Verwaltungsgericht Potsdam - Einreiseverbot gegen Rechtextremist Sellner gilt vorerst nicht

Mo 08.04.24 | 20:26 Uhr
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Der österreichische Rechtextremist Martin Sellner auf dem Weg zu einem Ball in der Wiener Hofburg. (Quelle: imago-images/Alex Halada)
Bild: imago-images/Alex Halada

Das von der Stadt Potsdam erwirkte bundesweite Einreiseverbot gegen den früheren Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, ist vorerst ausgesetzt.

Nachdem Sellner einen Eilantrag gegen das Verbot eingelegt hatte, erklärte das zuständige Verwaltungsgericht in Potsdam am Montag: "Wie in Eilverfahren - zur Abwendung vollendeter Tatsachen - üblich, ist der Antragsgegner vom Gericht gebeten worden, bis zur Entscheidung über den Eilantrag das Einreiseverbot nicht zu vollstrecken." Zuvor berichtete der "Tagesspiegel" [Bezahlinhalt].

Wann eine Entscheidung zum Eilantrag fallen werde, sei derzeit nicht absehbar - die Beteiligten hätten noch Gelegenheit zur Stellungnahme, sagte der Sprecher des Gerichts weiter.

Der Hintergrund des Falls ist, dass Sellner bei einem Treffen radikaler Rechter in einer Potsdamer Villa im November 2023 nach eigenen Angaben über sogenannte Remigration gesprochen hatte. Er versteht darunter, dass Menschen mit ausländischen Wurzeln massenhaft das Land verlassen müssen, auch Menschen mit deutschem Pass.

Das Medienhaus "Correctiv" hatte über das Treffen berichtet, an dem mehrere AfD-Mitglieder teilnahmen, aber auch Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion.

36 Kommentare

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  1. 35.

    Zitat: "... in Kleinkleckersdorf sollen mal 20 von 1000 Einwohnern gegen Rääächts demonstriert haben."

    Nun ja, bereits am ersten Demo-Wochenende (19.-21.01.) sind bundesweit mehr als eine Mio. Menschen für Demokratie und gegen Rechtsextremismus auf die Straße gegangen - und viele weitere Demos folgten. Daher ist Ihr Versuch der Lächerlichmachung dieses Bürgerengagements 'ne schwache Nummer, Erna. Dass Sellner durch die Berichterstattung nun bekannter als zuvor ist, mag stimmen. Nur ist diese "Popularität" in der breiten Masse doch nicht positiv, sondern neg. konnotiert. Solche Hassprediger jeglicher Couleur muss man auch mal an die Öffentlichkeit "zerren", um ihre Gefährlichkeit deutlich und ihnen ihre Umtriebe etwas schwerer zu machen.

  2. 34.

    Es ist doch Teil unseres Rechtssystems, dass man sich gegen bestimmte Entscheidungen wehren darf, z.B. über einen Eilantrag. Davon sind Personen wie Sellner nicht ausgeschlossen, ob einem das nun passen mag oder nicht.
    Ansonsten würden wir nicht in einem Rechtsstaat leben.

  3. 33.

    Wenn ein Bürgermeister Zeichen setzen will, dann muss er sich mehr Mühe geben und solche Politik machen, die Extremisten vertreiben statt sich ein rechtliches Eigentor zu schießen.
    Es muss auffallen: Die Formulierungen haben sich beim rbb und anderswo geändert: Deportationen, AfD Treffen, Geheimtreffen u.ä. wird nicht mehr verwendet.

  4. 32.

    Erscheint mir völlig unlogisch, dass Herr Sellner - selber Ausländer - nunmehr gegen eine konsequente Einzelregelung vorgeht, wie er sie sich doch spätestens bei einem Treffen Rechtsradikaler in Potsdamer erträumt hat. Dass die sog. Remigration ihn als Österreicher nun auch mal trifft - dumm gelaufen ;-)

  5. 31.

    Sie meinen die Menschen innerhalb Ihrer Blase? Der Großteil der Bevölkerung kann Sellners menschenverachtende Pläne ganz gut einordnen, wie zahlreiche Demonstrationen gezeigt haben. Wie gesagt, Ihr Verharmlosungsversuch ist sehr durchschaubar...

  6. 30.

    Ich muß niemanden beeindrucken!
    Die restlichen 99% verstehen von alleine, was und wie ich es meine.......

  7. 29.

    Man kauft sich nur ein Buch, wenn man mit dem Autor einer Meinung ist?

  8. 28.

    Es ist mir schleierhaft warum nicht im Vorfeld so korrekt gearbeitet wird das solche Dinge nicht passieren. Da wurde dem Protagonisten ein Bärendienst geleistet und der Bock wurde zum Gärtner . Da wird sich jetzt die Meute drauf stürzen und sich schonungslos über das deutsche Rechtssystem lustig machen.

  9. 27.

    Hoffnung ist der Strohhalm der Unwissenden. Hier geht es um die Anordnung der sofortigen Vollziehung des Einreiseverbots. Dieses bezieht sich auf eine Entscheidung des präventiv wirkenden Polizeirechts.

    Die Folge wird eine anhaltenden Außervollzugsetzung bis zur Ausschöpfung des Instanzenzugs sein. Alles andere ist in der EU überhaupt nicht möglich. Auch ohne dem Vorliegen einer Verurteilung oder Anklage können Nichtdeutscheinkl. EU-Bürger zum Verlassen binnen einen Monats aufgefordert werden und die Einreise verhindert. Die Ironie hierbei ist das im Fall Sellner offen die Rechtsmittel angewendet werden, welche auch bei jedem anderen Ausländer angewendet werden können. Ohne das dafür irgend etwas gesetzlich geändert werden oder eine Straftat vorliegen muss.

  10. 26.

    Nun geht es hier in erster Linie um Rechtsfragen. Das VG hat das Einreiseverbot begründet. Jetzt muss diese Begründung überprüft werden. Solange wird der Vollzug ausgesetzt. Das ist alles. Nach meiner Meinung sind die Äußerungen und Publikationen von der Meinungsfreiheit in der EU gedeckt. Daher ist die Schweiz auch keine Orientierung

  11. 25.

    Hoffentlich, noch mehr Neonazis brauchen wir hier nicht und ein Österreicher, der ganz Europa ins Verderben gestürzt hat, reicht bis in alle Ewigkeit.

  12. 24.

    Ja,da kann er gleich mit gutem Beispiel voran gehen und bitte außerhalb Deutschlands bleiben. Verfassungsfeindliche Gedanken brauchen wir hier von diesem Österreicher (= Ausländer) nicht.

  13. 23.

    Miezbert in Kleinkleckersdorf sollen mal 20 von 1000 Einwohnern gegen Rääächts demonstriert haben.

    Unsere Politiker und Medien merken offensichtlich nicht, wie sie unbekannte und völlig unwichtige Zeitgenossen plötzlich zu Ruhm verhelfen und ganz nebenbei den Buchverkauf dieser auch noch ankurbeln. Wer kannte vor Januar Sellner und wer hat von ihm bis dahin ein Buch gekauft? Selbst in der Schweiz sind nach der "Glanztat" die Buchverkäufe in die Höhe geschnellt. Übrigens gilt dort das Verbot nur für ein Kanton.

  14. 22.

    Ja gute Frage! Es geht um einen Speziellen, über die Gewöhnlichen wird die Innenministerin heute berichten und da werden wohl ein paar Rosabebrillte zum Optiker müssen.

  15. 21.

    In der Schweiz betraf es einen einzelnen Kanton und so weit mir bekannt ist, klagt Sellner auch dort, zumal die Begründung doch schon sehr seltsam war, da sie keineswegs gegen ihn selbst gerichtet war. Man befürchtete Ausschreitungen der Gegenseite wegen seiner Anwesenheit. Ein landesweites Einreiseverbot gibt es in der Schweiz nicht.

  16. 20.

    Ihre Hoffnung wird mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht erfüllt werden, denn für den Entzug der Freizügigkeit innerhalb der EU sind sehr hohe Hürden gesetzt. Es ist keineswegs so, dass eine Klage dagegen automatisch zum Aussetzen des Verbots führt. Bei einer eindeutig vorhandenen Gefährdung, die klar begründet und bewiesen sein muss, bleibt das Verbot trotzdem aufrecht. Hat die Klage aber eine Aussicht auf Erfolg, muss das Gericht das Verbot aussetzen, um die Rechte des Klägers nicht zu verletzen. Eine Eilentscheidung ist noch kein Urteil, aber ein Hinweis darauf, dass Begründung und Beweislage keineswegs wasserdicht sind. Der Potsdamer OB Schubert wollte mal wieder "ein Zeichen setzen" und wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit eine fette Klatsche holen, aber er hatte seine fünf Minuten Ruhm.
    Um eine Demokratie, die einen Sellner nicht aushält und ihn widerlegen kann, mache ich mir tatsächlich Sorgen.

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