Steigende Corona-Zahlen - Berliner Kassenärzte fordern Rückkehr zur telefonischen Krankschreibung

Mo 20.11.23 | 06:08 Uhr
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Symbolbild: Eine Frau putzt sich am 29.07.2016 in Berlin im Bett die Nase. (Quelle: Picture Alliance/Maurizio Gambarini)
Video: rbb24 Abendschau | 20.11.2023 | Anja Herr | Bild: Picture Alliance/Maurizio Gambarini

Aktuell müssen Patienten zum Hausarzt, wenn sie sich krankschreiben lassen wollen. Ein schwieriges Unterfangen angesichts wieder steigender Corona-Zahlen. Berlins Kassenärzte fordern ein Umdenken - doch das lässt auf sich warten.

Angesichts steigender Corona-Zahlen in Berlin fordert die Kassenärztliche Vereinigung der Hauptstadt (KV Berlin) die Rückkehr zur telefonischen Krankmeldung.

Seit April müssen bundesweit Patienten wieder persönlich in ihrer jeweiligen Hausarztpraxis erscheinen, um eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung zu bekommen. Während der Corona-Pandemie war das auch per Telefon möglich, um so die Infektionen in Praxen zu vermeiden.

Entscheidung fällt erst in ein paar Wochen

"Die Infekte haben in den letzten Wochen deutlich zugenommen, die Praxen haben jetzt auch deutlich mehr zu tun als noch vor ein paar Wochen", sagte Burkhard Ruppert, Vorstandsvorsitzender der KV Berlin, der rbb24 Abendschau. Deshalb sei die sofortige Rückkehr zur Telefon-Regelung sinnvoll - "und nicht erst in vielen Wochen", so Ruppert.

Vom Bundesgesundheitsministerium, das letztlich darüber entscheiden muss, hieß es dazu auf rbb-Anfrage, man werde sich im Dezember damit beschäftigen. Wörtlich teilte das Bundesministerium mit: "Der gesetzliche Auftrag zur Einführung dauerhafter Regelungen für die telefonische Feststellung von Arbeitsunfähigkeit bei Erkrankungen, die keine schwere Symptomatik vorweisen, wird vom Gemeinsamen Bundesausschuss mit dem Ziel einer Beschlussfassung noch im Dezember 2023 bearbeitet."

Zuletzt 1.000 neue Fälle pro Woche

Seit Mitte Oktober steigen die im Labor nachgewiesenen Corona-Infektionen in Berlin deutlich an, wie das Landesamt für Gesundheit (Lageso) vor Kurzem mitteilte. Vom 30. Oktober bis 5. November gab es gut 1.000 Nachweise, in der Woche darauf waren es 1.146 Fälle mehr, wie die Internetseite des Lageso [berlin.de] zeigt. Insgesamt mache Covid-19 weiterhin den Großteil (88 Prozent) der ans Lageso gemeldeten Krankheitsfälle aus, so die Behörde.

Fachleute hatten erwartet, dass sich in der kühleren Jahreszeit wieder mehr Menschen infizieren. Mittlerweile werden allerdings meist nur schwerer erkrankte Menschen getestet, daher ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Gleichzeitig ist die Lage aber auch nicht mehr mit den Pandemie-Zeiten vergleichbar, weil die Bevölkerung inzwischen eine breite Immunität durch Impfungen und Infektionen aufgebaut hat.

Sendung: rbb24 Abendschau, 20.11.2023, 19:30 Uhr

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53 Kommentare

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  1. 53.

    Meines (Halb)wissens gab es früher eine gesetzliche Trennung zwischen Arbeitern und Angestellten, wonach Arbeiter dazu verpflichtet werden konnten vom ersten Tag eine Krankschreibung vorweisen zu müssen. Zusätzlich waren sie in den AOKs pflichtversichert. Angestellte hatten 3 Tage Zeit bis sie zum Arzt gehen mußten. Um 1980 wurde diese Ungleichbehandlung beendet. Bei älteren Angestellten stand das aber auch meist im Arbeitsvertrag, so daß diese immer noch 3 Tage hatten, während den neuen Angestellten, wegen der neuen Rechtslage, dieses Privileg nicht mehr gewährt wird.

  2. 52.

    ...hab ich es richtig vernommen?
    ...der Test zeigt Corona an, habe aber keine Symptome und muss dann arbeiten gehen?....Wahnsinn!!...Leute!!...

    ...puh, ungeimpft und glücklich

  3. 50.

    Antwort auf "Zobel Wendland" vom Montag, 20.11.2023 | 16:33 Uhr
    "Aber anrufen ,Selbstdiagnose, 40 Fieber,Schützelfrost,sehr schwach mindestens 14 Tage..." Sie haben schon recht...ein bisschen, es gibt bestimmt einige, die das ausgenutzt haben.
    Andererseits verstehe ich Menschen, die bei einem grippalen Infekt so brach liegen, dass sie sich nicht aus dem Haus schleppen mögen. Und: es gibt ja auch Erkrankungen, bei denen man sich z. B. nicht zu weit vom WC weg bewegen sollte oder wenn man starke Schmerzen hat, Dafür gab es ja mal die Regelung, erst ab dem 4. Krankheitstag eine AU bringen zu müssen, das haben wohl viele AG abgeschafft, eben weil es so ausgenutzt wurde.

  4. 49.

    Sehr witzige Idee von der KV. Haben die schon mal versucht, den Hausarzt telefonisch zu erreichen? Meiner sagt immer:
    „Sehr geehrte Patienten, wegen erhöhtem Patientenaufkommen können wir z.Z. leider nicht an das Telefon gehen, versuchen sie es später noch einmal!“

  5. 48.

    Ja, viele Ärzte fassen ihre kranken Patienten schon lange nicht mehr an. Alles auf Abstand. (Hab ich sogar mal beim Hausbesuchsdienst erlebt!) Die liebsten Patienten sind ihnen die gesunden, die zum Impfen und zur Vorsorgeuntersuchung kommen.

  6. 47.

    Was dagegen spricht? Die meisten Ärzte wollen dich mit diesen Symptomen nicht in ihrer Praxis haben. Auch irgendwie verständlich

  7. 46.

    Ceteris Paribus und wer vergleicht was? woher kam die ungewöhnlich hohe Übersterblichkeit gegen Ende der offiziellen Coronazeit in Deutschland. Nein, am Impfen lags nicht, dazu waren die Impfquoten in Westeuropa zu ähnlich. Wenn der Rettungsdienst nach einer Unfallserie Eingestellt würde, käme dann auch keiner mehr dadurch zu Schaden, wenn man die weiteren Folgen davon ausblendet. Was am Anfang der Pandemie richtig war, muß zumindest für Winter20/21 bis 22/23 doch aufgearbeitet werden.

  8. 45.

    Da sind die Ärzte, auch wenn man persönlich erscheint sehr unterschiedlich, der eine schickt dich mit 38 Grad ohne oder mit 2 Tage Krankschreibung wieder weg, der Andere gibt Anweisung gleich eine für 2 Wochen Auszudrucken manchmal mit "individuellen" Medikamentenwünschen und unterschreibt die dann im Vorbeigehen. Bei den speziellen Kunden sind diese bekannt.

  9. 44.

    Danke für den Hinweis.
    Ich wäre diesbezüglich für einen Pool, in dem man Apotheken (ob Online- oder traditionelle) aufgelistet findet, und bei denen die jeweils beste bez. Nähe oder Lieferfrist und Verfügbarkeit des jeweiligen Medikamentes automatisch ausgewählt oder bei gleichen Konditionen per Zufall ausgewählt wird.
    Zuhause bleiben, sich schonen... SO sollte Gesundwerden aussehen.

  10. 43.

    Haben wir alles schon ausführlich mal diskutiert. Das Problem dabei ist, daß es bei jedem Vergleich immer heißt, daß man es nicht mir Deutschland vergleichen kann. Auf der anderen Seite wird aber immer betont, daß D sehr gut durch die Pandemie gekommen ist, was man aber nur aussagen kann, wenn man mit anderen vergleicht (da ansonsten der Maßstab für die Aussage sehr gut nicht definiert ist). Das alles würde eine detaillierterte Aufarbeitung der Zeit und der Maßnahmen erfordern, die bräuchte aber auch Daten aus D, welche oft gar nicht erhoben wurden - momentan sehe ich aber überhaupt nicht den Willen wenigstens den Versuch einer objektiven Aufarbeitung in D zu machen und daraus zu lernen.

  11. 42.

    Singapur: 1900 C-19-Tote seit 2020:
    https://www.worldometers.info/coronavirus/country/singapore/
    Berlin: 5900 C-19-Tote seit 2020:
    https://www.berlin.de/lageso/gesundheit/infektionskrankheiten/corona/tabelle-indikatoren-gesamtuebersicht/
    (Einwohner: Singapur:5,7 Mio // Berlin: 3,7 Mio)
    Und wie man beim Vergleich Deutschland versus Singapur sehen kann (aber auch im Vergleich z.B. mit Norwegen Finnland,Japan) dass man mit viel weniger Maßnahmen und zugleich einer anderen Strategie (nämlich frühzeitige Eindämmung statt flatten-the-curve) nicht nur weniger Tote gehabt hätte, sondern auch weniger Maßnahmen:

    https://ourworldindata.org/explorers/coronavirus-data-explorer?facet=metric&uniformYAxis=0&country=DEU~SGP&hideControls=true&Metric=Stringency+index&Interval=7-day+rolling+average&Relative+to+Population=true&Color+by+test+positivity=false

  12. 41.

    "So gehört es sich, dass man als Erkältungskranker zumindest dann auch ne FFP2 Maske in der Arztpraxis aufsetzt, wenn man denn überhaupt eingelassen wird." Das ist die 'Variante Südostasien', man trage einen Mundschutz beim Verlassen des Hauses, wenn man einen Infekt hat, um andere nicht mit durch verteilte Tröpfchen anzustecken - das ist nicht nur spezifisch für Coronaviren, sondern auch für andere Infekte, die man nicht in der Gegend verteilen will.

  13. 40.

    " Ich bin jetzt schon sieben Monate mit Long-Covid arbeitsunfähig" Kann man denn Long-COVID in der Zwischenzeit überhaupt sauber diagnostizieren? Wie sieht denn die aktuelle Diffentialdiagnostik dazu aus?

  14. 39.

    Wenn wir noch das alte Volk von Malochern wären, wo der Mensch sich krankschreiben lässt wenn er wirklich krank ist.Aber anrufen ,Selbstdiagnose, 40 Fieber,Schützelfrost,sehr schwach mindestens 14 Tage,na Mahlzeit,arme Kollegen und Arbeitgeber.Was spricht dagegen wenn der Arzt den Patienten sich kurz anschaut?

  15. 38.

    ... auch lokale Apotheken liefern oft, macht bei preisgebundenen verschreibungspflichtigen Medikamenten auch keinen Kostenunterschied. Wenn die Medikamente denn lieferbar sind. Allerdings werden meist Anfangs bei Erkältungskrankheiten keine Medikamente verschrieben. Nur die üblichen Empfehlungen.

  16. 37.

    Telefon? Arztpraxis? *lol* sorry! Ein schlechter Scherz. Wir machen uns das System selber, das uns krank macht, weil unsere Haupt-Erkrankung die Dummheit ist!

  17. 36.

    Sei es wie es ist, mittlerweile eh nur noch Meinung. Seit mich sogar mein Arzt wieder mit Handschlag begrüßt, ist die Welt für mich wieder in Ordnung. Allerdings finde ich eine telefonische Krankmeldung schon sinnvoll. Vorsätzlich oder gezwungenermaßen muß ja nun wirklich keine Infektionskrankheit verbreitet werden, auch eine echte Grippe ist oft kein Zuckerschlecken und so eine anschließende Lungenentzündung mitunter lebensgefährlich. Ganz abgesehen davon, das gerade in Erkältungszeiten die Wartezimmer so voll sind, das man, wenn nicht abgewimmelt da man sich mangels telefonischer Erreichbarkeit(!), direkt dorthin begeben hat, stundenlang warten muß, nur um dann auch ohne richtige Untersuchung mit Krankschreibung und dem Rat wiederzukommen wenns schlimmer wird, gehen kann. Genau das ist der Unterschied zu Corona niemand macht Tests erst wenn man richtig und länger deswegen in den Seilen hängt. Besonders bei Älteren kommt das dann auch nicht auf den Totenschein.

  18. 35.

    Telefonisch ? Es geht doch kaum noch jemand ans Telefon in den Praxen , das ist ein schrecklicher Zustand in dem wir uns befinden . Egal welchen Arzt man anruft !

  19. 34.

    >"Genau diese Abhärtung ist durch die Maßnahmen ja völlig flöten gegangen."
    Das lasse ich für den normalen Alltag Supermarkt, Arbeit, ÖPNV und so gelten. Für Wartezimmer in Arztpraxen voller kranker und schon geschwächter Menschen sollten die Ansteckungsmöglichkeiten aber doch nach menschlichem Ermessen schon gering gehalten werden. So gehört es sich, dass man als Erkältungskranker zumindest dann auch ne FFP2 Maske in der Arztpraxis aufsetzt, wenn man denn überhaupt eingelassen wird.

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