Fünf Euro als Anreiz - RKI verschickt Briefe mit Bargeld, um mehr Studienteilnehmer zu bekommen

Di 19.03.24 | 18:03 Uhr
Symbolbild: Ein Mensch geht durch den Eingang des Robert Koch-Instituts (RKI). (Quelle: dpa/Znidar)
Video: rbb24 Abendschau | 19.03.2024 | Vanessa Materla | Bild: dpa/Znidar

Wer dieser Tage Post mit einem Fünf-Euro-Schein darin erhält: Keine Sorge, das ist keine Betrugsmasche. Tatsächlich verschenkt das Robert-Koch-Institut derzeit Bargeld, um auf eine Studie aufmerksam zu machen. Der Bund der Steuerzahler kritisiert das.

  • Robert-Koch-Institut will für Studie insgesamt 180.000 Einladungen verschicken - alle mit einem Fünf-Euro-Schein
  • Bund der Steuerzahler kritisiert Vorgehen und fordert "detaillierte Erklärungen"
  • RKI begründet Maßnahme unter anderem mit Zeitaufwand der Studienteilnehmer

Das in Berlin ansässige Robert-Koch-Institut (RKI) verschickt derzeit Bargeld in Briefen, um Menschen zur Teilnahme an einer Studie zu bewegen. Wer an der Gesundheitsstudie teilnimmt, erhält erneut Geld. Der Bund der Steuerzahler (Bdst) kritisiert das Vorgehen und wirft dem RKI Steuerverschwendung vor.

Einladung vom RKI mit einem Fünf-Euro-Schein
Einladung vom RKI mit einem Fünf-Euro-Schein | Bild: RKI

Konkret will das RKI insgesamt 180.000 Einladungen in mehr als 300 Städten und Gemeinden verschicken, um die Studienreihe "Gesundheit in Deutschland" [rki.de] durchzuführen. In allen Einladungen wird ein Fünf-Euro-Schein stecken. Wer den mitgesendeten QR-Code nutzt, um an der Studie teilzunehmen, bekommt weitere zehn Euro, wer nichts tut, kann die fünf Euro behalten.

In Berlin und Brandenburg sollen 23.000 Menschen zur Teilnahme eingeladen werden. Das teilte das RKI dem rbb mit. Allein in der Region wird also Bargeld in Höhe von 115.000 Euro verschickt.

Die ersten Einladungen sind bereits raus. Derzeit sei unklar, wie viele Menschen sich schon registriert haben, hieß es. Bis Ende April will das RKI aber bundesweit 30.000 Panel-Teilnehmende ab einem Alter von 16 Jahren gewinnen.

Bund der Steuerzahler: "Detaillierte Erklärungen sind auf jeden Fall fällig"

Da das RKI ein Bundesinstitut ist und als zentrale Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung fungiert, kritisiert der Bund der Steuerzahler das Vorgehen. "Weil öffentliche Mittel fließen, sind auf jeden Fall detaillierte Erklärungen fällig – solange sollte die Umfrage gestoppt werden", sagte Bdst-Präsident Reiner Holznagel dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" [rnd.de].

Studienleiterin: "Das ist für uns gut angelegtes Geld"

Dagegen sagte die RKI-Studienleiterin Julika Loss am Dienstag dem rbb, dass die Teilnahme an solchen Studien nun einmal Zeit koste und dies berücksichtigt werden müsse. "Wir wissen, dass Zeit ein sehr kostbares Gut ist. Wir brauchen aber die Zeit dieser Menschen. Ich finde es deshalb ganz wichtig, dass wir eine Wertschätzung entgegenbringen", sagte sie der rbb24 Abendschau in Bezug auf das Geld.

Zudem betonte sie, dass es wichtig sei für die Studie, Stimmen aus einer möglichst breiten Schicht der Gesellschaft zu bekommen. Denn ohne Anreize sei zu erwarten, dass vor allem gesundheitsbewusste Menschen an der Gesundheitsbefragung teilnehmen werden. "Die Gesundheitsbewussten sind in der Regel aber auch gesünder. Das würde unsere Erkenntnisse verzerren. Durch Anreize schaffen wir es hingegen, mehr Menschen eine Stimme zu geben, die sonst an so einer Befragung eher nicht teilnehmen würden. Deshalb ist das für uns gut angelegtes Geld", so die Studienleiterin.

RKI: Anreize sind wichtig für höhere Teilnahmequoten

Zuvor hatte das RKI auf Nachfrage des rbb bereits darauf hingewiesen, dass die Maßnahme einen Anreiz schaffen soll, um möglichst viele Teilnehmende für die Studie zu bekommen. Der Einsatz von sogenannten Incentives (Anreize) sei ohnehin gängige Praxis in der Wissenschaft. "Eine Vielzahl von Studien und Literaturübersichten hat gezeigt, dass deren Einsatz eine insgesamt steigernde Wirkung auf die Teilnahmequoten von Befragungen hat", erklärte das RKI.

Demnach sind die Teilnahmequoten an Befragungsstudien seit Jahren rückläufig. Das Institut hat nach eigenen Angaben bereits einen "Pretest" zum Einsatz von Incentives bei Teilnehmenden durchgeführt. "Hier konnte - im Vergleich zur Nicht-Nutzung von Incentives - eine um 13 Prozentpunkte höhere Teilnahmequote erreicht werden", hieß es in einer Antwort an den rbb. Darunter seien auch Menschen, die sonst nur schwer für Befragungen gewonnen werden können.

Sendung: Fritz, 19.03.2024, 18:45 Uhr

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