Konzertkritik | Bushido - Die Rückkehr von Berlins Rap-König

Fr 22.03.24 | 08:29 Uhr
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21.03.2024, Berlin: Der Rapper Bushido steht während des Konzerts auf der Bühne.(Quelle:dpa/H.P.Albert)
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Audio: rbb24 Inforadio | 22.03.24 | Lennart Garbes | Bild: dpa/H.P.Albert Download (mp3, 4 MB)

Wenn es zuletzt um Bushido ging, dann um den Streit mit Arafat Abou-Chaker. Am Donnerstag war Bushido aus anderem Grund in Berlin: Zum Auftakt seiner angeblich letzten großen Tour. Es war ein triumphales Heimspiel in familiärem Kreis. Von Lennart Garbes

Eigentlich wäre es vollkommen verständlich, wenn Bushido und seine Fans sich erstmal wieder aneinander gewöhnen müssten. Acht Jahre ist es immerhin schon her, dass der in Tempelhof aufgewachsene Musiker das letzte Mal auf der Bühne stand. Inzwischen lebt Bushido nicht mal mehr in Berlin, sondern seit eineinhalb Jahren in Dubai mitsamt der Familie. Doch zum Fremdeln bleibt an diesem Abend keine Zeit. Schon vor dem ersten Song hallen die Bushido-Sprechchöre durch die ausverkaufte Arena am Ostbahnhof.

Der Sneaker-tragende Teil Berlins bereitet seinem verlorenen Sohn passend zum Tour-Namen "König für immer" einen royalen Empfang. Vom ersten Song an steht die Halle kopf, schwingt die Arme synchron von oben nach unten und singt aus vollen Hälsen jede Textzeile von "Wenn wir kommen" mit - als wäre es wieder 2004.

Wiedersehensfreude überall

Und auch Bushido legt in schwarzem T-Shirt und schwarzer Hose los, als wäre er nie weg gewesen. Begleitet wird er von seinem Label-Kollegen Animus und DJ Marvin. Um die drei stehen insgesamt vier riesige vertikale Videoscreens, auf denen wahlweise Musikvideo-Schnipsel laufen, oder Live-Aufnahmen aus der Arena. Denn das gesamte Konzert wird zusätzlich bei rtl+ gestreamt, verkündet Bushido, der zu Beginn des Konzerts kaum aus dem Grinsen herauskommt – zu groß ist die Wiedersehensfreude auf allen Seiten.

Als sich dann noch herausstellt, dass Alina, die sich freiwillig aus dem Publikum meldet, um anstelle von Bushido "Sonnenbank-Flavour" zu singen, auch bei dessen letztem Konzert 2016 im Huxleys auf der Bühne stand, wirkt es fast so, als ob hier für die Liveübertragung noch ein bisschen extra an der Sentimentalitätsschraube gedreht wurde. Aber auch Bushido scheint ehrlich überrascht über das Wiedersehen. Beim letzten Mal war Alina ja gerade mal 15 Jahre alt. Nach der gemeinsamen Gesangseinlage gibt es noch ein Selfie.

Dann geht es weiter, aber es bleibt auch immer noch genug Zeit zum Plaudern zwischen Hits wie "Von der Skyline zum Bordstein zurück" und "Alles wird gut". Mal geht es um die Heimat von DJ Marvin (Halle), mal um die verschiedenen Stadtteile; aus denen das Berliner Publikum kommt. Auch die verschiedenen Stationen der bevorstehenden Tour werden durchgesprochen, wahrscheinlich eher für die streamenden Zuschauer als für die Menschen in der Arena. Und dann geht es immer wieder darum, wie froh Bushido ist, wieder in Berlin zu sein, sogar mit seiner Familie.

Bushido sieht sich als geläuterter Familienmensch - Vier Kinder auf der Bühne

Im krassen Gegensatz zu seinen überharten, homophoben und frauenfeindlichen Gangster-Rap-Texten ist Bushido laut eigener Aussage seit dem Streit mit Ex-Geschäftspartner Arafat Abou-Chaker, durch den der Musiker und seine Familie ihre letzten Jahre in Berlin nur noch unter Polizeischutz verbringen konnten, zum geläuterten Familienmenschen geworden.

Da erscheint es dann auch gar nicht mehr so verwunderlich, dass Bushido nach zwei Stunden Konzert für den Telenovela-tauglichen Höhepunkt erst vier seiner insgesamt acht Kinder auf die Bühne holt und dann auch noch seine Frau Anna-Maria.

Die 14.000 Fans in der Arena machen aber auch für die Familienshow am Ende nochmal so richtig Lärm. Danach bedankt sich Bushido für die Treue des Publikums, auch in den harten Zeiten, bevor alle gemeinsam zum Karel-Gott-Alphaville-Cover "Für immer jung" emotionalisiert aus dem Abend schunkeln. Auch die Härtesten brauchen eben manchmal ein bisschen familiäre Wärme.

 

Sendung: rbb24 Inforadio, 22.03.24, 06:54 Uhr

15 Kommentare

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  1. 14.

    Nicht einen müden Euro würde ich für das aneinander Reihen von Schimpfwörter bezahlen.

  2. 13.

    Nur eine Frage, was musste man denn für den Eintritt zahlen?

  3. 12.

    Kunst kommt nach wie vor von " Können " ! Hier liegt das " Können " wohl eher im juristischen Bereich anstatt im musikalischen. Es erstaunt immer wieder, wie schnell sich Menschen mit so wenig begeistert abspeisen lassen, und dafür auch noch bezahlen.

  4. 10.

    Och nee, dis ist doch sowas von ausgelutschtem Drops. Gangsterrap? Gähn, schon längst vorbei!

  5. 9.

    Seltsam, dass du Gangstarap als "hirnverbrand" bezeichnest und im gleichen Satz selber eine Battle beginnen möchtest, um unterschiedliche Künstler in einen Wettbewerb zu setzen. Wer's braucht....

  6. 8.

    Wer geht denn zu so einem Klamauk. Das ist doch kein echter Hip-Hop.

  7. 7.

    Musikalisch gesehen schon. Bevor jemand Bushido kannte haben die Fanta 4 schon die Charts gestürmt. Wenn auch nicht mit Gangsterrap

  8. 6.

    Fanta4 sind zwar keine Könige, machen aber definitiv und seit Langem die besseren und intelligenteren Texte als diesen abgestumpften, hirnverbrannten "Gangstarap"

  9. 5.

    Ein absolut geiles Konzert!
    Einer der Höhepunkte in der letzten Zeit.
    Der nächste Höhepunkt wird das Konzert von Rammstein in Dresden sein,

  10. 4.

    Er ist auch kein Berliner. Er ist ein ganz normaler Brandenburger Rapper, wie du und ich.

  11. 3.

    Er ist keine Rap-König. Es gibt keine Rap-Könige

  12. 1.

    Er ist kein Rapkönig, es mag sein das er unter dem Label Aggro Berlin den Berliner Rap aus den Underground gebracht hat. Aber deswegen von Rapkönig zu sprechen ist gewagt. Rapkönig sind alle Mitglieder der Fanta 4

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