltung wird live im Radio auf rbbKultur übertragen. Tickets für die Verleihung gibt es über der Homepage des Literaturhauses Berlin für 8 Euro, ermäßigt 5 Euro.

 

Mehr