Hannah Arendt © Art Resource, New York, Hannah Arendt Bluecher Literary Trust
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Hannah Arendt – endlich verstehen - Hannah Arendt - Das Nachgespräch (7/7)

"Und? Was haste jetzt gelernt?" Neun Monate der Annäherung an Hannah Arendt - unter Pandemiebedingungen. Das war manchmal zum Aufgeben anstrengend - aber auch die Chance, viel tiefer einzusteigen in die Welt der Hannah A., als wir es je vor hatten. Im Nachgespräch fragten wir, Tina Heidborn und Heide Oestreich, uns, was nun wohl hängebleibt, in unseren Hirnen. Da kam eine Menge zusammen. Denn ein Gefühl hat uns nicht verlassen in dieser ganzen Zeit: Arendts offenes Denken, das ist nicht zu Ende. Mit der kommen wir noch ein ganzes Stück weiter.

Hannah Arendt

Hannah Arendt war eine der großen Intellektuellen des 20. Jahrhunderts: Demokratie, totalitäre Herrschaft, Menschenrechte, Antisemitismus - ohne Arendt würden wir das alles heute nicht so denken, wie wir es denken.

Die Heidegger-Schülerin und Freundin von Karl Jaspers wechselte Briefe mit den Geistesgrößen ihrer Zeit und beobachtete das politische und gesellschaftlich Geschehen in den USA, in Deutschland und Europa aufmerksam. Sie war zu Lebzeiten eine einflussreiche Publizistin und sehr oft die einzige Frau unter vielen wichtigen Männern. Eine streitbare Denkerin, aufgewachsen in Deutschland, vor den Nazis geflohen, Uni-Karriere in den USA. Erst mit Mitte 50 wurde sie einer großen Öffentlichkeit bekannt, als Eichmann-Beobachterin in dem Jerusalemer Prozess 1961, ihr Diktum von der "Banalität des Bösen" bleibt prägend bis heute.

Sie rauchte Kette. privat und bei Fernsehinterviews, sie formulierte prägnant und eckte Zeit ihres Lebens immer wieder an - mit ihrer Unabhängigkeit, der analytischen Schärfe und dem Weitblick ihrer Analyse: Lieber eine Debatte zu viel als eine zu wenig und dann zum nächsten Thema, das sie interessierte.

Die aufkommende Frauenbewegung - nicht ihr Ding. Ihre Eichmann-Beschreibung und ihr Eindruck vom Jerusalemer Prozess - sie sah nicht kommen, wie ihr Buch wirken und dass darüber persönliche Freundschaften zu Bruch gehen würden. Sie nahm Anfeindungen in

Kauf, sie verteidigte sich nach vorne, sie blieb sich treu. Und war und ist in dieser persönlichen Unbeirrbarkeit bis heute eine faszinierende Frau.

Heide Oestreich und Tina Heidborn

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Beitrag von rbbKultur